Ringkamp von Norden - über alte Jagdsteige zum Edelboden


Publiziert von Herbert , 20. Oktober 2014 um 09:09. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Hochschwabgruppe
Tour Datum:19 Oktober 2014
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 1500 m
Strecke:22 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Bruck über den Seebergsattel nach Gußwerk, durchs Salzatal nach Weichselboden, und an der Prescenyklause vorbei zur alten Kläfferhütte (NICHT zu den Kläfferquellen der Wiener Hochquellenleitung, abgesperrt, betreten verboten, außerdem falscher Ausgangspunkt).
Unterkunftmöglichkeiten:Gemütlicher Gasthof in Greith, Schiestlhaus, Gasthöfe und Hotels in Wildalpen.
Kartennummer:Amap 1:50000, Kompass Steiermark

Tourcharakteristik:
Blick zum Ringkampgipfel
Die alten Jagdsteige auf die Gamsmutter, und durch die Kläffermauern zum Edelboden oder auf den Tremml wurden teilweise noch von Erzherzog Johann in Auftrag gegeben, der in dieser Gegend vom Brandhof aus oft auf Pirsch war.
In traumhafter Linie überwinden sie scheinbar unmögliche Schluchten, steile Urwaldhänge, von Schrofenrinnen durchzogen, und immer geht es so dahin, daß auch ein damaliger Träger mit 30kg im grobstoffigen Rucksack ohne Gefahr für Leib und Leben hinauf kommen konnte.
Die Ausstiege ins untere Gschöderer Kar und gar auf den Tremml sind mit Eisenstiften und alten, rostigen Drähten "versichert", bei denen man nie weiß, ob sie dieses Jahr immer noch dort hängen, und teilweise geht es dort ganz schön ausgesetzt zu.
Da die Steige zusehends verfallen, möchte ich wenigstens den zahmsten, den zum Edelboden, ein bißchen beschreiben - vielleicht finden sich doch wieder ein paar Liebhaber.

Ich vermeide absichtlich einen GPS-track, denn dieser lenkt in solchem Gelände nur ab, und mancher ließe sich etwa verleiten, einer ungenauen elektronischen Spur zu folgen, die sehr rasch in schwieriges, schrofiges Gelände führen könnte.

Ein paar Tips:
  • Bei der Querung der ersten Schlucht wurde die Originaltrasse längst fortgespült. Dort, wo man an der Felswand ansteht, über erdiges Gelände etwa 30m in den Graben absteigen, und gegenüber wieder etwa 30m hinauf auf den  Grabenrand. Keinesfalls aus dem Graben die Schlucht betreten, sondern am Grabenrand den Steig suchen, der hier fast waagrecht um die Berglehne herumführt.
    Wer bis hierher Schwierigkeiten mit der Wegfindung hatte, sollte besser umkehren!

  • Bei der zweiten Schlucht ganz kurze Quergangskraxelei zu schrofigen Bändern, die an mehreren Nischen vorbei in die nächste Waldzone leiten.

  • Zum Schluß bei einem blauen Punkt über eine schöne Wand nicht gerade hinauf, sondern die Wand schon nach wenigen Metern nach links queren, an einem Steinmann vorbei, zum Schluß etwas ausgesetzt ins nächste Waldstück.

  • Wenn man zum ersten Mal den Edelboden sieht, keinesfalls irgendwelche Abschneider dorthin versuchen, es sind tiefe Gräben dazwischen. Weiter den Wegspuren folgen, die zuerst leicht abwärts und dann wieder eben den Graben am oberen Rand im Urwald queren.

  •  Nach Steinmännern und seltenen, aber vorhandenen Farbklecksen Ausschau halten (unterschiedliche Farben).

Tourenbericht:
Da wir voriges Wochenende einen Traumtag auf der Hochschwab-Nordseite verbrachten, wollen wir heute wieder ähnliches erleben. ☺
Wir entschieden uns daher, über einen der Jagdsteige in den Ausläufern der wilden Kläffermauer auf den Edelboden zu steigen, und dann weiter über die Samstatt auf den Ringkamp.

Das Schöne bei dieser Variante ist, daß man direkt aus dem Salzatal, ohne jede Forststraßenberührung bis auf den Ringkamp steigen kann, eine Seltenheit in unserer Gegend!

Bald waren wir aus dem Hochnebel heraus, überschritten das Handltal, und immer schöner schoben sich die gegenüberliegenden Gipfel in die Sonne. Nun geht es lange im Zickzack den westlichen Begrenzungsrücken vom Kläffergraben hinauf. Dann sind wieder einige Rinnen zu überschreiten. Wir  queren kurz über ein ausgesetztes Bändchen nach links, und bald haben wir die alte Jagdhütte mit Kachelofen erreicht (auf dem Türbalken ist die Jahreszahl 1899 eingraviert).

Von der östlichsten, waldbewachsenen Begrenzungskante der Schlucht, die vom Tremmleck herabzieht, sehen wir zum ersten Mal zur Edelbodenalm. Das ist aber noch weit, denken wir, und legen einen Zahn zu. Etwas abwärts führt uns der Pfad, um bald wieder für einige Zeit zu verschwinden. Im lichten Urwald gehts aber gut dahin, und bald sind wir wieder auf der Wegspur.
Den Edelboden betreten wir gar nicht, sondern queren gleich waagrecht hinüber zum Steig, der in das Samkar führt.

Ein Felsgebilde, welches an den Abstürzen ins Gschöderer Kar wacht, und von herbstlich gefärbten Lärchen umgeben ist, lädt zu einer kurzen Rast ein.  Danach geht es durch das Samkar auf die Samstatt.
Am Ende der Samstatt auf etwa 1900m schlägt mir Petra ein Schnippchen, denn sie steigt, als ich gerade fotografiere, gleich weglos über die Leiten auf den Ringkamp hinauf.
Ich wundere mich dann, als ich bis zur Weihbrunnkesselscharte niemand mehr vor mir sehe, und denke mir, na die ist aber gerannt !
Wie ich dann aus dem Weihbrunnkessel Richtung Ringkamp steige, sehe ich sie plötzlich schon etwa 100 HM über mir von links aus der Flanke kommen - ein Mörderabschneider! ☺
Bald treffen wir uns dann auf dem Gipfel, ich schimpfe vergnügt, und sie sucht faule Ausreden. ☺
Hier oben weht ein kühler Wind, daher machen wir uns gleich wieder an den Abstieg, verwenden diesmal beide den Abschneider und erreichen so bald wieder die Edelbodenalm.
Auf dem normalen Weg geht es dann bei herrlichem Herbstwetter wieder zum Auto hinunter.

Tourengänger: petz, Herbert


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ZS
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Kommentare (5)


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JoaH hat gesagt:
Gesendet am 29. Oktober 2014 um 12:51
Sehr interessante Tour! Für meine Knie leider schon ein viel zu großer Höhenunterschied! Die Zustiegsvariante, mit gepflegter Pause auf der Edelbodenalm sollte allerdings noch drinnen sein! ☺

Herbert hat gesagt: RE:
Gesendet am 3. November 2014 um 23:16
Hi Jo,
aber möglicherweise erst nächstes Jahr - dieses WE sind wir am Schwaben schon im tiefen Schnee herumgestapft.
Sonst ists sicher eine nette Wanderung bis zum Edelboden - obwohl der Abstieg von dort auch ein ziemlicher Knieschnaggler ist.
LG, Herbert

JoaH hat gesagt: RE:
Gesendet am 4. November 2014 um 09:23
Servus Herbert,
für heuer sind mir die Tage wegen der langen Fahrt sowieso schon zu kurz. Die Ringkamp Nordflanke kenne ich nur von Schitouren. Soweit ich mich erinnere, sind wir das letzte mal auf einer "präparierten" Forststraße bis Weichselboden abgefahren, was ein genussvolles Gleiten ermöglichte! Aufgestiegen sind wir nach der Presceny Klause durch das Wildgatter über das Schwaigtal, weil es das früher nicht gab und ich den Anstieg nur so kannte und wir sind partout einem Jäger in die Arme gelaufen, was dann eine Anzeige zur Folge hatte, weil mein Auto das einzige war, das draußen gestanden ist. Irgendwie war's dann auch blöd am Ende des Gatters mit den Schi über den hohen Zaun zu klettern! Mein damaliger Arbeitskollege, ein Waldviertler, war aber hart im Nehmen! ggg
Die ATS 500 haben wir uns damals geteilt, aber die Tour war's wert! Ist aber schon lange her...

Der Steig durch die Kläffermauern ist in der AMAP eingezeichnet - schaut wild aus und wenn's meine Knie erlauben, schaue ich mir den nächstes Jahr mal an!
LG, Jo

Aconcagua hat gesagt: Sehr schön!
Gesendet am 29. Oktober 2014 um 22:01
Kenn den Weg rauf von der edelbodenalm durch das gschöderer kar eine traumgegend!

Herbert hat gesagt: RE:Sehr schön!
Gesendet am 3. November 2014 um 23:20
Stimmt, ist recht schön, das Gschöderer Kar, auch im Sommer.
LG, Herbert


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