Von Coppengrave auf den Hilskamm
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Frühling in Corona-Zeiten, „Stay at home“ auch bei hikr.org, Einreisebeschränkungen in benachbarte Bundesländer, es macht sich Verunsicherung breit, was noch erlaubt ist und was nicht.
Auch der Alpenverein meint man solle die Berge meiden und schlägt eine „Erkundung der nahe gelegenen Hügel“ vor. Endlich, möchte man rufen, hat das Norddeutsche Tiefland etwas, was man in den Bergregionen sonst vergeblich sucht!
Also machen wir uns auf den Weg, am Karmittwoch, keinem Feiertag, wir queren keine Landesgrenzen und auch den Landkreis Hildesheim verlassen wir nur kurz. Unser Ziel, der Hils-Kamm, eine geologisch interessante Ecke, entwaldet sähe es hier ein wenig aus wie an den diversen „Cretes“ in meiner Lieblingsecke in der Haute-Provence.
Vor zwei Jahren, in einem zünftigen Schneesturm, hatten wir dem Wilhelm-Raabe-Turm und der Bloßen Zelle einen Besuch abgestattet, damals allerdings vom südlich gelegenen Parkplatz am Roten Fuchs, der den Zustieg mit 2km Wegstrecke und 100 Höhenmetern erlaubt.
Heute also mal die wesentlich längere Strecke und dreifache Höhe.
Wir stellen das Auto am Grillplatz „Köhlerhütte“ in Coppengrave ab. Dieser liegt am Ende der Straße „Pfingstanger“. Kurz vor dem Schild, welches die Weiterfahrt verbietet, kann man das Auto sicher parken. Wir sind natürlich völlig alleine, dass dieser Platz nicht als Parkplatz in der Karte markiert ist, wird sein Übriges tun.
Zunächst geht es über eine gute Forststraße und später dann über ziemlich zerfahrene Forstwege bis zur Hilsquelle. Die gefasste Quelle des Hils-Baches liegt am Ende eines kurzen Stichpfades und ist ein wirklich lauschiges Plätzchen. Da wir später als gewollt loskamen legen wir eine etwas verfrühte Mittagspause ein, schließlich drückt das verspeiste Essen nicht mehr auf den Schultern.
Von der Quelle geht es kurz zurück auf den Weg und dann bald steil hinauf auf den Hilskamm, welcher überraschend schnell erreicht wird. Rechts (westlich) haltend geht es dann auf dem Grat weiter deutlich bergauf, etwa 60 Höhenmeter sind bis zur Schneisenhütte zu überwinden. Hier treffen wir auf die ersten Wanderer, natürlich halten wir Abstand, bei tollen Sonnenschein auch kein Problem.
Die Holzernte ist auch hier in vollem Gange. Nach den Sturmschäden vor 2 und 3 Jahren wird derzeit Holz geschlagen, als wenn es kein Morgen gibt. Überall im Landkreis gibt es Kahlschläge, das Holz bleibt geschlagen im Wald liegen, der Preis lohnt wohl den Abtransport nicht. Zurück bleiben Flächen, die sich wohl erst in Jahrzehnten von diesem Eingriff erholt haben werden. Hier jedoch hat auch das Schlechte etwas Gutes für uns parat: Die überwältigende Rundumsicht. Es ist zwar etwas diesig, aber dennoch ist das Panorama nach Norden überwältigend. Der Ith, die Sieben Berge bei Alfeld (Leine), aber auch viele weitere Gipfel wie z.B. der Fast sind zu erkennen.
Jetzt geht es erst wieder etwas runter um dann erneut 60 Höhenmeter zur Bloßen Zelle anzusteigen. Am Wegesrand die vielen historischen Grenzsteine des Herzogtums Braunschweig, welches hier an das Königreich Hannover grenzte und auch heute noch die Grenze zwischen den Landkreisen Holzminden und Hildesheim bildet. Die Bloße Zelle bietet keine Aussicht, der Topografische Punkt ist eher unspektakulär. Dafür blühen die Himmelschlüssel um die Wette. Etwa 600m südlich, auf der höchsten Erhebung des „Braunschweiger“ Hils, auf dem Großensohl dann der Wilhelm-Raabe-Turm. Dieser Gittermastturm ist nichts für Menschen mit Höhenangst, da er die freie Sicht nach unten bietet und die Plattform sehr ausgesetzt ist. Im Sturm vor 2 Jahren wünschte ich mir ein Klettergeschirr oder wenigstens etwas Reepschnur mitgenommen zu haben, heute ist das gänzlich überflüssig. Dem Turm fehlen weitere 5m Höhe um über alle Bäume hinausschauen zu können, aber dennoch ist die Aussicht sehr schön. Allein es ist zu diesig um den Brocken eindeutig sehen zu können.
Wir verzehren die verblieben Reste und machen uns dann auf den Rückweg. Wir ersparen uns die Gegenanstiege und nehmen die Forststraßen am Fuß des Hils. Das ist zwar bequemer, aber doch etwas langweilig. Immerhin sind die Wege hier in Ordnung.
Nach gemütlichen 4 Stunden sind wir wieder am Auto. Meine Bummelrechnung, je eine Stunde für 3km des Weges und eine Stunde zusätzlich für je 300 Höhenmeter, ist wieder aufgegangen.

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