Svånåtinden und Store Langvasstind


Publiziert von Jonas , 1. August 2018 um 08:10.

Region: Welt » Norwegen
Tour Datum: 9 Juni 2018
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: N 
Zeitbedarf: 8 Tage
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Hjerkinn: mit Zug erreichbar, hat Parkplätze.

Roundtour im weitläufigen und einsamen Dovrefjell über die Storstyggesvånåtinden und entlang des Grates zum Stor Langvasstinden. 
 
Der Dovrefjell hat bei den Norwegern eine spezielle Bedeutung. So heisst ein bekannter Eid "Enige og tro inntil Dovre faller", also einig und treu bis der Dovre fällt. Der Spruch ist nicht einfach zu verstehen, ist doch der Dovre gar kein Berg, sondern eine Region und ein Pass. Ausserdem ist es relativ flach, und zudem ist alles übersät von Geröllfeldern. Ist Dovre schon gefallen?
Solche Gedanken gehen mir durch den Kopf als ich in Hjerkinn auf mein Velo sitze und mich auf der Schotterstrasse Richtung Snøheim mache. Bald werde ich aber dadurch abgelenkt, dass ich überall vermeintliche Moschusochsen sehe. Auf dieser Strecke sind sie oft anzutreffen und es ist bekannt, dass sie keinen Fluchtreflex haben, sondern im Gegenteil, angreifen wenn man zu nahe kommt. Etwas Respekt habe ich schon vor denen, allerdings passiert praktisch nie was, ansonsten würden sich sicher ein paar Jäger um sie kümmern. Auf jeden Fall sah ich dann doch keine Moschusochsen, meine Kurzsichtigkeit hat mich da mehrmals irregeführt. Ich folge dem Schotterweg Richtung Snøheimen und biege dann ab zur Maribu. Die Landschaft ist ziemlich flach, im Hintergrund steigen überall hohe Berge in den Himmel. Nach knapp 15 km bin ich bei der Maribu, einer alten Militärhütte. Bei der Brücke deponier ich mein Velo, wechsle die Schuhe und los gehts. Der erste Aufstieg ist immer noch ein gutes Stück entfernt, ca. 3 Kilometer über Schotter und Steine, dann geht es endlich los mit der Bergtour. Ich steige auf einem breiten Rücken alles hoch bis zu einer schmalen Schulter. Da gibt es das erste Mal einen Tiefblick, senkrecht runter auf der anderen Seite. Diese Seite hat dem Berg wohl den Namen eingebracht: Storstyggesvånåtinden (grosser böser/hässlicher Svånåtinden). 
 
Ab der Schulter beginnt der interessante Teil. Wie so oft sah der Anstieg von unten steiler aus, in relativ leichter Kraxelei und immer etwas links des Grates geht es hoch bis zum Gipfel. Die Wächte auf dem Gipfel stellt sich auch als kein Problem heraus. Der ganze Aufstieg ist wenig exponiert und ein Genuss. Der Gipfel selbst ist ein flaches Geröllfeld mit einem grossen Steinturm. Wunderschöne Rundsicht in den wilden und einsamen Dovrefjell. Die Route des Tages wird nun auch zum ersten Mal ersichtlich: Svånåtinden und Stor Langvasstinden sind durch einen langen nach rechts ziehenden Rücken verbunden. Von links her steigt die Landschaft über eine langgezogene Flanke an bis auf den flachen Rücken. Rechts bricht er dann aber so jäh ab wie eine Welle die gerade über die Landschaft bricht. Die übriggebliebenen Schneewächten klammern sich an der Kante wie die Gischt auf dem Wellenkamm.
 
Ich folge nun also dem Rücken, alles Geröll bis auf einige wenige Schneefelder. Nach etwa 4 km komme ich zum letzten Gratgipfel vor dem Store Langvasstinden auf ca. 2040 m. Hier wartet die Schlüsselstelle der Tour: eine senkrechte Felsstufe von ca. 4 Metern. Die Kletterei ist nicht schwierig und wenig exponiert, aber es ist hoch genug um sich zu verletzen bei einem Fall, ein denkbar ungünstiges Szenario bei der Abgeschiedenheit hier. Die Tipps die ich vor der Tour gekriegt habe gingen von "überhaupt kein Problem" bis zu "Seil musst du unbedingt mitnehmen". Ich habe ein paar lange Bandschlingen dabei um etwas zu basteln. Bei der Felsstufe hat es dann aber schon ein Seil drin. Von da bis zur Store Langvasstinden ist es ein schöner Grat, teilweise mit Tiefblick aber nie wirklich exponiert. Auf der Spitze schaue ich die Abstiegsroute an, die führt von einer Erhebung auf dem vorher begangenen Grat auf ca. 1980 m über einen Rücken nach Südosten runter zu den Seen. 
 
Ich nehme den letzten Schluck aus meiner Flasche und schaue durstig auf das viele Wasser weit unten zu meinen Füssen. Also, alles zurück über den ersten Grat bis zur Felsstufe, da wieder hoch (hochklettern ist wie immer einfacher und mit etwas Klettergeschick ohne Seil gut machbar). Mit dem GPS suche ich den richtigen Abstieg auf dem Grat, überall ist es extrem Steil. Auch am richtigen Ort sieht man den Abstieg erst wenn man direkt auf der Gratkante steht. Abstieg direct auf dem Rücken geht eigentlich ganz gut, ist vorallem eine Konzentrationssache, Beine fühlen sich allerdings langsam müde. Ganz unten wird der Rücken etwas steiler und ich weiche Richtung Süden aus. Beim Bach fülle ich die Flasche auf und geniesse das Panorama in diesem Kessel: rundum steile Berge mit Schneefeldern und noch halb zugefrorenen Seelein. Von da folge ich dem ersten See, folge eine kurze Zeit dem Wanderweg (T-merked sti) bevor der nach Snøheimen abbiegt und ich dem Bach Richtung Maribu und meinem Velo folge. 
 
Super Tour in unglaublich weitläufiger Gegend. Ganzen Tag keinen anderen Menschen gesehen. Tour ist in weglosem Gelände, selten hat es Wegspuren (Aufstieg zur Storstyggesvånåtinden), Orientierung ist aber einfach. Zusammen mit der Velotour von Hjerkinn zur Maribu ergibt es eine lange Tour und die meisten machen es mit einer Zeltübernachtung in Maribu. Das war auch mein Plan nur hat das Wetter nicht gepasst. Als Eintagestour ist es zu empfehlen wenn man schnell unterwegs ist. Ich brauchte ca. 8 Stunden von Hjerkinn und zurück, habe aber sehr wenige Pausen gemacht und bin gewisse Strecken gerannt. Fast alles ist über Geröll, bei feuchtem Wetter ist das wohl kein Genuss.
 

Material:
Velo für die Strecke zur Maribu, ansonsten wird die Tour um ca. 30 km Wanderung erweitert... (Hjerkinn hin und zurück)
GPS oder Höhenmeter und Karte
Evtl. ein paar Meter Seil oder Bandschlingen für die Felsstufe vor der Store Langvasstinden
 
Karte etc.
https://www.norgeskart.no/
siehe auch generelle Tipps zu Norwegen am Ende dieses Berichts: 
http://www.hikr.org/tour/post93579.html

Tourengänger: Jonas


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Kommentare (1)


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Henrik hat gesagt: Hier noch eine weitere sehr
Gesendet am 1. August 2018 um 09:35
brauchbare Seite.

UT.no er en tjeneste fra
Den Norske Turistforening

Ha' det!

Henrik


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