Ruten


Publiziert von schimi , 2. Mai 2019 um 14:49.

Region: Welt » Norwegen
Tour Datum:12 Juli 2018
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: N 

Von unserem Hotel am Feforsee bis auf den Ruten und wieder zurück, dass ist definitiv nur etwas für extrem ausdauernde Wanderer; also nichts für uns.

Dieser höchste Berg der Gegend liegt zwar genau auf der gegenüberliegenden Seite des Feforsses, also direkt in unserem Blickfeld, aber er entzieht sich erfolgreich einer optischen Entfernungsschätzung. Seine flache und kaum von Felsstrukturen unterbrochene Gestalt lässt es kaum zu, einen soliden Tipp für eine Wanderdauer zu geben. Aber es scheint sehr weit!

Wir fahren nach unserem Frühstück im Minibus auf die andere Seite des Sees und ein gutes weiteres Stück auf unser heutiges Ziel zu. An einem einsamen Hof endet der Fahrweg. Der Fahrer entlässt uns und wir steigen gleich den flach ansteigenden Wanderweg empor. Die typische Landschaft des Nordens ohne prägnante "Landschaftsinhalte" lässt einen schnell in einen gleichmäßigen Tritt kommen. Keine Bäume oder Sträucher stören die Optik der unendlichen Weite Unsere Blicke können scheinbar bis in die Endlosigkeit weggleiten.

Wir steigen in südliche Richtung die Bergflanke empor und erreichen auf etwa 1300 Meter einen weiten Sattel zwischen zwei Bergen. Wir wenden und auf dem Sattel nach und nach gen Westen und gehen dann ganz leicht abfallend und immer mehr in weglosem Gelände geradeaus weiter. Nicht weglos ist das Gelände, weil da kein Weg mehr wäre... vielmehr ist es so, dass sehr viele ähnliche Pfadspuren in ungefähr die gleiche Richtung führen. Dies führt dazu, dass diese immer schmaler und unsichtbarer werden.

Zum Wandern ist das Gelände natürlich herrlich schön und die Wege sind gelenkschonend weich. Umringt von einigen fast gleich hoher Berge muss man aufpassen, dass einem nicht der falsche Gipfel unter die Füße gerät. Am tiefsten Punkt einer wenig ausgeprägten Senke stoßen wir jetzt auf einen Wanderweg, der von Norden kommend uns nun auf den Ruten leiten soll. Wir biegen dort also nach links ab und folgen dem gut zu gehenden Weg.

Ohne dass es wirklich steil wird erklimmen wir in mehr und mehr felsigem Gelände den Gipfel des Ruten. Keinerlei ausgesetzte Stellen oder andere Schwierigkeiten begleiten uns auf dem Weg nach oben. Am Ende wird der moderate Anstieg nur mehr immer flacher, bis es kein weiteres hinauf mehr gibt. Die Aussicht vom "Höchsten" ist Klasse aber nicht spektakulär. Im Norden unser Feforsee; er ist fast der einzige größere Blickfang in der Nähe.

Alles andere ist nur Weite pur. Die dem Ruten vorgelagerten Berge sind von den Gletschern allesamt so flach geschliffen, dass sie fast nicht als eigenständige Gipfel registriert werden. Alle anderen Berge sind schon sehr weit entfernt und lassen nur mit Mühe eine Differenzierung zu. Der Himmel hingegen ist reich verziert mit Wolken allerlei Art. Die der Art Cumulus versetzen uns ein wenig in Sorge um den weiteren Wetterverlauf. Es ist noch sonnig, aber mehr und mehr ballt sich das Gewölk zusammen.

Sicher eine gute Wahl den Abstieg nicht mehr auf die lange Bank zu schieben. Er erfolgt deshalb auch recht zügig und auf unserer Aufstiegsroute. In der Senke, wo wir im Aufstieg diesen Weg betreten haben, gehen wir jetzt aber geradeaus weiter in nordöstliche Richtung. So steuern wir direkt auf das Westende des noch in der Ferne liegenden Feforsees zu. Von hier oben haben wir lange Zeit einen exzellenten Blick auf den See und haben auch Zeit zu realisieren, dass er aber auch gar nicht näherkommen möchte. Die Landschaft ist baumlos schön und wir steigen zügig hinab. Die Sonne scheint uns noch (ein wenig), aber es zieht mehr und mehr dichte Bewölkung über uns zusammen.

Im weiteren Abstieg erreichen wir einen Wald von jungen Birken. Sie werden von einem kleinen Bach durchzogen. Der Anblick des Waldes ist außergewöhnlich schön. Vielleicht für uns "Süddeutsche" ganz besonders, da wir mehrere Birken zusammen an einem Platz ja kaum kennen. Die Wetterlage ist jetzt eindeutig geworden. Die Wolken wechseln schnell von weiß über alle Grauschattierungen zu gefährlichem Dunkel! Keiner zweifelt mehr daran, dass es gleich eine fiese Abreibung geben wird. Die ersten kleiden sich bereits in ihre High-Tech-Fasern ein. Ich warte noch ein wenig, um nicht zu sehr zu schwitzen. Ich hoffe auf wenig Wind, denn ich habe wie viele anderen einen Regenschirm dabei.

Schnell bricht es über uns herein und in einer Heftigkeit wie wir es nur selten erlebt haben. Es prasselt mit riesigen Tropfen und ein Donner löst den anderen ab. Unter den Schirmen ist es sehr laut! Das Marschtempo erhöht sich spürbar. Die Wandergruppe zerfällt schnell in Kleingrüppchen und Einzelpersonen. Glücklicherweise sind wir jetzt weitestgehend im mehr oder minder dichten Wald des Tales angekommen und der Wegverlauf ist klar. Die Prioritäten sind bei allen gleich, denn es gibt nur die eine; vorwärts!

Mehr als eine Stunde marschieren wir schnellstmöglich. Am schlimmsten wird das Wetter nun aber an der Westseite des Sees. Dort müssen wir eine große baumfreie Ebene queren. Die Wege sind von Zäunen gesäumt. Wir versuchen möglichst weit vom Metall entfernt zu bleiben und lassen im Tempo nicht nach. Nach unseren Gewittererlebnissen im Zillertal letzten Sommer habe ich zum ersten Mal echte Angst vor dem Gewitter.

Nach der Querung der weiten Fläche beruhige ich mich wieder. Noch ein 20 Minuten durch den Wald und wir werden das Hotel erreichen. Auf den letzten Metern sehen wir mehr und mehr Graupel am Boden zum Teil sind es erhebliche Mengen. Über den Hotelhof fließt ein kleiner Bach der große Mengen Sand und Steine mitgebracht hat, er hat sich kurzerhand sein eigenes kleines Bachbett geschaffen. Ein Job für die Angestellten. Am Hotel schippt bereits der Erste das Eis weg, welches unter der Dachrinne einen ordentlichen Berg hinterlassen hat.

Sommer in Norwegen...

Am Abend genießen wir den Sonnenuntergang nach dem Gewitter. Es ist wieder schön, letzte Nebelschwaden ziehen über den Wald und den See. Herrliche Stimmung!

Tourengänger: schimi


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Feforkampen · schimi

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