Backpacking the Great Range


Publiziert von detlefpalm , 15. Dezember 2018 um 22:41.

Region: Welt » United States » New York
Tour Datum:27 September 2008
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: USA 
Zeitbedarf: 4 Tage 0:15
Aufstieg: 1533 m
Abstieg: 1533 m
Strecke:ca. 28 Kilometer, Höhenangabe ist kumulativ über drei Gipfel

Don't run for the summit, enjoy the hike.

Laut des Guidebook des Adirondack Mountain Club ist dieser Trail "perhaps the most spectacular of any in the Adirondacks". 

Hiking oder Wandern in den USA ist etwas anderes als Wandern oder Bergsteigen in Europa (wenn man von reiner Kletterei absieht).

'Backpacking' in den USA beschreibt das Eintauchen in die Wilderness, also Wildnis, wo man mindestens eine Nacht im Freien übernachtet, ohne eine Hütte mit Schlafplätzen und Versorgung. Die Bevölkerungsdichte in den USA ist ein Zehntel von dem in Europa, die Berge sind in der Regel weiter weg. Natürlich gibt es auch in Europa Wildnis, mehr noch auf dem Balkan oder Osteuropa und vielleicht Nordeuropa, allerdings meistens nicht so geschützt. 

Meistens heißt Backpacking ein Zelt, Schlafsack und Kochgeschirr mit sich herumzuschleppen; manchmal gibt es auch sogenannte shelters, also Unterstände. In den Adirondacks hat sich eine besondere Form der dreiseitigen Kabinen als 'Adirondack Shelter' etabliert. Die sind auch als Adirondack 'Lean-to'  bekannt. Drei Seiten Holz, ein Dach, vorne offen, darf nicht verhangen werden. Schade, dass es nicht sowas bei uns gibt.

Eine Bergbesteigung - oder Bergwanderung - kann schnell in ein multi-day-adventure ausarten. Der Schwerpunkt liegt weniger auf der kletter-technischen Schwierigkeit oder Ausgesetztheit, sondern auf der Bewältigung der Strapazen des Anmarsches, Orientierung, Flußüberquerungen, und (naturally) der Fähigkeit den Einklang mit der umgebenden Natur zu finden. Es lohnt sich, trotz Trump!

Die Adirondacks stellen eines der größten zusammenhängenden Schutzgebiete der USA dar, und das im Staat New York, den man eher mit Manhattan verbindet, als mit frei herumlaufenden Bären. In den hyper-kapitalistischen USA sind es private Organisationen oder Gönner, die Land aufkaufen, die Schutz-Regeln mit-schaffen oder akzeptieren, und das Gebiet der Gemeinschaft zur Verfügung stellen.

Die Anzahl der Bären in den Adirondacks ist inzwischen so groß, dass die Parkverwaltung die Mitführung von 'Bear-Canisters' zur Pflicht gemacht hat. Weil wir (bei einer anderen Wanderung) keinen Bear-Canister mitführten, marschierten wir mit dem kontrollierenden Ranger 3 Kilometer von unserem Zelt zu seiner Station, um dort einen auszuleihen und uns damit (in völliger Dunkelheit) zu unserem Zelt zurückzufinden. Man packt alles was Bären mögen in einen verschraubbaren 10 Liter Plastik-Behälter, stellt den Kanister ein paar Meter neben das Zelt, und kann so weiterschlafen während der Bär sich mit der Plastik-Dose vergnügt.

Es gibt 46 'high peaks' in der Adirondack Region, höher als 4000 feet. 1330 Meter hört sich nach nichts an, aber ist etwas ganz anderes als in Westeuropa. Ich bin mir nicht sicher, dass ich hikr Einträge für alle 46 Gipfel erlebe. Wir steuern ein paar dazu bei. 

In diesem Fall also die als 'Great Range' bezeichnete Wilderness, mit Haystack als dritthöchsten der sogenannten '46 high peaks', Basin, und Saddleback.

Schwierigkeit: Die Welt der Wildnis ist nicht nach T1, T5+, oder III- klassifizert. Amerikaner gebrauchen stattdessen Begriffe wie: awesome, crazy steep, very hard with a backpack, very technical, intense, mad scramble und so weiter. 

Tag 1: Mit dem Auto von New York nach Keene Valley, zum sogenannten 'Garden Parking'. Dort gepackt, dann auf dem Phelps Trail erst zur John Brook's Lodge (5.8 km). Da könnte man theoretisch bleiben, wenn man es gewusst hätte, und sich monatelang vorher eingebucht hat. Also weiter am John Brook bis zum Slant Rock Lean-to (10.8 km). Es nieselt, wie überhaupt während des gesamten Ausfluges. Wir kochen und verschrauben unsere Bären-Kanister. Eine allein reisende Frau gesellt sich zu uns; sie verschwindet am nächsten Morgen in eine andere Richtung; wir lassen uns Zeit. (mehr Beschreibung in den Bildern).

Tag 2: Es regnet den ganzen Tag, mit mehr oder weniger dichtem Nebel. Wir kämpfen uns steil in den Sattel zwischen Basin und den kleinen Haystack (Heuhaufen) hinauf. Wir gehen ein wenig südlich zum Platz des ehemaligen Sno-Bird lean-tos. Der Platz heist noch immer Sno-Bird und beschreibt eine ebene Fläche von etwa 25 Quadratmeter. Das Lean-To gibt es nicht mehr und wir bauen unser Zelt auf und deponieren Schlafsäcke, Thermarest und anderen Kram. Es ist noch früh, wie geplant, und wir machen uns auf den Weg erst erst zum kleinen Haystack, dann 'crazy steep' hinunter in den Sattel zwischen kleinem und großem Haystack. Von dort nicht unschwierig hinauf zum großen Haystack. Null Aussicht, die Brille beschlägt. Wir gehen zurück, über den crazy steep kleinen Haystack hinweg, und auf der anderen Seite runter zum Zelt. Es scheint nicht mehr zu regnen - Gelegenheit den Anorak auszuziehen, zu kochen und den Bären-Kanister vorzubereiten. Wir haben eine ebene, aber auch sehr matschige Stelle - diese zwei Sachen gehen wohl Hand in Hand.

Tag 3: Wir trocknen uns am oder im Morgen. Kurz nachdem wir losgehen, winkt Basin Mountain in der Ferne, dann regnet es wieder. Es gibt einige Kletterstellen zu überwinden - bei ein oder zwei gibt es Holzleitern, bei anderen nicht. An einer Stelle müssen wir die Backpacks ablegen; ich steige zuerst hoch, dann ziehen wir die Rucksäcke nach, dann kommt Gabi nach. Die Felsen sind rutschig, glatt und kalt. Irgendwann der Gipfelhang, mit Kraut und Nadelgehölz. Sogar die Sonne kommt hervor und blauer Himmel. Das erlaubt uns einen kurzen Blick auf Saddleback, den dritten der 46' auf unserer Tour. Von der Ferne sieht man die Kletter Passage unbestimmter Schwierigkeit - vermutlich irgendetwas zwischen crazy steep und 'hopefully you have some help'. Als wir da sind, hat es etwas abgetrocknet, und die Kletterei ist gut markiert. Im Rückblick ist es wirklich nicht möglich zu sagen was es denn nun in der T-Skala war; jedenfalls machbar. Dann sind wir auf Saddleback, von jetzt geht nur bergab, durch den immer dichteren und immer mehr herbstlichen Wald. Gegen Spätnachmittag - Ende September sind die Tage schon recht kurz - kommen wir an dem Deer Brook Lean-to an. Es sind nur etwas mehr als 2 Kilometer zum Parkplatz - aber dann wären wir erst am Auto, müssten losfahren uns ein Hotel suchen. Wir beschließen, noch einmal im Lean-to zu übernachten, und die Wildnis zu genießen.

Tag 4: Wir lassen uns Zeit, schauen aus unseren Schlafsäcken ins Laub, frühstücken gemütlich. Nach dem Gesetz der größten Gemeinheit ist das Wetter fabelhaft. Wir schlendern zum Auto und fahren nach nach Hause, nach New York.


Tourengänger: detlefpalm


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