Die Entdeckung der Bagni Vecchi


Publiziert von rojosuiza , 4. März 2017 um 22:25.

Region: Welt » Italien » Lombardei
Tour Datum:22 Februar 2017
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 


rojosuiza liest ein Buch. Darin wird ein Bad beschrieben. Man ist ganz in der Nähe, wie der Zufall spielt. Also fährt man mit dem Bus ab Tirano hin, eine Busfahrt von einer Stunde.

Man hat sich zwar vorbereitet, aber nicht gut genug. In Bormio steigt man um und fährt mit dem nächsten Bus zwei Haltestellen weiter. Dort geht man alsdann vergnügt in die verkehrte Richtung. Bald begreift man, diese Richtung wird uns nicht ans Ziel bringen. Also dreht man um und geht in die Gegenrichtung.

Auf der anderen Seite der Adda fällt das Auge auf eine burgähnliche Anlage oben am Berg. Da muss man hin, das ist interessant. Später stellt sich natürlich heraus, dass sie das gesuchte Objekt sind: die Bagni Vecchi! Auf der Suche nach dem Weg gerät man in eine Gartenanlage. Durch die führen breite Wege, die schliesslich hoch über dem Fluss an einer Feldwand kleben. Von diesem breiten Rundweg ab stiehlt sich ein kleiner Bergweg und der führt direkt zum Bad, ja selbst in das Bad hinein.

rojosuiza geht zum Vordereingang. Er zahlt seinen Eintritt - nicht ohne Schlucken, so ein teures Bad hat er noch nie genommen. Aber zögert er? Bereut er die Geldausgabe? - Nein, tut er nicht. Das Bad hat so viel Atmosphäre, die Wasser sind so wohltuende, die Umgebung, die Lage, die Wege, der 'Parco di Bagni' so angenehm, das Geld ist gut angelegt.


Die Besuchere laufen in weissen Bademänteln mit Kapuzen in der Aussenwelt herum, denn es ist frisch. Sie sehen dadurch ganz aus wie die Mönche, die im Mittelalter hier herumgelaufen sind, um den Gästen zu warten. Das Bad liegt an dem Saumweg, der früher ab Bormio ins Engadin und ins Tirol geführt hat: ein idealer Ort zur Rast und zur Entspannung.

Im Bad gibt es an verschiedenen Orten Saunen. Es gibt ein Becken mit stürzenden Wassern, die einem nur so auf Kopf und Schultern prasseln. Es gibt eine Stollenanlage, die teilweise geflutet worden ist. Dort ist jetzt ein natürliches Dampfbad, wo man im heissen Thermal-Dampf sitzt. Daneben ist der Thermal-Schlauch hergerichtet: hier steht das Wasser in einem Schlauch und hier herrscht die höchste Temperatur in den Bädern. Das faszinierendste Bad ist wahrscheinlich im ältesten Teil der Anlagen: er befindet sich neben der Kapelle, an der unteren Begrenzung. Die Kapelle komt auf einer Malerei vor, die sich anderswo in den Gebäuden befindet. Ob sie aus jener Zeit stammt oder älteren Vorlagen nachempfungen ist, entzieht sich meinem Wissen.

Sonst ist von den Gebäuden, die auf dem Gemälde abgebildet sind,nicht mehr viel da; aber die Kapelle ist deutlich zu erkennen und das Römische Bad scheint der untere Teil eines Gebäudes zu sein, dessen oberer Teil verschwunden ist.

Was ist denn nun so toll am Römischen Bad? - Da sind die alten Mauern, ohne jeden Schnickschnack. Es gibt zwei Becken, die durch Überläufe und ein Guckfenster verbunden sind. Und es gibt das Licht, dass hier die Hauptrolle spielt. Nicht viel kommt durch die Fenster hinein, aber das Licht ist stark und strahlend. Es wird durch den Dampf verklärt und im Wasser spiegeln sich die Bahnen, die langsam hin- und herwellen.
Dieses Bad allein ist den Eintritt wert. Der Fotograf bemüht sich, das Licht sauber wiederzugeben, was nicht leicht ist. Feuchtigkeit gefällt der Kamera gar nicht, und Wasserdampf lässt die Linsen augenblicklich beschlagen. Im Hinteren Teil ist der Dampf weniger und von dort aus geht es einigermassen. Als die Kamera längst wieder im Schrank verschwunden ist, geht rojosuiza noch einmal dort hinein, und sieht jetzt mehr, als er vorher hat festhalten können.

Nach dem Bad steigt er beschwingt ab. Er nimmt dazu den alten Fahrtweg, wahrscheinlich aus dem Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts, der inzwischen seinerseits durch eine wieder grössere Zufahrt ersetzt ist. Das führt dazu, dass man ungestört durch den Park hinabwandeln kann, Richtung Bormio.

Man kommt am Grab der Tudesk vorbei. Zwei Jünglinge, die vom Berg gestürzt sind, und wegen des falschen Glaubens von den Dörflern nicht auf dem katholischen Friedhof geduldet worden sind - hier liegen sie jetzt, in ihrem Privatgrab. Die Katholiken sind schon lange vermodert und ihre Gräber vor Zeiten geräumt, diese beiden liegen noch im himmlischen Frieden des Parco di Bagni.

Habe ich schon einmal erwähnt, dass rojosuiza immer irgendwie etwas von seinem Weg abkommt? - Er will nach Bormio, aber das steuert er nicht ganz direkt an, indem er einfach der grossen Strasse folgt. Stattdessen läuft er querfeldein den Hang hinuter. Schon kommt der böse Hund - der aber von seinem Besitzer wieder eingefangen werden kann. Dafür stösst rojosuiza unten am zweiten Weg nach Bormio auf die schöne Kirche von San Gallo.

Das Bild sagt alles. San Gallo hat einen Kirchhof auf dem man einst fast so gerne ruhen will wie im Parco di Bagni in einem Privatgrab.

Tourengänger: rojosuiza


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