Von Les Ami nach Albertville (2 Tage)
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Eine Streckentour ist toll, noch besser wenn man irgendwo übernachten kann. Da Corona uns (meiner Tochter und mir) einen Strich durch die ursprüngliche Planung gemacht hatte, entstand als Alternative ein Aufenthalt im Massif Beaufortain, östlich von Albertville. Als „Highlight“ des Aufenthaltes stand die hier beschriebene Tour am Ende unseres Aufenthaltes.
Tag 1 ging direkt vom Campingplatz im Les Ami bis zum Chalet du Soufflet in der Nähe des Col de Bâthie, Tag 2 dann von dort bis zum Col des Cyclotouristes oberhalb von Albertville.
Da die Übernachtungshütte eine sehr einfache unbewirtschaftete Hütte im Besitz der Gemeinde Bâthie ist, war unser Gepäck etwas umfangreicher ausgefallen. Wir hatten auch vorher bei der Gemeinde angerufen und erfragt ob die Hütte auf ist, so gab es keinerlei Probleme.
Die Tour ist nicht schwierig, meist auf gut bezeichneten Wegen. Wir sind allerdings auch etwas weglos gegangen und ein paar mal muss man auch die Hand an den Fels legen, deshalb vielleicht etwas übertrieben T3+.
Tag 1 ( Les Ami bis zum Chalet du Soufflet)
Diesmal wissen wir, wie wir den Weg im Wald treffen, es geht quer über die steile Wiese. Mit den schweren Rucksäcken keine ganz einfache Aufgabe. Wir schnaufen erstmal durch, als wir auf dem Pfad im Wald stehen. Der restliche Weg geht wieder durch den steilen Wald, er enttäuscht uns nicht, er ist immer noch genauso schön wie beim letzten Mal. Oben auf der Forststraße treffen wir auf ein paar Wanderer, die mit Abstand, auch weiter aufsteigen. Bei der unteren Station des Skiliftes Grangettes müssen wir uns entscheiden, eher rechts Richtung Tete Cuvy oder eher links Richtung Refuge l'Alpage. Wir entscheiden uns für den Mittelweg und gehen entlang der Skipiste querbeet in Richtung unseres Ziels Bonnets Rouges. Der Weg ist dann doch steiler als es aussieht, aber den Umweg hätten wir auch nicht gerne laufen wollen.
Wir erreichen die 2000m-Marke und machen erstmal Pause, denn knapp 500Hm haben wir geschafft.
Danach geht es auf dem Weg, der zur „Tour du Beaufortain“ gehört, landschaftlich sehr reizvoll weiter. Besonders schön ist der kleine Talkessel am Lac Tournant unterhalb der steilen Wände des Grand Mont. Danach geht es über eine kleine Kletterstelle abwärts. Von der Seite kommt eine größere Gruppe auf den Weg, es wird angesichts von Corona etwas zu eng. So wird uns die Entscheidung abgenommen ob wir untenrum an der Refuge les Arolles vorbei, oder obenrum, am Lac Brassa vorbei gehen sollen. Wir steigen also auf. Oben angekommen endet die Natur von einem Meter auf den Anderen. Die Skiindustrie hat ganz Arbeit geleistet. Schräg gegenüber, fast auf gleicher Höhe liegt der Col de la Grande Combe, ein möglicher Fluchtweg. Leider muss man doch weiter absteigen als man will, aber kaum hat man den Pass überschritten zeigt sich ein anderes Bild. Der ehemalige Schieferabbau („Les Anciennes Ardoisières de Cevins et de la Bâthie“) hat auch hier die Landschaft verwüstet, nur dass hier schon etwa 100 Jahre vergangen sind in der die Natur sich ihr Reich zurückerobern konnte. Man muss also genauer hinschauen um die Einflüsse zu erkennen.
Wir wenden uns mit dem Pfad nach Norden und können etwas weiter unten unsere Herberge für die Nacht sehen. Einen Moment überlegen wir über die Almwiese abzukürzen, aber da wir das untere Ende des Weges nicht einsehen können, bleiben wir auf dem Pfad zum Col de la Bâthie. Von dort können wir nochmal einen Blick in den Wintersportort Le Planay werfen, zum schütteln.
Der Abstieg zur Hütte ist dann nur noch Formsache.
Die Hütte selbst ist genauso wie auf „refuge.info“ beschrieben, eigentlich etwas besser, denn die Matratzen sind nicht in so schlechtem Zustand. Unweit der Hütte soll eine Wasserstelle sein, leider gibt es keine Netzabdeckung und ich kann mich nicht erinnern wo genau die Stelle sein soll. So irre ich eine geschlagene halbe Stunde umher bis ich endlich das Rohr entdecke, aus dem etwas Wasser tröpfelt, währen drumherum überall Wasser fließt. Die Ursache ist schnell gefunden: Das Rohr ist nur 2m lang und nimmt kein Wasser mehr auf. Mit etwas Buddeln und Stauen fließt das Bächlein komplett durchs Rohr und nach ein paar Minuten ist das Wasser auch wieder klar. Der Rücktransport der beiden gefüllten Kanister zerrt an den Armen, der Tag wird jetzt doch lang.
Brennholz gibt es in großen Mengen, allein das Werkzeug zur Zerkleinerung ist überschaubar. Eine aus einem Keil und zwei Rohren geschweißte Axt und zwei separate Keile stehen zur Verfügung um die großen Baumabschnitte zu spalten. Aber es gelingt. Dank der mitgebrachten Kerzen kommt der Ofen auch problemlos in die Gänge, das Wasser kann abgekocht und zur Bereitung eines Abendessens verwendet werden. Zu unserer großen Überraschung ist das Radio, dessen Antenne von einer Gabel gebildet wird, funktionsfähig und so klingt beim Essen „Radio Montange“ durch die Hütte. Bis die Sonne hinter den Bergen verschwindet sitzen wir noch draußen und als es richtig Dunkel ist, ist die Milchstraße mit allen Dunkelwolken prachtvoll zu sehen. Nur ein einziges technisches Licht ist unten im Tal auszumachen, ein Traum.
Müde fallen wir in die Schlafsäcke und schlafen wie die Murmeltiere bis in den nächsten Morgen.
Tag 2 (Chalet du Soufflet zum Col des Cyclotouristes)
Der Tag beginnt ohne Kaffee, denn nochmal will ich den Ofen nicht anwerfen. Nach dem Packen räumen wir noch ein bisschen auf, verschließen die Türe und bedanken uns beim „Hausgeist“ für die freundliche Aufnahme. Der Weg führt uns weiter nach Norden, erst über die Schotterstraße, dann auf steilem Pfad rauf zum Col de la Lacs. Es sind nur 400Hm, aber die ziehen sich fürchterlich. Endlich oben angekommen haben sich alle unsere Ideen, den Gratweg über die Gipfel zu nehmen verflüchtigt. Wir pausieren, bewundern die Kühe auf über 2250m, machen Fotos und versuchen den nun folgenden Weg in der Landschaft zu finden. Dann geht es erst ziemlich steil, später mäßig abwärts. Der Weg führt durch eine größere Kuhherde, Probleme gibt es keine. Ziemlich erschöpft kommen wir an der Wegekreuzung oberhalb des Roche-Pourrie an und machen länger Pause. Die Landschaft und der Blick ins fast 2km tiefer liegende Albertville sind atemberaubend. Ursprünglich wollten wir über den Roche-Pourrie laufen. Ein seltsamer Punkt war, dass der direkte Verbindungsgrat keinen durchgehenden Weg ausweist. Vom Roche-Pourrie ausgehend zeigt die IGN-Karte einen Weg, der nicht bis zu unserer Position reicht, bei Openstreetmap wiederum beginnt der Weg bei uns, reicht aber nicht zum Roche-Pourrie. Auf dem IGN-Luftbild ist dagegen ein fast durchgehender Pfad zu erkenn. In einer Tourenbeschreibung bei „Altituderando“ beschreibt der Autor, dass er den Weg über den Grat nicht gefunden hätte. Das Puzzle hätte mich natürlich gereizt, aber angesichts der schweren Rucksäcke und die Aussicht unverrichteter Dinge, aber mindestens eine Stunde später und erschöpfter am gleichen Platz zu stranden entscheiden wir uns um und steigen den normalen Weg ab.
Belohnt wird diese Entscheidung mit einem schönen Blick auf den heute wolkenfreien Blick zum Montblanc. Wehmütig denke ich welchen Blick es vom Gratweg in knapp 2400m Höhe gegeben hätte.
Weiter unten möchten wir keinen Gegenanstieg in Kauf nehmen und steigen weiter ab, eine Wasserstelle erfrischt uns und wir wandern den Forstweg weiter. Openstreetmap hat weiter unten Lücken und die Position liegt ganz am Rande der IGN-Karte. So entscheiden wir uns für ein Abenteuer, welches uns erst schweißtreibend aufwärts und dann querbeet durchs Gelände führt. Die Laune sinkt entsprechend. Zu allem Überfluss meldet sich auch meine Frau am Telefon, sie findet mit dem Auto den Abholpunkt nicht, das Navi im Auto spinnt rum und eine detaillierte Karte haben wir natürlich nicht im Auto, weder auf dem Handy noch in Papierform. Großes Kino.
Mittlerweile haben wir wenigstens den steilen Weg nach unten gefunden. Es geht vorbei am „Blockhaus“ einem sehr seltsamen Gebäude, welches zur ehemaligen militärischen Ausstattung der Stadt gehört. Kurz darauf kommen wir ziemlich kaputt beim Parkplatz am Pass an, eine Wasserstelle und einige Picknicktische und -bänke heben unsere Stimmung. Auch meine Frau hat mittlerweile den Weg nach oben gefunden und erreicht mit dem Auto ein paar Minuten nach uns den Platz. Happy End, welches dann auf dem weiteren Weg nach unten ausgiebig erzählt werden kann.

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