Auf den Reißkofel (2371m) - wer lesen kann ist klar im Vorteil


Publiziert von Hanc , 10. Mai 2010 um 21:40.

Region: Welt » Österreich » Südliche Ostalpen » Gailtaler Alpen
Tour Datum:22 Juni 2008
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1400 m
Strecke:Vom Reißkofelbad auf Weg 235 steil bergan zum Wurzen Sattel. Weiter auf Weg 235 zum Alpelspitz. Von hier auf Wegvariante 235-1 steil hinauf zum Grat. Auf Weg 229 in westlicher Richtung zum Gipfel und weiter zum Reißkofel-Biwak. Der Abstieg führt über Weg 236 und zum Schluss Weg 233 zurück zum Reißkofelbad
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Villach über die B111 nach Reisach, dort Abzweigung zum Reißkofelbad.
Kartennummer:ÖK 50 Blatt 198

Fürs Wochenende war schönes Wetter angesagt, also unseren Wanderatlas gezückt und eine schöne Tour herausgesucht. Die Wahl fiel auf den Reißkofel (2371m):
"Der Reißkofel ist ein beliebtes Ausflugsziel und bietet den Wanderern einen traumhaften Rundblick nach Süden zu den Karnischen Alpen und nach Norden zu den Hohen Tauern. [...] 4 Stunden Gehzeit, keine einfache Wanderung" stand da unter anderem. Klingt doch genau richtig, dachten wir...

Kurz vor 8 starten wir vom Reißkofelbad nahe Reisach. Mit dabei auch Samy, mit dem Andrea früher viele Touren gemacht hat. Schon nach kurzem geht es auf dem Weg 235 steil bergan durch den Wald. Erst kurz vor dem Wurzen Sattel wird es dann wieder flacher. Während wir hinaufschnaufen überholt uns ein einzelner Wanderer der so schnell unterwegs ist dass wir ihn schon bald aus den Augen verlieren.

Spätestens oben am Wurzen Sattel ist klar, dass Samy es nicht bis zum Gipfel schafft - seine Lunge macht ihm mehr Probleme als früher einmal... Bei einer Rast auf einem Hochsitz beratschlagen wir wie wir weitermachen. Wir beschliessen, dass Samy uns noch ein Stück begleitet und Andrea und ich dann alleine Richtung Gipfel wietergehen, während Samy auf den Wiesen auf dem Wurzen Sattel rastet und auf uns wartet. Es kann ja nicht mehr so lange dauern auf den Gipfel denken wir, immerhin sind wir schon mehr als 2 Stunden (natürlich etwas langsamer) unterwegs und die Tour dauert ja nur 4 Stunden.

Vom Alplspitz weg wird es dann richtig heiss, von hier gibt es keinen Schatten mehr. Hier beginnt dann auch die kürzere aber schwerere Variante des Wegs 235 zum Grat hinauf - ein wildromantsischer, manchmal doch recht ausgesetzter Steig. Man hat wunderbare Aussicht hinunter ins Gailtail, einmal fliegt ein Segelfugzeug unter uns an der Bergflanke vorbei... Andrea fühlt sich auf dem Steig nicht sehr wohl und so sind wir dann froh endlich oben angekommen zu sein. Jetzt geht es auf dem schmalen Grat hinüber zum Gipfel, links und rechts steile Abbrüche. Wir sind jetzt gute 4,5 Stunden unterwegs (solange hätte lt. Wanderatlas die ganze Tour dauern sollen wie wir da noch meinen).

Andrea will den Steig auf keinen Fall mehr über den Grat zurück - bleibt also nur der Weg 229 (Plattachsteig), der westwärts an der Nordseite entlangführt. Wir rufen Samy an um ihm zu sagen dass wir uns erst unten am Auto wieder treffen, da wir nicht den gleichen Weg zurückgehen.

Der Steig führt zuerst ein Stück hinunter, dann wird es auch schon ungut. Immer wieder müssen wir geröllgefüllte Rinnen queren, in denen zu allem Überfluss noch Schnee liegt. Da der Grat einen Bogen beschreibt und das Ende nicht zu sehen ist haben wir keine Ahnung wie weit es noch in dieser Art weitergeht. In den Rinnen finden wir immer wieder Reste der Sicherungen, die seit dem Winter wohl noch nicht erneuert wurden. Mit einem immer schlechter werdenden Gefühl kämpfen wir uns weiter. Da bemerke ich Markierungen am Fels - immer kleiner werdende Zahlen. Das müssen Entfernungsangaben sein, denke ich mir und schöpfe wieder Mut als wir an der 5, dann der 4, dann der 3 vorbeikommen. Es kann wohl nicht mehr weit sein. Dann endlich ordentliche Drahtseilsicherungen und schliesslich haben wir den Abbruch hinter uns gelassen! Kurz danach erreichen wir glücklich den Reißkofel-Biwak.

Von hier aus geht es über den Weg 236 hinunter ins Tal. Wir sind erschöpft, und wollen jetzt nur noch schnell hinunter. Durst plagt uns, wir haben schon lange kein Wasser mehr und so sind wir froh als wir unten im Wald endlich auf einen Bach stoßen.

Beim Auto angekommen telefonieren wir uns wieder mit Samy zusammen - er ist inzwischen zu Bekannten in der nächsten Ortschaft weitergegangen wo er auf uns wartet. Bei einer Pizza in Hermagor erzählen wir ihm dann von unseren Erlebnissen.

Zuhause holen wir den Wanderatlas wieder heraus um herauszufinden, was wir denn übersehen haben - vor dem gefährlichen Weg müsste doch gewarnt werden und wie kommen die auf die Zeitangabe von 4 Stunden während wir in Summe fast 8 gebraucht haben?
Wer lesen kann ist klar im Vorteil - die Zeitangabe bezog sich nur auf den Aufstieg und vom Plattachsteig auf der Nordseite wird abgeraten: "Der Reißkofel ist der höchste Gipfel der Gailtaler Alpen und nur von der Ostseite begehbar. Die Nord- und Südseite sind steile Felsabbrüche, von der Westseite und dem Plattachsteig ist ebenfalls abzuraten."
Wir haben jedenfalls dazugelernt - seitdem informieren wir uns vorher viel genauer über unsere Touren!

Tourengänger: Hanc


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