Vom Lukmanierpass über die Greina zum Rheinwaldhorn


Publiziert von xaendi , 3. August 2011 um 16:33.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Bellinzonese
Tour Datum:26 Juli 2011
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   CH-TI   Gruppo Scopi   Gruppo Rheinwaldhorn   Gruppo Piz Terri   Gruppo Pizzo Corói   Gruppo Cima Rossa   Gruppo Cima di Gana Bianca   Gruppo Piz Medel   Gruppo Pizzo di Cassimoi   Gruppo Cima di Pinadee 
Zeitbedarf: 5 Tage
Strecke:Lukmanierpass - Scopí - Pass Casatscha - Capanna Bovarina - Lago Retico - Sasso Lanzone - Pass d'Uffiern - Pian Geirett - Capanna Scaletta - Passo della Greina - Plaun la Greina - Crap la Crusch - Capanna Motterascio - Lago di Luzzone - Val di Carassino - Capanna Adula UTOE - Rheinwaldhorn (via Vadrecc di Bresciana) - Passo del Laghetto - Capanna Quarnei - Alpe di Sceru - Dagro (Total ca. 70km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Lukmanier Passhöhe
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Malvaglia, Filovia
Unterkunftmöglichkeiten:- Hospezi Santa Maria; www.lukmanierpass.ch; Tel. 081 947 51 34 - Capanna Bovarina UTOE; www.utoe.ch/index.php?id=471; Tel. 091 872 15 29 - Capanna Motterascio CAS; www.capannamotterascio.ch; Tel. 091 872 16 22 - Capanna Adula UTOE; http://www.utoe.ch/index.php?id=473; Tel. 091 872 16 75 - Capanna Quarnei UTOE; www.capanneti.ch; Tel. 091 870 25 05
Kartennummer:LK 1273 (Biasca), LK 1253 (Olivone), LK 1233 (Greina), LK 1232 (Oberalppass), LK 1252 (Ambri-Piotta)

Abwechslungsreiche Tour in fünf Tagen vom Lukmanierpass über den Scopí, durch die Greina-Ebene zum höchsten Tessiner, dem Rheinwaldhorn.

Route: Lukmanierpass - Scopí - Pass Casatscha - Capanna Bovarina - Lago Retico - Sasso Lanzone - Pass d'Uffiern - Pian Geirett - Capanna Scaletta - Passo della Greina - Plaun la Greina - Crap la Crusch - Capanna Motterascio - Lago di Luzzone - Val di Carassino - Capanna Adula UTOE - Rheinwaldhorn (via Vadrecc di Bresciana) - Passo del Laghetto - Capanna Quarnei - Alpe di Sceru - Dagro (Seilbahn)

Tag 1: Lukmanierpass - Scopí - Capanna Bovarina (T4) [Etappe 13*]
Nachdem wir am Vorabend mit dem Postauto angereist sind und die Nacht im Hotel Santa Maria auf der Lukmanier-Passhöhe verbracht haben, starten wir gegen 8 Uhr zu unserer Tour. Die erste Etappe soll uns über den Scopí - Gerüchten zufolge ein für Zivilisten unbesteigbaren Berg - zum Pass Casatscha und schliesslich zur Capanna Bovaria UTOE im oberen Bleniotal führen. Die Route ist nicht markiert, klare Wegspuren weisen jedoch den Weg. Dieser führt von der Passhöhe nordwärts auf dem Dach der langen Galerie, zweigt schliesslich nach Osten ab und steigt stetig an. Schon bald gelangt der Scopí in Sichtweite - es sind aber noch über tausend Höhenmeter zu bewältigen, bis man am Gipfel des reichlich bebauten Berges steht. Oberhalb der Grasgrenze wird das Gelände schuttig, der Aufstieg mühsamer. Je weiter wir nach oben steigen, desto mehr Schneefelder müssen wir queren - diese sind jedoch heute gut gefroren. In der Führerliteratur wird der Gipfel als unbesteigbar beschrieben, weil Anlagen der Armee und von Skyguide den Zugang zum höchsten Punkt verwehren würden. Da wir nirgends ein Verbotsschild finden, steigen wir bis aufs Dach der Anlagen und entdecken dort prompt ein Gipfelkreuz samt Gipfelbuch.
War der Himmel am Morgen noch klar, hüllt sich der Gipfel nun in Wolken und Nebel - die Routenfindung auf der Ostseite zum Pass Casatscha wird zur Herausforderung. Hier gilt es, leicht südlich des langen Militärgebäudes, welches sich oberhalb des Ostgrates befindet, abzusteigen und sich etwas nördlich des Grates zu halten. Wegspuren finden wir hier keine. So steigen wir durch den Schutt ab bis auf ca. 2800m, wo wir uns nach Süden wenden und zum Pass Casatscha queren. Es sei empfohlen, sich vorgängig über Schiessaktivitäten der Armee in diesem Sektor zu informieren (Tel. 081 725 11 95).
Vom Pass Casatscha führt unser Weg weiter durch eine interessante, beinahe mondähnliche Landschaft in Richtung Capanna Bovarina. Am besten verlässt man das Kiesgelände bei P.2467 und steigt über den etwas steilen Grasgrat weglos ab (T4). Bald ist es nicht mehr weit, und wir erreichen unser Etappenziel, die Capanna Bovarina des Tessiner Alpenclubs UTOE.
Alternative: Anstatt über den Scopí kann die Capanna Bovarina vom Lukmanierpass unschwer via Cana Negra erreicht werden.

Tag 2: Capanna Bovarina - Steinbockweg/Sentiero degli stambecchi - Greina - Capanna Motterascio (T4, I) [Etappe 12*]
Für heute ist unsicheres Wetter mit Regen angesagt. Am Morgen zeigt sich der Himmel aber nicht soo unfreundlich, deshalb wagen wir uns an den Weiterweg über den Steinbockweg zur Greinaebene. Im Gegensatz zur Etappe vom Vortag ist die Route durchgängig markiert, was die Wegfindung enorm erleichtert. Von der Capanna Bovarina steigt der Pfad über Alpweiden an zum schön gelegenen Lago Retico. Dort wenden wir uns nach Osten und steigen hoch zum P.2595. Weiter geht es durch die SO-Flanke der Cima di Garina. Der gut markierte Weg steilt zunehmend auf und erreicht über einige gesicherte Stellen den Grat des Sasso Lanzone bei P. 2826. Von hier führt eine genussvolle Wanderung auf dem Blockgrat bis zum Pass d'Uffiern, wo wir Steinböcke aus geringer Distanz beobachten können.
Etwas weiter nördlich verlässt die Route den Grat und wendet sich gegen Nordosten. Im Nebel und leichtem Regen steigen wir zum Parkplatz Pian Geirett ab - die durchgängige Markierung ist eine echte Hilfe. Von hier ist es noch eine Stunde zur Capanna Scaletta, die stolz über dem Talkessel thront. Nach Kaffee und Kuchen wandern wir weiter, über den Passo della Greina in die bekannte Greina-Ebene (Plaun la Greina). Der Himmel ist wolkenverhangen, der Blick auf die weite Hochebene aber trotzdem sehr schön. Beim Crap la Crusch wenden wir uns nach Süden und verlassen die Greina-Ebene bereits wieder, um zur Capanna Motterascio weiter zu wandern. Diese liegt am südlichen Ende der Alpe di Motterascio mit Sicht auf den Stausee Lago di Luzzone. Der Speisesaal im grosszügigen Anbau der Hütte lädt zum Verweilen ein.
Alternative: Um von der Capanna Bovarina zur Capanna Motterascio zu gelangen, könnte man nach Campo (Blenio) absteigen, mit dem Bus zum Parkplatz Pian Geirett hochfahren und via Cap. Scaletta - Greina wandern. Oder von Campo zum Lago di Luzzone fahren und von dort zur Hütte aufsteigen.

Tag 3: Capanna Motterascio - Lago di Luzzone - Capanna Adula UTOE (T2) [~Etappe 11*]
Am nächsten Morgen steigen wir von der Capanna Michela (Motterascio) runter zum Lago di Luzzone. Dieser ist zur Zeit nur halb voll. Eine Strasse führt uns von der Alp Garzott dem See entlang und schliesslich durch einen Tunnel zur Staumauer. Dort wenige Meter auf die Höhe der ursprünglichen Staumauer absteigen (die Luzzone-Staumauer wurde vor einigen Jahren um ca. 15-20m erhöht) und weiter auf der Strasse in Richtung Val di Carassino. Dieses ist ziemlich flach und weitläufig. Die Schultern brennen und die Beine werden schwer...
Nach der Alpe Bresciana kommt jedoch bald die Fahne der Capanna Adula SAC in Sicht. Von hier ist es nur noch eine Stunde bis zur oberen der beiden Adula-Hütten, welche durch den Tessiner Alpenverein UTOE verwaltet wird. Hier geniessen wir die Aussicht auf das obere Bleniotal und das nahende Gewitter.
Alternative: Wem die Etappe zu lang ist, spart sich die 400Hm von der unteren zur oberen Adula-Hütte und nächtigt in der erstern. Wer die Etappe als zu kurz empfindet, macht einen Abstecher zu den Laghetti auf der Westseite des Val di Carassino und zur Cima di Bresciana.

Tag 4: Capanna Adula UTOE - Rheinwaldhorn/Adula - Passo del Laghetto - Capanna Quarnei (T4, L) [~Etappe 10*]
Der nächste Tag beginnt verheissungsvoll: Nachdem wir nun drei Tage vorwiegend Nebel und Wolken gesehen haben, scheint der Himmel heute klar zu werden. Um 05.30 Uhr brechen wir auf zum Rheinwaldhorn, dem höchsten Gipfel des Kantons Tessin. Doch schon wenige hundert Meter über der Hütte die Ernüchterung: Vom Bündnerland ziehen die Wolken über die Adula und hüllen das Rheinwaldhorn in einen dichten Nebel. Bis auf ca. 2850m ist in der Nacht Schnee gefallen. Wir steigen bis zum westlichen Ende des Gletschers auf ca. 3000m hoch, und überlegen uns das weitere Vorgehen. Im dichten Nebel möchte sich keiner auf den verschneiten Gletscher wagen - doch allzu weit bis zum Gipfel ist es auch nicht mehr. Weitergehen oder umkehren? Haben wir Pickel, Steigeisen und Seil drei Tage lang vergebens mitgeschleppt? Wenig vorher hat uns ein Tessiner Local überholt, der zielstrebig seine Spur über den Gletscher in Richtung Gipfel legt. Wir entscheiden uns fürs Weitergehen, rüsten uns aus und steigen der Spur nach auf. Im Nebel sieht man nicht viel mehr als die Spur und einige Meter nach vorn und zurück. Später werden auch die Felsen des Verbindungsgrates Grauhorn - Rheinwaldhorn sichtbar, und bald einmal erreichen wir das Adulajoch. Von hier geht es auf dem breiten Felsgrat oder etwas östlich davon nach oben, bis wir plötzlich vor dem Gipfelkreuz stehen. Das Rheinwaldhorn ist erklommen! Nun kann die Sonne plötzlich etwas durchdrücken - es entsteht eine mysthische Stimmung mit Nebel, Schneekristallen und dem diffusen Sonnenlicht.
Zurück geht es dann auf derselben Route zum Gletscherende und von dort runter bis zu P.2520 auf der schönen Seitenmoräne des Vadrecc di Bresciani. Ursprünglich wollten wir vom Gipfel direkt zum Passo del Laghetto absteigen, was uns angesichts des Wetters als zu heikel erschien.
Von der Seitenmoräne nun auf dem Wanderweg weiter zum Laghetto dei Cadabi beim Passo del Laghetto. Nun wieder an der Sonne, steigen wir durch den steilen und schuttigen Bachlauf ab, über die beeindruckende Felskante runter zur flachen Alpe di Quarnei. Von hier sind es nur noch wenige Meter bis zur Capanna Quarnei, welche an der südlichen Kante der Alp liegt.
Alternative: Von der Capanna Adula (UTOE oder SAC) kann die Capanna Quarnei via Passo del Laghetto am schnellsten erreicht werden.

Tag 5: Capanna Quarnei - Alpe di Sceru - Dagro (T2) [~Etappe 9*]
Am letzten Tag unserer Tour wandern wir via Alpe Quarnei, hoch zum Bolle di Pino und folgen dem schönen Höhenweg via Alpe di Sceru bis nach Dagro. Unterwegs treffen wir auf eine einsame Ziege, die uns hartnäckig verfolgt. Sie hat ein riesiges Euter - ob sie wohl gemolken werden möchte?
Im schönen Dörfchen Dagro angekommen, bringt uns die Seilbahn die letzten 1000 Höhenmeter runter ins Bleniotal. Mit dem Bus geht es weiter nach Biasca, wo wir endgültig wieder in die Zivilisation und das hektische Ferientreiben eintauchen.
Alternative: Der Tessiner Alpinwanderführer empfiehlt die Route von der Capanna Quarnei via Cima Gana Bianca - Alpe Piei nach Dagro.

* Führerliteratur
SAC Alpinwandern Tessin: Einsame Touren südlich des Gotthards (Volken, Kundert, Valsesia) - Etappen 9 bis 13 in umgekehrter Richtung mit diversen Varianten.
Hinweis: Die Etappe 12 von der Capanna Bovarina zur Capanna Scaletta entspricht dem 2005 eröffneten Sentiero degli Stambecchi, welcher durchgängig weiss-rot-weiss markiert ist; die Orientierung ist also auch bei schlechter Sicht möglich.

Tourengänger: xaendi


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden


Geodaten
 6983.gpx Route auf SwissMap nachgezeichnet

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (4)


Kommentar hinzufügen

El Chasqui hat gesagt: Adula
Gesendet am 7. August 2011 um 17:50
Hallo Alex
Schöne Tour, toller Bericht und so quasi im Vorbeigehen noch den höchsten Tessiner mitgenommen.
Gruess Urs

xaendi hat gesagt: RE:Adula
Gesendet am 8. August 2011 um 18:54
Sali Urs,
Danke. Naja, das Wetter hätte besser sein könnten - aber das ist ja diesen Sommer ein Thema für sich ;-)

Gruess
Alex

Leander hat gesagt:
Gesendet am 24. August 2011 um 14:38
hey xaendi
schöne tour, die du da gemacht hast, habe vor zwei jahren fast die gleiche route gewählt, nur den Adula leider nicht mitgenommen...

xaendi hat gesagt: RE:
Gesendet am 24. August 2011 um 15:01
Hallo Leander, danke.

Wenn ich mir deine Fotos anschaue, würde ich beim nächsten Mal wohl auch eher im Herbst starten - dann ist das Wetter ja oft auch etwas beständiger.
Der Vorteil, wenn man die Adula auslässt, ist natürlich, dass man Steigeisen und Seil nicht eine Woche mitschleppen muss ;-)

Grüsse
Alex


Kommentar hinzufügen»