Quarantäne? Cool! Winterwandern in Nordkanada. Yukon Territory / Whitehorse Teil 2


Publiziert von Vielhygler , 3. Februar 2021 um 23:07.

Region: Welt » Canada » Yukon
Tour Datum: 8 Dezember 2020
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT1 - Leichte Schneeschuhwanderung
Wegpunkte:
Aufstieg: 75 m
Abstieg: 75 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:In Copper Ridge, der südwestlichsten Ecke der Stadt Whitehorse, befinden sich kostenlose Parkmöglichkeiten und ein Trailzugang am Drift Drive. Hier auch Hinweisschilder: "Hunde anleinen" etc....
Zufahrt zum Ankunftspunkt:dito
Unterkunftmöglichkeiten:keine
Kartennummer:Für Whitehorse: Google Maps. Die Straßen stimmen. Unbrauchbar leider die downtown bei "Fireweed Books" erhältliche, 20 Jahre alte 1:50 000 - Ausgabe der National Geographic System / Blatt Whitehorse. Für Aussichten: der Deuschle weiß vom Yukon gar nix.

Zwei Wochen Quarantäne im hohen Norden Kanadas, im winterlichen Yukon Territory, bedeuten, daß es  14 x 18 Stunden einsam, kalt und dunkel ist. Bleiben täglich 6 nicht minder einsame, kalte Stunden, während derer es aber  einigermaßen hell ist. Wie gut, daß das sonst sehr rigide Quarantäne-Regime des Yukon Spaziergänge im Freien erlaubt. Noch besser, daß ich von meiner kleinen Einliegerwohnung in Whitehorse direkt auf gespurten Trails in den verschneiten Wald hinauswandern kann...

Eine kurze Beschreibung des Wandergebiets in Whitehorse / Copper Ridge mit dem langen, aussichtsreichen Höhenrücken findet sich hier in meinem ersten Bericht.

Vom dort beschriebenen Trailzugang an der Ridge Road aus gesehen gibt es zwei Möglichkeiten, besagten Höhenrücken zu erkunden: man kann ihm entweder nach Norden (rechts) oder Süden (links) folgen. Zur "nördlichen" Variante ging es kürzlich hier. Heute soll eine weitere Quarantäne-Wanderung dem kleinen Höhenzug nach links, Süden folgen.

Die Wegbeschreibung:

Gleich am Trailzugang wende ich mich nach links. Im Sommer dürfte es sich um eine Fahrstraße handeln, doch jetzt, im Winter ist es eine breite Spur für Langläufer und Wanderer. Ich habe diesen Trail vor ein paar Tagen bereits angetestet, er führt, stets auf der Höhe des o.e. Kammzugs bleibend, schnurstracks durch Wald nach Süden und erreicht nach etwa 40 Minuten eine große, aussichtsreiche Lichtung. Die Waldwanderung dorthin hat sich nicht besonders gelohnt, doch die Lichtung ist wunderschön. Anlass genug, sie heute mit einer etwas anderen Variante zu erreichen.
 
Der heutige Tag ist mit -20° frisch und ich gehe gut eingepackt los. Der Himmel ist bedeckt und der trockene Neuschnee pulvrig. Es ist auch einigermaßen windstill, so steht dem Wandervergnügen nichts im Weg.
Ich ignoriere fast noch am Trailzugang einen schmalen Abzweig nach links, der nur zu den Häusern der Drift Drive zurückführen würde und wandere ein paar Schritte auf der weiter oben erwähnten "breiten Spur" nach Süden, bis ich an eine weitere Abzweigung komme, diesmal führt sie nach rechts (Westen). Diesen leicht abfallenden Trail will ich heute einmal ausprobieren. Führt er in den Talboden hinab (das wäre auch interessant) oder bleibt er auf der Anhöhe?

Zunächst sieht es eher so aus, als ob der gespurte Trail ganz zum Talboden abfällt, doch schon nach wenigen Schritten flacht er aus, vollführt einige Schlenker und behält schließlich die Richtung Süden bei. Er steigt sogar wieder etwas an und erreicht nach wenigen, weiteren Schritten eine hübsche, an vielen Stellen aussichtsreiche Hangkante. Diese kann ich nun auf einer viel schmäler werdenden Spur in südlicher Richtung weiterverfolgen. Dieser Abschnitt ist landschaftlich ausgesprochen reizvoll und besonders einsam: hier begegne ich keinen Spaziergängern mit Hunden oder Langläufern mehr.
 
Ich bleibe im weiteren Verlauf stets an der Hangkante und ignoriere Abzweiger, die es immer wieder gibt. Ernsthaft verlaufen kann man sich hier sowieso nicht, denn links (östlich) würde man schnell wieder auf den o.e. breiten, schnurstracks zur Lichtung führenden, Weg stoßen und rechts landete man irgendwo im Talgrund und könnte umkehren.

Nun zieht es sich etwas, aber es lohnt sich. Schließlich erreiche ich nach einigen letzten Schlenkern den breiten Trail etwas weiter oberhalb (an der einmündenden Stelle steht ein Pfosten) und kann von dort auch schon die Lichtung sehen. Und auch hören, denn Motorskifahrer fahren dort mit ohrenbetäubendem Lärm im Kreis herum (ein beliebtes Hobby der Einheimischen, denen es im Winter hier manchmal einfach zu still zu sein scheint).    

Nach dem Verschwinden der Motorskifahrer und einer gemütlichen Rast auf der Lichtung erfolgte der Rückweg über die nach Osten führende Adit Road, deren westlicher Teil für den öffentlichen Verkehr gesperrt ist. Leicht ansteigend ging es zunächst zu einer Hügelkuppe mit einem Handymast und anschließend nach dem Gesperrt-Schild auf einer Abkürzung zu den Häusern von Whitehorse / Copper Ridge zurück (sonst Google Maps 5 Minuten länger).
Eine schöne Runde findet ihren Abschluss, als plötzlich die Sonne herauskommt, aber...gleich wieder untergeht.

Weitere Einzelheiten zeigen die Bilder und deren Kommentare...

Zum Abschluß noch ein paar Bemerkungen zum Winterwandern am Ortsrand von Whitehorse:

Zur Weglänge: Die jweils zu absolvierende Weglänge wird von der Tageszeitkürze bestimmt. Einigermaßen hell wird es momentan (Dezember) etwa um 11:00 Uhr und es dämmert wieder ab 16:30 Uhr. An den wenigen sonnigen Tagen war es über ein paar Stunden hinweg erstaunlich hell, dafür war es an den wolkigen Tagen fast durchgehend dämmrig.
Der Schnee...bleibt liegen! Ich war von Nov. 2020 bis Jan. 2021 insgesamt 6 Wochen in Whitehorse und es hat nicht ein einziges Mal getaut. Manchmal erreichten die Temperaturen tagsüber milde -5°, aber es gab auch Nächte mit - 25°. Alle Straßen sind immer schneebedeckt, der "Winterdienst" entfernt nur den Überschuß. Der Outdoor- Wanderer befindet sich an allen Tagen in einem tiefverschneiten Wintermärchen.
Sind die Trails gespurt? Ja, meistens, von Locals. Auf breiteren Trails sind dieselben auch mit Ski oder Motorski unterwegs. Fast immer jedoch mit Hunden. Ob es im Yukon mehr Menschen oder mehr Hunde gibt gibt? Ich tippe auf letzteres.
Die Kälte? Im Durchschnitt waren es im Dezember etwa -12°. Bei Windstille halb so wild. Aber es kann auch viel kälter und sehr böig sein. Dann sind neben der obligatorischen warmen Bekleidung vor allem Sturmhaube, Skibrille und ein Schal, der das schmerzlose Einatmen der Luft ermöglicht, unabdingbar.
Covid? Whitehorse bzw. der ganze Yukon hatte Ende Dezember nur noch einen aktuellen Covid- Fall. Anfang Januar kamen dann mit einem Flieger aus Quebec gleich vier akute Fälle dazu. Die Durchseuchung ist gering, die Bevölkerung ist mit Recht disipliniert, denn es gibt auch nur eine einzige Klinik in Whitehorse, die mit schweren Fällen umgehen kann...
Material? Ich habe alle drei Quarantäne-Wanderungen tagesbedingt ohne Schneeschuhe durchgeführt, sie aber als "Wanderung" und zusätzlich als "SST" berichtet, weil Schneeschuhe bei Neuschnee manche Abschnitte sicher erleichtern. 

Tourengänger: Vielhygler


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