Calnegia – Orsalia – Bosco/Gurin oder Schicksal am Piz Orsalia
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Schon lange, länger wie viele andere Alpen in der Val Bavona, stand die Alpe Orsalia auf meiner Wunschliste. In den letzten Jahren war meine Aktivität in der Val Bavona aufgrund mangelnder Fitness eingeschränkt, dieses Jahr nun endlich wieder Fit. Inzwischen hatte ich von einem Kollegen den Roman "Schicksal am Piz Orsalia" zum lesen bekommen und diese Geschichte eines Guriner Grenzwächters während dem 2. Weltkrieg mit Interesse verschlungen. Es lag also auf der Hand, mit eben diesem Kollegen nun die Gegend der Alpe Orsalia zu erkunden. Eine Erkundungstour zum Corte di Fondo hatte ich vor einiger Zeit mal unternommen und kannte also den Anfang des Weges. Der Weg ist ziemlich genau, aber nicht mehr ganz aktuell, auf der 25'000-er Landkarte von 1969 eingezeichnet.
Trotz angesagtem Regen machten wir uns gegen Mittag in Foroglio zusammen auf den Weg ins Val Calnegia. Sorgen machte mir neben dem Regen auch die völlig ungewisse Situation bezüglich Schnee, ist doch im Winter 2020/21 überdurschnittlich viel Schnee gefallen. Unerwartet lange, nämlich fast 2h brauchten wir bis zum Weiler von Calnegia, wohl auch wegen des umfangreichen Gepäcks mit genügend Wasser, Proviant und Biwak-Material inkl Zelt.
Der Einstieg zum Weg in Calnegia findet sich beim obersten Haus des Weilers, er führt sogleich ansteigend in den Wald hinauf, ist gut sichtbar und mit vielen Steinmännern markiert. Er führt durch den bewaldeten Schuttkegel der wasserlosen Rinne, welche vom Strahlbann nach Calnegia hinunter zieht, hinauf in die Rinne hinein und führt dann über ein Sims rechts aus der Rinne hinaus bei ca. 1400 m.ü.M. Auf dem anschliessenden Grätchen, neben dem wasserführenden Bachlauf entlang dem Bach, führt eine aus den Erlen ausgeschnittene Spur hinauf dem Bach entlang bis unterhalb eines Felsriegels bei ca 1600 m.ü.M. Dort geht man nach links aufsteigend in den Lärchenwald hinein, und steigt dann um eine Nase herum direkt zur schönen Terasse vom Corte di Mezzo auf.
Beim Eintritt ein den Lärchenwald beginnt es zu nieseln, wie erwartet, und wir erreichen Corte di Mezzo im leichten Regen. Ich höre schon den Kollegen noch nicht ganz oben angekommen freudig rufen, dass die Hütten offen sind. Sie sind sogar gut im Stand und ganz einfach aber sehr nützlich eingerichtet. Feuerstelle & Wasser vorhanden, Handyempfang gering, aber vorhanden. Für eine Übernachtung bei Regen also durchaus das bestmögliche. Gemäss meinem Plan wäre unser Tagesziel jedoch mind. Corte di Cima oder sogar noch besser einer der beiden Seen weiter oben vorgesehen gewesen. Wir entscheiden uns, noch weiter zu gehen.
(Wegzeit Foroglio - Corte di Mezzo: 5h, Spur ab Calnegia deutlich unterhalten und mit Steinmännern markiert)
Der Weg zum Corte di Cima führt durch die Placken beim Brunnen und gegenüber der Mulde schräg in die Lärchen hinein. Die Spur weniger deutlich, Markierungen seltener. Als Orientierung dient allerdings ganz deutlich die schwarze Wasserleitung des Brunnens vom Corte di Mezzo. Der Weg verläuft weiter unten, als auf der 69er Karte eingezeichnet, leicht aufsteigend hinüber zum Ri d'Orsalia. Vor dem einstieg in die Bachrinne steigt man auf der Runse am "Westufer" des Bachs hoch, dort, wo die Erlen weggeschnitten sind. 50-100 Höhenmeter weiter oben quert der Weg dann gut sichtbar nach Osten über den Bach, jetzt wieder auf der Trassee des ehemaligen alten Weges. Ein weiterer Bach wird gequert, um dann über grasigen Hang die letzten Meter zum Corte di Cima aufzusteigen.
Wie angetönt, gingen wir weiter, der etwas abschüssigen schmalen Spur durch die dichte, verregnete Vegetation zum Ri d'Orsalia zu folgen. Vor dem Überqueren des Bachs lassen wir uns aus Unkenntnis des Wegs und wegen eines in die Irre führenden Steinmannes verwirren und gehen ohne aufzusteigen in die Bachrinne hinein. Da geraten wir ins Erlendickicht und kämpfen uns mühsam der Wasserleitung folgend hoch. Ein Blick aufs GPS verrät uns, dass wir gegenüber dem alten Weg zu tief sind. Kurz oberhalb der Wasserfassung finden wir wieder auf den Weg zurück, und sind froh, so einigermassen unbeschadet Corte di Cima zu erreichen. Wegen der dichten Vegetation sind wir jedoch komplett durchnässt und die Hütte ist verschlossen. Ein Schlüssel lässt sich leider auch nicht finden, und der Splüi unterhalb ist uns zu feuchtkalt für eine Übernachtung. Wir beschliessen schweren Herzens den Wiederabstieg zum Corte di Mezzo, welcher sich aber absolut lohnt, da wir unsere nassen Kleider und Schuhe trocknen können am Feuer. Ballast lassen wir beim Corte di Cima und steigen nächstentags wieder auf, wo wir erneut durchnässt aber wenigstens ausgeschlafen ankommen.
(Wegzeit Corte di Mezzo – Bosco/Gurin: gut 5h, Wegspur bis oberhalb Corte di Cima, danach offenes Blockgelände bis zur Bocchetta)
Vom Corte di Cima zum Lago d'Orsalia ist eine Spur noch einige 10 Höhenmeter durch die Lärchen bis zum Blockfeld sichtbar und markiert. Wir verlieren im Blockfeld die Spur und kämpfen uns über die rutschigen Blöcke zu einer Runse mit leichter Vegetation, auf welcher wir gerade hoch zum "Staudamm" des Lago d'Orsalia hochsteigen, äusserst kräfteraubend. Im Steilstück weiter oben treffen wir wieder eine Spur, welche gemäss Karte von 69 einen leichten Schlänker nach Westen macht um das Blockfeld herum.
Beim See machen wir eine kurze Pause, um die Schuhe zu entwässern, der Regen hat aufgehört, dafür zieht Nebel auf. Der See in einer äusserst mystischen Stimmung, wenige Meter unter der Nebeluntergrenze.
Wir gehen entlang des Westufers des Sees und steigen in das Tälchen hoch, welches zur Bocchetta d'Orsalia hochzieht. Wir halten uns am Nordrand des Tälchens und kämpfen uns weiter weglos über die rutschigen Blöcke hoch. Die Kräfte schwinden, und wir realisieren, dass wir den Bus um 15:00 in Bosco Gurin erreichen sollten, keine Zeit für Pause. Im obersten Viertel erleichtert uns harter Schnee den Aufstieg kurz. Wir orientieren uns im dichten Nebel nur noch am GPS. Mit letzten Kräften erreichen wir die Bocchetta in vollem Nebel, die Aussicht könnte besser sein!
Wir gehen sofort weiter, um auf der Spur bis zum Üssera See abzusteigen, (welchen wir übrigens wegen des Nebels nicht einmal sehen), um dann im quasi Galopp über den markierten Wanderweg (T3) nach Bosco/Gurin absteigen. Die angegebene Zeit von 1h50 unterbieten wir um eine halbe Stunde, was dann reicht, um in aller Ruhe die Schuhe nochmals zu entwässern, bevor wir ins Postauto einsteigen.
Alles in Allem eine schöne Tour, und wir sind gottenfroh, lassen die Besitzer des Corte di Mezzo ihre Hütte offen und unterhalten diese und den Zustieg für solche Herausforderer des Schicksals am Piz Orsalia. Grazie mille!
Trotz angesagtem Regen machten wir uns gegen Mittag in Foroglio zusammen auf den Weg ins Val Calnegia. Sorgen machte mir neben dem Regen auch die völlig ungewisse Situation bezüglich Schnee, ist doch im Winter 2020/21 überdurschnittlich viel Schnee gefallen. Unerwartet lange, nämlich fast 2h brauchten wir bis zum Weiler von Calnegia, wohl auch wegen des umfangreichen Gepäcks mit genügend Wasser, Proviant und Biwak-Material inkl Zelt.
Der Einstieg zum Weg in Calnegia findet sich beim obersten Haus des Weilers, er führt sogleich ansteigend in den Wald hinauf, ist gut sichtbar und mit vielen Steinmännern markiert. Er führt durch den bewaldeten Schuttkegel der wasserlosen Rinne, welche vom Strahlbann nach Calnegia hinunter zieht, hinauf in die Rinne hinein und führt dann über ein Sims rechts aus der Rinne hinaus bei ca. 1400 m.ü.M. Auf dem anschliessenden Grätchen, neben dem wasserführenden Bachlauf entlang dem Bach, führt eine aus den Erlen ausgeschnittene Spur hinauf dem Bach entlang bis unterhalb eines Felsriegels bei ca 1600 m.ü.M. Dort geht man nach links aufsteigend in den Lärchenwald hinein, und steigt dann um eine Nase herum direkt zur schönen Terasse vom Corte di Mezzo auf.
Beim Eintritt ein den Lärchenwald beginnt es zu nieseln, wie erwartet, und wir erreichen Corte di Mezzo im leichten Regen. Ich höre schon den Kollegen noch nicht ganz oben angekommen freudig rufen, dass die Hütten offen sind. Sie sind sogar gut im Stand und ganz einfach aber sehr nützlich eingerichtet. Feuerstelle & Wasser vorhanden, Handyempfang gering, aber vorhanden. Für eine Übernachtung bei Regen also durchaus das bestmögliche. Gemäss meinem Plan wäre unser Tagesziel jedoch mind. Corte di Cima oder sogar noch besser einer der beiden Seen weiter oben vorgesehen gewesen. Wir entscheiden uns, noch weiter zu gehen.
(Wegzeit Foroglio - Corte di Mezzo: 5h, Spur ab Calnegia deutlich unterhalten und mit Steinmännern markiert)
Der Weg zum Corte di Cima führt durch die Placken beim Brunnen und gegenüber der Mulde schräg in die Lärchen hinein. Die Spur weniger deutlich, Markierungen seltener. Als Orientierung dient allerdings ganz deutlich die schwarze Wasserleitung des Brunnens vom Corte di Mezzo. Der Weg verläuft weiter unten, als auf der 69er Karte eingezeichnet, leicht aufsteigend hinüber zum Ri d'Orsalia. Vor dem einstieg in die Bachrinne steigt man auf der Runse am "Westufer" des Bachs hoch, dort, wo die Erlen weggeschnitten sind. 50-100 Höhenmeter weiter oben quert der Weg dann gut sichtbar nach Osten über den Bach, jetzt wieder auf der Trassee des ehemaligen alten Weges. Ein weiterer Bach wird gequert, um dann über grasigen Hang die letzten Meter zum Corte di Cima aufzusteigen.
Wie angetönt, gingen wir weiter, der etwas abschüssigen schmalen Spur durch die dichte, verregnete Vegetation zum Ri d'Orsalia zu folgen. Vor dem Überqueren des Bachs lassen wir uns aus Unkenntnis des Wegs und wegen eines in die Irre führenden Steinmannes verwirren und gehen ohne aufzusteigen in die Bachrinne hinein. Da geraten wir ins Erlendickicht und kämpfen uns mühsam der Wasserleitung folgend hoch. Ein Blick aufs GPS verrät uns, dass wir gegenüber dem alten Weg zu tief sind. Kurz oberhalb der Wasserfassung finden wir wieder auf den Weg zurück, und sind froh, so einigermassen unbeschadet Corte di Cima zu erreichen. Wegen der dichten Vegetation sind wir jedoch komplett durchnässt und die Hütte ist verschlossen. Ein Schlüssel lässt sich leider auch nicht finden, und der Splüi unterhalb ist uns zu feuchtkalt für eine Übernachtung. Wir beschliessen schweren Herzens den Wiederabstieg zum Corte di Mezzo, welcher sich aber absolut lohnt, da wir unsere nassen Kleider und Schuhe trocknen können am Feuer. Ballast lassen wir beim Corte di Cima und steigen nächstentags wieder auf, wo wir erneut durchnässt aber wenigstens ausgeschlafen ankommen.
(Wegzeit Corte di Mezzo – Bosco/Gurin: gut 5h, Wegspur bis oberhalb Corte di Cima, danach offenes Blockgelände bis zur Bocchetta)
Vom Corte di Cima zum Lago d'Orsalia ist eine Spur noch einige 10 Höhenmeter durch die Lärchen bis zum Blockfeld sichtbar und markiert. Wir verlieren im Blockfeld die Spur und kämpfen uns über die rutschigen Blöcke zu einer Runse mit leichter Vegetation, auf welcher wir gerade hoch zum "Staudamm" des Lago d'Orsalia hochsteigen, äusserst kräfteraubend. Im Steilstück weiter oben treffen wir wieder eine Spur, welche gemäss Karte von 69 einen leichten Schlänker nach Westen macht um das Blockfeld herum.
Beim See machen wir eine kurze Pause, um die Schuhe zu entwässern, der Regen hat aufgehört, dafür zieht Nebel auf. Der See in einer äusserst mystischen Stimmung, wenige Meter unter der Nebeluntergrenze.
Wir gehen entlang des Westufers des Sees und steigen in das Tälchen hoch, welches zur Bocchetta d'Orsalia hochzieht. Wir halten uns am Nordrand des Tälchens und kämpfen uns weiter weglos über die rutschigen Blöcke hoch. Die Kräfte schwinden, und wir realisieren, dass wir den Bus um 15:00 in Bosco Gurin erreichen sollten, keine Zeit für Pause. Im obersten Viertel erleichtert uns harter Schnee den Aufstieg kurz. Wir orientieren uns im dichten Nebel nur noch am GPS. Mit letzten Kräften erreichen wir die Bocchetta in vollem Nebel, die Aussicht könnte besser sein!
Wir gehen sofort weiter, um auf der Spur bis zum Üssera See abzusteigen, (welchen wir übrigens wegen des Nebels nicht einmal sehen), um dann im quasi Galopp über den markierten Wanderweg (T3) nach Bosco/Gurin absteigen. Die angegebene Zeit von 1h50 unterbieten wir um eine halbe Stunde, was dann reicht, um in aller Ruhe die Schuhe nochmals zu entwässern, bevor wir ins Postauto einsteigen.
Alles in Allem eine schöne Tour, und wir sind gottenfroh, lassen die Besitzer des Corte di Mezzo ihre Hütte offen und unterhalten diese und den Zustieg für solche Herausforderer des Schicksals am Piz Orsalia. Grazie mille!
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valser
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