Kurzbericht 

Marmolada Königin der Dolomitten, Parete Nord & Serauta Ponta Roca


Publiziert von Dolmar , 13. Mai 2018 um 20:38.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:12 Mai 2018
Ski Schwierigkeit: SS
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1800 m
Abstieg: 1800 m

Schon komisch, da schlummert tief im Süden eine Nordwand an die ich noch gar nie nicht mal gedacht habe in den ganzen letzten Jahren. Und das obwohl eine nicht ganz geringe Verbindung mit dem Berg Marmolada besteht, aber an Skifahren hatte ich hier noch nie gedacht, ja vielleicht mal klettern durch die Südwand oder so.
Als Kind war ich fast jede Sommerferien im Fassatal und durfte/musste auf etliche Berge wandern, mein Vater selbst war 39 mal auf der Punta Penia, seinerseits um Gäste von Contrin über den Westgrat zu führen.
Meiner einer hat es bis vor kurzem zu noch keiner Besteigung gebracht, ja nicht mal an eine solche gedacht.

Anfang des Jahres werde ich auf den Westgrat aufmerksam gemacht und entdecke bei der Recherche vor 1 Woche das hier ja noch viel besser eine schöne reizvolle Nordwand mit ca. 50 ° Grad rumsteht. Also warum noch länger warten bis das ich auch mal da oben stehen werde.

Was ich bereits von den vielen Urlauben her kenne ist, im Fassatal regnet es doch häufig, mir kommt es vor es wäre häufiger als vielerorts sonst in den Alpen. So auch an diesem verlängertem WE, obwohl der Wetterbericht und von diesen mehrere bereits am Freitag für Vormittag schönes Wetter vorhersagten. Kurzum am Ende sollte ich zwei mal auf der Punta Penia gewesen sein.

Anreise am Donnerstag.
Bei recht freundlichem Wetter eine erwartungsfrohe fast Ankunft. Ja fast, die Passstraße zum Fedaiasee ist 4 km davor wegen Bauarbeiten gesperrt. Nun egal, ich richte mich für die Nacht ein und stelle den Wecker halt auf etwas früher. 
In der Nacht wecken mich Regentropfen, ich kann es kaum glauben geht das hier schief ?, In dem Fall stehe ich später auf und laufe skeptisch um 5:00 Uhr bei leichtem Nieselregen los, Am Fedaiasee angelangt schüttet es geradezu und dazu habe ich nun wirklich keine Lust, sollte der ganze Weg umsonst gewesen sein, ich kehre wieder um, zurück zum Auto und fahre die Straße ein Stück hinunter, hake den Tag schon als gelaufen ab. Da hört es auf zu regnen und 
schon kehre ich wieder um und öffne mal die Absprerrungen um die noch verwaiste Baustelle zu durchfahren.
Am Fedaiasee angekommen beginnt es kaum das ich in den Skistiefeln stecke wieder zu regnen. Also wieder raus aus den Schuhen und zurück in den Schlafsack. Um 10min vor 8:00 Uhr ist das Wetter sonnig bewölkt, sollte der Wetterbericht sich nur um 2 Stunden vertan haben ?, schnell ziehe ich die Skimontur wieder an und laufe in tiefem Pflonds der ehemaligen Piste hinan. Macht das Sinn so spät bei den Temperaturen noch aufzusteigen. Zugegeben mit dem späten Aufbruch im Genick bin ich leicht gehetzt unterwegs. Ich darf mir nicht zu lange Zeit lassen, wegen eventl. Naßschneerutschen und weil ab spätestens Mittag  lt. Wetterbericht schlechtes Wetter vorhergesagt ist. Wenn man dem noch glauben schenken will. Nach schon knappen 2 Stunden stehe ich unter der Nordwand. Das Schönwetterfenster hat nicht mal ganz 1 1/2 Std. gehalten.

Vor mir sehe ich noch eine 3-er Gruppe über den Normalweg aufsteigen, in dessen Spuren kann ich mit geschulterten Ski nach rechts auf das Gletscherplateu aufsteigen. Zwischenzeitlich begleitet von Graupelschauer, ja das Wetter schreit nicht gerade nach Begeisterung. Der Schnee ist massiv tief die vorhandenen Spuren trete ich meistens noch tiefer, scheint die anderen sind deutlich leichter als ich. Von der Nordwand ist nicht allzuviel zu sehen, diese versteckt sich hälftig im Nebel. Dank der Spur finde ich im Nebel auch den Weg zur Capanna Punta Penia, da kommen mir die 3 entgegen, sie hatten glücklicherweise GPS, sonst wäre das wohl heikel in dem Whiteout. 
Nach 3h stehe ich beim Gipfelkreuz und sehe, genau gar nix. Schnell wechsle ich auf die Ski, an eine Abfahrt durch die Nordwand ist nicht zu denken, nicht mal zu finden, also nix wie den Aufstiegsspuren nach auf dem Normalweg wieder hinab. Knapp unter den Nebeldecke ist das dann recht spaßig in gut 10cm feuchtem Neuschnee. Die Lawinenkegel unter der Nordwand sind so weich, das diese sogar recht gut zu fahren sind. Um 12:00 Uhr bin ich wieder am Fedaiasee. 
So soll es das nun gewesen sein?. Punta Penia, eine lange Anreise und nichts gesehen ?. Was mich noch mehr wurmt, die Nordwand ist ja auch noch da, welche ja das eigentliche Ziel war und ist. Zeit habe ich. Also werde ich morgen einen weiteren Versuch starten. Hier gibt der Wetterbericht sonnig bis ca. 14:00 Uhr aus. Wenn es diesmal stimmt, dürfte es ein stimmiger Tag werden. 

12.05.2018, 5:30 Uhr Ski unter den Füßen die Abstrahlung hat funktioniert, fast wolkenlos präsentiert sich der Himmel Südtirols. Ich gehe los, nicht hetzen, du hast Zeit es ist ja nicht weit. der Weg ist bekannt kann aber eh nicht verfehlt werden zumal die Sicht ja herrlichst ist. Nach wieder knappen 2 Stunden stehe ich unter der Nordwand. Es ist deutlich kühler als gestern und die Wand sieht auch fordernd aus.
Ich baue um auf die Steigeisen nehme die Eisgeräte zur Hand und beginne eine Trittleiter in die Wand zu legen. 
Der Schnee ist prima durchgefroren so sinke ich nur wenig tief ein, was im Gegenzug das ganze aber auch ausgesetzter wirken lässt als wenn man mit dem ganzen Schuh im Firn steht. Wie so oft täuschen die Dimensionen, vom Einstieg bis zum schrägen Band ist es weiter als es den ersten Anschein hat.
Band ist dann auch nicht das richtige Wort vielmehr eine gut 50 ° Grad steile Rampe die nach links oben unter Felsen aus der Schlußwand leitet. Und zum "Schena de Mul" führt. Ein Felskopf der den Nordgrat zwischen Fels- und Schneegrat unterteilt. hier kommt auch die Sommerroute von Osten her leicht oberhalb herauf. 
Nun in der Wand ist der Schnee noch hart gefroren teils fast eisig und so bin ich recht froh diese Ausgesetztheit in der Wand nach  5/4 Std. hinter mir lassen zu können. Am Schneegrat/Nordgrat steige ich wieder auf die Ski und stehe eine 1/4 Std. später nach 3 1/2 Std. erneut auf der Punta Penia. Ganz alleine und für heute auch als erster, bei herrlicher Sicht. Zwar bildet sich schon wieder Quellbewölkung aber noch ist mein Standpunkt nicht betroffen. 
Jetzt fängt das Hirn wieder an, kann ich das fahren, wie lange soll ich noch warten, der Firn war doch extrem hart in der Nordwand, kommt überhaupt noch Sonne in die Wand bevor es wieder zuzieht. Bevor ich mich gar nicht mehr traue fahre ich schon mal zum Einstieg der Nordwand den Nordgrat hinunter. Hier setzte ich mich in den Schnee und warte in der Hoffnung es würde weicher werden. Blos ziehen nun vermehrt Wolken vor die Sonne und da hilft das warten dann auch nichts mehr. 
Um 9:30 Uhr Hopp auf geht`s ich weiß ja das ich dies kann. Vorsichtig tauche ich in den Schatten der Nordwand, die Kanten kratzen auf dem harten Firn, ein erster Schwung zeigt gleich, hier ist nichts aufgeweicht, absolutes Sturzverbot, hier gibt es kein halten mehr. Die Sicherheit kommt mit jedem weiteren Schwung, leicht eisige Stellen werden mit größter Vorsicht befahren.
Mitten in der schrägen Rampe treffe ich auf einen Tiroler welcher sich für die gelegte Trittleiter bedankt, nach kurzem Plausch vergrößert sich unser Abstand wieder. Der Übergang von der Rampe zur Mittelwand ist das steilste Stück, nun griffig aber ratternd die Wand vollends hochkonzentriert hinab.

So das klingt jetzt alles sehr blumig und übertrieben. Spiegelt aber nur meine Gefühlslage wieder, was für mich bedeutet, ich werde zu alt für die steilen ausgesetzten Sachen, es ist an der Zeit Steilwandabfahrten (soweit man diese so nennen darf) zu beenden.
Ich habe das techn. durchaus noch drauf, bin auch über den Schwierigkeiten gestanden und es ist auch nicht übertrieben das ein Fehler hier gänzlich unglücklich ausgehen hätte können.
Aber der Kopf will nicht mehr so wirklich mitmachen und es wird zur Überwindung bis ich in eine Steilwand einfahre, also besser keine riskanten Verhältnisse mehr befahren.

Am Wandfuß angekommen kämpfe ich mich noch durch die heute hart gefrorenen Lawinenkegel den Kessel unter der Nordwand hinunter.
Der Tag ist noch jung also beschließe ich einen erneuten Aufstieg zur Bahnstation bei der Ponta Roca.
Über den tadellos eingeschneiten Gletscher steige ich hinauf zu dieser, welche ich nach 1 Std. erreiche. In einem Spiel aus Wolken und Sonne verweile ich nur kurz und fahre die herrlichen Hänge genussvoll hinab zum Fedaiasee. 
Total glücklich über den schönen und auch emotionsgeladenen Tag starte ich mein Nachhauseweg mit einem größeren Umweg retoure ins Fassatal. Wegen der Baustelle muss ich über den Pordoipass. 

Es wäre doch frevelhaft wenn ich 2 Tage an der Königin der Dolomiten Ski fahre und nicht meine Verwandschaft im Fassatal besuchen würde. Und so wird die Heimreise mit Essen, Espresso und Gesprächen aufgewertet.

Tourengänger: Dolmar


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