4000 km Quer durch Ägypten – Meer, Wüste, Oasen und Luxor


Publiziert von Seeger , 11. März 2010 um 02:30.

Region: Welt » Ägypten
Tour Datum:13 Februar 2006
Wegpunkte:
Geo-Tags: ET 
Zeitbedarf: 12 Tage
Strecke:Dahab – Suez – Nordstrasse Kairo – Alexandria – Marsa Matruh – Oase Siwa – Oase Bahariya – Oase Farafra – Oase Dachla – El Qasr – Mut El Kharga – Luxor – Hurgada – Suez – Sharm el Sheikh
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Flug von Zürich nach Sharm El Sheikh, Taxi 1 Std. nach Dahab
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Rückflug ab Sharm El Sheikh
Unterkunftmöglichkeiten:Ausgenommen den Hotels in den Städten, wie Alexandrien, Luxor, Hurgada sind die Unterkünfte eher einfach. Das einheimische Essen mundet sehr (Fladenbrot gefüllt mit Quark, Hirsengerichte, Bohnengerichte, Gemüse). Es empfiehlt sich, keine rohen Gemüse zu konsumieren.
Kartennummer:Vom Egypte Tourist in übersichtlicher Form

Das Tauchzentrum Nemo-Dahab www.nemodahab.com (Sprechen Deutsch) organisierte Jeep, Fahrer, Biwakmaterial, viel Proviant und hatte das nötige Know-How inklusive Sprachkenntnisse. Die Fotos stammen auch von Nemodahab. Als „Switterii“ (Schweizer) war man überall herzlich willkommen und in den Oasen eher bestaunt.
 
Nicht zu unterschätzen ist die Sicherheit, welche durch die Anwesenheit von zwei Ägyptern einiges besser ist. Die vielen Check-Points (Kontrollpunkte) machten so auch weniger Probleme. Doch jedesmal –es waren deren über 20! – erschraken die Kontrollorgane beim Anblick der Schweizerpässe: Switterii ??? Pay attention! Der Überfall von Theben war noch omnipräsent.
 
Montag, den 13. Februar 2006: Dahab – Suez – Kairo Nordstrasse - Alexandria
Dem Golf von Akaba entlang fahren wir frühmorgens über Nuweiba nach Taba und müssen das Israelitische Gebiet grossräumig links herum umfahren. Der Zugang nach Israel ist nur über das Schiff möglich, nicht auf dem Landweg. Für Jordanien das gleiche Szenario. Man spürt den Krieg. Jedoch ganz friedlich durch den Sinai hindurch nach Suez, wo die Schiffe im Kanal über dem Geländeniveau hinweg gleiten, während dessen die Strasse in einem Tunnel unten durch führt. Nach scharfer Kontrolle und Gebühr. Gegen Westen führt eine gute Strasse durch die East Desert (Ost-Wüste) nach Kairo, welches wir links liegen lassen. Ein kleiner Abstecher an den Pyramiden von Gizeh vorbei, dann in Direttissima nach Alexandrien. Nach 9 Stunden Fahrt erreichen wir die Metropole am Mittelmeer. Einen Zwischentag verbringen wir in der sehr westlich anmutenden Stadt mit dem Besuch der Bibliothek/Museum und dem Fort. Seit einigen Jahren wird erfolgreich am Meeresgrund nach dem versunkenen Alessandria getaucht. Eine gehobene Kolossal-Statue steht vor der Bibliothek. Entlang der gross angelegten Seepromenade  - Corniche - reihen sich Hotels. Jetzt in der Nebensaison leer.
 
Mittwoch, den 15. Februar 2006: Alexandria – Marsa Matruh – Oase Siwa
Aufbruch in den Morgenstunden. Entlang dem Mittelmeer, das beinahe kitschig blau ist, fahren wir in 3 Stunden nach Marsa Matruh an Feriensiedlungen vorbei. Gut betuchte Ägypter fliehen der Hitze im Landesinnern und finden am Meer ein angenehmes Klima. Menschenleer. Und wenn man schon mal da ist, besucht man logischer Weise  Kleopatra‘s Bad – eine malerische Bucht mit schneeweissem Sand. Wir frieren und verhüllen uns in warme Kleider. Zum Glück ist der Jeep gut heizbar.
Jetzt geht’s Land einwärts gegen SW quer durch die Wüste. Bis anhin meinte ich, die Wüste sei eine Ebene und bin erstaunt über die Hügelzüge und Berge, welche in Schroffen über dem Sand thronen. Ob ich mal ans Steuer wolle? Dankend lehne ich ab. Schweizer denken immer an „Versicherungen“. Die gibt’s in Ägypten nicht.
Wie bin ich erstaunt, als wir mitten in der Wüste eine Passstrasse in die Tiefe fahren. Erst jetzt wird mit klar, dass die Oasen in Senken von etwa 150m unter dem Wüsten-Niveau liegen und somit unter dem Meeresspiegel. Nach vier Stunden erreichen wir Siwa, das zwischen zwei Hügeln liegt: dem verlassenen Alt-Siwa und Gebel Mawta (Gräberberg). Wir beziehen Unterkunft im Hotel Quasr al Zaytouma und legen einen Ruhetag ein für den Besuch der Umgebung. Das Erstaunlichste: Ein riesen grosser Salzwasser- See - Birket Aghu - und Grundwasser-Quellen. Zu Nassers Zeiten bohrten hier die Russen nach Wasser. Der See ist wohl gestiegen, jedoch durch die grössere Oberfläche auch salziger geworden.
 
Ein Dreikäsehoch freut sich an seinem einzigen Spielzeug: Eine leere Kilo-Blechdose, durch Boden und Deckel führt die Schnur, diese zusammengebunden hinter sich her ziehend. Die Rillen der Büchse formen Spuren im Sand - zur hellen Freude seines Besitzers.

Freitag, den 17. Februar 2006: Siwa – Bahariya
Ich weiss bis heute nicht, wie unser Fahrer die Bewilligung erhalten hat, durch eine militärisch streng kontrollierte Gegend in der Nähe der Lybischen Grenze über eine Militärstrasse nach Bahariya fahren zu dürfen! Dementsprechend war es spannend. Statt Tierkadaver zieren von den spitzen Steinen zerfetzte Pneus den Wegrand. „Dieser dort ist von mir“, sagt Khaled. „und der auch!“ Wenn er nicht in einem Konvoi gefahren wäre, stünde er jetzt noch dort. Als Mumie! Wieder Check-Point.
 
Junger Soldat. Wir halten Zigaretten zum Verschenken bereit. Oder Kugelschreiber. Nicht zur Bestechung. Aus Mitleid. Und zum Freude bereiten. Dieses sieht man deutlich in seinen Augen, welche durch die tief ins Gesicht gezogene Schirmmütze beinahe verdeckt sind. Switterii? Switterii!

Nach 6 Stunden erreichen wir Bahariya und beziehen die Unterkunft im Hotel „New Oasis“. Sofort werden Orangen gepflückt (im Februar!!) und zu Jus verarbeitet, welchen man uns als Willkommens-Drink offeriert. Traumhaft ist es durch die Palmen-Wälder zu den Wanderdünen zu schlendern. Ein Diesel-Motor aus den fünziger Jahren des letzten Jahrhunderts pumpt Wasser aus der Tiefe. Noch vor hundert Jahren war dies nicht nötig. Aber der Unterwassersee-Spiegel sinkt und sinkt…
 
Samstag, den 18. Februar 2006: Bahariya – Weisse Wüste
Bahariya ist der beste Ausgangspunkt zur Weissen Wüste. Unser Fahrer Khaled besorgt bei Bekannten die Utensilien für ein Biwak: Decken, Kochgeschirr, Essen und Holz. Wir verstauen alles auf den geräumigen Gepäckträger und los geht’s. Durch die Schwarze Wüste erreichen wir den Crystal Mountain, wo Touristen sich bereits verbotenerweise mit „Souvenirs“ eindecken. Nach einer Ersteigung eines Einhunderter weiter zur Weissen Wüste. Der abgeblasene Sand legte Kalkbrocken frei, welche auch mit wenig Fantasie einem Tier u.a. zugeordnet werden können. Wir bauen unser Biwak am Fusse eines riesigen Kalkfelsens (mit schwarzen Meertierchen-Einschlüssen) auf, Khaled kocht für uns Fischstäbli und Kartoffeln. Die Nacht bricht herein. Tiere huschen über den Sand. Die Wüste lebt. Tiefschlaf.
 
Sonntag, den 19. Februar 2006: Weisse Wüste – Oase Dachla
Welch ein Morgen – welch ein Sonnenaufgang! Nach Abbruch des Biwaks besuchen wir weitere Kalkformationen. Und weiter geht es nach Quasr Farafra; kurz davor ein Bad in der Quelle „Bir Hamsa“. Weiterfahrt in die Oase Dachla. Zimmerbezug im Hotel Bir el Gabal. El Quasr hat eine eindrückliche Altstadt. Die Stadtanlage ist in Sippen-Quartiere aufgeteilt. Die Balken über den Toren tragen die Namen der Familien. Auffallend sind die einzigartigen Holzschlössern der massiven Türen, welche nur mit einem richtigen Gegenstück – bestehend aus einem 40cm langen Brett mit Holzdübeln – geöffnet werden können. Etwas unpraktisch, um solch einen Schlüssel in den Ausgang mitzunehmen. Zwischentag mit Blick auf die Felsabbrüche in die Oase Dachla und auf die Wanderdünen. Wir werden von Khaled bekocht. Besuch des Ethnologischen Museums.
 
Dienstag, den 21. Februar 2006: Oase Dachla – Mut – El Kharga – Luxor
8 Stunden Fahrt – und immer noch fasziniert von der Wüste! Gegen Abend erreichen wir den grünen Einschnitt des Nils. Check-Point! Wir werden arrestiert und erst wieder freigelassen, als eine Eskorte von zwei Militärfahrzeugen eingetroffen ist, uns zu begleiten. Zu gefährlich für „Switterii“. Verspätet kommen wir im Hotel mit den besten Buttergipfelis an. Um 7 Uhr stehle ich mich aus dem Hotel und besuche den Karnak-Tempel. Bin der Erste.
 
Ein gediegener älterer Wächter in traditionellem „Langen Hemd“ verrät mir eine Stelle mit einem eingemeisselten Koptischen Kreuz, hält seine Hand auf das Kreuz und anschliessend auf meine Stirn. In gebrochenem Englisch erklärt er mir, dass mir das Segen bringe. Ich gebe ihm 20 Pfund Bagschisch. Das war ja der Sinn der Übung.

Mittwoch, den 22. Februar 2006: Luxor – Hurgada
Über eine gebirgige Wüste führt die moderne Teerstrasse nach Hurgada, wo wir bei Bekannten übernachten dürfen. Wir besuchen das schwer bewachte „El Gouna“ von Sawiris. Ist Luxus Glück? Offensichtlich jedoch ein gutes Geschäft. Wüste – El Gouna – Meer – El Gouna – Wüste. So etwa.
 
Freitag, den 24. Februar 2006: Hurgada – Suez – Sharm El Sheikh
Fahrt durch die Nacht. Alle Schlafen – nur der Fahrer nicht. Am Mittag erreichen wir den Check Point von Sharm.
 
Bei der Kontrolle unserer Pässe ist ein Offizier sehr aufgebracht. Khaled übersetzt in seinem gebrochenen Englisch: „Ob wir eigentlich total crazy seien, das Risiko eingegangen zu sein?“

Um 14 00 Uhr sind wir in Sharm El Sheikh - Wieder zurück am Roten Meer, wo wir vor 11 Tagen gestartet sind. 4000 km. Und keinen möchte ich missen!

Tourengänger: Seeger


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Kommentare (4)


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alpstein hat gesagt: Klasse !
Gesendet am 11. März 2010 um 06:53
Hallo Andreas,

jetzt wissen wir ja, wo Du die letzten Wochen "untergetaucht" bist ;-)

Schöner Bericht und tolle Fotos !

Grüsse
Hanspeter

Ewuska hat gesagt: 4000 km in orizzontale!!?
Gesendet am 12. März 2010 um 22:49
Per bilanciare dovresti fare almeno 4000 m in verticale:)
Ciao Andreas, anch'io sono appena tornata dall'Egitto, ma rispetto alla Tua, la mia era vacanza dei pensionati. Chi sa, quando sarò grande...
Cari saluti.
Ewa

Seeger hat gesagt: RE:4000 km in orizzontale!!?
Gesendet am 14. März 2010 um 22:14
Ciao Ewuska
In pocco giorni inizia la primavera !!! E le gite in Ticino. Ho progetti - tanti.
A presto
Cari saluti
Andreas

Randa hat gesagt: Egypt
Gesendet am 29. März 2010 um 11:55
Wonderful pictures!!
Greetings from Egypt :)


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