Bike&Hike: Schwändigraben und Schüelerwägli


Publiziert von ABoehlen , 29. Juli 2021 um 20:18.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Emmental
Tour Datum:22 Juli 2021
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 2:00
Aufstieg: 230 m
Abstieg: 230 m
Strecke:(Hike only) Schwändigraben – Hüsi – Häuslenbach – Buch – Schwändigraben, 4 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:zuhause
Zufahrt zum Ankunftspunkt:zuhause
Unterkunftmöglichkeiten:zuhause
Kartennummer:LK1167 Worb, 1168 Langnau i.E.

Das sonnige Wetter hält an, daher nutze ich diese Gelegenheit für eine weitere Kraxeltour in Kombination von Bike&Hike. Die Radstrecke ist dieselbe wie gestern, aber kürzer. Beim Hof & Gschänklade in Rünkhofen (Gemeinde Bowil) biege ich links ab, in den Schwändigraben hinein. Ein befahrbarer Weg führt knapp 2 km in dieses Tal hinauf, wobei der letzte Teil mühsam zu befahren ist, weshalb ich das Velo beim Wendeplatz, der dem alten Pt. 745 (Siegfriedkarte) entspricht, abstelle.

Der Schwändigraben, der sich von der Blasenfluh direkt nach Süden erstreckt, ist der wildeste Graben dieser Gegend. Kein einziges Haus steht entlang des Baches, ausser dem Schiessstand der Kleinkaliberschützen Bowil und zwei Ställen, die ich zuvor passiert habe. Der Bach plätschert zwar friedlich vor sich hin, aber das will nichts heissen, wie uns dieses Jahr wieder einmal gezeigt hat. Heftige Gewitter oder lange, intensive Niederschläge können auch aus harmlosen Wasserläufen tobende Wildwasser machen! Wie dem Gedenkstein an diesem Wendeplatz zu entnehmen ist, war dies hier zuletzt am 28.07.2014 der Fall.

Das Velo wird abgeschlossen, genügend Anti-Brumm gespritzt und ab geht's in den Dschungel. Bis zum Pt. 767 ist die Strecke begrenzt befahrbar und einfach zu begehen. Zwei Stühle laden dort zur Rast ein und ein neuer Steg aus Holz ermöglicht die einfache Traverse des Baches. Ein Wegweiser mit der Aufschrift «Schüelerwägli» zeigt in den Abhang hinauf. Der damit gemeinte Weg war einst auch in der Landeskarte drin, aber jetzt nicht mehr. Ich hoffe, wenn alles gut geht, auf dem Rückweg dort hinunter zu kommen.

Jetzt steht aber erstmal der Graben und sein Bach im Fokus. Die Siegfriedkarte zeigte bis ca. 1950 einen Weg entlang des Baches und im Übersichtsplan (ÜP) der Amtlichen Vermessung ist er heute noch enthalten. Tatsächlich ist eine Spur vorhanden, teilweise im «Gemüse» versunken, aber mitunter auch sehr deutlich. Über den von Winkel herunterkommenden Bach, der tief eingegraben ist, führt sogar eine dicht bewachsene Brücke (Pt. 828 Siegfriedkarte). Aber dann ist urplötzlich Schluss mit dem Weg und nur noch mannshohes Gestrüpp mit und ohne Dornen, bzw. Brennhaare umgibt mich. Das scheint mir etwas seltsam und ich krabble einfach mal ein Stück den feuchten Abhang empor. Baumstämme, Äste und Zweige sind zwar auch lästig, aber überwindbar. Einige Meter weiter oben finde ich erfreulicherweise wieder eine Spur, die – nun in deutlicherem Abstand zum Bach als zuvor – weiter talaufwärts führt.

Es macht den Anschein, dass der Weg bis zu dieser Stelle vorhin noch ab und an begangen wird, vielleicht an heissen Sommertagen auf der Suche nach Erfrischung am Bach inmitten des Waldes. Ab hier ist das definitiv nicht mehr der Fall. Wohl finden sich immer wieder mal Wegspuren, sogar Abschnitte, die problemlos begehbar sind, aber oft ist auch einfach alles weg gerissen oder so stark überwachsen, dass kein Durchgang mehr erkennbar ist.

Während der ÜP den Weg bis zur Verbindungsstrasse Oberthal – Häuslenbach zeigt, endet er auf der Siegfriedkarte ungefähr unterhalb von Hüsi (teils auch Häusi oder Bergerhüsi genannt). Auf jeden Fall scheinen die erkennbaren Spuren nun deutlich anzusteigen, verlieren sich aber bald im unübersichtlichen Wald, wo viel Fallholz herumliegt. Nun bin ich aber schon so hoch, dass ich nicht mehr zum Bach hinunter will und steige einfach weiter den sehr steilen und feuchten Waldhang hinauf. Dort, wo der Verbindungsweg Hüsi – Winkel (oder Weichel) ein Waldstück quert, komme ich ins Freie, glücklicherweise, ohne zuvor über einen Weidezaun klettern. zu müssen. Entlang dieses Grasweges ist es nur noch ein Katzensprung bis zur Strasse beim Hüsi (ca. 890 m).

Das war ein tolles Abenteuer! Nun einfach dem Strässchen folgen ist geradezu ideal, um sich ein wenig zu entspannen. Die Ruhebank am Waldrand bei der Käserei Häuslenbach ist dazu noch besser geeignet. Anschliessend gelange ich in den Geisswald (oder Geissmattwald), wo ich den mit ca. 925 m höchsten Punkt für heute überquere. Am südlichen Rand dieses Waldes bietet sich eine umfassende Aussicht Richtung Alpen, die heute allerdings in Dunst und Wolken gehüllt sind. Macht aber nichts; es ist auch schön, mal den Churzenberg horizontbildend zu sehen!

Rechterhand geht es nach Unterbuch und dem Hof mit dem komischen Namen «Rotzi» entgegen. Ohne diesen jedoch zu erreichen, steige ich linkerhand über die frisch gemähte Wiese ab, dem Waldrand entgegen. Das ist jetzt eben dieses «Schüelerwägli» und beim Waldeingang steht wieder ein solcher Wegweiser wie unten. Kaum zu glauben, dass früher die Kinder aus den östlichen Teilen der topografisch sehr stark gegliederten Gemeinde Oberthal auf solch wilden Wegen zu Fuss ins Schulhaus gehen mussten, welches sich seit 1871 im Ortsteil Känelthal befindet!

Etwas verwundert nehme ich zur Kenntnis, dass sich hinter dem Wegweiser nur Gestrüpp befindet. Aber da wühle ich mich jetzt einfach durch und schon liegt der Weg vor mir! Sehr steil geht es im Zickzack nach unten. Ein Drahtseil ermöglicht den nötigen Halt, wenn es nass und rutschig ist. Nach gut 90 Höhenmetern bin ich wieder unten beim Steg und entlang des Talweges bald beim parkierten Velo. Zeit für eine Pause auf der schattigen Ruhebank. Schön war es in dieser Wildnis ganz nahe von zuhause! Es folgt noch die halbstündige Velofahrt auf der stark befahrenen Hauptstrasse 10 unter der heissen Mittagssonne, dann geht's ab unter die Dusche!

Tourengänger: ABoehlen
Communities: Bachwandern, Bike & Hike


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