Turm, Wächter und Khedive: Kraxelgipfel um den Rauenstein
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An einem sonnigen Herbstwochenende ist der Rauenstein mit seinen schönen Ausblicken und der Gaststätte am Gipfel gut besucht. Dem ruheliebenden und kraxellustigen Wanderer bieten sich dann diverse Nebengipfel zur Abwechslung, denen wir heute u.a. einen Besuch abstatten wollen.
Zu erreichen ist das Rauensteinmassiv auf gut ausgebauten Wanderwegen in rund 30 min von den Bahnstationen Rathen oder Wehlen. Aus Rathen ist der Zustieg etwas kürzer -- dafür lässt sich von Wehlen auf dem 'Kammweg', einem Gratweg mit vielerlei Aussichten, abwechslungsreich entlangflanieren (schöne Beschreibung z.B. hier). Nachdem wir gemeinsam mit einer Menge anderer Wochenendausflügler die vielfältigen Blicke dort oben genossen haben, zieht es uns wieder hinab und zu den ruhigeren Trabanten des Rauenstein. Wir starten an der Südwestecke, wo sich der Rauensteinwächter an der Wand des Massivs in die Höhe reckt -- kaum kann man an diesem Fleckchen glauben, dass sich in nur ~100m Luftlinie irgendwo schräg über uns die Gaststätte mit dutzenden Besuchern befindet. Auf den Gipfel führen diverse Kletterouten, deren leichteste, der Alte Weg, mit einer II der sächsischen Kletterskala bewertet ist: wohl stellenweise schon UIAA III, doch für den klettergewandten Wanderer auch ohne Seil noch erschwinglich. Wir entledigen uns zunächst der Rucksäcke und Schuhe (barfußklettern ist nicht nur schonend für den sensiblen Sandstein, sondern erhöht auch das Gefühl für die Reibung am Fuß!). So vorbereitet, geht es von Nordwesten über blockiges Gelände hinauf in die Scharte zwischen Massiv und Turm (UIAA II). Dort folgt die Schlüsselstelle des Aufstiegs: Die uns hier umgebenden Wände sind glatt und noch etwas morgenfeucht. Ob das geht? Im Kamin arbeiten wir uns wenige Meter zwischen den Felsen nach oben (III), bis sich die Gipfelwand etwas zurücklehnt. Hier treten wir über und steigen leichter (I, aber immer noch etwas reibig) an der Wand hinauf zum Gipfel mit Buch. Zufrieden schreiben wir uns ins Büchlein ein, und genießen eine Weile die Sonnenstrahlen am ruhigen Gipfel. Der Abstieg entlang der Auftiegsroute erfordert noch mal volle Konzentration, bis wir uns unten die Wanderschuhe wieder anziehen dürfen und dem Pfad am Massiv entlang weiter nach Westen folgen.
Als nächstes wollen wir die Nonne erkunden: einen recht beliebten Kletterfelsen südöstlich des Rauenstein. Er ist freilich an diesem schönen Samstag von allen Seiten durch Kletterer belagert, und im von uns avisierten Alten Weg (eine Sachsen-II) befindet sich grade eine ganze Familie im Aufstieg... Naja, das wäre seilfrei sowieso recht ambitioniert geworden! So machen wir bald wieder kehrt, ohne selbst Hand an den Fels gelegt zu haben, und wandern zurück zum Fuß des Rauensteinmassivs.
Hier folgen wir für etwa einen Kilometer dem schmalen Pfad an der Nordostseite des Massivs entlang zu unserem nächsten Ziel: dem Rauensteinturm, einer eindrucksvollen Felsenburg an der Nordostecke mit allseits ziemlich einschüchternden, steil abfallenden Wänden. Und doch gibt es eine Schwachstelle, die uns auch seilfrei möglich scheint: Einen Kamin, der sich an der Südwestseite aus einer Höhlung heraus senkrecht nach oben zieht. Südwestweg nennt sich die Route und ist mit dem II. sächsischen Klettergrad bewertet. Eng sieht der Kamin aus... doch probieren geht über studieren! Also wieder Rucksäcke ab, Schuhe weg und los geht's. Der erste Zug hinein in die Höhle hinein ist gar nicht so harmlos, wie er scheint (II+). Dann einfacher bis zum engen Kamin und dort irgendwie hinauf (III), durchaus mühsam: robuste Kleidung von Vorteil, und inspirierend für kreative Klemmtechniken ;) Außen etwas besser zu klettern, aber natürlich auch ausgesetzter als weiter innen. Nach einigen anstrengenden Metern können wir rechts auf einen Absatz aussteigen. (Wer möchte, kann hier auch noch im weniger ausgesetzten Kamin bleiben.) Ab nun ist die Kletterei ist angenehm und leichter (II). Über eine weitere Wandstufe erreichen wir den Gipfel, mit Buch und herrlicher Aussicht! Schon des kraftraubenden Aufstiegs wegen pausieren wir hier oben länger... und das fällt an diesem wunderbaren Plätzchen überhaupt nicht schwer! Im Abstieg flutscht es dann etwas leichter, schließlich kann man sich ja quasi im Kamin nach unten rutschen lassen -- aber diese "Technik" ist nicht unbedingt was fürs Lieblingshemd ;)
Zufrieden satteln wir unten wieder auf und wandern weiter am Massiv entlang, nun in Richtung Westen. Nach ~200m gelangen wir an eine Ecke, an welcher der Fels nach Süden zurückweicht. Dort steht der Dreifreundestein, ein Kletterfelsen, den wir uns seilfrei allerdings nicht zutrauen. 50m nördlich davon befindet sich der Khedive, ein scheinbar einfach zu erreichender Gipfel und für heute unser letzes Ziel. Auf ihn führen gleich zwei Routen im I. Sachsengrad: Leichtes Spiel, sollte man denken... doch weit gefehlt, zumindest in unserem Fall! Zwar gibt sich der Alte Weg (AW) zunächst gutmütig: Von Südosten zieht eine griffige Rampe (UIAA I) hinauf auf einen Absatz auf der Südwestseite. Dann jedoch folgt rechtshaltend ein Übertritt auf eine schräge Wand mit eingeschlagenen Tritten. Zwar nur UIAA I, aber nervenaufreibend schmierig! Zwei von uns kehren hier lieber um und weichen auf den Südostkamin aus: Dieser führt rechts vom Einstieg des AW über zwei mögliche Kamine (UIAA III, beide moosig-feucht und mit der Sachsen-I wohl unterbewertet; dafür weniger ausgesetzt als der AW) auf eben jenen Absatz, auf den man auch über den abschüssigen Wandabschnitt des AW gelangt. Von hier sind es dann zum Gipfel nur noch wenige, einfache Meter (I). Immerhin kann der Gipfel auch mit Buch und ein bisschen Aussicht aufwarten-- auch wenn diese nicht mit der des Rauensteinturms zu vergleichen ist. Bald treten wir den Rückweg an, teils über den AW, teils über den Südostkamin: beides unter den vorgefundenen Bedingungen weder im Aufstieg noch im Abstieg übermäßig vergnügliche Unternehmungen. Dementsprechend fehlt uns schließlich die Motivation, auch noch den Nordwestkamin, einen Sachsen-IIer auf den Gipfel, auszuprobieren. So beschließen wir mit diesem nicht ganz so befriedigenden Ende einen insgesamt sehr erfüllten Wander- und Kraxeltag!
Vom Khedive kann über schmale Zustiegspfade schnell in nördlicher Richtung auf den Rauensteinweg abgestiegen werden, der zurück nach Rathen leitet. Oberhalb des Laasenhauses kommt man evtl. noch am Laasenstein vorbei, der auch einige leichtere Kletterrouten zu bieten hat... vielleicht ja noch was fürs nächste Mal!
Fazit: Wenn am Rauenstein der Bär tanzt, bieten Abstecher auf die drei beschriebenen Klettergipfel etwas Ruhe und teilweise anregende Kletterei. Am Rauensteinturm lohnenswerte Aussicht! Nachteil der beschrieben Kletterrouten (insbesondere am Khedive) das recht feuchte Ambiente, daher besser nach längerer Trockenperiode. Wer kein Seil mitnimmt, dem sei mal wieder folgendes Motto ans Herz gelegt: Nur hochklettern, was man auch abklettern kann ;)
Zu erreichen ist das Rauensteinmassiv auf gut ausgebauten Wanderwegen in rund 30 min von den Bahnstationen Rathen oder Wehlen. Aus Rathen ist der Zustieg etwas kürzer -- dafür lässt sich von Wehlen auf dem 'Kammweg', einem Gratweg mit vielerlei Aussichten, abwechslungsreich entlangflanieren (schöne Beschreibung z.B. hier). Nachdem wir gemeinsam mit einer Menge anderer Wochenendausflügler die vielfältigen Blicke dort oben genossen haben, zieht es uns wieder hinab und zu den ruhigeren Trabanten des Rauenstein. Wir starten an der Südwestecke, wo sich der Rauensteinwächter an der Wand des Massivs in die Höhe reckt -- kaum kann man an diesem Fleckchen glauben, dass sich in nur ~100m Luftlinie irgendwo schräg über uns die Gaststätte mit dutzenden Besuchern befindet. Auf den Gipfel führen diverse Kletterouten, deren leichteste, der Alte Weg, mit einer II der sächsischen Kletterskala bewertet ist: wohl stellenweise schon UIAA III, doch für den klettergewandten Wanderer auch ohne Seil noch erschwinglich. Wir entledigen uns zunächst der Rucksäcke und Schuhe (barfußklettern ist nicht nur schonend für den sensiblen Sandstein, sondern erhöht auch das Gefühl für die Reibung am Fuß!). So vorbereitet, geht es von Nordwesten über blockiges Gelände hinauf in die Scharte zwischen Massiv und Turm (UIAA II). Dort folgt die Schlüsselstelle des Aufstiegs: Die uns hier umgebenden Wände sind glatt und noch etwas morgenfeucht. Ob das geht? Im Kamin arbeiten wir uns wenige Meter zwischen den Felsen nach oben (III), bis sich die Gipfelwand etwas zurücklehnt. Hier treten wir über und steigen leichter (I, aber immer noch etwas reibig) an der Wand hinauf zum Gipfel mit Buch. Zufrieden schreiben wir uns ins Büchlein ein, und genießen eine Weile die Sonnenstrahlen am ruhigen Gipfel. Der Abstieg entlang der Auftiegsroute erfordert noch mal volle Konzentration, bis wir uns unten die Wanderschuhe wieder anziehen dürfen und dem Pfad am Massiv entlang weiter nach Westen folgen.
Als nächstes wollen wir die Nonne erkunden: einen recht beliebten Kletterfelsen südöstlich des Rauenstein. Er ist freilich an diesem schönen Samstag von allen Seiten durch Kletterer belagert, und im von uns avisierten Alten Weg (eine Sachsen-II) befindet sich grade eine ganze Familie im Aufstieg... Naja, das wäre seilfrei sowieso recht ambitioniert geworden! So machen wir bald wieder kehrt, ohne selbst Hand an den Fels gelegt zu haben, und wandern zurück zum Fuß des Rauensteinmassivs.
Hier folgen wir für etwa einen Kilometer dem schmalen Pfad an der Nordostseite des Massivs entlang zu unserem nächsten Ziel: dem Rauensteinturm, einer eindrucksvollen Felsenburg an der Nordostecke mit allseits ziemlich einschüchternden, steil abfallenden Wänden. Und doch gibt es eine Schwachstelle, die uns auch seilfrei möglich scheint: Einen Kamin, der sich an der Südwestseite aus einer Höhlung heraus senkrecht nach oben zieht. Südwestweg nennt sich die Route und ist mit dem II. sächsischen Klettergrad bewertet. Eng sieht der Kamin aus... doch probieren geht über studieren! Also wieder Rucksäcke ab, Schuhe weg und los geht's. Der erste Zug hinein in die Höhle hinein ist gar nicht so harmlos, wie er scheint (II+). Dann einfacher bis zum engen Kamin und dort irgendwie hinauf (III), durchaus mühsam: robuste Kleidung von Vorteil, und inspirierend für kreative Klemmtechniken ;) Außen etwas besser zu klettern, aber natürlich auch ausgesetzter als weiter innen. Nach einigen anstrengenden Metern können wir rechts auf einen Absatz aussteigen. (Wer möchte, kann hier auch noch im weniger ausgesetzten Kamin bleiben.) Ab nun ist die Kletterei ist angenehm und leichter (II). Über eine weitere Wandstufe erreichen wir den Gipfel, mit Buch und herrlicher Aussicht! Schon des kraftraubenden Aufstiegs wegen pausieren wir hier oben länger... und das fällt an diesem wunderbaren Plätzchen überhaupt nicht schwer! Im Abstieg flutscht es dann etwas leichter, schließlich kann man sich ja quasi im Kamin nach unten rutschen lassen -- aber diese "Technik" ist nicht unbedingt was fürs Lieblingshemd ;)
Zufrieden satteln wir unten wieder auf und wandern weiter am Massiv entlang, nun in Richtung Westen. Nach ~200m gelangen wir an eine Ecke, an welcher der Fels nach Süden zurückweicht. Dort steht der Dreifreundestein, ein Kletterfelsen, den wir uns seilfrei allerdings nicht zutrauen. 50m nördlich davon befindet sich der Khedive, ein scheinbar einfach zu erreichender Gipfel und für heute unser letzes Ziel. Auf ihn führen gleich zwei Routen im I. Sachsengrad: Leichtes Spiel, sollte man denken... doch weit gefehlt, zumindest in unserem Fall! Zwar gibt sich der Alte Weg (AW) zunächst gutmütig: Von Südosten zieht eine griffige Rampe (UIAA I) hinauf auf einen Absatz auf der Südwestseite. Dann jedoch folgt rechtshaltend ein Übertritt auf eine schräge Wand mit eingeschlagenen Tritten. Zwar nur UIAA I, aber nervenaufreibend schmierig! Zwei von uns kehren hier lieber um und weichen auf den Südostkamin aus: Dieser führt rechts vom Einstieg des AW über zwei mögliche Kamine (UIAA III, beide moosig-feucht und mit der Sachsen-I wohl unterbewertet; dafür weniger ausgesetzt als der AW) auf eben jenen Absatz, auf den man auch über den abschüssigen Wandabschnitt des AW gelangt. Von hier sind es dann zum Gipfel nur noch wenige, einfache Meter (I). Immerhin kann der Gipfel auch mit Buch und ein bisschen Aussicht aufwarten-- auch wenn diese nicht mit der des Rauensteinturms zu vergleichen ist. Bald treten wir den Rückweg an, teils über den AW, teils über den Südostkamin: beides unter den vorgefundenen Bedingungen weder im Aufstieg noch im Abstieg übermäßig vergnügliche Unternehmungen. Dementsprechend fehlt uns schließlich die Motivation, auch noch den Nordwestkamin, einen Sachsen-IIer auf den Gipfel, auszuprobieren. So beschließen wir mit diesem nicht ganz so befriedigenden Ende einen insgesamt sehr erfüllten Wander- und Kraxeltag!
Vom Khedive kann über schmale Zustiegspfade schnell in nördlicher Richtung auf den Rauensteinweg abgestiegen werden, der zurück nach Rathen leitet. Oberhalb des Laasenhauses kommt man evtl. noch am Laasenstein vorbei, der auch einige leichtere Kletterrouten zu bieten hat... vielleicht ja noch was fürs nächste Mal!
Fazit: Wenn am Rauenstein der Bär tanzt, bieten Abstecher auf die drei beschriebenen Klettergipfel etwas Ruhe und teilweise anregende Kletterei. Am Rauensteinturm lohnenswerte Aussicht! Nachteil der beschrieben Kletterrouten (insbesondere am Khedive) das recht feuchte Ambiente, daher besser nach längerer Trockenperiode. Wer kein Seil mitnimmt, dem sei mal wieder folgendes Motto ans Herz gelegt: Nur hochklettern, was man auch abklettern kann ;)
Tourengänger:
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