Piz d'Err am Scherztag


Publiziert von danski , 4. April 2013 um 00:09.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Oberhalbstein
Tour Datum: 1 April 2013
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Ski Schwierigkeit: ZS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1750 m
Abstieg: 2150 m
Strecke:Sur - Cuorts - Piz d'Err; Abfahrt via Nordflanke und durchs Val d'Err nach Tinizong

Nein, ein Scherz ist der Piz d'Err auch am 1. April nicht und wenn, dann alles andere als ein schlechter! Zum scherzen war uns zeitweise überhaupt nicht zumute, denn Neuschnee und viel Wind setzten den Schnee und uns stellenweise gehörig unter Spannung...

Ostern sind bereits legendär für eher wechselhafte Wetterbedingungen, denen auch wir mit einer entsprechenden ad hoc Planung jeweils das Beste abzugewinnen versuchen. So stand auch 2013 unter diesem Stern. Wollten wir erst in die Fornohütte, canceled wir diesen Plan in einem Café in Maloja, Minuten bevor wir uns in dichten Nebel und Schneetreiben mit Ziel Fornohütte gestürzt hätten. Stattdessen verbrachten wir nach einem ergiebigen Karfreitag mit einer Kurztour zum Pizza Naira und Freeriding am Parpaner Rothorn den Samstag mit Staunen über Segantinis Kunst, das Engadiner Licht auf Leinwand zu pinseln, entspannen im wohl schönsten Bad der Schweiz und der besten Pizza seit langem. Ostersonntag rockte unsere internationale crew die Steilhänge am Piz Corvatsch und Piz Nair bei recht sonnigem Wetter und erstaunlich gutem Powder.

Nach vielen tausenden Abfahrtshöhenmetern wollten wir wieder einmal unsere Aufstiegsperformance testen. Der Piz d'Err stand schon lange auf unserer Wunschliste und die Verhältnisse versprachen perfekt zu werden! Bei -16° C starteten wir im Engadin und erreichten mobilisiert via Julierpass das Dörfchen Sur. Von der Kirche gings auf einer schwindenden Unterlage durch lichten, frisch verschneiten Wald nach Cuorts. Eindrücklich erhebt sich im Westen der super-massive Piz Platta und ebenso eindrücklich, aber weniger erfreulich waren die massiven Windfahnen an allen Graten und Gipfeln der Umgebung. Vorerst bekamen wir dieses Schauspiel aber nur optisch mit. Durch die offene Geländemulde von Tellers Davains erreichten wir spurend durch gut und gerne 30cm lockersten Pow den steilen SW-Hang hoch zum Pass zwischen Piz d'Err und P. 3308. Mittlerweile war uns eine Gruppe Bündner und Italiener hart auf den Fersen. Just in diesem Moment liess uns ein eindringliches Wumm zusammenzucken. Es blieb nicht bei diesem einen... Risse in der Schneedecke unterstrichen auch optisch die heikle Situation. Mit grossen Abständen und gegenseitiger Absprache wagten wir uns weiter. Im steilen SW-Hang konnten wir uns auf einem Lawinenkegel halten, was das Risiko verringerte. Dank den starken SW-Winden waren die obersten, steilen Meter ausgeblasen. Andernfalls hätten wir umkehren müssen. Endlich befanden wir uns unter der Ostflanke des Piz d'Err. Dick eingepackt um uns gegen die kalten Winde zu schützen, machten wir uns mit aufgebundenen Skis am Gipfelaufbau zu schaffen. Aus "Trainigszwecken" wühlten wir gleich eine neue Spur durch den stellenweise hüfttiefen Schnee. Viel Besucher sah der Berg heute nicht. Vor uns die 4 Bündner, nach uns 4 Italiener, die jedoch den Gipfel nicht erreichten, sowie eine Spur von der Jenatschhütte. Wenig unterhalb des Gipfels deponierten wir die Skis und setzten zum Gipfelsturm an. Recht exponiert, aber einfach, erreichten wir den Gipfel. Die Rundsicht ist grandios, auch wenn jeweils vielen Wolken von Südwesten hereindrückten, was die Stimmung jedoch noch eindrücklicher machte. Wir verweilten nicht lange, denn eine vermutet grandiose Abfahrt stand uns bevor...

Ursprünglich liebäugelten wir mit dem steilen West-Couloir, das wenig unterhalb des Gipfel in perfekter Linie nach Cuorts zieht. Unter diesen angespannten Bedingungen entschieden wir uns dagegen. Auf der Aufstiegsroute abzufahren reizte uns aber angesichts der Exposition auch nicht. Der virtuelle Tourenführer im Kopf fand aber auch aus dieser Situation einen adäquaten Ausweg: Abfahrt ins Val d'Err! Ein perfekter, spurenloser weisser Teppich breitete sich vor uns aus, bevor er unergründlich abbrach. Die ersten turns auf dem recht flachen Gletscher waren Genuss pur, bevor unsere hohen Ansprüche mit steilerem Gelände und kleinen Sprüngen mehr als erfüllt wurden! Notabene alles in allerbestem Pow! Nach nur 2 Zwischenstopps erreichten wir mit brennenden Beinen und einem der wohl ausgeprägtesten smiles dieser Saison auf dem Gesicht den Talboden des Val d'Err. Die Einsamkeit und Ruhe in diesem Tal lässt einen gerne darüber hinwegsehen, dass man immer noch Kilometer von Tinizong entfernt ist... Insgesamt mussten wir die Skis nur für gut einen Kilometer auf der Asphaltstrasse ins Dorf tragen. Diese Strecke dürfte sich nun aber Tag für Tag um einige Meter verlängern. Welcome to Spring!

Tourengänger: nprace, danski


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