Lawinenanalyse


Publiziert von alpstein, 13. November 2019 um 09:58. Diese Seite wurde 1284 mal angezeigt.

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Lawinenunfall



Kommentare (15)


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Sputnik Pro hat gesagt:
Gesendet am 13. November 2019 um 13:17
Spannender Analysenbericht. Danke dir.

MarcN hat gesagt: sehr spannend
Gesendet am 13. November 2019 um 14:54
Da kann man immer etwas lernen

nprace hat gesagt:
Gesendet am 14. November 2019 um 10:55
Ich hatte ein super Buch vom Tiroler Lawinendienst irgendwo gesehen in welchem vergangene Lawinenunfälle sehr detailliert analysiert wurden. Ich fand dies sehr hilf und lehrreich...leider habe ich den Titel nicht mehr im Kopf.

kopfsalat hat gesagt:
Gesendet am 14. November 2019 um 11:51
Es ist interessant zu lesen, wie es zu diesen Verhältnissen kam, was man daraus aber konkret lernen könnte, ist mir nicht ganz klar.

evil_horst hat gesagt: RE:
Gesendet am 14. November 2019 um 20:05
Da geb ich Dir recht,denn aus dem Analysebericht geht nicht hervor, welche lawinenkundliche Beurteilung der Verhältnisse vorgenommen wurde um zu der Entscheidung zu gelangen, das der Hang ok ist.

Kommunist hat gesagt: RE:
Gesendet am 14. November 2019 um 22:15
Ich für meinen Teil lerne daraus, meine Sensibilität für das Gefahrenmuster "kalt auf warm" immer wieder zu stärken und die Augen schön nach Schwimmschnee zwischen Krusten offen zu halten.
Eigentlich einer der hundsgemeinsten Gefahrenmuster würde ich meinen, denn:
1. Schwachschicht gerne tief unten in der Schneedecke.
2. Schwachschicht ist gerne auf einen engeren Höhenbereich begrenzt, denn weiter unten lag im Frühwinter kein Schnee, der Regen aufnehmen konnte, weiter oben war kein Regen. Daher von unten kommend schwer / nicht erkennbar außer man halt den genauen Wetterverlauf für den gesamten Winter am betreffenden Hang im Kopf.
3. Schwachschicht ist recht persistent und das Schneebett ist oft viele Wochen später auslösbar.
4. Auch stark verspurtes Gelände bietet keine Sicherheit davor. Ich kenne einen Lawinenunfall, bei dem der 7. von 7 Tourengehern innerhalb einer Aufstiegsspur so einen Cocktail zum Knallen gebracht hat bei Warnstufe 1-2.
5. Im Zuge des Klimawandels treten Regenfälle im November / Dezember / Januar auch in größere Höhen auf. Die Häufigkeit des Problems wird zunehmen.
6. Die Auslösewahrscheinlichkeit solcher tiefer liegenden Krusten ist oft recht diffus. Ich erinnere mich an mehrer Lawinenunfälle durch das gleichen Gefahrenmuster, bei denen durch den Lawinenlagebericht nicht davor gewarnt wurde.

Das Einzige was man als Tourengeher auf der Haben-Seite hat ist, dass man das Problem durch Graben und Extrapolieren eines Schneeprofils und genauer Beobachtung des Wetterverlaufs über den gesamten Winter hinweg relativ leicht erkennen bzw. ausschließen kann.

evil_horst hat gesagt: RE:
Gesendet am 14. November 2019 um 23:45
Die Punkte 1.-6. hast Du sehr schön ausgeführt, das Entscheidende jedoch, unter den besonderen Bedingungen der frühen Saison und und dem daraus resultierenden Mangel an gesammelten Daten - ist Dein letzter Absatz.

Schneemann hat gesagt: RE:
Gesendet am 15. November 2019 um 10:57
Besonders tragisch bei diesem Unfall scheint mir die "Geländefalle" in der die Skifahrer letztlich metertief verschüttet wurden. Ich versuche bei der Einfahrt in solch gefährliche Hänge möglichst immer nach "Lines", die einen freien Auslauf haben und wo sich eine potenzielle Lawine auffächert - das erhöht zumindest die Chancen dass man nicht oder nicht so tief verschüttet wird. Bei diesem konkreten Hang scheint das allerdings schwierig...

kopfsalat hat gesagt:
Gesendet am 15. November 2019 um 07:59
Leider wurde mittlerweile hinlänglich und wiederholt bewiesen, dass ein einzelnes Schneeprofil NIE auf den ganzen Hang extrapoliert werden kann, denn es ist eines der typischen Merkmale von Schneedecken, dass sie NIE homogen sind.

Das klassische und tragische Beispiel ist der Lawinenunfall vom 12. März 1991 am Rossbodenstock, wo eine Gruppe der Schweizer Armee in einem Hang einen Rutschblocktest durchführte und dabei die bestmögliche Belastungsstufe erhielt. Während der Diskussion des unerwartet guten Ergebnisses ging der ganze Hang als Schneebrett ab und verschüttete zwei der Männer tödlich. Der Rutschblock hingegen blieb stehen und wurde vom Schneebrett wie eine Insel im Strom umflossen!

Deshalb sind solche Analysen für mich nur im Nachhinein aussagekräftig, für die Zukunft können sie mich nichts lernen.

evil_horst hat gesagt: RE:
Gesendet am 15. November 2019 um 16:34
>Leider wurde mittlerweile hinlänglich und wiederholt bewiesen, dass ein einzelnes Schneeprofil NIE auf den ganzen Hang extrapoliert werden kann, denn es ist eines der typischen Merkmale von Schneedecken, dass sie NIE homogen sind.

Natürlich stimmt das, deswegen ist aber ein Blocktest nicht von vornherein sinnlos, ich nehme aber an das wolltest Du auch nicht sagen. Und wie der Schneemann anmerkt, kamen auch mehrere Dinge zusammen, das es so tragisch ausging.

kopfsalat hat gesagt: RE:
Gesendet am 15. November 2019 um 17:55
Der Blocktest ist interessant um den Schneedeckenaufbau auf genau den untersuchten paar Quadratmetern zu veranschaulichen.

Er kann eine (schwache) Indikation für den allgemeinen Schneedeckenaufbau geben.

Aber darüber, wie sicher der Hang 2m daneben ist, kann er keinen Aufschluss geben.

Um anhand von Blocktests sichere Aussagen über den ganzen Hang zu machen, müsste man den ganzen Hang umgraben ;-)

Kommunist hat gesagt: RE:
Gesendet am 15. November 2019 um 18:08
Natürlich darf man nicht blind ein Schneeprofi extrapolieren. Sehr wohl darfst du aber ein Prozessdenken extrapolieren. Und bei einer Regenkruste macht es sehr wohl Sinn, denn Regen hält sich kleinräumig relativ genau an Höhenlinien. Wenn ich irgendwo auf 2800m Seehöhe in einem Hang ohne Sonnenexposition eine Regenkruste drin habe macht es für mich sehr wohl Sinn, dass ein ähnlicher Hang mit ähnlichen/gleichen Parametern (Strahlungsexposition, Windexposition, Seehöhe) die gleiche Regenkruste zeigen wird. Unwahrscheinlich, dass 50m weiter drüben auf gleicher Seehöhe kein Regen gefallen ist. Wind und Strahlung sind Parameter, die sich kleinräumig viel stärker ändern können - da kann ich ein Schneeprofil nicht ohne Nachdenken extrapolieren. Bei Regen funktioniert Extrapolieren unter den genannten Voraussetzungen sehr gut, würde ich meinen.

kopfsalat hat gesagt: RE:
Gesendet am 15. November 2019 um 18:57
Klar, wenn das Profil auf eine flächendeckende Gefahr hindeuten, wird wohl jeder umkehren.

Kritisch ists nur, wenn das Profil auf keine Gefahr hindeutet und man davon ausgeht, dass dies auch flächendeckend gilt.

evil_horst hat gesagt: RE:
Gesendet am 15. November 2019 um 21:47
Ist im Profil ein Gefahrenmuster zu erkennen, ist der Schluss wohl relativ eindeutig, eine defensive Herangehensweise vorausgesetzt. Anders herum, und das sagst Du ja, gilt das nicht.

Einen detaillierten Lawinenlagebericht gab es noch nicht, aber die allgemeine Einschätzung vom 8.11. ging, so lese ich das, von einem 3er aus. Das Risiko war also relativ hoch, und darum meinte ich in meinem ersten Beitrag, man weiß nicht wie die Entscheidung zu Stande kam, das man eine Abfahrt dort vertreten kann.

kopfsalat hat gesagt: RE:
Gesendet am 16. November 2019 um 00:40
Weshalb die dort reingefahren sind, kann ich und will ich nicht beurteilen. Mir gings einzig darum, dass man aus dieser Analyse nur die Vergangenheit rekonstruieren aber nix für die Zukunft lernen kann.


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