Kurzbericht 

südlicher Tiefensattel fast, Aufgabe wegen tiefem Schnee


Publiziert von Dolmar , 15. Februar 2018 um 23:16.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:13 Februar 2018
Ski Schwierigkeit: S+
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1850 m
Abstieg: 1850 m

Ja wo isser denn, schlechte Tourenrecherche gipfelt in der Peinlicheit den Zielberg zu verpassen. Oder wars die Kälte am Morgen welche die Sinne vereist hat. Wohl eher ersteres, zu kleinen Kartenausschnitt mitgeführt, und zu wenig Informationen eingeholt, lassen mich verunsichert ob der Lage des Zielberges andere Türler fragen wo denn der Berg meiner Begierde sei.
Das da sei der Winterstock und dort das Gletschhorn, das verwirrt mich leicht, aber mein Kartenausschnitt ist einfach zu klein, hier ist das Gletschhorn nicht mal drauf, und so laufe ich drauf los.

Unter der Woche am Morgen mit dem PKW nach Realp zu kommen ist zeitraubender und vor allem stressiger als am Wochenende, dies gilt auch für zurück am Abend. Für mich bleibt das Nadelöhr das Städtchen Zürich, wo die Autobahnen am WE morgens verwaist sind, zwängt sich unter der Woche eine Blechlawine über die mehrspurigen Autobahnen, die Lebensadern dieses schweizer Ballungszentrums.  

Somit erreiche ich Realp eine 3/4 Std. später als gedacht.
Bei den dort herschenden Temperaturen von -17,5 ° Grad scheint mir eine Abmarschzeit um 9:00 Uhr noch passabel. Der Schnee knirscht bei jedem Schritt im Schatten, kurz vor dem Hotel Galenstock trete ich in die wärmende Sonne. Sofort wird entsprechend entkleidet, erstaunlich wie viel Wärme bereits Mitte Februar von dieser ausgestrahlt wird. Der Aufstieg geht meist auf guter Spur oder auf planierter Rodelbahn hinauf nach Täsch. Was mir meine schwere Rucksacklast leichter erscheinen läst,, habe ich doch neben den Steigeisen noch Seil, Gurt und Hardware dabei.

Von Täsch geht es eben bis leicht absteigend in die Trüebenseeplanggen vorbei am P.2411 unter der Albert Heim Hütte durch.
Hier schaue ich erstmal auf meinen zu kleinen Kartenausschnitt und kann mit der Felsformation vor mir nicht wirklich den Winterstock ausmachen. Zwei Türler die ich Frage geben Auskunft und so laufe ich der gelegten Spur weiter auf den Tiefengletscher zu, anstatt nach rechts ab zu biegen.
Nun bin ich auch am Spuren dran, da die anderen Türler alle zur unteren Bielenlücke am Chli Bielenhorn hinauf ziehen.
Auf dem Tiefengletscher etwa auf Höhe Strahlengrätli  stelle ich bei einer Rundumschau fest, Ahh, Sch..., ich bin falsch, deutlich kann ich jetzt das eigentliche Ziel den Winterstock mit seinem SW-Couloir erkennen. Ich steige noch auf zum P. 2765 und mache dort eine Art Rast und Entscheidungspause. Jetzt bin ich eh schon falsch, nun noch hinüber zu wechseln macht mich nicht wirklich an.
Aber was nun, so wie zwei andere zur oberen Bielenlücke aufsteigen macht mich nicht an, umdrehen wäre auch eine Option, zum Winterstock nein.
Da sehe ich im Verbindungsgrat zwischen Galenstock und Tiefenstock ein nettes Couloir auf den Gletscher hinabziehen. Verdammt weit weg, ist das für heute noch zu schaffen, es zieht mich irgendwie an, das Couloir sieht echt cool aus. Es ist das Couloir zum südlichen Tiefensattel. 
Ich deponiere auf einem Felsen im Gletscher alles entbehrliche um Gewicht zu sparen.
Es bleiben neben dem Seil, Gurt, Hardware noch Klamotten und die LVS-Ausrüstung zurück. Da oben bin ich eh alleine also hat dies keinen Nutzen. Die Lawinengefahr scheint auch eher gering, von den 40cm Neuschnee weiter unten findet sich hier gar nix. Der Tiefengletscher ist hart verblasen mit ein paar kleinen Lockerschneenestern, Die Zeit rennt dahin aber gefühlt komme ich dem Felsenkessel des Tiefenstock einfach nicht näher.  Es beginnt die Willensanstrengung nicht umzudrehen, Zeitfenster werden im Geiste ausgegeben. Um 15:00 Uhr drehe ich um, aber so spät ist es noch lange nicht. Ganz hinten am Gletscher ist vor längerer Zeit ein gewaltiges Schneebrett abgegangen (das was vor 2 Wochen vom Pizzo Lucendo aus schon zu sehen), an dessen Rand ich nun die Schleife nach Süden auf die obere Terrasse des Tiefengletschers  mache. Eine geschätzt 2,5-3m hohe Anrisskante und das Trümmerfeld flößen g`hörig Respekt ein. Ich bewege mich ja in der gleichen Hanglage wie der Abgang nur halt daneben. Der Schnee ist zunehmend vom Wind hart verdichtet. Für den finalen steilen Aufstieg unters Couloir brauche ich die Harscheisen. Knapp unter den Felsen ist Schluß mit den Ski. Nun voll motiviert das ja doch noch zu schaffen baue ich um auf die Steigeisen, werfe den Sack mit den aufgebundenen Ski auf den Rücken und stapfe los. Im Couloir ist der Schnee nicht tragend, es ist aber noch passabler Trittschnee, leider wird dieser mit jedem Meter weiter aufwärts tiefer und tiefer, bald schon sinke ich weit über Knietief ein. Das Couloir hat ca. 45° Grad es wird zunehmend unmöglicher nun noch die Füße über die Schneedecke zu bringen. Nach redlichem Kampf um jeden Meter muss ich mir aber nach guten 6 Std. Gesamtaufstiegszeit eingestehen, das schaff ich bei dem tiefen Schnee nicht mehr ganz hoch. Es fehlt das 1/2 Couloir zum Tiefensattel ca. 40 Hm. Es scheint auch nicht ganz unproblematisch zu sein, im Couloir ist Triebschnee eingelagert, immer wieder haben sich beim aufsteigen 25-30cm starke Bruchblöcke auf einer Schwachschicht abgelöst, auch kann ich beim umbauen einen längeren Riss erkennen.
Vielleicht ist es ganz gut hier aufzugeben, und die 15:00 Uhr Marke ist auch erreicht.
Im Schatten des Couloir geht das wechseln auf die Ski zügig, denn ohne Sonne ist es Bitterkalt.
Sofort geht es an die Abfahrt, es ist nicht gut zu fahren, die Blocklösungen und der darunterliegende Schnee lassen ein flüssiges fahren nicht zu. Bald stehe ich schon wieder auf dem Gletscher, dieser ist äußerst ruppig zu fahren von kleinen Windgangeln übergehend zu Lockerschneenestern und Pressschneeplatten alles dabei.
Auf dem flachen Tiefengletscher geht es dann aber recht gut und schnell zum Depot. Unter frösteln packe ich alles schnell wieder in den Sack. und nix wie weiter hinab. Ab ca. Höhe 2700m komme ich in den Genuß von Pulverschnee, ist aber bei der Flachpassage am Tiefenbach eher hinderlich. Danach flott hinab zum Hotel Tiefenbach.
Hier fahre ich der Passstraße entlang bis zum Hotel Galenstock, und nun wieder in Eiseskälte hinunter nach Realp.
Ankunft bei -8° Grad.
Letztlich zwar eine coole Tour ohne wirklich etwas zählbares erreicht zu haben, außer Erfahrung in Bezug auf Tourenvorbereitung. 
Stimmt, es staut dann noch in Zürich da habe ich wohl auch noch den Feierabendverkehr mit machen dürfen, Toll.

Tourengänger: Dolmar


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