Mas' Cohone's Hill 547m und Mount Scenery 877m


Publiziert von Sputnik Pro , 16. April 2019 um 21:51.

Region: Welt » Niederlande
Tour Datum:25 März 2019
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: NL 
Zeitbedarf: 3:45
Aufstieg: 620 m
Abstieg: 620 m
Strecke:Zirka 4km (total)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Ausgangspunkt ist Windwardside, vom Hafen (Fort Bay) oder Flugplatz mit Taxi oder zu Fuss (je 2h) erreichbar.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Analog Zufahrt zum Ausgangspunkt.
Unterkunftmöglichkeiten:Keine am Berg; Hotels in Windwardside.
Kartennummer:1:7000 Saba, Dutch Caribbean; Road Map by Kasprowski Publisher

HÖCHSTER GIPFEL DER NIEDERLANDE: MOUNT SCENERY 877m. 

Nach über 11 Jahren seitdem ich den höchsten Berg der Niederlande innerhalb Europas (Vaalserberg; 322,7m) bestieg, führt mich nun die dreiwöchige Urlaubsreise durch die Kleinen Antillen als erstes nach Saba. So war der weltweit höchste niederländische Berg mein erstes Gipfelziel in der Karibik - und es war ein wunderschöner Ferienauftakt!

Allgemeines zum Mount Scenery

Der Mount Scenery (877m) ist weltweit die höchste Erhebung der Niederlande, wobei zusätzlich 600m seiner Flanken unter dem Meeresspiegel liegen. Er liegt auf der karibischen Insel Saba, die den Status einer besonderen Gemeinde des Königreichs der Niederlande hat.

Der Stratovulkan brach letztes Mal im Jahre 1640 aus. Dabei kam es zu schweren Explosionen und pyroklastischen Strömen in der Südwestflanke, wobei eine flache Halbinsel gebildet wurde auf der sich heute der kleine Flugplatz befindet. Deshalb gilt der Vulkan auch heute noch als gefährlich.

Entstanden ist der Mount Scenery aus einem frühren Vulkan, der vor zirka 100000 Jahren kollabierte und daraus der heutige Vulkankegel gewachsen ist. Die Ursache des Vulkanismus ist eine Subduktionszone der Ozeankruste. Geologische erhöhte Aktivität zeigte sich letztmals im Jahr 1992 durch mehrere Schwarmbeben in 8km tiefe, wovon das Intensivste eine Stärke von 4,4 erreichte.

Sein Gipfel ist oft in Wolken gehüllt. Früher wurde auf der Nordseite bei der Ortschaft Hell’s Gate etwas Schwefel in der Old Sulfur Mine abgebaut, heute ist der Mount Scenery reines Wandergebiet. Es führt ein markierter Pfad über 1064 Treppenstufen auf seinen Gipfel durch den dichten Regenwald.

Die Vegetation Sabas und des Vulkans variiert je nach Höhenlage. Bis etwa 200m Höhe besteht die Insel aus einem trockenen Strauchgürtel, darüber bis etwa 420m aus einem sekundären Trockenwald. Darüber ist ursprünglicher Regenwald. Im Kraterbereich, also über 825m wo meist Wolken vorherrschen, ist so genannter Elfenwald. Der sehr feuchte Elfenwald ist ein typischer tropischer Bergnebelwald mit viel Moosen und Baumfarnen.

Allgemeines zu Saba

Saba ist die kleinste bewohnte niederländische Insel in der Karibik. Sie ist Teil der Kleinen Antillen und gehört zu den Inseln über dem Winde. Ihre nächsten Nachbarinseln sind Sint Maarten (45km) in Nordosten und Sint Eustatius (25km) im Südosten. Die Insel hat lediglich eine Fläche von 13km² und ist nahezu rund mit einem Durchmesser von nur 4½ Kilometer. Saba besteht eigentlich nur aus dem 877m hohen, dicht bewachsenen Vulkan Mount Scenery und ragt mit Steilküsten aus dem Meer, einzigartig macht die Insel, dass sie als einzige karibische Insel keine natürlichen Strände hat.

Saba hat lediglich knapp 2000 Einwohner. Die Hauptstadt ist The Bottom, ähnlich gross ist der Ort Windwardside; die einzigen beiden weiteren Siedlungen sind Saint John’s und Zion’s Hill oder Hell’s Gate. Alle Orte verbindet die einzige Strasse (The Road; 14½km) welche von Nordosten mit dem Flugplatz nach Südwesten mit dem Hafen führt. Der Hafen liegt in der kleinen Bucht Fort Bay, der Flugplatz hat eine nur 401m lange Landbahn und wird regelmässig aus Sint Maarten von Winair angeflogen.

Das Klima ist ganzjährlich tropisch warm (21°C bis 29°C) das durch kühle Passatwinde gemässigt wird. Saba wurde 1493 von Christoph Kolumbus entdeckt, wechselte danach mehrmals die Koloialmächte und ist seit 1816 niederländisch. Jährlich besuchen zirka 24000 Touristen Saba, die zum Tauchen oder Wandern auf die Insel kommen. Die Umgangssprache ist Englisch, Niederländisch ist die Amtssprache und das offizielle Zahlungsmittel der US-Dollar.

Tourenbericht

SABA, TAG 1 (24.3.):
Trotz frühem Aufstehen um 6:15 Uhr im Hostel bei Philipsburg auf Sint Maarten war ich nach neun Stunden Schlaf herrlich fit und munter – die lange Flugreise tags zuvor von Europa in die Karibik war also verdaut. Gegen halb zehn Uhr fuhr mich ein temporärer Helfer des Hostels mich an Flughafen. Leider verzögerte sich mein Abflug aber um eine Stunde, kurioserweise weil am selben Gate zuvor schon längst ein Flug nach Curaçao hätte abfliegen müssen und keine Gateänderung vorgenommen wurde. Der kurze Flug mit einer kleinen Propellermaschine hinüber auf Saba war dafür herrlich. Ich sass in der zweitvordersten Reihe der Sardinenbüchse und konnte direkt den Piloten bei ihrer Arbeit zusehen. In Saba bekam ich einen Stempel in Pass und hatte genügend Zeit der Strasse hinauf 400 Höhenmeter hinauf nach Windwardside zu wandern. Mit dem schweren Rucksack bei schwülwarmem Wetter kam ich dabei ziemlich ins Schwitzen. Kurz vor der Ortschaft Zion's Hill, auch Hell's Gate genannt, erblichte ich einen halben Meter grossen Leguan der auf einem Ast eines Fruchtbaums am fressen war. Leider bemerkte er mich und eilte rasch ins Gebüsch bevor ich ihn fotografieren konnte. In Zion's Hill, am höchsten Punkt der Strasse, rufte mir ein älterer US-Amerikaner zu der seine Rente nun auf Saba geniesst. Er zeigte mir seinen wunderschönen Garten und ich war froh nun einen Liter Wasser trinken zu können. Am späteren Nachmittag erreichte ich schliesslich den wunderschön gelegenen Ort Windwardside – ein Stück Niederlande unter tropischer Sonne! Das Hotel „Scout's Place“ mit eignem Schwimmbecken und netter deutscher Leitung kann ich dabei wärmstes weiter empfehlen. Den Tag liess ich gemütlich im Ort mit Hamburger, Pommes und Heineken ausklingen.

MOUNT SCENERY, TAG 2 (25.3.):
Nach einem kurzen Frühstück ging ich nach Ladenöffnungszeit um 8 Uhr morgens gleich Proviant einkaufen für die Bergwanderung auf den Mount Scenery. Gleich nach am Dorfrand weist ein Schild auf den Wanderweg über mehr als tausend Treppenstufen hin. Allerdings ist damit nicht der Hauptgipfel gemeint, sondern der Aussichtspunkt bei der Antenne auf einem wenig Meter niedrigeren Nebengipfel. Schon mit den ersten Stufen tauchte ich in einen eindrücklichen Urwald und es kam mir vor wie in der Masuala Halle im Zürcher Zoo. Schon bald erreichte ich die Abzeigung zum Mas' Cohone's Hill. Diesen Nebengipfel direkt über Windwardside wollte ich natürlich ebenfalls besuchen und folgte dem Weglein bis zur Aussichtskanzel mit einem wirklich schönen Tiefblick auf den malerischen Ort. Um auf den wirklich höchsten Punkt zu gelangen musste ich mich einige Meter durch Blätterwald kämpfen. Gefährlich dabei ist ein mehrere Meter hoher Felsabbruch linkerhand der durch Gestrüpp heimtückisch versteckt ist. Rasch gelangte ich zum Hauptweg zurück und folgte ihm in Richtung Kraterrand. Der Urwald wird dabei immer dichter und das Gelände steiler. Sogar hatte es stellenweise im oberen Bereich ein Geländer. Unterwegs traf ich ein Amerikaner aus Miami mit seinem Sohn. Beide traf ich später während der Wanderung immer wieder und sie waren wie ich zum Wandern auf Saba und Sint Maarten. Beim Kraterrand änderte sich das Waldbild eindeutig, es war viel feuchter und alles ist mit Moos überzogen. Man durchläuft kurz den Krater und gelangt zum Antennengipfel. An der Antenne lief ich linkerhand vorbei und folgte dem kleinen Pfad in Richtung Hauptgipfel. Zuletzt gelangte ich über einen Felsen mit Fixseil zum Vermessungspunkt wo gleich dahinter der höchste Punkt des Mount Scenery liegt. Wunderbar, der höchste Niederländer war nun bestiegen! Als nächstes wanderte ich zurück, vorbei an den Antennen zu einem Aussichtspunkt wo sich der Gipfelstein mit Gravur befindet. Hier rastete ich etwas länger und war überrascht als plötzlich ein Hahn aus dem Wald auftauchte – der höchste Berg der Niederlande ist also ein Habitat frei lebender Hühner. Von den Antennen stieg ich bis zum Kraterrand zurück wo wiederum ein kleiner Pfad zum Westgipfel abgeht. Dieser Pfad war sehr morastig und schien nicht so oft begangen. Spannend am Westgipfel ist ein Felstunnel unmittelbar unter dem Vermessungspunkt. Man muss sich dabei mit Hilfe eines Fixseils über glitschige Felsen hochziehen. Die Aussicht über den Elfenwald im Vulkankrater ist einmalig. Im Abstieg wählte ich im Mittelteil über den Bud's Mountain Trail. Die Variante ist zwar etwas länger, hat aber keine Treppenstufen. Dafür konnte ich hier viele Exemplare der kleinen, endemischen Saba-Eidechse beobachten. So war ich schon um die Mittagszeit im Hotel und konnte gemütlich am Pool ausspannen.

ABREISE, TAG 3 (26.3.):
Wie bestellt wartete um 6 Uhr morgens das Taxi vor dem Hotel. Der wortkarge Fahrer fuhr mich mit seinem alten VW-Bus hinuter zum Flugplatz. Die Abfertigung dort ging natürlich sehr rasch, denn ausser den wenigen Flügen nach Sint Maarten gibt es keinen regulären Flugverkehr. Der Start in der kleinen Propellermaschine war wieder phänomenal. Schon war Saba Geschichte - aber eine, welche ich wohl nie vergessen werde!

Tour im Alleingang.

Wichtige Links

Offizielle Tourismusseite Sabas: Saba
Mount Scenery bei Wikipedia: Mount Scenery
Mount Scenery bei Summitpost: Mount Scenery
Wettervorhersage: Weather
Vulkanaktivität: Mount Scenery

Anmerkung

Link zum Tourenbericht des höchsten Niederländers in Europa: Vaalserberg

Tourengänger: Sputnik


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Kommentare (9)


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pame hat gesagt: Gratuliere...
Gesendet am 16. April 2019 um 22:51
...zum höchsten Niederländer! Saba ist wirklich sehr schön. Aus deinem Bericht schließe ich, dass du denselben Taxifahrer erwischt haben könntest wie ich. Ein älterer, hagerer, faltiger Typ mit einem klapprigen Bus :-).

Sputnik Pro hat gesagt: Der mit dem klapprigen Bus
Gesendet am 16. April 2019 um 22:56
Danke dir der raschen Nachricht Patrick. Ja genau, es war genau dieser Busfahrer :-)

Linard03 hat gesagt:
Gesendet am 17. April 2019 um 20:24
coole Tour auf kleinstem Raum; würde mir auch gefallen … ;-)

Sputnik Pro hat gesagt: Wer weis? :-)
Gesendet am 17. April 2019 um 20:37
Vielleicht verschlägt es dich auch einam in diese Weltgegend, Sint Maarten mit Tagesausflügen nach Saba und Sint Eustatius sind wie gemacht für Familienurlaub :-)

Felix hat gesagt:
Gesendet am 18. April 2019 um 15:21
exotisch - super!

Sputnik Pro hat gesagt: NL in den Tropen
Gesendet am 18. April 2019 um 21:28
Exotische Niederlande, hat mir gefallen. :-)

Wolfgang Schaub hat gesagt: Vor 15 Jahren ...
Gesendet am 29. April 2019 um 17:11
... eine Vollmondnacht am Gipfel verbracht, eingeklemmt wie in einer Badewanne zwischen dem Vermessungspunkt (Kopf) und dem eigentlichen Gipfel (Füße). Sehr empfehlenswert!
Überhaupt kann ich Freiluft-Nächte auf Gipfeln nur empfehlen: Sie stärken das Bewusstsein der eigenen Winzigkeit und haften fürs Leben in der Erinnerung.

Wolfgang Schaub hat gesagt: RE:Vor 15 Jahren ...
Gesendet am 29. April 2019 um 17:12
http://www.gipfel-und-grenzen.eu/inhalt/oversee.php

Sputnik Pro hat gesagt: Toll...
Gesendet am 30. April 2019 um 09:24
... du hast ja auch einige der wirklichen Landeshöhepunkte europäischer Staaten die ausserhalb Europas liegen gesammelt. Ich habe es bisher erst auf den Teide und Scenery geschafft. Ich danke nun, dass ich höchsten noch eine Expedition zum Khan Tengri mit Russischen Freunden und den Ararat machen werde. Grönland und South Georgia ist schlicht zu teuer!

Gruss, Andi


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