SN 640 829a - oder etwas zum Lachen, wenn es nicht zum Weinen wäre


Publiziert von kopfsalat, 27. Februar 2011 um 23:02. Diese Seite wurde 1228 mal angezeigt.

Googlet man nach "SN 640 829a" z.b. hier, stellt man mit Erschrecken fest, dass in der Schweiz jeder Millimeter auf jedem Wanderwegweiser genäustens genormt und definiert ist. Und das ganze auf 55 Seiten reglementiert und dokumentiert. Zweisprachig.

Da findet man dann solcher Weisheit letzter Schluss, hochoffiziell, genormt und definiert:

"7.8 Wanderweg
Wanderwege sind allgemein zugängliche und in der Regel für zu Fuss Gehende bestimmte Wege. Sie verlaufen mög- lichst abseits von Strassen für den motorisierten Verkehr und weisen möglichst keine Asphalt- oder Betonschichten auf. Steile Passagen werden mit Stufen überwunden und Absturzstellen werden mit Geländern gesichert. Fliess- gewässer werden auf Stegen oder Brücken passiert.

7.8.1 Anforderungen an die Benützer
Wanderwege stellen keine besonderen Anforderungen an die Benützer.

7.8.2 Signalisation Die Signalisation der Wanderwege ist gelb.

7.9 Bergwanderweg
Bergwanderwege sind Wanderwege, welche teilweise unwegsames Gelände erschliessen. Sie sind überwiegend steil und schmal angelegt und teilweise exponiert. Beson- ders schwierige Passagen sind mit Seilen oder Ketten gesi- chert. Bäche sind unter Umständen über Furten zu passie- ren.

7.9.1 Anforderungen an die Benützer
Benützer von Bergwanderwegen müssen trittsicher, schwin- delfrei und in guter körperlicher Verfassung sein und die Gefahren im Gebirge kennen (Steinschlag, Rutsch- und Absturzgefahr, Wetterumsturz). Vorausgesetzt werden feste Schuhe mit griffiger Sohle, der Witterung entsprechende Ausrüstung und das Mitführen topografischer Karten.

7.9.2 Signalisation
Die Wegweiser sind gelb mit weiss-rot-weisser Spitze, Bestätigungen und Markierungen sind weiss-rot-weiss.

7.10 Alpinwanderweg
Alpinwanderwege sind anspruchsvolle Bergwanderwege. Sie führen teilweise durch wegloses Gelände, über Schnee- felder und Gletscher, über Geröllhalden, durch Steinschlag- runsen oder durch Fels mit kurzen Kletterstellen. Bauliche Vorkehrungen können nicht vorausgesetzt werden und beschränken sich allenfalls auf Sicherungen von besonders exponierten Stellen mit Absturzgefahr.

7.10.1 Anforderungen an die Benützer
Benützer von Alpinwanderwegen müssen trittsicher, schwin- delfrei und in sehr guter körperlicher Verfassung sein und den Umgang mit Seil und Pickel sowie das Überwinden von Kletterstellen unter zu Hilfenahme der Hände beherrschen. Sie müssen die Gefahren im Gebirge kennen. Zusätzlich zur Ausrüstung für Bergwanderwege werden Höhenmesser und Kompass, für Gletscherüberquerungen Seil und Pickel vorausgesetzt.

7.10.2 Signalisation
Die Wegweiser sind blau mit weiss-blau-weisser Spitze, Bestätigungen und Markierungen sind weiss-blau-weiss. Die Informationstafel Alpinwanderweg weist am Weganfang auf die besonderen Anforderungen hin."


Der absolute Höhepunkt des Werks der amoklaufende Bürokratie findet sich dann aber ab Seite 41 ff ...

***

Fazit: Es dürfte wohl nicht mehr lange gehen, bis auch sämtliche Kletterrouten dem eidgenössischen Regulationswahn unterjocht werden, denn ich sehe beim besten Willen keine Möglichkeit, wie der interessierte Betroffene hier noch Einhalt gebieten könnte.



Kommentare (16)


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xaendi hat gesagt:
Gesendet am 28. Februar 2011 um 07:00
Corporate Design bei Wegeweisern - wieso nicht? Erleichtert die Verständlichkeit!

Seeger hat gesagt: Aus der Praxis entstanden
Gesendet am 28. Februar 2011 um 08:24
Ciao Kopfsalat
Erkenne nichts zum Weinen und nichts zum Lachen. Sorry.
Lieber solche Richtlinien als hochgestochene Formulierungen.
Oder wie würdest Du Ordnung in ein heterogenes Völkchen von Wanderwegverantwortlichen machen?
Ich finds ok.
Cari saluti
Andreas

Sputnik Pro hat gesagt:
Gesendet am 28. Februar 2011 um 10:21
Es hätte doch auch gereicht dass die Wanderwegschilder gelb, die Bergwanderwegschilder gelb mit rotweisser Ecke und die alpinen Routenschilder blau sein müssen - mit der Anmerkung dass die Aufschrift gut lesbar sein soll... alles Andere wie Normgrössen des Wegweisers, Schriftart usw. ist unwichtig - denn eigentlich ist's ja logisch dass man kein 10cm kleiner Wegweiser aufstellt der sowiso niemand sieht!

kopfsalat hat gesagt: RE:
Gesendet am 28. Februar 2011 um 11:11
Wer sich mal getraut, ein wenig ausserhalb der Schweiz unterwegs zu sein, wird erstaunt sein, mit wie wenig Aufwand (ein paar Farbkleckse hier und da) das selbe Ziel erreicht wird, wie hier mit dieser riesigen Bürokratie.

Sputnik Pro hat gesagt:
Gesendet am 28. Februar 2011 um 11:26
So ist es! Mit einfachen Markierungen an Steinen und Bäumen fand ich zum Beispiel auch in Rumänien oder Tschechien problemlos den Weg auf den Gipfel.

Regula52 hat gesagt: RE:Aus der Praxis entstanden
Gesendet am 28. Februar 2011 um 23:16
Da empfehle ich das Tessin. Da ist für Kreativität noch viel Platz. Du pflichtest mir sicher bei.
Saluti
Regula

Sputnik Pro hat gesagt: Ehrlich gesagt...
Gesendet am 28. Februar 2011 um 08:53
Da jammern die Kranken- und Pensionskasse dass sie dauernd zu wenig Geld haben. Kein Wunder - eigentlich hätte der Staat genug um die Sozialinstitutionen zu unterstützen wenn er nicht immer mehr Steuergeld für unsinnige Regelungen ausgeben würde! Die Überwachung der unnützen Regelungen kosten dann jedes Jahr mehr weil unzählige Neue hinzu kommen...

Mir scheint der Regelungswahn wird langsam zu Katastrophe! Denn wir "Bünzlischweizer" erfinden stets unzählige, teure aber meist unnütze Regelungen bis ins letzte Detail, Verbote und Gesetze die es nicht braucht (welche natürlich Überwacht werden müssen), Bewilligungenpflichten usw... Alle diese idiotischen Regelungen fressen unsere Steuergelder und teilweise unser Einkommen weg! Von mir aus wäre in unserem Land eher mehr gesunder Menschenverstand und Toleranz gefragt als die zahllosen unnützen Vorschriften und Regelungen welche nur kosten! Wie wäre es endlich einige der Sesselfurzer, die sich nur so dumme Regelungen ausdenken, auf die Strasse zu stellen - und einmal bei den nächsten Wahlen den kleinkarierten regulationsgeilen Politiker an der Urne eine Absage zu erteilen!

Wenns so weiter läuft, dann gute Nacht Schweiz!

Seeger hat gesagt: RE:Ehrlich gesagt...
Gesendet am 1. März 2011 um 08:20
Ciao Andrej
Diese Aussagen haben Dir sicher gut getan. So richtig Luft ablassen....
Aber meinst Du nicht, dass es vielleicht auch der Spiegel eines ausgeklügelten demokratischen Ausgleichsbeckens sämtlicher Beteiligten, inklusive Minoritäten, ist?
Glaube kaum, dass Diktaturen so viel Regeln brauchen. Zumindest für den Moment. Diese werden nämlich immer wieder ersetzt ;-)
Dazu kommt, dass die Wanderwege vielfach durch Freiwillige unterhalten werden. (War da schon in einer Fachgruppe dabei und habe nichts als Spesen gehabt).
Guten Morgen liebe Schweiz - Du bist einzigartig!
Cari saluti
Andreas

Alpin_Rise hat gesagt: Darfs ein Problemchen mehr sein?
Gesendet am 28. Februar 2011 um 16:17
Persönlich schätze ich die Schweizer Wanderwege (mal die gelben und rot/weissen) sehr. Sei es die Qualität der Signalisation, die Verständlichkeit, die Konsistenz oder schlicht der Unterhalt der Wegweiser und Wege/Markierungen.

Den Beteiligten ist in diesem Sinn ein grosser Dank auszusprechen, bei so vielen teils ehrenamtlichen Mitarbeitern ist die Qualität nicht selbstverständlich und muss geregelt werden.

Wers gerne anders mag, darf mal ins Ausland Wandern gehen, wo in vielen Fällen nebst gutem Spürsinn (ohne Swisstopo, notabene) auch viel Frustrationstoleranz gefordert wird.

Und falls dich das Reglement stört: es ist nicht für den Endkonsumenten gedacht, also darfst du es konsequent ignorieren. Auch zwingt dich niemand, auch nur einen Wegweiser anzuschauen und die Wege zu benutzen!

G, Rise

ps: welche Regeln für Kletterrouten kennst du? Und wo sind welche geplant?

ps 2: und stell dir vor: es gibt noch unendlich viel Regeln mehr: die Swisstopo Karten sehen alle gleich aus, im Strassenbau ist praktisch alles genau geregelt, die Gleise/Signale sind genormt, die Lebensmittelqualität gesichert. Und praktisch jedes Unternehmen hat ein genaues CD... das alles belastet mich sehr!

kopfsalat hat gesagt:
Gesendet am 28. Februar 2011 um 17:30
die qualität der wanderwege hat sich in den letzten 20-30 jahren tatsächlich massiv verbessert. wo sich früher ein einsamer pfad durch eine steile bergflanke schlängelte, führen heute mit geländer versehene teilweise zementierte treppen hinauf. bei jeder verzweigung weisen ausführliche wegweiser an metallenen pfosten in die richtige richtung.

auch die zunahme von strecken auf rollstuhlgängigen waldwegen und hartbelag spricht eindeutig für den fortschritt im wanderwegbau.

auf unseren touren in den vogesen waren wir regelrecht schockiert, dass vielerorts neben einer perfekt ebenen schön asphaltierten strasse vom club vosgien extra spezielle völlig unebene, rutschig, matschige und überhaupt nicht turnschuhgängige wanderpfade angelegt wurden, auf welchen wir gemäss markierungen hätten gehen sollen.

umso mehr erstaunt es, dass sich eine gute zahl hikrs immer wieder und völlig freiwillig in unwegsames wegloses gebiet begibt, wo es doch so viele schöne, gut markierte und ausgetretene alternativen gäbe.

[/IRONIE MODUS OFF]

wenn ich mir aber vorstelle, was man mit all dem geld und aufwand besseres hätte tun können (stichwort: interessante wege anlegen), dann geht es mich sehr wohl etwas an.

ich bin übrigens nicht der einzige, der sich an diesem reglementierungswahn und den damit verbundenen kosten stört. verschiedene kantone u.a. BL haben schon ihre dahingehenden bedenken angemeldet.

ps: wem die obigen beispiele als an den haaren herbeigezogen vorkommen, dem empfehle ich, bei künftigen touren vermehrt das mitteland und den deutschschweizer jura zu berücksichtigen.

pps: dummerweise wohne ich eben in solch einer gegend und werde auf schritt und tritt damit konfrontiert.

Alpin_Rise hat gesagt: RE:
Gesendet am 1. März 2011 um 10:39
Ciao Kopfsalat,

Versteh mich nicht falsch: ich bin auch strikte gegen die Zubetonierung von Wanderwegen und unverhältnissmässigem Ausbau. Da ist wohl weniger das Reglement und CD der SAW der treibende Faktor sondern vielmehr touristische Interessen, z.B. die Wege auf den Säntis auf ein Niveau "für alle" runterzusichern. Wandern/Outdoor ist eine Trendsportart, jeder kann es und muss es auch überall können...
Am Wegunterhalt dürte man einiges sparen, auf saubere und gepflegte Wegweiser und durchdachte, unterhaltene Markierungen möchte ich aber nicht verzichten. Das geht auch ohne Helikopter, Presslufthammer und Betonmischer für den Wegunterhalt. Vielleicht sollte das in die SAW-Richtlinie: "Wegunterhalt und Materialtransport ist nur ohne Unterstützung von Hubschraubern und Hilfsmittel mit Verbrennungsmotor gestattet." Das würde dem Wahn ein Ende setzen!

Bedenklich wird es für mich dann, wenn man im Hochgebirge (oder in wirklich unzugänglichen, weniger hoch gelegenen Gebieten) anfängt, anfänglich gar nicht oder "wild" markierte Pfade jeden Meter blau-weiss zu pepinseln, später Sicherungen anzubringen und schlussendlich künstliche Griffe und Tritte...

Ich bin zugegebenermassen selten im Mittelland und wenig im Jura unterwegs; was mich dort vielmehr stört, sind die unzähligen Waldsträsschen und Parkplätze am Waldrand; eine Stunde zu Wandern, ohne Infrastruktur für den motorisierten Verkehr zu sehen, ist fast eine Unmöglichkeit.
Es sind diese Infrastrukturen, die kosten! Sei es, um die dezentrale Besiedelung aufrecht zu erhalten oder den Wanderer an die Grenze des Naturschutzgebietes zu karren... Und mit dem Armeebudget für einen Tag könnte man wohl Dutzende obiger Konzepte bezahlen... das ist aber ein anderes Thema.

G, Rise

ps: ich schätze übrigens die Pfädchen sehr, welche im Jura mit viel Liebe von Enthusiasten jenseits der SAW-Normen gepflegt werden!

pps: gute Wanderwege und Signalisationen halten auch die meisten Wanderer auf einem engen Korridor, was wiederum der Natur zu gute käme - noch besser wäre natürlich kein Wanderweg ;-)

silberhorn hat gesagt:
Gesendet am 28. Februar 2011 um 22:37
Dem was Alpin_Riese schreibt schliesse ich mich an. Was mich hingegen stört sind die sehr vielen Leute welche die einfachsten Wanderregeln nicht kennen. So zum Beispiel: Abfall mitnehmen, Gatter schliessen, Feuer löschen bevor man weitergeht, auf welcher Strassenseite man geht, Grüssen.

Was ich viel schlimmer finde ist das Heliskiing, die enorme Zunahme von Klettersteigen und Borhacken.

Regula52 hat gesagt: RE:Wanderregeln
Gesendet am 28. Februar 2011 um 23:18
und laut johlend in riesigen Gruppen die Gegend unsicher machen.

silberhorn hat gesagt: RE:Wanderregeln
Gesendet am 1. März 2011 um 00:22
und Wanderstöcke ohne Gummischutz die man Kilometerweit hört

Henrik hat gesagt: Es kann nicht ausbleiben...
Gesendet am 1. März 2011 um 13:52
..vielleicht täte es Sinn machen, mal mitzuarbeiten, wenn markiert würde...

www.wandersite.ch/Wegmarkierungen.html

Genormter Gruss

Henrik

kopfsalat hat gesagt:
Gesendet am 1. März 2011 um 23:40
Ein schwerwiegender Verstoss gegen die Norm:

www.hikr.org/gallery/photo445296.html?post_id=32570#1

Es ist allseits bekannt sein, dass aufgemalte Richtungspfeile 230mm lang sind. 115mm für die Pfeilspitze und 115mm für den Schaft. Die breite misst 145mm aufgeteilt in 49mm für den Pfeilschaft, eingrahmt von je 2 weissen rechtecken von 115m x 48mm, wie es auch ganz klar und unmissverständlich aus obiger Norm hervorgeht.

Wir können nur dem Herrgott danken, dass sich an dieser Stelle noch niemand verirrt hat oder gar abgestürzt ist.

Ich gehe davon aus, dass die entsprechende SAW-Sektion einen entsprechenden Rüffel erhält. So kann es ja nicht gehen, wenn einfach jeder macht, was er für richtig hält.


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