Chienhorn & Mittagflue


Publiziert von Bergmax , 26. Mai 2019 um 13:39.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Simmental
Tour Datum:23 Mai 2019
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 1150 m
Abstieg: 1150 m
Strecke:Boltigen - Ramsere - Chienhorn - Mittagflue Hauptgipfel - Ramsere - Kohlebergwerk - Boltigen
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Zug (R oder RE) von Spiez (Bern) nach Boltigen
Kartennummer:map.geo.admin.ch

Fast ohne Schnee...

Damit ich mich für eine Bergtour motivieren kann, sollte das Ziel einigermaßen ansprechend, also schön, spannend oder spitzig aussehen. Und es muss neu für mich sein. Und es darf weder zu leicht (<T3+) noch zu schwer (>T5+) sein. Bei der momentanenen Schneelage kommen also nur eine begrenzte Anzahl an Schweizer Gipfeln und Gipfelchen für mich infrage. Diesmal "gewinnen" Chienhorn und Mittagflue die finale Auswahl gemeinsam gegen Looherehürli und Dent de Broc...

Für die An- und Abreise aus dem Südschwarzwald benutze ich diesmal die Eisenbahn. Dank der Sparpreise der Deutschen Bahn bleibt die erstklassige Fahrt bezahlbar (für Interessierte: € 49,90 pro Strecke bei Kauf zwei Tage vor der Reise, Reservierung inklusive, aber Achtung - neuerdings auch Zugbindung in der Schweiz!).

Ab dem Bahnhof Boltigen (816 m) benutze ich den schön angelegten, markierten Wanderweg am Stampfibach entlang nach Taubental / Tubetal (966 m). Gemütlich geht es weiter gen Westen, bis der Bergweg nach Ramsere abzweigt - die Abkürzung am alten Kohlebergwerk vorbei werde ich erst auf dem Rückweg kennenlernen... Eine Büchse Bier als zweites Frühstück macht den kräftigen Anstieg nach Ramsere (1361 m, Parkmöglichkeit) recht angenehm. Zuerst flach und aussichtsreich, dann wieder steiler zieht sich der Bergweg hinauf zu der Hütte von Nüschlete (ca. 1580 m, Achtung Hund!).

Bei der Hütte beginnt der Nordgrat des Chienhorns. Schon nach fünf Minuten wird das Gelände ziemlich wild und steil. Vor der Kraxelpassge mit dem toten Baumstamm deponiere ich meinen Rucksack hinter einem Baum, sodass er nicht sebständig ins Tal zurückrutscht... Durch rutschiges, steiles, aber nicht zu steiles Waldgelände (T4+) wühle ich mich hinauf und stehe bald vor der Schlüsselstelle, die wenige Kletterzüge im II. Grad (T5-) erfordert. Danach wird es technisch wieder einfacher, aber stellenweise ziemlich ausgesetzt, auch wenn dies durch die Bäume nicht sofort auffällt. Die letzten Meter zum erstaunlich aussichtsreichen Gipfel (1664 m) kraxelt man über einen hübschen Felsgrat. Im Abstieg zurück zur Hütte sollte man aufpassen, sich nicht zu weit in die Ostflanke abdrängen zu lassen!

Zur Mittagflue folge ich dem Bergweg über angenehm zu gehende Bergwiesen aufwärts bis zum Beginn der Westschlucht (ca. 1760 m). Dort gibt es eigentlich nur noch ein einziges Schneefeld, das den Bergweg versperrt, aber es stört ziemlich. Ich wühle stattdessen mich ca. 40 Höhenmeter die Rinne ganz links (nördlich) hinauf und quere dann nach rechts zum Bergweg. Die grasige Rinne ist nicht einmal sehr steil, aber schlecht gestuft, sodass der Pickel zum Einsatz kommt. Oben mache ich einen Abstecher über die kurze Kletterstelle (I) zum Nord- bzw. Hauptgipfel der Mittagflue (1886 m), bevor ich mich auf der Bank neben dem Gipfelkreuz (1865 m) zu einer Rast niederlasse.

Im Abstieg ziehe ich das Schneefeld der Rinne vor, was aber auch mit Pickel nicht unbedingt schneller und angenehmer ist. Zurück am Fuß der Westschlucht tausche ich den Pickel wieder gegen meinen Wanderstock und nehme den bekannten Weg hinab nach Ramsere und weiter in Richtung Tubetal.

In der zweituntersten Kehre auf ca. 1180 m zweigt ein deutlicher, aber nicht "offiziell" markierter Pfad ab, der mit  "Stollewäg / Tubetal" beschildert ist. Neugierig geworden folge ich den Wegspuren in Kehren abwärts. Verlaufen ist kaum möglich, weil es überall weiß / rote Markierungsbänder an den Bäumen hat. Nach ca. 100 Höhenmetern steht man plötzlich vor einen unübersehbaren Stollenloch - dem ehemaligen Kohlebergwerk. An den Ruinen der Seilbahn informiert ein Zettel über das Bergwerk, das nur von 1940 - 1945 in Betrieb war. Den Fahrweg im Tal erreicht man nach kurzer Zeit auf ca. 1000 m. Der Stollewäg ist also eine gute Abkürzung, wenn man von Boltigen nach Ramsere will, man spart sicher 5 - 10 Minuten gegenüber dem "offiziellen" Weg! Für den letzten Abschnitt der Wanderung zum Bahnhof Boltigen benutze ich wieder den schönen Weg durch das Stampfibachtal.

Fazit - Eine lohnende und kurzweilige Bergtour auf abwechslungsreichen Wegen. Wer den Pickel zuhause lassen möchte, sollte für die Mittagflue besser noch bis Anfang / Mitte Juni abwarten.

Gehzeiten & Schwierigkeiten

Bahnhof Boltigen - Ramsere - Hütte von Nüschlete: 2 h 5 min, T2
Nüschlete - Chienhorn - Nüschlete: 45 min, T5- / II (Stelle) und I
Nüschlete - Mittagflue Kreuzgipfel: 50 min, bei guten Verhältnissen T3, aktuell eher L oder T4+
Übergang zum Hauptgipfel: 10 min hin und zurück, T4- / I
Mittagflue Kreuzgipfel - Nüschlete: 1 h, bei guten Verhältnissen T3, aktuell eher L oder T4+
Nüschlete - Kohlebergwerk - Bahnhof Boltigen: 1 h 10 min, T2


Tourengänger: Bergmax


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