Trekkingtour im Rondane Nationalpark


Publiziert von heluka , 3. Oktober 2015 um 23:33.

Region: Welt » Norwegen
Tour Datum:12 September 2015
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: N 
Zeitbedarf: 7 Tage
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Oslo - Hammar - Lillehammer - Otta
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Von Otta mit Bus oder Tax nach Mysuseter (Skigebiet im Winter) Dann via Spranget in die Rondane
Unterkunftmöglichkeiten:Hütten des DNT Rondvassbu, Bjørnhollia, Døralseter (und weitere)

Dieses Land lässt mich nicht mehr los. Mit riesigen Ebenen und Tälern, unzähligen Seen und Bergen und einer wunderschönen Natur ist Norwegen für mich ein Traumland. Mit zahlreichen Nationalparks wurden schon früh grosse Flächen geschützt und sind so Rückzugsort für viele Tiere. Die Parks sind aber offen für die Einheimischen und Touristen und sind wunderschöne Erholungsgebiete in einzigartiger Natur. 

Nach meinen beiden Touren im Sommer 2013 und 2014 wollte ich das Fjell auch einmal im Herbst sehen. Schliesslich war es der Rondane Nationalpark, den ich mir für meine dritte Tour ausgesucht hatte. Die Farben im Herbst sollen hier besonders intensiv sein. Mit einer Herbstour hatte ich  allerdings auch einen gewissen Respekt, zumal die meisten Hütten bereits geschlossen sind. 

Am 12. September starte ich schliesslich mein Vorhaben in Otta. Es würde zwar noch ein Bus vom Bahnhof ins "Skigebiet" Mysuseter fahren. Dafür müsste ich aber noch ein paar Stunden auf dem Bahnhof warten. Das war mir also eine Fahrt mit dem Taxi wert. Ein älterer Herr chauffierte mich schliesslich in einer guten halben Stunde von Otta nach Mysuseter, wo ich meine Tour beginnen werde. 

Dort angekommen spürte ich sofort, dass hier ein anderer Wind weht. Ich werde hier keine Probleme habe mit Mücken. Der Wind bläst mir kalt ins Gesicht als ich mich auf dem Parkplatz bereit mache und den Rucksack ein letztes mal umpacke. Dann geht es los. Zuerst einer Naturstrasse folgend vorbei an zahlreichen Ferien- und Jagdhäuschen. Im Winter muss hier ein herrliches Langlaufgebiet sein. Hie und da kommt mir noch ein Auto entgegegen. Einheimische die das Auto nutzen und bis zum Parkplatz Spranget fahren. Dort ist aber definitiv Schluss mit Auto und man taucht ein ins Gebiet des Rondane Nationalparks. 

Bereits hier zeigt sich das Fjell in herrlichem orange und die weissen Flechten ziehen sich wie ein Teppich über ganze Landstriche. Die Berge sind leider in den Wolken. Nur für kurze Zeit zeigt sich am ersten Tag die Sonne. Danach ziehen leider wieder Wolken auf. Von Sprange laufe ich noch ein paar km weiter. Als es sanft beginnt zu regnen, halte ich Ausschau nach einem ebenen Platz um das Zelt aufstellen zu können.
Eben ist es zwar an vielen Orten, aber meist hat es zu viele Heidelbeerstauden, Sträucher und Steine. Schliesslich finde ich einen geeigneten Platz und kann das Zelt ideal abspannen. Vielleicht habe ich geahnt, dass es in dieser Nacht nötig war. Der Wind ist böig und rüttelt heftig an meinem Zelt und ich war froh, nicht rausgehen und besser abspannen zu müssen.

2. Tag  Otta – Spranget - Rondvassbu
Leider trommelt der Regen am Morgen früh so heftig auf’s Dach, dass ich davon erwache. So hatte ich mir die Tour nicht vorgestellt. Damit gerechnet hatte ich natürlich schon. Es war wohl typischeres Norwegenwetter als ich die Jahre davor erwischt hatte. Nach einem heissen Kaffe und Muesli packe ich meine Sachen und verpacke alles wieder im Rucksack. Das braucht Zeit und ist mit nassen kalten Fingern nicht einfacher. Schliesslich laufe ich los, gut geschützt unter meinem Poncho. Trotzdem hat meine Stimmung doch schon einen kleinen Dämpfer erhalten, zumal der Wetterbericht auch für die nächsten Tage kein besseres Wetter vorausgesagt hatte. Als ich die Rondvassbue erblicke, ändere ich bereits am zweiten Tag mein Vorhaben. Ich werde einen Tag in der Hütte bleiben und versuchen, am nächsten Tag in einem Gutwetterfenster (ev. ohne Regen) weiterzulaufen bis zur Bjørnhollia. Im Trockenraum kann alles wieder austrocknen. Am Abend bin ich zuversichtlich, am nächsten Tag meine geplante Tour fortsetzen zu können.

3. Tag   Rondvassbu - Bjørnhollia
Ich habe gut geschlafen im Massenlager. Es waren nur drei Personen im grossen Schlafraum, wo etwa Platz für 30 Personen wäre. Das Morgenessen ist reichhaltig, fast luxuriös. Zu Hause kommt es mir nicht in den Sinn, dass ich gerne Fisch hätte zum Morgenessen. In Norwegen gehören die beiden Sorten, die es an den meisten Orten gibt,  zu meinen Highlights des Tages. Ich lasse mir Zeit und beginne nach dem Morgenessen meinen Rucksack zu packen. Als ich losmarschiere, regnet es nur leicht und ich bin gut verpackt unter meinem Poncho. Trotz Regen nehme ich mir Zeit, um kurze Filmsequenzen aufzunehmen und Fotos zu schiessen. Die Landschaft im Illmandalen ist aber nicht sehr abwechslungsreich. Zumindest, wenn es so wolkenverhangen ist wie heute, sie die Seen die einzige Abwechslung und auch diese sind nicht tiefblau, wie ich sie bei schönem Wetter in Erinnerung habe, sondern graublau und wirken kalt. Auf meinem ganzen Weg zur Bjørnhollia hatte ich nur eine einzige Person angetroffen. Eine Norwegerin ruhte sich gerade auf einem Stein aus. Auch sie verhüllt mit Poncho und Regenzeug. Sie schien nicht mehr ganz im Vollbesitz ihrer Kräfte zu sein und war froh dass ich ihr berichten konnte, dass es bis zur Rondvassbu nicht mehr weit sei. Je weiter ich ins Tal absteige, desto vielfältiger werden die Pflanzen und zum ersten mal sehe ich dieses intensive Rot der kleinen Sträucher und die ersten Birken und Heidelbeersträucher tauchen auf. Nach etwa 13 km oder gut vier Stunden Marsch erreiche ich am Nachmittag Bjørnhollia.
 
 
4. Tag   Wanderung mit Daypack nach Straumbu und zurück
Auch am Morgen des vierten Tages regnet es, als ich die Hütte hinter mir lasse. Heute mit angenehm leichten Daypack (Deckeltasche des grossen Rucksackes). Bald kann ich sogar meinen Poncho darin verstauen und laufe so leicht wie ein Vogel dahin. Die Farben sind hier tatsächlich atemberaubend wie ich gelesen hatte. Die Flechten, gelben Birken und roten Stauden geben ein wunderbares Bild und immer wieder zücke ich meinen Fotoapparat. Die Heidelbeeren versüssen mir den Tag und sind ein wunderbarer Ersatz für die Früchte, die man auf Touren schlecht mittragen kann. Zufrieden koche ich mir am Abend mein Abendessen in der Bjørnhollia und verkrieche mich bald mit Schlafsack.
 
5. Tag   Bjørnhollia - Richtung Døralseter
Gut gestärkt, ausgeschlafen und heute ohne Regen starte ich von der Bjørnhollia mit heute noch unbekanntem Ziel. Ich will einfach durch das Langlupdalen gehen. Je nach dem, wie ich vorwärts komme, gehe ich weiter bis Døralseter. Bald beginnt es wieder zu regnen. Diesmal aber so, dass ich den Poncho nicht auspacke. Es ist so bedeutend einfacher zu marschieren und man hat besseren Zugang zu den Taschen, Fotoapparat usw. Mein Plan wäre eigentlich gewesen, via den Høgronden nach Døralseter zu laufen. Dafür war aber einfach das Wetter zu schlecht. Die Sicht in der Höhe wäre schlecht und zudem wären die Markierungen und Wegspur schlecht zu finden. Ich entschied mich also, weiter durch das Langlupdalen zu marschieren. Es war wohl die richtige Entscheidung, zumal auch das nicht gerade ein Pappenstiel war. Das Tal zog sich endlos hin und ich war froh, mit dem über 20 kg schweren Rucksack endlich die Passhöhe zu erreichen. Beim Abstieg ins Bergedalen blickte zeitweise die Sonne etwas durch. Dies wirkt sich sofort auf die Stimmung aus und ich war guten Mutes, einen guten Platz für das Zelt zu finden. Zumal mir ein anderer Trekker in der Rondvassbu von einem schönen Platz erzählte am Bergedalstjønnin. Der Platz am See war auch wirklich idyllisch und wäre bei ganz schönem Wetter wohl ein traumhafter Platz zum Verweilen
 
6. Tag  Bergedalen - Rondvassbu
Wie könnte es anders sein. Auch der sechste Tag begrüsste mich mit Regen. Diesmal verspürte ich null Bock aufzustehen und im Regen das Zelt abzubrechen. Zudem wusste ich, dass mich heute ein steiler Aufstieg mit etwa 400 Höhenmeter erwartet. Nach längerem Trödeln und Abwarten im warmen Schlafsack, musste ich mich schliesslich an die Arbeit machen, den Rucksack zu packen. Im engen Einmannzelt gar nicht einfach. Trotzdem war ich froh, dies nicht im strömenden Regen machen zu müssen. Ich habe im Zelt alles trocken verpacken können und schiebe Rucksack, verpackt in der Regenhülle, nach draussen. Jetzt also noch Schuhe anziehen, Poncho überstreifen und raus! Ist man dann schliesslich draussen, ist das Ganze auch nicht mehr so schlimm. Nur das klatschnasse Zelt stopfe ich ungern in den Packsack. Zumal das es jetzt bedeutend mehr wiegt als in trockenem Zustand. Als ich losmarschiere, peitschen Böen mir den Regen ins Gesicht. Sogar meine Schuhe, in denen ich bisher noch nie nass geworden bin, beginnen die Nässe aufzusaugen und ich spüre, dass die Socken langsam nass werden. Im Aufstieg zum Rondhalsen vermischt sich der Regen zusehends mehr in Schnee und ich bin heilfroh, als ich endlich die Passhöhe erreiche. Zum fotografieren habe ich keine grosse Lust mehr. Das Tüchlein, mit dem ich immer die Linsen abwischen muss, ich auch schon klatschnass und nützt nur noch bedingt und verteilt die Tropfen nur noch etwas. Von der Passhöhe muss ich mit nochmals mit einer guten Stunde Abstieg bis zur Rondvassbu rechnen. Kurz vor der Hütte treffe ich nochmals auf die Franzosen aus Grenoble, die ich bereits in der Bjørnhollia traf. Sie haben heute ihren letzten Tag und reisen am Abend zurück nach Hause. Als ich in der Rondvassbu ankomme, sind meine Füsse ganz aufgeweicht. Ich weiss nicht, wie ich einen weiteren Tag marschiert wäre, mit diesen nassen Schuhen. In der Rondvassbu kann ich im Trockenraum wieder alles aufhängen. Zufrieden sortiere ich dort meine sieben Sachen. Auch meine Tour geht morgen zu Ende. Etwas kürzer als geplant werde ich morgen zurückmarschieren nach Mysuseter. Ein Norweger wird mich von dort mit seinem Auto mit nach Otta nehmen.
 
Bei meiner dritten Trekkingtour in Norwegen, habe ich auch das typische Norwegenwetter noch kennengelernt, das ich aus meinen bisherigen Schönwettertouren im Sommer nicht erlebt hatte. Trotzdem zeigte sich das Land und die Natur von seiner schönsten Seite und ich bin froh, dass ich auch diese Erfahrung machen konnte und eine unvergesslich Tour unternehmen konnte.  

Tourengänger: heluka


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