Hohe Fürleg (3243m) durch's Untersulzbachtal, inkl. Törlbirgkopf (3114m)


Publiziert von Chiemgauer , 28. Juli 2013 um 23:09.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Venedigergruppe
Tour Datum:27 Juli 2013
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 11:00
Aufstieg: 2460 m
Abstieg: 2460 m
Strecke:35 km (15,5km/550Hm mit dem Rad)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Über Mittersill oder Gerlos nach Neukirchen. Dort Richtung Jausenstation Einöd (z. B. Ausfahrt Sulzau raus und in der ersten 90° Rechtskurve nach links, dann angeschrieben). Gleich nach überqueren der Salzach wenige Parkmöglichkeiten.
Unterkunftmöglichkeiten:Stockeralm
Kartennummer:Kompass Nr. 38

 

Diese Tour schwebte mir schon seit langem vor und war die absolute Nr. 1 auf meiner Liste. Natürlich kam sie nur bei AKW in Frage, weswegen sie etwas auf sich warten lies, aber heute war es nun endlich so weit. Laut AV-Führer mühsam, nicht mehr begangen und keiner Beschreibung Wert. Für mich liest sich das wie ein Traum und da es sich um den einzigen gletscherfreien Anstieg auf die Hohe Fürleg handelt, kam nur diese für mich in Frage. Mit dem Untersulzbachtal konnte ich dann gleich auch noch das letzte mir unbekannte Tal südlich der Salzach erkunden.

 

Vom Parkplatz über die gut zu fahrende und nie wirklich steile Straße hoch bis zur Stockeralm. Ab dieser wird die Straße etwas schlechter, aber bis zur nahen Abichlalm geht’s immer noch gut. Nach dieser geht die Straße noch ein kurzes Stück weiter, aber wird schon deutlich schlechter. Ich schiebe dieses Teilstück, bis zum Ende (ziemlich genau eine Stunde mit dem Rad bis hierher gebraucht). Von hier geht es den noch einen guten und markierten Steig zur Aschamalm hoch. Ab hier geht es dann einen noch erkennbaren, aber stellenweise gut zugewachsenen Steig nach, der durchgehend sehr gut mit Steinmännern markiert ist, hoch bis zum Beginn des Untersulzbachkees. Hier wird das Tal verlassen und es geht links durch die Platten hoch auf die erste Wiesenkuppe, wo das Ziel auch zum ersten Mal zu erkennen ist. Ab jetzt steuert man eigentlich immer direkt auf das Ziel zu, immer das gangbarste Gelände wählend. Viel falsch kann man bei der Routenwahl in diesem Gelände eher nicht machen. Je höher es geht, umso mehr Schneefelder erleichtern das Vorankommen, bis es fast ausschließlich noch durch den Schnee geht. Die hohen Temperaturen machen den Schnee sehr gut gangbar. Etwas unterhalb der Fürlegscharte gilt es noch eine kleine Steilstufe (I-II je nach Routenwahl) zu meistern, die ich im Aufstieg relativ weit unten ansteuere um auf das darüber gelegene Schneefeld zu gelangen (im Abstieg nehme ich die Steilstufe einiges weiter oben). Von hier eher querend bis zum steilen Blockrücken (I), der sich von der Fürlegscharte runter zieht, über denn diese erreicht wird. Ab jetzt über den einfachen und heute leicht zu gehenden Firngrat zum nahen Gipfel. Steigeisen und Pickel waren bis hierher (wie auch dann im Abstieg) unnötig und blieben die komplette Tour ungenutzt im Rucksack. Ich gebe ehrlich zu, dieser Anstieg ging bei den heutigen Bedingungen konditionell an meine Grenzen und ich spielte ein- zweimal mit dem Gedanken, es abzubrechen. Trotz flottem Tempo habe ich dann für den Aufstieg (inkl. Rad) 5:15 Std. gebraucht. Kann mich nicht erinnern mal länger gebraucht zu haben. Der Gipfel natürlich ein absoluter Traum und anscheinend äußerst exklusiv. Im Gipfelbuch war ich der vierte Eintrag dieses Jahr (zufällig waren heute vor mit schon welche droben) und zwischen 2012 und 2013 waren 10 Monate (trotz mehrerer Skitourenmöglichkeiten) ohne Eintrag.

Als Abstieg war natürlich der Aufstiegsweg geplant, aber der doch sehr nahe Törlbirgkopf lud zu einem Abstecher ein, vor allem in dem Wissen, dass von diesem auch ein direkter Abstieg zum Aufstiegsweg möglich ist. Dafür geht es ab der Fürlegscharte den Grat weiter in Richtung Norden, der von Firn- in Blockgelände übergeht. Nett zu klettern (I mit wenigen II) geht es direkt am höchsten leicht exponierten Grat in die Scharte unterhalb des Törlbirgkopf, der dann direkt nicht bestiegen werden kann. Rechts wird mir zu ausgesetzt, also probiere ich es links, wo sich eine gestufte Rinne (II, sehr griffarm) anbietet. Durch diese und einfach zum nahen Gipfel.

Runter dann wieder in den Sattel und schräg über ein Schneefeld zum Aufstiegsweg, wo auch gleich die Steilstufe wartet. Beim Ablaufen des Schneefeld blieb mir aber dann kurz das Herz stehen und ich kann echt nicht sagen, wie knapp das war (hatte ich nur Glück oder war es doch Erfahrung und Trittsicherheit). Plötzlich war kein Sulz mehr, sondern nur noch eine dünne Auflage auf blankem Eis. Mir hat es zum Glück den Fuß nur leicht weggezogen und ich konnte das Ganze ausgleichen und mich vorsichtig wieder in den Sulz kämpfen. Wäre ich ausgerutscht wäre es wohl ziemlich sicher über die Steilstufe nach unten gegangen. Ich will es mir gar nicht ausmalen was dann … So ging es einiges weiter oben, als noch im Aufstieg, kletternd die Steilstufe runter und nun so gut es ging (bzw. zu finden war) über den Aufstiegsweg zum Beginn des Untersulzbachkees. Ich habe mich zum Schluss immer etwas zu hoch gehalten, aber das Gelände ist dann doch immer offensichtlich und die Wegwahl eindeutig. Einzig die plattige Einstiegsstelle wird wohl etwas schwierig zu umgehen, wenn man sie nicht trifft. Weiter nun durch das im Abstieg extrem ziehende Tal zurück zum Rad und über Stockeralm zurück zum Auto.

 

Auch wenn diese Tour schon extrem lange ist und sie sich auch mit Übernachtung und/oder Hüttentaxi Stockeralm nur unwesentlich verkürzen lässt, ist sie ein absoluter Traum. Einsamkeit ist hier garantiert (ich habe bei meinen 11 Stunden keinen anderen Bergsteiger/-wanderer getroffen). Hier hat man wirklich noch Natur pur für sich alleine! Ich werde sie sicher nicht mehr vergessen und sie ordnet sich schon ganz weit oben bei meinen bisher schönsten Touren ein.


Tourengänger: Chiemgauer


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Geodaten
 17031.gpx Radauffahrt
 17032.gpx Aufstieg Hohe Fürleg
 17033.gpx Abstieg über Törlbirgkopf
 17034.gpx Radabfahrt

Galerie


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Kommentare (8)


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morphine hat gesagt:
Gesendet am 28. Juli 2013 um 23:49
Hallo Chiemgauer,

krass schöne Tour von Dir.

Wie sich doch selbst die exotischten Tourenwünsche gleichen. Mir schwebte diese Einsamkeits-Tour durch das Untersulzbachtal auch eine halbe Ewigkeit im Kopf herum, bis ich sie dann doch irgendwann glatt vergessen hab´. Mich verschlägt es halt immer auf die Südseite der Hohen Tauern nach Osttirol, wo auch noch viele Wünsche offen sind.

Interessanter Bericht mit sehr schönen Bildern.

Gruß
morphine

Chiemgauer hat gesagt: RE:
Gesendet am 29. Juli 2013 um 21:10
Danke morphine!
Ich komme vom Norden her, da sind Touren in der Gegend naheliegender. Ich habe die Tour aber nicht wegen der Einsamkeit gewählt, sondern weil ich unbedingt auf diesen wunderschönen Gipfel wollte und das ist nun mal der leichterste spaltenfreie Anstieg.
Besonders liebe ich aber an den Gipfel in dieser Gegend, dass sie ausschließlich von ganz unten bezwungen werden können. Start 1000-x und Ziel 3000+x, so macht es einfach Spaß!
Gruß,
Hans

mabon hat gesagt:
Gesendet am 29. Juli 2013 um 00:08
Ja schön; wusste gar nicht, dass es zwei Gipfel mit dem selben Namen gibt.

Chiemgauer hat gesagt: RE:
Gesendet am 29. Juli 2013 um 20:59
Falls du Hohe Fürleg meinst, die gibt es sogar mind. drei mal, war aber erst auf zwei davon.

Koasakrax hat gesagt:
Gesendet am 29. Juli 2013 um 09:16
Hallo,
hast ja wieder eine Hammertour hingelegt.
Chiemgauer like eben.
Und schon wieder ein weißblaues Sackerl mehr in den österr. Bergen.

Gratuliere dir
Andy

Chiemgauer hat gesagt: RE:
Gesendet am 29. Juli 2013 um 21:01
Danke Andy!
Eine Tour wie ich sie liebe und hoffentlich ein Sackerl, das ganz, ganz, ganz lange überlebt.
Gruß,
Hans

Cubemaster hat gesagt: Fantastische Tour!!!
Gesendet am 28. Juni 2021 um 20:39
Hey,
ich habe die Tour letztes Wochenende gemacht und wollte mich nochmal für die tolle Wegbeschreibung bedanken. Eine richtige Pionierleistung von dir!

Deine 5:15 Std sind übrigens völlig unfassbar, du bist echt ein Tier! Habe auf der Stockeralm übernachtet und von dort aus 8:25 Std bis zum Gipfel gebraucht. Es hatte allerdings noch teilweise nicht ganz perfekte Bedingungen, das könnte in Summe so eine Std gekostet haben...

Jedenfalls eine klasse Tour, die ohne deinen tollen Bericht so nicht möglich gewesen wäre.

Weiterhin schöne Touren,
Tristan

Chiemgauer hat gesagt: RE:Fantastische Tour!!!
Gesendet am 29. Juni 2021 um 18:02
Servus Tristan,
freut mich das ich "helfen" konnte! Wobei es ja auch nicht mein Verdienst ist, da ich die Tour ja auch aus dem AV-Führer hatte ;-)
Müsste ich auch mal wieder vorbei sehen. Die Sockeralm ist mir äußerst positiv in Erinnerung geblieben.
Gruß,
Hans


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