Grate an der Gans


Publiziert von Nik Brückner , 26. November 2021 um 06:57.

Region: Welt » Deutschland » Westliche Mittelgebirge » Sonstige Höhenzüge und Talgebiete
Tour Datum: 8 Mai 2021
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 2:00
Aufstieg: 180 m
Abstieg: 180 m
Strecke:4,5 Kilometer
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Bad Kreuznach aus zum Wanderparkplatz an der Nelli-Schmithals-Straße.
Unterkunftmöglichkeiten:In Bad Kreuznach

Die Gans ist ein hübscher Berg in der Felslandschaft zwischen Bad Kreuznach und Bad Münster. Für die meisten vor allem ein Ausflugs- und Aussichtsberg, legt die unmittelbare Nähe der höchsten Felswand zwischen Alpen und Skandinavien doch nahe (!), dass hier mehr gehen könnte. Tatsächlich sind vom Tal aus zwei eindrucksvolle Grate zu sehen: Der Nordgrat und der Nordwestgrat. Beide lassen sich zu einer kurzen, aber knackigen Rundtour im T6-Bereich kombinieren: Abstieg über den Nordgrat und Wiederaufstieg über den Nordwestgrat.

Und so dübelte ich eines nicht so schönen Maitages nach Bad Kreuznach, begleitet von Liquid Tension Experiment 3.



Der Ausgangspunkt meines Töürls war der Wanderparkplatz an der Nelli-Schmithals-Straße in Bad Kreuznach. Das sagt man jedenfalls dem Navi. Die offizielle Bezeichnung ist "Wanderportal Kuhberg" (247m). Der Wanderparkplatz Rheingrafenwiese wäre ebenfalls ein geeigneter Ausgangspunkt.

Ich wanderte auf dem schönen Waldweg, der von hier aus ziemlich genau gen Süden führt, ohne viel Auf und Ab hinüber Richtung Gans. Unterhalb des Hofguts Rheingrafenstein (das man vom Weg aus jedoch nicht sieht) macht der Weg eine enge Rechtskurve, und steigt dann nach Nordwesten zur Gans hin an. Auf diesem Weg ist der nördlichste Punkt der Gans zu erreichen, der per Wanderweg erschlossen ist. An diesem Punkt macht der Weg eine ebenso enge Linkskurve. Genau hier kommt der Nordwestgrat herauf.

Ein paar Meter davor (also östlich davon) zieht der Nordgrat ins Tal hinunter, zunächst als völlig unscheinbare Bodenwelle, dann weiter unten als mäßig schmaler Rücken, und noch weiter unten dann als scharfe Felsschneide. Verlässt man hier den Weg, hält man direkt auf den Rücken weiter unten zu. Hier stößt man auf eine schmale Pfadspur, die den Rücken entlang nordwärts führt. Dieser folgt man. Bald wird's felsiger, und der Rücken schnürt sich zusammen. Kleine Bäume, die auf dem felsig-kargen Boden wachsen, kann man einfach umgehen. Bald steht man vor einer Steilstufe. Die steigt man etwas rechts der Kante, oder (vermutlich einfacher) weiter nach rechts ausschweifend hinunter. Unten findet man sich dann in einem kleinen Sattel wieder, von dem aus der Grat, nun wieder als Felsschneide, noch ein Stück nach Norden weiterführt, bevor er steil ins Tal abfällt. Hier geht's noch einige Meter nach vorn, zu einer schmalen Felskanzel, von der aus man einen schönen Tiefblick hinunter ins Nahetal (hier auch "Salinental" genannt) hat.
 
Nun kehrte ich zurück zum Sattel, und verließ diesen nach rechts. Auf Tierspuren querte ich das Geröllfeld hinüber zum deutlich schärferen, schmaleren und steileren Nordwestgrat. Die Querung ist unproblematisch, man muss aber aufpassen, keine Steine hinunter zu treten. Unten verläuft eine Bahnlinie, auf der reger Verkehr herrscht.
 
Direkt am Nordwestgrat stand ich dann zunächst vor einem Rätsel. Wie sollte ich auf den Nordwestgrat hinaufkommen? Feuchter Steilwald, erdig, schmierig, und auch in trockenem Zustand nur schwer zu ersteigen. Es gibt überhaupt nur wenige Möglichkeiten, hier auf den Grat hinaufzukommen, und ich musste ein bisschen herumprobieren. Mir half dann aber das Glück: Unmittelbar vor mir schlängelte sich ein Fuchs dort hinauf, offensichtlich auf einer Spur, die er öfter beging. Auch eine Route für mich?

Tatsächlich! Der Aufstieg auf feuchter Erde und durch Gestrüpp war zwar nicht gerade angenehm, aber der Fuchs zeigte mir einen passablen Weg. Trotzdem schmierig, brüchig, heikel, T6.
 
Auf dem Grat ist's dann aber kaum leichter. Hier erwarten den Nordwestgrataspiranten nun einige Kletterstellen. Leicht zwar, aber der Fels ist äußerst brüchig. Darum ist Vorsicht geboten. Zunächst geht es über Felszacken, und – vorschichtig – um sie herum mäßig steil hinauf, dann folgt eine Steilpassage. Kurz davor quert noch eine Spur, die links im Waldhang endet und rechts vielleicht nirgends hinführt. Von hier an geht es nun steil die brüchige Schrofenkante hinauf, zum Teil mit Hilfe von Gestrüpp, das hier üppig wächst, aber beim Anstieg nicht weiter stört. Oben angekommen, hat man eine gute Chance, auf Aussichtssuchende zu stoßen. Ich stieß auf einige schöne Menschen, frisch geeltert, und quatschte kurz mit ihnen. Dann wanderte ich die Gans hinauf, und genoss die dortige Aussicht.

Die ist echt schön, wenn auch nur ein Halbkreis. Los geht's mit dem nahen Rheingrafenstein, auch die Ebernburg ist zu sehen. Dahinter ragt am Hori der Lemberg auf. Dann schweift der Blick über die Nahe zu Gangelsberg und Welschberg. Direkt gegenüber die große Prominenz: der Rotenfels, mit der höchsten Felswand zwischen Alpen und Skandinavien. Jenseits, im Nordwesten, sind die Kesselberge zu sehen, weiter Richtung Norden Salzkopf und Franzosenkopf am Rhein.

Dann ging's über die Sternwarte wieder zurück zum Wanderparkplatz an der Nelli-Schmithals-Straße.


Fazit:

Kleine aber wilde Kurztour in einem Gelände, das man im deutschen Mittelgebirge kaum erwarten würde. Es ist ein bissl rustikal, das muss man mögen.


Ausrüstung:

Feste Schuhe, Helm

Tourengänger: Nik Brückner


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentar hinzufügen»