Luž - Čihadlo - Kopřivnice (Lausche-Stückeberg-Nesselberg)


Publiziert von lainari , 26. Oktober 2013 um 21:42.

Region: Welt » Tschechien » Lužické hory
Tour Datum:26 Oktober 2013
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   CZ 
Zeitbedarf: 3:30
Aufstieg: 470 m
Abstieg: 470 m
Strecke:11 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto bis U Jána oder Zug der ČD bis Jedlová zastávka (seit 13.12.2014 Nová Huť v Lužických horách)
Kartennummer:1:33.000, SK Nr. 40 Naturpark Zittauer Gebirge oder 1:50.000, KČT Nr. 14 Lužické hory

Wer zu früh kommt…
 
…den bestraft das Wetter - und der Kollege kam eine ganze Woche zu früh. Aus Termingründen hatten wir eine individuelle Vorab-Tour zur diesjährigen Wanderung der ehemaligen Kollegen eingeplant. Dazu trafen wir uns in Bad Schandau und fuhren mit einem Auto gemeinsam nach Tschechien. Unterwegs tauschten wir Neuigkeiten aus. Auf der kurvigen Fahrt durch die České Švýcarsko rutschte mein Mitfahrer schon etwas unruhig auf dem für ihn ungewohnten Beifahrerplatz hin und her. Zwischen Krásné Pole und Kytlice fragte er mehrmals nach, ob wir hier richtig seien. Wir waren es, denn ich kannte die Strecke ja schon. Bis hier waren wir ob des Wetters recht optimistisch gewesen, am Himmel zeigten sich immer mal wieder Lücken in der Wolkendecke. Nun aber tauchten wir in dichten Böhmischen Nebel ein. Dies ist keine Herkunfts- sondern eine Qualitätsbezeichnung, da dieser in engem Zusammenhang mit dem Böhmischen Wind steht. Schließlich erreichten wir U Jána (Beim Johann).
 
Zu Fuß gestartet, liefen wir auf dem asphaltierten Waldweg zur Údolní nádrž Naděje (Talsperre Hoffnung). Nach einem Blick auf die Anlage folgten wir der roten Markierung und mühten uns einen ausgewaschenen holprigen Waldweg hinauf. Dann gingen wir nach rechts an der Straße entlang in den Ort Horní Světlá (Oberlichtenwalde). Hier begeisterten uns die vielen Umgebindehäuser. Auf einer Fahrstraße bergwärts gegangen, kamen wir nach Myslivny (Jägerdörfel). In der kleinen Ansiedlung gibt es eine hohe Dichte von Gasthäusern. Nun folgte ein steilerer Abstieg, auf dem uns viele deutsche Wanderer begegneten, deren Ziel wohl die Gastwirtschaften waren. Am Fuße der Steigung erreichten wir den Sattel Stráž (Wache). Hier befanden sich einst eine deutsche und eine böhmische Zollstation. Heute sind zwei Gedenksteine vorzufinden. Der erste erinnert an den Überfall des Sudetendeutschen Freikorps auf die Tschechoslowakische Grenzstation im September 1938. Nach einem heftigen Kampf konnte das Areal von der Tschechoslowakischen Staatsverteidigungswache zunächst zurückerobert werden, bevor wenige Tage später mit dem Münchener Abkommen das Schicksal des Grenzgebietes besiegelt wurde. Der zweite Stein erinnert an die Vertreibung der Sudetendeutschen nach Kriegsende 1945. An einem geschützt liegenden Rastplatz legten wir eine erste Pause ein. Dann gingen wir von hier aus auf dem windabgewandten Nordaufstieg zum Gipfel der Luž (Lausche) hinauf. Kurzzeitig drückte die Sonne durch die Nebelwolken, aber die Aussicht vom Berg war gleich null. Die schnellziehenden feuchten Wolken machten den Aufenthalt unangenehm.
 
Der Abstieg führte uns über den rot markierten Südweg hinunter. Hier lag der Wind an und die kondensierte Feuchtigkeit tropfte von den Bäumen. Das Laufen über schmieriges Laub und Phonolithbrocken war etwas heikel. Als zwei junge Tschechinnen im Gegenverkehr kamen, hatte ich schon wieder einmal Schleuderschuhe an, blieb jedoch gerade noch in der Senkrechten. So langsam wird das auffällig… Kurz nach dem Lauschebrunnen kamen wir zu einem windgeschützten überdachten Rastplatz und pausierten dort. Gestärkt wanderten wir weiter. Kurz vor Myslivny bogen wir rechts auf den grün markierten Weg ein. Nach einer links-rechts-Kombination gingen wir auf einem nicht markierten Waldweg über den unscheinbaren Gipfel des bewaldeten Čihadlo (Stückeberg). Der Waldweg führte im Verlauf nach links zur Waldkante. An der in der Karte mit „ehem. Abwehrgraben“ bezeichneten Stelle gingen wir geradeaus weiter. Dem Vernehmen nach soll dieser aus dem Bayerischen Erbfolgekrieg im Jahr 1778 stammen. Anfangs eingeebnet, wurde später eine deutliche Aufschüttung sichtbar. Weiter geradeaus, folgten wir weglos der gedachten Höhenlinie. Mein Lehrling schritt dabei zielsicher voran. So überquerten wir den ebenfalls unscheinbaren Kopřivnice (Nesselberg). Am Abhang des Berges fanden wir nach etwa 250 Metern in südwestlicher Richtung das Wenzel-Röbisch-Denkmal. Hier wird an den Unfalltod des Waldarbeiters Wenzel Röbisch, genannt „Teichwenz“, im Mai 1913 erinnert. Abwärts gehend, trafen wir auf eine Pfadspur und den Wanderweg, kurz darauf auf die Straße. Ein kleiner Abstecher zur Sirný pramen (Schwefelquelle) rundete die Tour ab. Ein Wassertest an der Quelle bestätigte einen muffigen Geruch, der von Schwefelwasserstoff stammt. Die gelben Ablagerungen im Quelltopf und im vorbeifließenden Hamerský potok (Hammerbach) sind jedoch eine besondere Algenart. Am Parkplatz U Jána zurück, konstatierten wir, trotz des suboptimalen Wetters eine abwechslungsreiche Runde absolviert zu haben.
 
Die pausenbereinigte Gehzeit betrug 3 h 30 min.
Die Strecke ist mit überwiegend mit T1 zu bewerten.
Der Südabstieg von der Luž (Lausche) ist mit T2 zu bewerten.
Der Weg über den Čihadlo ist unmarkiert.
Die Überquerung des Kopřivnice ist unmarkiert und weglos, der Abstieg ist mit T2 zu bewerten.
Die Webseite www.luzicke-hory.cz ist eine wahre Fundgrube für Informationen und ist aufwändig mehrsprachig gestaltet. 

Tourengänger: lainari


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