Vormittagswanderung um das untere Große Lautertal


Publiziert von mich.a , 23. Juli 2018 um 18:10.

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Schwäbische Alb
Tour Datum:20 Juli 2018
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 4:45
Aufstieg: 350 m
Abstieg: 360 m
Strecke:Zwiefaltendorf - Oberwilzingen - Lautersteg - Heumacherfels - Erbstetten - Wolfstal - Lauterach: ca. 18 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Linie 320 Ehingen - Riedlingen
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Linie 316 oder 325 (nur werktags und eventuell nicht freitags)

Es ist ja nicht so, dass ich völlig unvorbereitet in den Alpenurlaub, zu dem auch der Besuch der *Riedingspitze gehörte, gefahren wäre. Ich hatte schon vorher meine Kondition trainiert, indem ich (im Idealfall) mehrmals wöchentlich einen Spaziergang hinunter ins Kleine Lautertal und wieder hinauf unternommen hatte. Das sind immerhin 100 Meter Höhenunterschied. Ja, OK, ist nicht viel. Aber besser als überhaupt nichts.

Bei meinem letzten solchen Spaziergang irgendwann gegen Mitte Juli haben mich dort aber die Bremsen so terrorisiert, dass ich beschloss, Alternativen zu suchen. Dabei sollten ein paar Voraussetzungen gelten:
  • Genug Auf und Ab (wegen Kondition und so)
  • Landschaftlich einigermaßen abwechslungsreich
  • Wenn möglich mit öffentlichen Verkehrsmitteln (und DING-Semesterticket) erreichbar
Der letzte Punkt ist eine besondere Herausforderung, wenn man im ländlichen Raum wohnt und in einem anderen, ebenso ländlichen, Gebiet wandern will. Glücklicherweise habe ich derzeit noch die Möglichkeit, auch Werktage dafür zu nutzen. So fand ich u. a. die folgende Tour, für die der Outdooractive-Tourenplaner knapp über 5 Stunden Zeitbedarf berechnete und die ich in 4 Stunden und 59 Minuten hinter mich bringen musste. Also kein gemütliches Spazieren. Aber das wollte ich ja eh nicht. Kondition und so.

Es sollte eine schöne Vormittagswanderung in der Umgebung des Großen Lautertales werden (das mit meinem Kleinen Lautertal nicht verwandt oder verschwägert ist, die Flüsse heißen nur zufällig gleich). Zwei knappe Anschlüsse waren zu erwischen, um den Ausgangspunkt Zwiefaltendorf um 8 Uhr zu erreichen. Das hat erstaunlicherweise tatsächlich geklappt. Jetzt musste mir nur noch das Wetter gewogen bleiben: ein schwüler und gewittriger Tag war angekündigt.

Von Zwiefaltendorf führt die vorgesehene Route zunächst hinauf auf den Emerberg, einen lohnenden Aussichtshügel, dessen höchster Punkt leider bewaldet ist. Für Landschaftsfotografen ist der Osthang einer der besten Plätze am Albsüdrand, um Sonnenaufgänge festzuhalten. Dafür bin ich heute nicht hier, die Sonne steht schon zu hoch. Schatten gibt es am Osthang auch wenig, aber die Temperatur ist noch erträglich. Immer dem Verlauf des Osthangs folgend, verlasse ich bald den markierten Wanderweg. Auf den ersten Kilometern bewältige ich schon etwa die Hälfte der Höhenmeter für heute, danach geht es recht eben im Wald weiter in Richtung Oberwilzingen. Ein sehr idyllisches kleines Dorf mit schönen alten Straßenlaternen.

Dort treffe ich wieder auf einen markierten Weg und folge dem Schneiderstal bis hinunter ins Große Lautertal. Und ärgere mich über meine Naivität: Nicht mehr ins Kleine Lautertal gehen, weil da Bremsen sind, und sich einbilden, das wäre im Großen Lautertal besser. Ist es natürlich nicht. Waldlichtungen in Tälern sind in der Hinsicht alle ziemlich unangenehm. Das gilt ebenso für das Schneiderstal. Ich überquere die Lauter und flüchte in den Wald auf der gegenüberliegenden Talseite. Im dichten Wald hat man seine Ruhe vor den Blutsaugern.

Von hier an wird auch der Weg schöner. Vorher war ich nur auf breiten, teils asphaltierten Wirtschaftswegen unterwegs. Jetzt führt mich ein schmaler, steiler Pfad hinauf zur Ruine Monsberg (von der aber nicht viel übrig ist). Das Gelände wird flacher, aber die Wegbeschaffenheit bleibt erfreulich. Die Ruine Wartstein ist das nächste Zwischenziel. Das muss mal eine große Burg gewesen sein, jetzt gibt es auch hier nur noch ein paar Mauerreste - und einen Turm, auf den außen eine Wendeltreppe hinaufführt. Wer Höhenangst mitbringt, könnte hier Schwierigkeiten bekommen. Die Aussicht von oben kann sich jedenfalls sehen lassen und ist zu Recht so beliebt, auch wenn ich an diesem Vormittag alleine dort war.

Anschließend folge ich dem Pfad weiter bergauf. Der nahe Heumacherfels soll auch eine schöne Aussicht bieten. Vor zehn oder zwanzig Jahren war das wohl noch so. Mittlerweile ist die Aussicht weitgehend zugewachsen. Enttäuschend. Ein paar Meter weiter gibt es dann eine Schutzhütte, wo ich mir die erste richtige Pause gönne, bevor ich auf den Markierungen des Ehinger Besinnungswegs nach Erbstetten folge, einem weiteren sehr idyllischen kleinen Albdorf.

Danach sieht mein Plan vor, die Straße nach Unterwilzingen zu nehmen und irgendwann links abzubiegen, um ins Wolfstal zu gelangen. Vielleicht hätte ich doch eine Karte mitnehmen sollen. So lasse ich blöderweise die vorgesehene Abzweigung aus und gehe unnötig lange an der Straße entlang. Irgendwann lande ich wieder auf dem Besinnungsweg, der auch ins Wolfstal führen soll. Der Weg verläuft in diesem Abschnitt über Waldwege, die anscheinend von der Land- und Forstwirtschaft nicht genutzt werden. Dadurch sind sie streckenweise ziemlich zugewachsen. Bremsen sind hier kein Thema, aber dafür muss ich mir wegen Zecken Sorgen machen. Der angenehmste Teil der Wanderung ist damit leider vorbei.

Beim Abstieg ins Wolfstal wird der Besinnungsweg dann wieder zu einem schmalen, steilen Pfad. Im Tal könnte man gleich wieder rechts abbiegen. Dort führt ein Weg bergauf und dann oben am Hang entlang. Ich entscheide mich für den unteren Weg. Vielleicht wäre der obere besser gewesen. Es ist mittlerweile unangenehm warm und drückend. Die Insekten sind sehr aktiv, es summt und brummt unablässig. Als ich feststelle, dass der Anteil der Bremsen unter den Insekten recht gering ist, fühle ich mich nicht mehr ganz so unwohl, aber strebe trotzdem weiter mit zügigem Schritt dem Talausgang zu.

Kurz vor diesem liegt oberhalb des Talgrundes aber noch ein kleines Highlight: Die Bärenhöhle - mit der Schauhöhle auf der Albhochfläche ebenfalls nicht verwandt, aber trotzdem größer, als ich sie erwartet hätte. Und ein wenig kühler als die Umgebung. Der unterste Teil des Wolfstales ist insgesamt der schönste: tief eingeschnitten und felsig.

Bis hierher hat nur ein Radfahrer meinen Weg gekreuzt, ansonsten war es eine ganz einsame Wanderung. Das ändert sich schlagartig beim Info-Zentrum Lauterach, zu dem ein Spielplatz gehört. Dort ist die Hölle los. Aber vermutlich nicht mehr lange, denn mittlerweile hört man immer mehr Donner rumpeln. Es ist noch gut ein Kilometer von hier bis Lauterach, meinem heutigen Zielort. Dort komme ich kurz vor dem Gewitter an - und etwa zehn Minuten vor dem vorgesehenen Bus nach Munderkingen. An der Haltestelle schaue ich auf den Fahrplan und erkenne: "Nur an Schultagen - nicht freitags". Mist. Wie komme ich jetzt von hier weg? Schnell Smartphone herausholen und schauen, ob es in der Nähe eine Verbindung gibt. Kein Empfang. Totales Funkloch. Ein Stück weiter an der Straße entlang wird es nicht besser. Da kommt auf einmal ein Bus (einer anderen Linie, Richtung Ehingen) um die Kurve und wendet. Die Busfahrerin sieht meinen fragenden Blick und lässt mich einsteigen, auch abseits der Haltestelle. Danke dafür!

Insgesamt hat die Tour meine Voraussetzungen tatsächlich erfüllt. Vor der nächsten Wanderung werde ich mir aber trotzdem zweimal überlegen, ob ich bei so einer Temperaturprognose wirklich losziehen will ...


Ein paar Daten zur Tour:
  • Zeitbedarf: 4:50 h
  • Strecke: 18 km (mit Verlaufern und Umkehrern etwa 19)*
  • Höhenmeter: ca. 350
  • Temperatur: bis 27°C
  • Luftfeuchtigkeit: gefühlte 150%
  • Erschlagene Bremsen: 9
  • Zeckenbisse: 0 (Glück gehabt.)
*Der GPS-Track ist nachträglich erstellt, die Verlaufer habe ich weggelassen.

Tourengänger: mich.a


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