Barock, Granit und endlose Eukalyptuswälder


Publiziert von Nik Brückner , 23. März 2022 um 15:25.

Region: Welt » Portugal
Tour Datum: 8 März 2022
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: P 
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 550 m
Abstieg: 550 m
Strecke:17,5km
Unterkunftmöglichkeiten:Zahlreiche in Braga

Beruflich in Braga, Portugal! Und was macht der Hikr bei solchen Gelegenheiten? Eine Wanderung! Diese hier führt aus dem Stadtzentrum hinaus nach Süden, durch dichte Eukalyptuswälder, über riesige Granitfelsen und zu dem barocken Schmuckstück Santa Maria Madalena da Falperra. Im Ohr: "The Mirror Effect" von Artnat, einer portugiesischen Band natürlich.

 
Start dieser Tour war, wie schon bei meiner ersten einige Tage zuvor, der zentral gelegene Jardim da Avenida Central (194 m) in Braga (200 m), an der imposanten Igreja dos Congregados.
 
Die Igreja dos Congregados ist die barocke Kirche der Kongregation von São Filipe de Néri. Wegen ihrer gewagten Fassade wird der Bau Bragas Stararchitekten André Soares (1720–1769) zugeschrieben. Beachtenswert sind die Mönchskapelle (oder Kapelle Unserer Lieben Frau der Erscheinung) und das Retabel Unserer Lieben Frau der Schmerzen (Portugiesisch: "Nossa Senhora das Dores").
  

Dieses Mal wandte ich mich aber nicht nach Osten, sondern nach Süden. Die Granitfelsen am Monte de Santa Marta, die man vom gesamten Stadtgebiet aus sehen kann, hatten es mir angetan. Ich verließ den Jardim da Avenida Central auf der Avenida da Liberdade, und querte bald links hinüber zur parallel nach Süden verlaufenden Avenida 31 de Janeiro. Diese wird bald zur Avenida Doutor Porfirio da Silva, bevor sie an einem kleinen Platz in die Rua Simões de Almeida übergeht. Diese endet an einer Unterführung, wo eine Treppe unter einer Schnellstraße hindurchführt. Dann ging's auf der Calçada dos Padres weiter, die Rua da Fonte Seca entlang und die Rua da Boavista hinauf. Ich überquerte die N 309 und lief noch ein Stück in die Rua do Barral hinein. Hier wandte ich mich zwischen einigen neu gebauten Häusern links hinauf, wo ich noch unterhalb der Via da Falperra auf meinen Wanderweg stieß.

Wobei "Wanderweg" vielleicht ein bisschen zuviel gesagt ist. Zwar gibt es hier viele tolle Wege aller Art, von breiten Forstautobahnen bis hin zu schmalen Pfaden, diese sind jedoch nicht markiert. Man muss sich die eigene Route selbst suchen.

Ich wanderte nun auf einem wunderschönen Pfad südwärts in den Wald hinein.

Und was für ein Wald das ist! Dieser Geruch! Fantastisch! Was ist das? Meine Pflanzenerkennungs-App verrät es mir: Eukalyptus! Na, das nenne ich Wandern mit allen Sinnen.

Am unteren Ende eines vom Monte de Santa Marta herabziehenden Tals zweigt rechts ein Weg ab, der ebenfalls recht schön zu sein verspricht. Ich lief aber das Tal hinauf, um weiter oben nach den erhofften Granitfelsen zu suchen. Weil ich dort aber keine vorfand, wandte ich mich an einer großen Wegkreuzung nach rechts. Dieser Weg führt abfallend in die Nordwestflanke des Monte de Santa Marta, wo ich in ein Gebiet von Baumjugendlichen gelangte. Auf der anderen Seite waren endlich die ersehnten Granitfelsen zu sehen. Hier schlängelt sich auch eine Downhill-Route durch das Felsenlabyrinth, die ich gerne nutzte, wenn über die Felsen kein Weiterkommen war. 

T4/I, würde ich sagen! Je nach Routenwahl jedenfalls. Man kann auch im T1-Bereich auf den Monte de Santa Marta steigen, kein Problem. Ich stieg über riesige schräge Platten, deren Reibungsquotient nach dem vielen Regen nicht gerade ideal war, die meine Vibrams zum Glück aber hielten. Meistens jedenfalls... Hin und wieder wich ich kurz auf den Downhill-Trail aus, dann verschwand ich wieder zwischen den Felsen. Schon weit oben überquerte ich die Rua de Santa Marta, die Zufahrtsstraße zum Gipfel, und überkraxelte die letzten Felsen

Der Monte de Santa Marta (562 m) scheint ein beliebter Aussichtsberg zu sein, und ein ebenso beliebtes Plätzchen für romantische Schäferstündchen. Fragt mich nicht, woher ich das weiß. Ich sage nur soviel: Man sollte auf den Boden sehen, Naturkautschuk-Latex reduziert den Reibungsfaktor von Granit....

Egal: Der parkartige Gipfel ist wunderschön, die Aussicht grandios, und damit ist der Monte de Santa Marta der schönste Aussichtsgipfel zwischen Bom Jesus und, nun ja, hier. Sehenswert ist auch die Kapelle Santa Marta das Cortiças und eine archäologische Fundstätte auf dem Gipfel.

Ich wanderte auf die Ostseite hinüber, wo die Fortsetzung der Rua de Santa Marta als steiles Schottersträßchen bergab führt. Bald zweigt ein Weg (oder besser: Ein Wegelabyrinth) links hinunter. Hier stieg ich über Stock und Stein durch wilde Eukalyptuswälder hinunter zur Capela de Santa Marta do Leão (435 m)

Die Kapelle Santa Marta do Leão heißt nach einem Löwen ("Leão"), weil sich ganz in der Nähe der Fonte do Leão befindet. Dazu gleich mehr.

Die Kapelle stammt aus dem Jahr 1917 und wurde auf Kosten Júlio d'Amorim Limas, eines angesehenen Bürgers Bragas errichtet. Die Einrichtung mit Volants, Altar, Tribüne und Kanzel stammt aus der alten Kirche des Convento dos Remédios, die 1911 abgerissen wurde. Das Bild der Schutzpatronin stammt vom Bildhauer João Evangelista Vieira aus Braga und war ein Geschenk von Leopoldo de Sousa Machado, der bei den Feierlichkeiten von 1916 gesegnet worden war.


Von dem Kirchlein führt eine breite Allee hinunter. dort befindet sich rechterhand der bereits erwähnte Fonte do Leão.

Der Fonte do Leão gehört ebenso wie die Kapelle zum Heiligtum von Falperra, das sich von der Kapelle Santa Marta bis zur Kirche Santa Maria Madalena erstreckt. Der Legende nach wurde er errichtet, um die vielen Bären, die in der Gegend lebten, zu verscheuchen. Sie besagt, dass die Figur des Löwen, verbunden mit dem Geräusch, das durch den ständigen Wasserfluss verursacht wird, ausreichte, um die gefürchteten Bären zu verscheuchen.

Bald passiert man das Golden Tulip Braga (423 m), ein "historisches" (das bedeutet laut Auskunft des Internets: heruntergekommenes) 4-Sterne-Hotel das in den Ruinen des Franziskanerklosters Varatojo erbaut wurde. Interessanter ist das Santuário de Santa Maria Madalena da Falperra (440 m), zu dem ich nun hinaufstieg.

Die Kirche Santa Maria Madalena (auch bekannt als Igreja da Falperra) wurde im 18. Jahrhundert auf Initiative von Erzbischof D. Rodrigo de Moura Telles nach einem Entwurf des bereits erwähnten Architekten André Soares erbaut. Sie ist ein herausragendes Beispiel portugiesischer Barockarchitektur. Sie wurde 2016 als Nationaldenkmal eingestuft.

Besonders beeindruckend ist die retabelartige Fassade aus Granit, die trotz der Härte dieses Gesteins fast "weich" wirkt und üppig verziert ist. Besonders auffällig ist der Thron der Heiligen Maria Magdalena, flankiert von zwei Türmchen mit den Büsten der Heiligen Martha und des Heiligen Lazarus.

Das Innere ist mit Fliesen aus dem 18. Jahrhundert des Keramikers Policarpo de Oliveira Bernardes verkleidet. Leider war die Kirche geschlossen, als ich kam...


Ein wenig enttäuscht wanderte ich nach Nordosten weiter, eine letzte Allee hinunter in einen kleinen Sattel. Dort hielt ich mich halblinks, mied aber die Straße und stand bald an der Rua Pre. Silva Gonçalves. Diese überquerte ich, und wanderte drüben geradewegs steil hinauf auf den Monte Frio. Zunächst geht es durch Eukalyptuswälder hindurch, dann tritt man auf eine freie Ebene hinaus, die von malerischen Granitfelsen besetzt ist. Der Weg schlängelt sich hindurch und weiter hinauf; der Gipfel des Monte Frio (Serra da Falperra) (542 m) ist allerdings nur weglos zu erreichen - durch Dornengestrüpp.

Ich kehrte wieder um, und wanderte ein Stück Richtung Rua Pre. Silva Gonçalves hinunter. Bei einem Abzweig hielt ich mich rechts, und gelangte bald steil hinunter zur Via da Falperra. Diese überquerte ich, um einen Weg zu finden, der hier oben, direkt an der Straße, allerdings nicht mehr zu existieren scheint. An Baumstämmen hangelte ich mich über mehrere Stufen hinab - offenbar wurde dieser Hang einst landwirtschaftlich genutzt - bis ich endlich auf meinen Weg stieß, und diesem nach links, bergab folgte. Beim ersten Abzweig hielt ich mich rechts, überquerte bald ein freies Feld, und wanderte erneut durch Eukalyptuswälder über einen letzten bewaldeten Rücken. Oberhalb der Rua de Calvelo de Cima gelangte ich zurück in die Zivilisation.

Schon die nächste rechts war dann die Rua da Boavista, und so wanderte ich auf meinem Hinweg wieder zurück zum Jardim da Avenida Central (194 m).


Fazit:

Wunderbare Tour über die beiden markanten Hügel südlich Bragas. Faszinierend ist auch hier die Vegetation: Orangen- und Zitronenbäume in den Gärten, Eukalyptus und Korkeichen im Wald, grandiose Granitfelsen, dazu die fantastische Aussicht vom Monte de Santa Marta und vom Monte Frio. Schade nur, dass Santa Maria Madalena da Falperra geschlossen war - die Kirche hätte mich sehr interessiert.

Tourengänger: Nik Brückner


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