Castelfeder 405m - Eine andere Welt

Wir verlassen unsere pustertaler Welt und ziehen ins Unterland, auf der Suche nach den Osterglocken, bzw. Kuhschellen. Dort findet sich die violette Variante, weiter im Norden gibt es sie nur in Weiß. Doch über Neumarkt ist das Frühjahr schon weit fortgeschritten und die zauberhaften Anemonen sind verblüht, eine andere Welt eben, die Metamorphose zum Wilden Mann hat schon stattgefunden. Eine einheimische Botanikerin erklärt mir, dass ich 4 Wochen zu spät komme, es gibt keine Osterglocken mehr, dabei ist heut erst Karsamstag ;-)
Solche Aussagen lösen bei mir sofort ebenfalls die Metamorphose aus und auch ich werde zum Wilden Mann. Ich hüpfe wie ein Besessener durch die Pinzoner und Glener Egger, irgendwo muss doch noch eine verspätete Wiesen-Kuhschelle blühen!? In schattigen Lagen hat doch sicher eine das Frühjahr verschlafen.
Astrid wendet sich ab und lässt mich gewähren. Doch mein Eifer wird belohnt, ich finde die letzten drei blühenden Osterglocken, lege mich vor Begeisterung ins Unterlander Gras und lichte sie hundertfach ab. Der Tag ist gerettet, meine Laune steigt und ich werde wieder zu einem friedlichen, umgänglichen Gesellen. 
Wir ziehen weiter über Pinzon Richtung Montan zu Castelfeder. Der unscheinbare Hügel ist ein Kraftort und strotzt nur so vor Energie. Jetzt am frühen Vormittag hält sich der Besucherandrang noch in Grenzen, später wird er vor Touristenmassen strotzen.
Wir wandeln über Kuppen, an Ruinen, magischen Steinen und alten Flaumeichen vorbei. Castelfeder beeindruckt uns, selten habe ich einen so starken, erhebenden Ort erlebt. Aufgeladen schweben wir an Montan vorbei zur alten Fleimstalbahntrasse, überqueren das hundertjährige Glener Viadukt und lassen uns glückselig beim Planitzer nieder. Ein Buschenschank wie er sein soll, gepflegt, freundlich und mit frischem Kuchen, ich bin begeistert.
Leicht ermüdet trotten wir zurück nach Vill, grüßen noch einmal die "Osterglocken" und staunen über 27 Grad in dieser anderen Welt.