Dufourspitze & Nordend


Publiziert von kleopatra , 21. Juni 2009 um 22:05. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:13 Juni 2009
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Ski Schwierigkeit: WS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   I 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 1940 m
Abstieg: 1940 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit der Gornergratbahn direkt vom Zentrum in Zermatt nach Rotenboden
Unterkunftmöglichkeiten:Monte-Rosa-Hütte
Kartennummer:LK 1348 - Zermatt

Nachdem wir am Vortag schon die Parrotspitze erklommen hatten, wollten wir uns nun an die beiden höchsten Berge der Schweiz wagen. Da ich bereits auf der Dufourspitze war, sollte das Nordend unser erstes Ziel sein und die Dufourspitze als zusätzliche Option, je nachdem, wie sich die Bedingungen entwickelten.
 
Nachdem wir vom Vortag bereits einiges an Höhenmeter mit sehr schweren Rucksäcken in den Beinen hatten, wollten wir diesen Aufstieg besonders sachte angehen. Kurz vor vier starteten wir mit etlichen anderen (siehe Bericht von eugen) und hatten uns bereits innerhalb weniger Minuten zu den Rennschnecken des Tages gemausert … was sich letztendlich als Vorteil entpuppen sollte.
 
Zuerst ging es wieder die Hänge hinter der Hütte bis vor den ersten steileren Aufschwung hoch (Abzweigung Richtung Grenzgletscher), der dann im rechten Teil überwunden wird. Nach diesem Aufschwung betraten wir den Gletscher, dem wir über sehr sanft geneigte Hänge den Spalten ausweichend folgten. Während wir so stundenlang vor uns hinstapften, ging langsam die Sonne auf und tauchte einen Gipfel nach dem anderen in atemberaubendes Rot. Dieser unglaubliche Anblick lud immer wieder zu Fotopausen ein.
 
Die erste Sonne erreichte uns bei der Abzweigung zur Normalroute auf die Dufourspitze, wo heute nur wenige Leute abbogen, einige blieben hier bereits mit etwas fahler Gesichtsfarbe sitzen. Wir schneckten weiter und erreichten nach ca. 7-8h den Silbersattel, wo uns der Wind gleich ins Schidepot bei der Einstiegsrinne zur Dufourspitze trieb. Doch zuerst auf die Dufouspitze und dann mal sehen, ob wir uns über den Grat zum Nordend durchbeissen wollen. Durch die Rinne gleich neben dem Schidepot ging es an Fixseilen sehr rasch zum Gipfel (ohne Fixseil Stellen bis III), den wir Rennschnecken für uns allein geniessen durften … wohl ziemlich einzigartig! Und zudem noch beinahe Windstille!
 
Nach rund 60 Minuten waren wir bereits wieder im Sattel und starteten nun zum Nordend, wobei der Wind hier so stark war, dass ich immer wieder anhalten musste, um kurz das Gesicht zu ‚enteisen’. Der Grat war in gutem Zustand mit perfektem Trittschnee und so erreichen wir bald die Gipfelfelsen, über die eine Spur rechts rum (direkt am Grat) führte. Dort waren 3-4 sehr herzhafte Kletterzüge (II) über einer unendlich gähnenden Leere Richtung Italien zu bewältigen … wow, dieser Tiefblick! Der Gipfel selbst ist so klein, dass Robert auf der einen Seite des Grates, wir auf der anderen stehen mussten, in der Mitte das vom Wind unzerstörbare ‚Gipfelkreuz’ gefertigt aus einer Bambusstange. Schnell Fotos und dann gleich wieder runter aus dem Wind, wieder zitternd den unglaublichen Tiefblick nach Italien überwindend (wahrscheinlich gibt es hier auch eine Möglichkeit die Felsen gleich von Anfang an etwas weiter links zu erklettern). Nach einer Stunde waren wir wieder im Silbersattel, wo wir sofort alles zusammenpackten um weiter unten an einem sonnigen Plätzchen die wohl verdiente ‚Jausn’ zu verzehren.
 
Dann zogen wir in vielen Genussschwünge zuerst im verpressten Pulver, dann kurz in den Schattenhängen im Pulver und weiter unten in bestem Firn (ganz unten schon recht weich) der Hütte entgegen, immer mit direktem Blick auf eines unserer nächsten Ziele, das Matterhorn. Bei der Abfahrt erst bemerkten wir, wie lange diese vielen Aufschwünge im Aufstieg gewesen waren. Die Hütte erreichten wir ca. um 16:00 wieder.
 
Der letzte Tag begann dank der weisen Entscheidung meiner beiden Begleiter bereits um 03:30, da wir den Abstieg zum Grenzgletscher und den Wiederaufstieg zum Rotenboden noch in den kühlen Morgenstunden hinter uns bringen wollten. So suchten wir uns zum Gletscher hinunter (der Weg von der Monte-Rosa Hütte direkt in der Falllinie auf den Grenzgletscher hinunter ist wegen der unangenehm abzukletternden Granitplatten nicht zu empfehlen - am besten möglichst horizontal weit ausholend auf den Gletscher hinüberwechseln) und wühlten uns durchs lose Gestein wieder vom Grenzgletscher hinauf zum Weg in Richtung Rotenboden. Auch für den Rückweg brauchten wir mit den Schi und schweren Rucksäcken 4,5 Stunden, aber was solls, nach dem erfolgreichen Vortag wollten wir uns keinen Stress machen.
 
Schon nach 15 Minuten kam die nächste Bahn, die wir dieses mal in Richtung Zermatt um 9:10 Uhr für uns alleine hatten. In Zermatt belohnten wir uns noch mit einem Kaffee und süssen Walliser Spezialitäten (danke Robert für die Empfehlung) und machten uns dann auf den Heimweg.
 
Tourenbeschreibung: SAC-Führer Skitouren Oberwalis, Tour Nr. 548a 

Fazit: wer sich den langen Aufstieg zu Nordend und Dufourspitze nur einmal antun will, dem sei die Besteigung beider Berge vom Silbersattel aus wärmstens empfohlen. Speziell für das Nordend sollte man warme Sachen mithaben, da hier laut Auskunft von ‚locals’ fast immer ein unangenehmer Wind bläst. Super Tour in absolut einmaliger Landschaft!

Tourengänger: kleopatra, Muellix, Rimba


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

WS WS
12 Jun 09
Parrotspitze - aus 7 mach 1 · kleopatra

Kommentare (3)


Kommentar hinzufügen

eugen hat gesagt: Hut ab!
Gesendet am 22. Juni 2009 um 07:25
Gratulation zur Besteigung der zwei Gipfel.
Es ist ein wunderbarer Bericht mit sehr schönen Fotos.
Nur ein Wermutstropfen: warum habt ihr euch nicht als HIKRs zu erkennen gegeben? Da ich sehr oft auf der Site bin (meine Lieblingsseite), hätte ich allzugerne mal jemand von dieser Spezies getroffen, um ein paar Gedanken auszutauschen. Dies umso mehr als die Wahrscheinlichkeit, dass man einen HIKR in den Walliser Bergen trifft, sehr klein ist.
Weiterhin spannende Touren und viel Glück

Eugen

kleopatra hat gesagt: RE:Hut ab!
Gesendet am 22. Juni 2009 um 10:07
Lieber Eugen,

danke für Dein Kommentar und wenn wir damals gewusst hätten, dass ihr auch hikr seid, dann hätten wir uns natürlich zu erkennen gegeben. Wir sind leider auch erst beim Lesen Eures Tourenberichtes draufgekommen.

... und für die Zukunft: die Wahrscheinlichkeit, dass man uns hikr in den Walliser Bergen trifft, ist sehr hoch ;-) vielleicht sieht man sich dort ja tatsächlich mal.

lg kleo

Martina hat gesagt: Dufourspitze - beeindruckend!!!
Gesendet am 6. Juli 2009 um 22:00
Wow Eva!!! Tolle Leistung, ich bekomme schon beim Ansehen des Fotos mit dem ausgesetzten Schritt Schweissperlen.... Und so ein Traumwetter! Wahnsinn! Bei uns regnet es seit Wochen und ist instabil... Da kann ich nur von Euren Touren träumen!!!
LG Martina


Kommentar hinzufügen»