Marmolata (3309 m) von Süden über Hans-Seyffert-Weg

Obwohl der Aufstieg von Norden kürzer und alpinistisch vermutlich abwechslungsreicher ist, hat der Aufstieg von Süden den Vorteil, ohne Gletscherberührung und damit uneingeschränkt sologeeignet zu sein. Mein Hauptgrund für die Südvariante war aber, dass ich mich für geologische Untersuchungen in der Region auf der Contrinhütte einquartiert hatte und der Versuchung nicht widerstehen konnte, von dort dem höchsten Dolomitengipfel einen Besuch abzustatten. Der Aufstieg von der Contrinhütte zu der Marmolatascharte ist eine einfache, im oberen Abschnitt zunehmend steile Wanderung. An der Scharte begegnet man ersten Kriegsrelikten in Form eines erstaunlich gut erhaltenen Unterstandes und reichlich Stacheldraht im Schutt. Der Klettersteig am Westgrat ist ein alter Kriegssteig der Österreicher und, obwohl modernisiert, mit zahlreichen historischen Relikten aus dem WK1 durchsetzt. Am Ende des unproblematischen Klettersteigs läuft man unschwer auf Firn den Grat entlang und passiert kurz vor dem Gipfel die Capanna Punta Penia, die allerdings geschlossen war. Im Nebel tastete ich mich weiter bis zum Gipfelkreuz. Vermutlich ist die «Nordrunde» alpinistisch schöner, vor allem bei besserem Wetter, aber ich war froh, endlich und eher unverhofft auf der «Königin der Dolomiten» gewesen zu sein.