Flughafen Keflavík 20m - Blizzard oder Alarmstufe Orange

"Das Erstaunliche an Island ist nicht, dass es zu den drei windreichsten Gegenden der Erde gehört, sondern, dass an den beiden anderen Orten kaum ein Mensch lebt!"
Der isländische Wind beschert uns einen würdigen Abschied, Sturm und Schnee legen den Verkehr in Snaefellsnes lahm, sämtliche Strassen sind als unpassierbar gemeldet und unser Haus ist bis zu den Fenstern eingeweht. Wir sitzen auf gepackten Koffern und warten darauf, dass der Wind nachlässt, für  den Südwesten ist Blizzard und "Orange Alert" gemeldet, unter diesen Umständen ist die Fahrt zum Flughafen nicht möglich!?
Minütlich checken wir die road conditions auf en.vedur.is und als die ersten Strassen von "impassable" auf "bad travel conditions" wechseln, starten wir den Wagen zu einem Höllentrip durch den isländischen Blizzard, wie ich und auch das Flughafenpersonal ihn noch nicht gesehen haben.
Bis Bogarnes über den Pass schiebt uns der Räumdienst gerade die Schneewächten zur Seite und wir kommen gut voran. Zwischenzeitlich meldet en.vedur die Strasse zum Flughafen als gesperrt und wir disponieren gedanklich schon auf Ersatzflug um. Trotzdem tasten wir uns weiter Richtung Walfischtunnel. Was jetzt folgte, übertrifft meine schlimmsten Erfahrungen als Autofahrer bei Weitem und bringt mich an die Grenze nervlicher Belastbarkeit. Der Sturm fegt über die Strasse und weht den Schnee wie eine Wand vor uns her. Die Sicht schwindet gegen Null und wir stehen immer wieder still, bis sich wenigstens der nächste Strassenpfahl zeigt. Mit Warnblinkleuchte schleichen wir weiter, vorbei an liegengebliebenen Fahrzeugen, die Hände am Lenkrad festgekrallt und die Augen in höchsten Konzentration zusammengekniffen.
Ein Hoffnungsschimmer taucht am Tablet auf, die Sperre zum Flughafen ist aufgehoben, mit letzter Willenskraft kämpfen wir uns im Dauersturm zum Mietwagenreturn. Der nette, verständnisvolle Herr sieht über die Verspätung hinweg, checkt nichtmal das Auto und erklärt nebenbei, dass er solch ein Wetter noch nicht gesehen hat!
Wir beziehen unsere Unterkunft für die letzte Nacht in Island, selbst zum erleichterten Durchatmen noch zu erschöpft, unsere heutige Wanderung beschränkt sich auf die Treppe zum Hotelzimmer. Beim Abendessen legt sich der Sturm, doch innerlich tobt die Erinnerung an diese Fahrt immer noch wie ein Blizzard in meinem Kopf und lässt diesen Urlaub unvergesslich bleiben.