Monstertour zum Pic Rougeat


Publiziert von lampbarone , 22. September 2016 um 07:18.

Region: Welt » Frankreich » Pyrénées » Pyrénées Orientales
Tour Datum:15 September 2016
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: F 
Zeitbedarf: 1 Tage
Aufstieg: 1600 m
Abstieg: 1600 m
Strecke:28 km
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Schotterstraße zum Cortalets für diese Tour - Empfohlen jedoch zum Refuge Mariailles für einfachsten Weg

Was macht der Lampbarone, wenn er etwas kränklich hustend und fröstelnd im Tal bleiben muss? Richtig, er schreibt einen Tourenbericht über genau diese Tour, die "Schuld" daran ist und die sonst wahrscheinlich wieder den ganzen Winter und darüber hinaus aufgeschoben worden wäre... Wobei ich an dieser Stelle einfügen muss, mit Handy einen Bericht zu schreiben ist schon recht fummelig, doch neue Wegpunkte in der Karte zu generieren ein Abenteuer! Immerhin handelt es sich um eine hikr Erstbesteigung...
Mir gefällt die Idee der "Second Summits". Oft bietet der zweit- oder dritthöchste Gipfel einer Gegend gleichwertige und dabei doch wieder völlig andere Ausblicke. Und obendrein den imposanten Blick auf die Berühmtheit selbst. So auch hier. War ich 2 Tage vorher auf dem Modeberg Canigou, zu dem Touristen scharenweise in Jeeps angekarrt werden, um natürlich auf dem einfachsten Weg hoch und wieder runter zu rennen, und nicht das Abendessen im Hotel zu verpassen, war ich hier ab der Abzweigung allein unterwegs und hatte einen Blick auf die spanische Seite der östlichen Pyrenäen inklusive Mittelmeer.

   An dieser Stelle muss ich zunächst erwähnen, wer den Pic Rougeat besteigen will, dem empfehle ich eine Anfahrt von Vernet-le-Bain über den Col de Jou zum Refuge de Marialles. Bis zum Col ist Teerstraße, auch wenn die Warnschilder etwas anderes vormachen. Von hier könnten konditionsstarke schon losziehen. Die Schotterpiste zum Mariailles (ich habe sie mir jetzt in meiner Auszeit doch noch angeschaut ;) ) ist allerdings kürzer und in besserem Zustand, als die zum Refuge des Cortalets und bei einigermaßen stoßdämpferschonender Fahrweise auch für Normal-PKW machbar. Vom oberen Parkplatz gibt es zwei Aufstiegsmöglichkeiten mit völlig unterschiedlichem Charakter. Man könnte nun lange den selben Weg nehmen, der von hier auch zum Canigou führt, um am Ende des Tals rechts abzubiegen (siehe mein weiterer Weg unten). Ich empfehle diese schwierigere Variante jedoch als Rundweg (ausnahmsweise) für den Abstieg, Wanderer mit überschüssiger Kondition könnten dann immer noch den Canigou mitnehmen - und ich gehe den Teil mit rutschigem Schutt lieber im Abstieg. Im Aufstieg würde ich vom Mariailles zunächst nach Süden gehen, Richtung Pla Guillem ist ausgeschildert, die breite Schotterpiste kann man teils mit einem steileren Wanderweg abkürzen. Unterwegs kommt man noch an einer abenteuerlichen, mit Stoff überschlagenen runden Steinhütte vorbei. Von Pla Guillem, einer Art Hochebene geht es den Hang (Grat wäre hier wohl etwas übertrieben, eher eine Ansammlung ansteigender Kuppen) hoch, über den Roc de l'Aigle und Pic des Sept Hommes zum Pic Rougeat. Über diesen Weg, soweit absehbar T2. Die spannenderen Stellen mit leichter Kraxelei auf und neben einem Grad kommen dann erst hinter dem Rougeat/Pic de Bassibes. Ängstliche/nicht schwindelfreie Wanderer hätten bei gleichem Rückweg eine einfache Tour mit moderaten 1000 Höhenmetern auf einen aussichtsreichen hohen Gipfel der Pyrenäen. -
   


Soweit so gut. Ich befand mich nach meiner Canigou-Runde aber noch beim Cortalets und wollte auch aus okologischer Logik wandern und nicht gleich wieder die hier viel längere und schlechtere Schotterpiste runterfahren, um auf der anderen Seite wieder eine solche hochzufahren. Das Problem ist nur, von hier muss man erst 600m auf einen Pass aufsteigen, hat dann gut 400 m Zwischenabstieg, um erst dann wieder den Weg durch ein Seitental hoch zum Gipfel zu suchen. Ich wollte mir daher offenlassen, wie weit ich komme und vielleicht den vermeintlich schnelleren Puig del Roc Negre als Alternative wählen. Doch es kam wieder mal anders als in der Theorie ...
Vom Refuge des Cortalets ging es nun also nicht rechts auf den Touristenweg am See vorbei Richtung Canigou, sondern links den lange Zeit mit lichtem Wald bewachsenen Hang auf den Pic Barbet zu, unter dem knapp vorbei der Weg etwas rechts schwenkt auf den Pass Crête du Barbet, den ich schon zuvor für den Rundweg zur Canigou-Überschreitung genutzt habe. Auch bis zum Abstieg zur Porteille de Valmanya ist der Weg noch der selbe. Ab hier geht es jedoch weiter hinab ins Tal Pla de Cady, das, wie oben schon erwähnt, auch zur Mariailles hinabführen würde. Allerdings bog ich gleich darauf südlich in ein Seitental (Gorgs du Cady) mit vielen kleinen Seen. Der Abzweig ist leicht zu verfehlen, da es eher weglos mit wenig Trittspuren weitergeht. Hier ist ein GPS mit OSM Karten hilfreich. Schon bald erkennt man jedoch an Steinmännchen, dass der Weg durchaus geplant ist. Diese Steinmännchen sollten noch Bedeutung erlangen. Er zieht sich dann landschaftlich schön mit etwas auf und ab durch das Seitental zwischen diesen Seen hindurch. Ich folgte nun, obwohl machmal etwas verwirrend, diesen Steinmännchen, ohne weiter aufs GPS zu schauen. Da die mir selbst gesetzte Umkehrzeit schneller nahte, als mir lieb war, hatte ich mich schon mit dem niedrigeren Puig del Roc Negre abgefunden. Als dann die Steinmännchen eindeutig einen steilen Schutthang hinaufwiesen, musste ich feststellen, dass ich viel weiter rechts war, als der in der Karte eingezeichnete Weg. Ein Blick hinüber zeigte mir allerdings, dass dort der Aufstieg auch nicht einfacher schien, also entschloss ich mich, hier weiterzugehen. Wenigstens noch über den Rand blicken eine halbe Stunde vor Umkehrzeit. Oben angekommen bot sich eine schöne Aussicht und der Rougeat kam aufgrund der "falschen" Aufstiegsseite doch schon verlockend etwas näher. Also wenn einen, dann doch den! Die Steinmännchen führten mich durch einen leicht schrägen Hang mit groben Blöcken, wie ich später sehen konnte zur Porteille des 13 Vents (statt zur Porteille de Leca, wo der OSM Weg hinführen sollte). Hier gab es sogar einen angelegten Windschutz für ein Biwak. Sonst für mich verlockend, kam es diesmal nicht in Frage. Ich fühlte mich bereits etwas fröstelnd und hatte nur die (leichtere) Notbiwakausrüstung dabei. Eigentlich Umkehrzeit, war - den Rougeat vor den Augen - die Versuchung einfach zu groß! Hier kam dann der spannendste Teil des Weges, alles andere zurück wäre ja später auch mit Taschenlampe kein Problem... Es ging teils über einen Grat, dann wieder daran vorbei, jetzt wieder identisch mit meinen Karten. Zunächst schwieriger aussehende Stellen lösten sich aus der Nähe auf in eine T3 Wertung, vielleicht mit einem "+" an Stelle einer I er Kletterei, die wohl doch zuviel wäre. Die Hände brauchte ich wenige Mal eher zur Stabilisierung, nicht zu echter Kletterei, aber doch ein abwechlungsreicher Weg. Ich erreichte einen ersten Minigipfel, auf der Karte mit Pic de Bassibes gekennzeichnet, nur die Höhe entsprach nicht den angegebenen 2637 m, sondern lt. GPS 2722 m. Es kam noch ein Minigipfel, dann eine Kuppe. Und da war es wieder, das Phänomen, das ich schon öfter festgestellt habe, dass der jeweils nächste Gipfel höher scheint, als der eigene (beim Rückweg dann auch umgekehrt!). Ich prüfte nun mein GPS und die Kuppe sollte sich als der höchste Punkt herausstellen mit recht genau 2724 m, der angegebenen Höhe des Rougeat. Der lag aber lt. Karte noch gut 100 m weiter und war sogar trotz des genannten Effekts eindeutig als niedriger auszumachen, das GPS sagte sogar knapp unter der 2700er Marke. Ich ging noch ein Stück weiter, doch ein weiterer höherer Gipfel war nicht zu finden, nur der oben empfohlene Aufstiegsweg vom Pic des Sept Hommes. Da stand ich also auf einem Gipfel, der gar nicht so hoch war, wie angegeben oder irgendwie der Vorgipfel einer Kuppe mit der richtigen Höhe, aber ohne Namen. Und einem niedriger angegebenen Nebengipfel Pic de Bassibes, der (fast) die Höhe hat, wie der Hauptgipfel hätte haben sollen... Genug der Verwirrung, mir war kalt und ich würde eh schon mit Taschenlampe zurückkommen. Ich hatte ja den höchsten Punkt erreicht bzw. überschritten und die Aussicht auf die spanische Seite samt Mittelmeer war aufgrund der Wolken unter dem Gipfel begrenzt, wurde aber später im Abstieg wieder besser. Die Beschreibung des (gleichen) Rückwegs erspare ich mir. Aus abgeschätzten 20 km bei 1400 Höhenmeten Auf- und Abstieg wurden dann lt. GPS 28 km bei 1800 m. Und ich habe es gerade noch vor Mitternacht zum Auto zurück geschafft bei wundervollem Blick auf die Lichter der Städte um das Mittelmeer. Im Gegensatz zum Canigou auf beiden Seiten der Pyrenäen. Eine Taschenlampe habe ich übrigens aufgrund des Vollmonds nicht gebraucht... Am Ende möchte ich noch erwähnen, mit Handy einen Bericht zu schreiben und vor allem die Bilder irgendwie zu verkleinern und hochzuladen, ist auch eine Tortur. Den nächsten schreibe ich doch wieder nach meinen Touren von zu Hause. Dann werde ich auch hier noch ein wenig korrigieren und evtl. Fotos beschriften und ergänzen.

Tourengänger: lampbarone
Communities: Alleingänge/Solo


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