Zermatter Breithorn - Biwak Rossi-Volante - Castor


Publiziert von gero , 23. Januar 2009 um 23:29.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:11 Oktober 2008
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   I 
Zeitbedarf: 2 Tage
Kartennummer:Zusammensetzung 2515

Hier möchte ich von einer (für mich) außergewöhnlich schönen Besteigung des Castor berichten:

Zusammen mit meiner Berner Bergkameradin Ursula fuhr ich mit der Seilbahn von Zermatt auf das kleine Matterhorn. Wir bestiegen zunächst das Zermatter Breithorn: obwohl nahezu ein Spaziergang, war dies schon ein Highlight ob der grandiosen Wetterverhältnisse: Rundumsicht ohne jegliche Beeinträchtigung, sicher 300 km, sofern dies bei knochentrockener, wolkenloser Luft überhaupt beziffert werden kann.

Wir gingen dann über den oberen Verragletscher auf guter Spur hinüber Richtung Castor / Pollux und erklommen die 150 m Gegenanstieg hinauf zur Biwakschachtel Rossi-Volante, die sich wirklich wie ein Adlerhorst an den Felsen der Roccia Nera festklammert. Dort hinauf hat man einen Firnhang zu bewältigen, oben geht es dann an einem Fixseil über verschneite Felsen zum Biwak. Die Felsen sind bei normalen Verhältnissen erstaunlich unschwierig.

Die Biwakschachtel ragt recht exponiert über die umgebenden Felsabbrüche hinaus; sie ist hervorragend eingerichtet: sauber, mit mind. 8 Lagern, Decken, einem Tisch und 2 Bänken. Nur fließendes Wasser gibt es natürlich nicht - man muß etwas trickreich mit allerlei Flaschen oder sonstigen Utensilien das spärlich tropfende Schmelzwasser von den umliegenden Felsen auffangen oder Schnee schmelzen. Die Felsen hinter der Schachtel sind leicht zu erklimmen; man kommt in wenigen Minuten an den Beginn der Firnflanke, die hinauf zur Roccia Nera zieht. Hier findet man ein wunderbares Aussichtsplätzchen, von dem man beispielsweise den Sonnenuntergang schön beobachten kann.

Die Nacht war der allgemeinen Wetterlage entsprechend völlig wolkenlos und dementsprechend kalt. Am nächsten Morgen gegen 7 Uhr verließen wir das Biwak, kletterten die eingangs erwähnten Felsen problemlos hinab und machten uns auf den Weg Richtung Pollux bzw. weiter zum Castor. Knapp eine Stunde nach Verlassen des Biwaks erreichten wir das Zwillingsjoch, und hier setzt die gut 300m hohe, kurzfristig bis zu knapp 40° steile Firnflanke hinauf zum Castor an. Sie sieht steiler und länger aus, als sie dann in Wirklichkeit ist: bei den momentanen Firnverhältnissen ein Genuß, knirschenden Schrittes hinaufzusausen! An der steilsten Stelle mußten wir ein wenig aufpassen, aber mit den Frontalzacken letztlich doch wiederum ein Genuß...

Was uns dann aber erwartete, verschlug mir vor Großartigkeit schier den Atem: am Ende der Firnflanke steigt man auf den Nordgrat des Castor aus - und von einem Schritt auf den andern findet man sich in unmittelbarem Gegenüber zum Liskamm - und hat nur noch 10 Minuten einen scharfen, steilen Grat hinaufzutanzen, um auf dem Gipfel des Castor zu stehen!

Nahezu windstill, sonnten wir uns mehr als eine Stunde auf dem Castor; dann gingen wir auch noch hinüber zum ostseitigen Nebengipfel, der erstaunlicherweise 30m niedriger ist als der Hauptgipfel, obwohl er eigentlich höher aussieht!

Es fiel uns sehr schwer, wieder abzusteigen, diesen über der Welt schwebenden Aussichtspunkt wieder zu verlassen! Wir mußten aber die Seilbahn vom kleinen Matterhorn hinab nach Zermatt noch erreichen, und die letzte Gondel fährt ob der fortgeschrittenen Jahreszeit schon recht bald! Für den Rückweg vom Castor bis zur Seilbahn brauchten wir knapp 3 Stunden, reichliches Genießen dieses sagenhaften Bergtages eingeschlossen.

Auf der geschilderten Tour gibt es hier und da wenige kleine Spalten, die meines Erachtens nach aber bei entsprechender Achtsamkeit keine wirklichen Gefahren darstellen. Technische Schwierigkeiten sind nicht vorhanden, trotzdem ist alpine Erfahrung eine Selbstverständlichkeit.

Zwei vielleicht ganz schöne Panoramen findet man hier:
vom Breithorn: http://www.alpen-panoramen.de/panorama.php?pid=5488
vom Castor: http://www.alpen-panoramen.de/panorama.php?pid=5487&us

Ich hab allerdings inzwischen diese Panoramen hier auch in die Bildergalerie eingefügt - im QuickTime-Format zum Schwenken. Eine Steigerung wäre jetzt nur noch, diese Ausblicke digital in Stereo zu bannen. Aber soweit ist die Technik noch nicht :-)

DANKE für diese großartige Tour! Berg Heil

Tourengänger: Ursula, gero


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