Parinacota (6347m) - Etwas für Liebhaber von Sand, Schutt, Geröll und Penitentes


Publiziert von simba , 18. Juli 2014 um 19:50.

Region: Welt » Bolivien » Cordillera Occidental
Tour Datum:24 Juni 2014
Hochtouren Schwierigkeit: WS-
Wegpunkte:
Geo-Tags: BOL   RCH 
Aufstieg: 1180 m
Abstieg: 1180 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Sajama mit 4x4 zum "High Camp" des Parinacota. Dieses befindet sich auf einem Plateau zwischen Pomerape und Parinacota auf ca. 5160m und beherbergt eine (leider) nicht geoeffnete Steinhuette. Kosten der Anfahrt: ca. 1100 BOL.

6250m - Bei jedem Schritt muss ich die Füße kniehoch anheben, um über Penitentes ("Büßerschnee") zu steigen. Darunter Schutt der rutschigsten Sorte oder blankes Eis. 30 Schritte, Ausruhen auf die Stöcke gestützt und die Frage, wieso man sich das eigentlich antut....

Ästhetisch ist der Parinacota ein wunderschöner Vulkan. Gerade, wenn viel Schnee liegt, beeindruckt sein symetrischer, dann bis weit hinunter verschneiter Kegel. Schön anzusehen ist er auch noch, wenn wie in diesem Jahr deutlich weniger Schnee liegt. Schön zu besteigen, ist er dann leider nicht mehr, was ich erfahren musste.

Vom Ausgangspunkt an der Hochlagerhütte (Start: 4.20 Uhr) folgt man mit Steinmännern markierten (einmal sogar ein aufgemalter Pfeil nach links) Pfadspuren in Richtung des Sattels zwischen Pomerape und Parinacota. Man steigt aber nicht bis zum Sattel auf, sondern hält sich bereits davor immer eher links und ersteigt in endlosen Serpentinen, die ebenso endlosen Lavasandhänge. Dass man sich das in der Dunkelheit bei beißender Kälte (auf dem Gipfel hatte es später -20°) und starken Windböen antut, vergrößert das Vergnügen hier nur unmerklich. Irgendwann verliert sich die Serpentinenspur und man erreicht einen kaum ausgeprägten Blockgrat. Man folgt diesem in kleineren Serpentinen mehr oder weniger gerade hinauf, bis auch dieser sich wieder im steilen Schuttgelände verliert.

In schneereicheren Jahren hätte man nun die Schneegrenze erreicht, im schneearmen Jahr 2014 muss man sich noch weitere 200Hm über schuttbedeckte Platten, Sandrinnen und allerlei Schrott seinen Aufstiegsweg suchen bis man die Schneegrenze erreicht. Schnee gibt es aber ab hier bis zum Gipfel keinen, allein schreckliche Penitentes türmen sich vor einem auf und zwingen einen neben der reinen Höhenbewältigung bei jedem Schritt auch noch zu akrobatischen Übungen beim Übersteigen derselben. Der weitere Routenverlauf ist letztlich dann weniger logisch als vielmehr der Höhe der Penitentes geschuldet: In einem weiten Rechtsbogen und unter ständiger Wiederholung der Turnübungen über die Eishindernisse stieg ich dem Kraterrand entgegen. Die Antwort auf die oben aufgeworfene Frage, war mir längst egal und ich gottfroh als ich nach ca. vier Stunden den Krater erreichte und dem bombastischen Tiefblick in selbigen genießen konnte.

Über den sanfter geneigten Rücken erstieg ich nach rechts über gut gangbaren Schutt zwei Gipfelpunkte (wohl der "False" und der "True" North Summit) bevor ich mich wieder an den Abstieg machte. Dafür wählte ich die direkte Route (NO-Rippe) zum vom Kraterrand bereits sichtbaren Hochlager. Diese ist deutlich steiler als die Aufstiegsroute und sollte mir daher einen angenehmen und schnellen Abstieg (auch durch Geröllabfahrten) ermöglichen. Doch auch hier machten mir die Penitentes einen Strich durch die Rechnung, soweit sie zwar die Steigeisen in dem oft um die 40° steilen Gelände verzichtbar, aber wiederum unendlich vielfältige Turnübungen notwendig machten.

Im Abstiegssinne rechts einen großen Kessels mit vereisten Wasserfällen und viel Geröll erreichte ich den felsigen Teil der NO-Rippe, die mir über Schutt und kraxeliges Felsgelände nun endlich einen schnelleren Abstieg ermöglichte, gekrönt durch eine rauschende Geröllabfahrt auf den letzten knapp 200Hm. Auch zurück am Hochlager fiel mir die Antwort auf die obige Frage schwer...vielleicht tut man sich das alles letztlich einfach nur an, um einen recht hohen Berg bestiegen zu haben?!

Schwierigkeiten:

Aufstieg (weiter Linksbogen vom Basislager) - L
Abstieg (NO-Rippe) - WS-

Tourengänger: simba


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Kommentare (4)


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Vauacht hat gesagt: Wo ist er?
Gesendet am 24. Juli 2014 um 23:36
Simba, geduldig habe ich nun eine Woche auf den Bericht vom Nevado Sajama gewartet! Kommt der noch? :)

Somit bleibt mir wohl nichts anderes uebrig als Euch bereits jetzt zu den tollen Touren in Bolivien zu gratulieren! Ganz grosses Kino!

Deine Berichte haben mich dank der vielen Details und Deiner farbenfrohen Wortwahl regelrecht an Euren Abenteuern teilhaben lassen...fast waere mir der Schnauf weggeblieben und der Atem gefrohren ob der Hoehe :)

Ich bin mir sicher dass ich Bolivien einmal im Leben noch besuchen werde. Trotz Deiner Schutt-Warnung sind bei mir die Zwillinge Parinacota und Pomerape plus natuerlich Sajama ganz oben auf der Wunschliste. Mal schauen :)

Wieso habt Ihr eigentlich den Pomerape "links liegen" gelassen?

Gruesse!
R.

simba hat gesagt: RE:Wo ist er?
Gesendet am 24. Juli 2014 um 23:56
Besten Dank für die Glückwünsche!!
Was die anderen Berge angeht, tut es mir sehr leid - insoweit muss ich dich enttäuschen ;)
Wir waren leider nicht auf dem Nevado Sajama. Einen Tag nach dem Parinacota hat sich das "Wetter" für 3 Tage verschlechtert (Wind 70 Km/h über 5500m) und hat uns weitere Unternehmungen in Sajama leider versagt. Wir haben uns dann dagegen entschieden die Windphase in Sajama auszusitzen und sind weiter nach Sucre.
Ich denke bei besseren Verhältnissen (mehr Schnee) ist der Parinacota viel schöner zu besteigen. Dieses Jahr wird es nicht mehr besser...:( bzgl. des Pomerapes denke ich aus der Entfernung das Gleiche: Im unteren Teil hast du dort üble Sand/Schutthänge - und wg. der viel geringeren Begehungsfrequenz sicher kaum Wegspuren:(
Wir werden auch versuchen in 2-3 Jahren noch einmal nach Bolivien zu gehen. Wir fanden Land und Berge einfach gigantisch!!
Hoffe, dass es bei dir bald klappt. Falls du noch konkrete Tipps brauchst, einfach kurz eine PM schreiben!
Beste Grüße
Si
PS: Ich bin froh, wenn dir die Berichte in der vergangenen Hitzewoche Kühlung verschafft haben ;)

Alpin_Rise hat gesagt: Toller Bericht...
Gesendet am 5. Oktober 2014 um 23:19
... von einem schönen Vulkan, danke fürs verbale Mitnehmen! Und ein sauberer Stil: schneller und schnörkelloser Alleingang.

Ich selbst hatte das Vergnügen, die Zwillingsvulkane von weitem zu bestaunen, wenn auch wolkenverhangen. Dezember ist einfach die falsche Jahreszeit...

Ausserdem konnte mich das Vulkanbergsteigen nie richtig begeistern, das schönste sind jeweils die Sonnenaufgänge, Kraterblicke und Geröllfahrten im Abstieg.

G, Rise

simba hat gesagt: RE:Toller Bericht...
Gesendet am 6. Oktober 2014 um 20:39
Gern geschehen! Wunderschön sind sie immer die Stratovulkane, aber eben nur zum Anschauen! Genusstouren sind etwas anderes ;) Uns hat es auch in der Cordillera Real deutlich besser gefallen! :)
Werde auch den Sonnenaufgang in Erinnerung behalten - selten habe ich mich so auf warme Sonnenstrahlen gefreut!! Die Kälte erklärt vermutlich auch das Tempo ;)
Beste Grüße
Si


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