Piz Madlain (3099m)


Publiziert von Omega3 , 15. Juni 2009 um 20:52.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Unterengadin
Tour Datum:12 Juni 2009
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   Lischana Gruppe 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1480 m
Abstieg: 2000 m
Strecke:S-charl - Mot Madlain - P.2526 - S-Flanke - Piz Madlain - NE-Grat - P.2983 - P.2998 - Trigl Grond - P.1988 - Val Trigl - Clemgia - P.1197 - Scuol
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo S-charl
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Scuol-Tarasp
Kartennummer:1199, 1219

Ein wenig bekannter, dafür umso spannender Gipfel.
 

Von S-charl führt zunächst ein Bergweg zum Mot Madlain (2434m) (T2). Dies ist ein dem Piz Madlain südlich vorgelagerter Grashügel mit ungemein hübscher Aussicht. Der Aussicht wegen müsste man gar nicht höher steigen, die wird nur unwesentlich umfangreicher, spannender wird es weiter oben aber allemal. Vom Mot Madlain hat man auch einen guten Einblick in die Südwand des Piz Madlain und dieser Anblick erheischt einigen Respekt. Gemäss SAC-Führer gibt es zwei Routen durch diese Wand - entweder durch die markante Rinne oder über die Rippe, die rechterhand (östlich) der Rinne direkt zum Gipfel leitet (beide WS).
Die schneegefüllte Rinne macht auf mich keinen guten Eindruck, so wähle ich für den Aufstieg die (wenig markante) Rippe. Über Schrofen und grasigen Untergrund komme ich erstaunlich gut voran, praktisch ohne Hilfe der Hände. Die auftauchenden Felswändchen werden im Zickzack über Bänder umgangen, ein interessanter Aufstieg (WS-). Es scheint zahlreiche Aufstiegsvarianten zu geben, immer wieder treffe ich auf Wegspuren, die meisten dürften jedoch vom zahlreich vorhandenen Wild stammen. Erst im oberen Wandviertel, wo das Gelände felsiger wird, treffe ich auf einige verstreut liegende Steinmännchen. Auch dies ein Hinweis, dass viele Varianten zum Gipfel führen. Auf dem Gipfel liegt noch viel Schnee und eine riesige Wechte. Von hier möchte ich über den NE-Grat zum benachbarten Piz Cotschen. Schwierigkeit gemäss SAC-Führer L (R206), sieht zwar von hier oben eher schwieriger aus, aber das täuscht oft aus der Distanz. Schon nach wenigen Metern beginnt der NE-Grat recht steil abzufallen, der Gratschneide kann ich nicht folgen - zu exponiert. Ich krame nochmals den Führer hervor und lese (R208): ... schwierigere Partien können umgangen werden ... danke für den Tipp! Ich versuche mein Heil in der Nordflanke, dort scheint mir eine Querung über steile Schneehänge machbar. Wieso habe ich Esel bloss keinen Pickel dabei, es wäre so viel einfacher gewesen. Nun, mit grossem Zeitaufwand und haarscharf vor einer Umkehr schaffe ich es zum tiefsten Einschnitt im Verbindunggrat zum Piz Cotschen (ca. 2940m). Zuversichtlich, nun über den Grat rasch zum Piz Cotschen zu gelangen, nehme ich die nächste Erhebung in Angriff. Kurz nach der Erhebung stehe ich unvermittelt an einer etwa vier Meter senkrecht abfallenden Scharte. Ich kann zwar nördlich in die Scharte absteigen, dies ist aber wesentlich anspruchsvoller als L. Und, kaum zu fassen, es geht weiter so. "Mensch, dat gibts doch ned!". Nachdem ich an zwei weiteren Erhebungen angestanden und diese heikel umgehen musste und der Piz Cotschen nicht gedenkt, näher zu kommen, mir dafür die Zeit davonläuft, habe ich beim P.2998 die Schnauze endgültig voll - ich gebe den Piz Cotschen auf. "L" - was für ein Unsinn. Der ganze Grat könnte zwar auf der nördlichen Seite weitläufig umgangen werden, dann ist es aber keine Gratbegehung, vielmehr eine Gratumgehung.
Etwas zerknirscht steige ich dann zu den nördlichen Schneefeldern ab und geniesse ein schönes Abrutschen in das von Menschenhand unberührte Trigl Grond, wohlwissend, dass mich beim weiteren Abstieg noch eine Unbekannte erwartet. Aber das Trigl Grond - Val Trigl hat mich schon lange angezogen, für die Begehung nehme ich manche Unannehmlichkeit in Kauf.
Auf 2200m ist es dann so weit, ich stehe an der Oberkante der Steilstufe. Einsehen, um eine geeignete Abstiegsroute ausfindig zu machen, lässt sich die knapp 200 Meter hohe, felsdurchsetzte Stufe nicht, denn sie ist mit ossiföhren überwachsen. Auf gut Glück folge ich einem Wildwechsel, der sich bald einmal im Dickicht in nichts auflöst. Scheinbar haben auch die Tiere Mühe, hier geordnet durchzukommen. Nach mühsamem Hinunterhangeln von Föhre zu Föhre (im Aufstieg wohl nicht machbar) stehe ich dann doch irgendwann in der engen Talsohle des schneegefüllten Val Trigl. Tipp für Routensuchende im Aufstieg: Unmittelbar nach dem Wasserfall, der durch die Steilstufe hinunterrauscht, rechts hochsteigen (Säge empfehlenswert). Dem Bachlauf folgend erreiche ich im Abstieg die Strasse S-charl - Scuol. Das letzte Postauto ist natürlich längst um die Ecke, so gilt es noch die Wanderung durch die schroffe Schlucht Clemgia zu bewältigen. Eine unvergessliche Tour findet ein schönes Ende.


Tourengänger: Omega3


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Kommentare (1)


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cls hat gesagt: Flott!
Gesendet am 16. Juni 2009 um 03:27
Hoi Omega

Super! Ich habe diesen Winter den Piz Madlain um ein Haar verpasst. Mehrmals schlechte Bedingungen und dann noch Terminkollisionen. Mein Plan war es von San Jon über die Piz Lischana/Piz San Jon Autobahn und dann mit einem Schlenker durch die Nordflanke. Vielleicht nächsten Winter?

Die "es ist alles L" Problematik bei dem Engadinführer ist mir auch schon einige Male aufgefallen. Die Beschreibungen sind teilweise auch schon fast homöopathisch...

Gruess!
cls


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