Burgplätze und Bergbau im Sebnitztal


Publiziert von lainari , 22. Februar 2018 um 21:41.

Region: Welt » Deutschland » Östliche Mittelgebirge » Sonstige Höhenzüge und Talgebiete
Tour Datum:10 Februar 2018
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 470 m
Abstieg: 470 m
Strecke:10 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto oder Zug der ČD U 28 bis Goßdorf-Kohlmühle
Kartennummer:1:30.000, SK Nr. 90 Sebnitz und Umgebung

Pinsenbergwarte und Nasenbergwarte
(Westlausitzer Hügel- und Bergland)
 
Wandern ist gefährlich, kreuzgefährlich.
Keine Angst, ich habe nicht die Absicht mit mong in einen Wanderphilosophiewettstreit zu treten. Vielmehr ist dies das zusammengefasste Ergebnis eines kurzen medialen Faktenchecks. Da wäre zum Einen das gefährliche Wetter, das diese Woche mit Vokabeln wie „Kältekeule“ und „Russenpeitsche“ sowie einer „amtlichen Warnung vor Frost“ bedacht wurde. Der Blick auf das Thermometer zeigte minus 2 Grad, das soll im Winter ja vorkommen…
Zum Anderen wäre da die kreuzgefährliche Natur, die als Folge der zurückliegenden Orkane gebiets-, stück- oder wegweise in einigen Fällen gar pauschal bis April zutrittsverboten wurde. Einen gewissen Sinn würde dies sicher bei laufenden Forstarbeiten machen. Auf meinen letzten Touren gab es zwar einige umgestürzte Bäume, deren Überquerung eher eine kleine Mühe, denn gefährlich war, auch gab es schräghängende Bäume aber die gibt es im Wald das ganze Jahr. Und dass jeder einzelne Baum auf lose/morsche Äste geprüft wird, kann ohnehin nur der Besucher eines TÜV-geprüften Freizeitparks erwarten.
 
Gefahrenbewusst fuhr ich daher heute zur Erkundung der restlichen, von mir noch nicht besuchten Burgwarten im Umkreis der Burg Schwarzberg nach Altendorf.
Unmittelbar westlich des auf einer Hochfläche zwischen Sebnitz- und Kirnitzschtal gelegenen Ortes verläuft bogenartig die Lausitzer Überschiebung (NNW-SO), die die Grenze zwischen Sandstein und Granodiorit bildet. Geologische Störungszonen waren immer auch das Ziel früherer Bergbauversuche. Die Schrift Geologica Saxonica Nr. 58 vom 6. November 2015 aus dem Hause Senckenberg berichtet von vermutlichen Spuren dieser Aktivitäten im wilden Graben des Gabenbaches nahe Altendorf.
Ich parkte das Auto auf dem Wanderparkplatz an der Feuerwehr Altendorf. Auf dem Luftbild hatte ich einen für den Tourenansatz passenden Weg nördlich des Ortes ausgemacht, aber der gesamte Bereich erwies sich bei meiner Inaugenscheinnahme als umzäunt und nicht zugänglich. So lief ich an der Straße entlang bis zur Gärtnerei und bog auf den Mühlenweg ein. Kurz darauf hielt ich mich mit Blick auf den Grabenanriss des Gabenbaches schräg nach links. Am talwärtigen Ende der Umzäunung querte ich mühsam das steile Kerbtal und arbeitete mich durch Jungwuchs auf die avisierte Geländezunge hinauf. Die auf der Reliefkarte ausgemachte pingenartige Bodenstruktur war verwachsen und teilweise verfüllt, so dass ich ihre Herkunft nicht näher untersuchen konnte. Unterhalb am Hang waren einige unspezifische Mulden zu entdecken, die durchaus auch natürlichen Ursprungs (Wildschweine, Wurzelmulden umgefallener Bäume) sein konnten. Ich querte einen Seitengraben und stieg über die nächste Geländezunge und durch einen zweiten Seitengraben zum Gabenbach hinunter. An der Mündung lag sehr viel Bruchholz im Tal. Nach dessen Umgehung verließ ich die steile Talflanke und jonglierte am schmalen Bachgrund talwärts.
An der Mündung zum Sebnitztal stieg ich rechts hinauf, um einen Pfad zu erreichen. Dieser verlief relativ eben am Hang des Sebnitztales. Entlang eines wasserführenden steilen Grabens, der zwei größere Aussparungen in seiner südwestlichen Flanke aufwies, strebte ich später in Richtung Hochfläche. Ob die Aussparungen nur durch Erosion verursacht oder menschlichen Ursprungs waren, konnte ich trotz näherer Betrachtung der bogenartigen oberen Struktur nicht klären. Vom Bergrücken aus folgte ich einem Weg auf den Pinsenberg. Eine Quelle berichtet, durch den Steinbruchbetrieb am Basaltdurchbruch des Berges seien alle Spuren der einstigen Burgwarte verschwunden. Dass sich die Burgwarte auf dem von Süden her nur unwesentlich ausgeprägten Gipfel befunden haben sollte, hatte ich beim Kartenstudium bereits ausgeschlossen. Daher beging ich den nach Norden ins Sebnitztal hineinragenden Kamm. Nach kurzer Zeit war ein schwach ausgeprägter Halsgraben auszumachen. Dahinter folgte eine relativ flache Fläche einer etwaigen Vor- oder Wirtschaftsburg. Am Ende eines schmalen Grates markierte schließlich eine Art Plattform den wahrscheinlicheren Standort des Turmes der Pinsenbergwarte. Bis auf den Zugangsgrat war dieser Platz von einem allseitigen Steilabfall geschützt. Die aufgefundene Spurenlage entsprach somit dem, was man von einer vermutlich im 13. Jh. angelegten und spätestens Mitte des 15. Jh. eingegangenen Burgwarte in Holzbauweise erwarten konnte.
 
Auf dem Rückweg durchquerte ich das Steinbruchareal an der Flanke des Pinsenberges. Der durch die Basaltgewinnung freigelegte Vulkanschlot wurde leider in den 1980er Jahren mit Deponiegut wieder verfüllt. Über den Mühlenweg erreichte ich in der Folge den Talboden des Sebnitztales und lief vorbei an der Burg Schwarzberg ins Schwarzbachtal hinein. Dabei nutzte ich den der einstigen Bahntrasse auf der anderen Talseite gegenüberliegenden Wanderweg. Unterwegs war am Talhang bereits eine regelmäßig ansteigende alte Flurwegbeziehung zu erkennen, die ich dann zum Aufstieg benutzte. Der schön trassierte Weg verbuscht leider im unteren Teil zusehends. In einer Wegkurve wurde ein nach Süden ins Sebnitztal hineinragender Gratausläufer sichtbar. Hinter Dornröschens Dornengestrüpp konnte ich den Rest eines Halsgrabens und somit den einstigen Standort der Nasenbergwarte lokalisieren. An der Abbruchkante mit Blick zur Burg Schwarzberg war eine mögliche Gebäudegrundfläche auszumachen. Auf der Nase des Nasenberges mit Blick ins Sebnitztal legte ich meine Mittagsrast ein. Anschließend folgte ich dem urprünglich begangenen Weg noch ein Stück, bevor ich weglos in ein Seitentälchen abstieg. Ab der Mitte der wasserführenden Einkerbung führte ein Pfad talauswärts Richtung Lauxgraben. Nach einer kleinen weglosen Abkürzung über dessen Flanke passierte ich den mittlerweile aufgelassenen Haltepunkt Mittelndorf und überquerte die Sebnitz auf einer Brücke.
 
Über den Tragnerweg stieg ich bergwärts auf einen Geländerücken hinauf. Auf seinem Scheitel zweigte ein Pfad nach links hinunter zur einstigen Sputhmühle ab. Irgendwo in diesem Areal soll 1748/1749 ein Unverhofft Glück Erbstolln in Betrieb gewesen sein. Die in diesen zwei Jahren erreichte Vortriebsleistung dürfte allerdings je nach verwendeter Technologie eher gering gewesen sein. Links neben dem Pfad zeichneten sich dann auch zwei kleinere Haldenschüttungen ab. Ein offensichtlicher Wasseraustritt am Hang wurde einst zu einem Brunnen/Wassersammler für die Sputhmühle umgebaut. Ein talseitiger Riegel aus Ziegelmauerwerk trug oben einen gusseisernen Schachtdeckel. Möglicherweise wurde hier der Hohlraum einer alten Bergbauanlage nachgenutzt. Der Hang wies einige unspezifische Mulden und kleinere Aufschüttungen auf, die von einer bergbaulichen Erkundung stammen konnten. Zudem konnte ich zwei Vertreter der von der letzten Tour bekannten Grenzsteine „S“ ausmachen. Mittlerweile bin ich geneigt, den Buchstaben „S“ dem Sächsischen Staatsforst zuzuordnen, zeitlich einzuordnen vom Ende des Königreiches bis zur Auflösung der Länder in der DDR. Allerdings habe ich für diese Annahme noch keine Belege gefunden. Am Hangfuß im Sebnitztal fand ich anschließend noch ein kleines Wasserbecken aus Sandstein und eine Einkerbung mit einer davor befindlichen Materialaufschüttung. Hier musste nicht unbedingt ein bergbaulicher Zusammenhang bestehen. Zufrieden über die Erkenntnisse der Tour, machte ich mich auf den Rückweg vorbei am aufgelassenen Haltepunkt Mittelndorf, dem einstigen Standort der Buttermilchmühle und über den Mühlenweg wieder hinauf nach Altendorf. Um dem Bad Schandauer Karnevalsumzug zu entgehen, legte ich die Rückfahrt über Goßdorf-Kohlmühle. Hier nutzte ich noch die Gelegenheit für eine nähere Betrachtung der mittlerweile ungenutzten Anlagen der einstigen Linoleum-Fabrik.
 
Die Gehzeit betrug pausenbereinigt 5 h.
Die weglosen Erkundungen in den Taleinkerbungen haben die Schwierigkeit T3, die Erkundung der Burgwarten T2 und die übrige Strecke hat die Schwierigkeit T1.

Tourengänger: lainari


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