Upper Yosemite Falls Trail - Zur Abbruchkante des Wasserfalls


Publiziert von Sarmiento , 24. März 2020 um 20:22.

Region: Welt » United States » California
Tour Datum:29 April 2019
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: USA   US-CA 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 800 m
Abstieg: 800 m

Im Rahmen eines kleinen Roadtrips entlang der kalifornischen Westküste machten wir einen Abstecher ins Yosemite Valley. Und das direkt am ersten wirklich warmen Tag des Frühjahrs im Hochtal. Dementsprechend lag noch gut Schnee auf den Bergen ringsherum, der der warmen Sonne wenig entgegenzusetzen hatte. Warum ich das gleich am Anfang erwähne? Die kleinen Bäche und der zentrale Merced-River waren allesamt voll, und so rauschte vor allem die Wasserfälle mehr Wasser runter als vermutlich im gesamten restlichen Jahr. Was liegt also näher, als sich eine dieser "gigantischen Duschen" mal aus der Nähe anzuschauen?

1.) Parkplatz an der "Swinging Bridge" - Upper Yosemite Falls Trail

Wir starten an einem der wirklich zahlreichen Parkplätze im hinteren Tal. Im Bereich des Yosemite Village gibt es dutzende davon - der Tourismus ist hier hinten im Tal sehr stark auf die vielen Tagesgäste ausgerichtet. Gebühren kosten die Parkplätze ansich nicht, dafür hat man ja schon am Parkeingang tief in die Tasche greifen dürfen, um einen Tag lang ein Auto + 4 Leute reinbringen zu dürfen. Wieviel es genau bei uns waren, weiß ich nicht mehr, aber es dürften um die 35 $ gewesen sein.

Unser Weg schlängelt sich zunächst noch durch den Talgrund, überquert dann den Merced River und steuert für ein paar Meter genau auf die weithin sichtbaren Yosemite Falls zu. Bedingt durch die Schneeschmelze sind sowohl die Wasserfälle als auch der Merced River randvoll, letzterer hat sogar sowas wie Hochwassser. Das erstaunliche dabei ist: Es ist keine braune "Dreckbrühe", wie wir das ja gerne mal kennen - das Wasser ist immer noch extrem klar.

Ein paar Meter später sind wird bereits auf der anderen Talseite. Vorbei am legendären Camp IV geht's nun aber tatsächlich mal den Berg hoch, wir folgen den Wegweisern zum Upper Yosemite Fall. Nach 200 m dann nochmal eine Kreuzung mit dem Valley Loop Trail, dann fängt der Weg eine schier endlose Schlängelei in kleinen Aufwärtskehren durch den Wald an. Irgendwann, man hat gefühlt schon einen Drehwurm vom vielen Hin- und Her, fängt er sich dann und bringt uns nahezu ohne Kurven linksseitig ansteigend am Berghang entlang an einen schönen Aussichtspunkt Richtung Yosemite Village und Half Dome. Hier einen Platz zu ergattern ist aber nahezu unmöglich, es herrscht eher Kirmes-Betrieb als einsame Bergidylle. Trotzdem futtern wir kurz was - wir haben aus unserem Hostel ein riesiges Lunch-Paket mitbekommen, dass sich nicht von selbst vernichtet - es gibt bei weitem schlimmeres. :-) Kurz später gibt's sogar ein paar Meter Abstieg.

Und dann, recht schnell sich steigernd, ein merkwürdiges Donnern, beinahe wie ein permanenter Lawinenabgang. Im Prinzip ist klar, woher dieser düstere Sound kommt - aber kann dieser Wasserfall wirklich derart laut sein? Wir gehen weiter, der Pfad biegt so langsam um die Ecke, gibt erstmals den Blick auf den Upper Yosemite Fall frei... Mund auf, Staunen! Die Größe ist gewaltig, die Geräuschkulisse vielleicht noch mehr! Wir sind noch etliche hundert Meter vom Wasserfall entfernt, aber jetzt schon kommt die kühle Luft rüber, trägt hin und wieder auch schon eine Nieselregenfahne mit sich, und der Lärm zwingt uns beinahe zum Brüllen: "Boah, Wahnsinn! Was für ein krasses Ding!" Antwort: "WAAAS? ICH VERSTEH DICH NICHT!" ... "GEILES TEIL!" ... Kopfnicken, Grinsen. :-D

Weil es jedem so geht, der hier um die Ecke biegt, ist die Stelle etwas überbevölkert. Daher machen wir, nach gefühlten 5 min Dauerglotzen, noch schnell 2, 3 Fotos und laufen weiter. Es geht jetzt ziemlich direkt linksseitig auf den Wasserfall zu; und mit jedem Meter mehr steigt die Chance, dass man nass wird. Kommt gerade eine Böe vom Wasserfall rüber, steigert es sich langsam von "Hamburger Nieselwetter" hin zu "20 L Wassereimer am Stück". Ich hätte an diesem wunderschön sonnigen Tag nicht gedacht, dass ich derart froh sein würde meine wasserdichte Jacke und den Rucksack-Überzieher dabei zu haben - beide bewähren sich hier bestens. Irgendwann kommt man dann wieder raus aus dem Gießkannenbereich, und schwups wird's auch wieder wärmer. Der Pfad schlängelt sich nun wieder deutlich steiler und in Serpentinen nach oben.

Bei ca. 1700 m flacht der Pfad etwas aus, die Landschaft wechselt vom schroffen und felsdurchsetzten, wenig bewachsenen Berghang in einen lichten Wald - wir sind also auf der Hochfläche oberhalb des Yosemite Valleys angekommen. Nach einigen sanften Höhenmetern durch den Wald kommen wir an eine Kreuzung, an der wir linkshaltend in Richtung El Capitan gehen könnten. Wir bleiben aber rechtshaltend und laufen die letzten paar Höhenmeter hoch, mittlerweile auch durch dicke Schneereste. Wir folgen dem Yosemite Creek, jetzt nach unten, direkt auf die Abbruchkante zu. Und dann stehen wir dort, wo der Fluss nach unten "ins Nichts" verschwindet. Man kommt hier tatsächlich bis exakt an die Abbruchkante hin, und steht dann keine 2 m neben dem Sturz ins Nichts.

Natürlich machen wir hier auch unsere große Pause, sitzen sicher eine Stunde lang und lassen auch mal aus Nervenkitzel die Füße in die Tiefe baumeln. Außerdem werden wir schon nach wenigen Minuten von flinken, kleinen Nagetierchen "belästigt". Eine ganze Familie kalifornischer Ziesel hat's auf uns und unser Mittagessen abgesehen. Zutraulich ist bei denen fast eine Untertreibung. Als sie uns über die Beine krabbeln, ist es noch ganz witzig, aber als sie dann auch IN den Rucksack und IN die Hosenbeine luken, wird's doch zu viel. Wir suchen uns ein höher gelegenes Plätzchen, und haben direkt wieder unsere Ruhe.

2. ) Rückweg Upper Yosemite Falls Trail - Parkplatz an der "Swinging Bridge"

Der Weg nach unten folgt dann wieder dem Aufstieg, und so gibt's dazu auch nicht allzu viel zu erzählen. Lediglich: An der Stelle, an der man den Wasserfall im Aufstieg zum ersten Mal in voller Größe gehört und gesehen hat, machen wir nochmals Pause. Jetzt in der seitlich stehenden Abendsonne präsentiert sich der Wasserfall nochmal in voller Pracht und wirkt durch die langen Schatten nochmals ganz anders als noch vor ein paar Stunden.

Unten am Auto geht's erstmal wieder Richtung Talausgang. Ich lasse es mir dennoch nicht nehmen, unterhalb des El Capitan nochmal anzuhalten und ein paar Fotos auf der kleinen Wiese direkt unterhalb der Nose zu machen. Gerade im warmen Abendlicht ist das ein absolut genialer Anblick, den ich ein paar Minuten auf mich wirken lasse - bevor mich dann irgendwann meine "nörgelnden" Mitfahrer zum Weiterfahren drängen.

Fazit:

Einfache und extrem schöne Tour, bei der der Upper Yosemite Fall ganz eindeutig im Mittelpunkt steht. Der Weg ist technisch nie schwierig, und auch die ca. 800 HM kommen einem dank der spektakulären Landschaft gar nicht so arg vor. Wer die Möglichkeit hat, sollte im Frühjahr bzw. Frühsommer kommen, wenn die Schneeschmelze am Werk ist und die ganzen Wasserfälle im Tal gut füllt und noch eindrucksvoller werden lässt.

Tourengänger: Sarmiento


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