Via Farinetta


Publiziert von WoPo1961 , 6. November 2017 um 00:01.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Unterwallis
Tour Datum:10 August 2017
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Klettersteig Schwierigkeit: K5 (SS)
Wegpunkte:
Zeitbedarf: 1 Tage 2:00
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Sailon

Angefangen hat dieser Bericht eigentlich einen Tag früher im Val d`Herens. Genauer gesagt etwas oberhalb von Evolene und ganz genau am Ausstieg der Via ferrata d`Evolene entdeckte der Zeilenmeister eine Auflistung aller Klettersteige im Wallis. Ganz am Ende stand nachträglich aufgeführt etwas von der Via Farinetta. Aufgemerkt Herr P, denn dieser Klettersteig war nicht in seinem Schweizer Klettersteig-Duden enthalten. Wobei dieser auch mittlerweile einige Jahre auf den Buckel hat.... also der Duden, nicht der Zeilenschreiber!!
Schon bald stand der Plan in Stein gemeißelt, der Via Farinetta mal einen Besuch abzustatten.

Noch am selbigen Abend wurden die ersten Info`s zu dieser Ferrata eingeholt. Danach handelt es sich hierbei um einen Klettersteig, der in 3 Abschnitten eingeteilt ist.
Teil 1 dient zur Eingewöhnung und ist definitiv der einfachste Abschnitt. Wird mit B/C bzw. K3 bzw. WS/ZS eingestuft.
Im 2. Teil geht es dann schon luftiger und ausgesetzter zur Sache. Die Einstufung liegt hier bei D bzw. K4 bzw. S.
Der 3. bzw. letzte Abschnitt ist wirklich nichts für Klettersteig-Neulinge. Es gibt einige überhängende und somit kraftzehrende Passagen. Nicht umsonst liegt die Kategorisierung hier bei E bzw. K5 bzw. SS

Der folgende Morgen vertröpfelte erst einmal den gemeißelten Stein-Plan, denn es meimelte aus dichtesten Wolken. 
Wir fuhren deshalb zunäxt nach Martigny und stadtbesichtigten den Ort.
Gegen späten Nachmittag wurde das persönliche Wetterfröschlein ein weiteres Mal in die Luft gehalten und als dieses trockenes Wetter für die kommenden Stunden vorherquakte, wurde der Klettersteigplan wieder hervor geholt.
Das kleine Örtchen Sailon ist hierbei Ausgangspunkt. Leider erwischten wir vermutlich den einzigen Parkplatz weit und breit, wo keine Hinweistafel zum Klettersteig aufgestellt wurde. So wanderten wir zunäxt einmal ein paar zusätzliche Außensicheln bis wir endlich den eigentlichen Einstieg gefunden hatten. 

Kleiner Tip für Warmduscher! Direkt unterhalb des Einstieges gibt es eine Naturdusche mit warmen Wasser. DAS haben wir leider erst hinterher in Erfahrung bringen können.

Nach den ersten 5 Metallbügel folgten einige Minuten lang klettersteiglose Meter. Das Sicherungsseil läuft zwar weiter, aber brauchen tut man es eigentlich nicht. Dann kommt die erste Seilbrücke und hurtig hat der Zeilenschreiber sein Equiptment in Gebrauch. Denn Seilbrücke mag er nicht. Noch heute tröpfelt der Schweiß  von seiner faltig Stirn, denkt er an die "kilometerlange" Seilbrücke des Jägihorn Klettersteigs. Da sind die 20m im aktuellen Steig doch fast schon Genuss für den Seilbrücken-Alleriker.
Danach geht es steil  Schlucht aufwärts.
...Würde es steil aufwärts gehen, wenn nicht vor uns ein 5er Grüppchen den Klettersteig sehr intensiv genösse. Da bleibt Zeit für viele Bilder und noch mehr Gedanken, die munter durch des Autor`s Gehirnwindungen kreisen. Zum Beispiel über Vor- und Nachteile eines Klettersteiges. Der Vorteil eines Klettersteiges ist nämlich für flachlandhausener Fraktionen: sie können sich nicht verlaufen. Sehr zur Freude des Schweizkappenträgers kann er sogar behaupten, noch nie von einem Klettersteigweg abgekommen zu sein! Eigentlich müßte dies nun gefeiert werden, aber wir wollen den Bericht zügig weiter schreiben, sonst wird das heute nix mehr.
Ein weiterer Vorteil ist die oftmals gute Laune, welche die liebste webeBe regelmäßig auf solchen Wegen versprüht und die sogar ansteckend ist.
Ein Nachteil sei aber auch erwähnt: wo auf Klettersteigen der Herr W viele Gedanken hat, werden Hikr-Berichte um einiges länger als ursprünglich geplant!

Irgendwann im ersten Abschnitt hatte das 5er Grüppchen ein Einsehen mit den beiden Gestalten, die sie auf Schritt und Tritt verfolgten. So konnten wir nun unser eigenes Tempo aufnehmen. Das war auch nicht die schlechteste Idee, führt der Weg nun direkt neben einem Wasserfall, welcher auf Grund der Niederschläge der letzten Stunden ordentlich an Wasser zur Verfügung hatte um den einen oder anderen Spritzer auch an uns zu verteilen.
Kurz darauf ist der 1. Teil der Farinetta dann auch schon vorbei. Gespannt sind wir nun auf den 2. Teil, der etwas anspruchsvoller daher kommt
Der Quereinstieg verspricht schon auf den ersten Metern, das wir nun nicht nur mehr Luft unterm WoPoPopo bekommen, sondern nun auch die Hände aus den Taschen genommen werden sollten. Zwischendurch gibt es ein letztes Mal etwas Entspannung, alldieweil wir durch einen Stollengang geführt werden. Spätestens wenn danach eine kleine Leiter hinauf gesprosst wird, geht's zur Sache.
Wer hier schon Pudding in den Armen hat, sollte an geeigneter Stelle ein Päus`chen einlegen, denn die Kraftelemente nehmen stetig zu. Zwischendurch war die immer noch gut gelaunte webeBe sogar schon im Glauben, wir hätten den Ausstieg nach dem 2. Teil verpasst und würden uns schon mitten im 3. Teil befinden.
Das dieses nicht zutraf, bemerkten wir spätestens, als ein Hinweisschild darauf aufmerksam machte, dass es rechtsseitig zum 3. Teil ginge. Wer ein echter Flachlandmensch ist, läßt sich dritte Abschnitte natürlich nicht entgehen und so steigen wir nicht hinauf zum Ausstieg, sondern folgen den Anweisungen des Schildes.
Leere Versprechungen gibt es hier nicht. Wenn in diversen Beschreibungen von kraftvollen Klettersteigelementen geschrieben wird, dann bekommt man auch genau diese Stellen vorgesetzt.
Aaahh, eine überhängende Kraxelstelle, nun,  das geht ja ganz gut.
Ooohh, noch eine überhängende Kletterstelle, hm, war schon ganz schön anstrengend...
öööh, WAS? Noch eine, noch mehr überhängende Stelle... puh...
Ich weiß zwar gerade nicht, was die Steigerung von öööh ist, aber nach der folgenden Kraftstelle, hab ich mir kurzfristig die vorbereitete Bandschlinge samt Karabiner in die Sicherung geklickt und erstmal den Moment genossen.... den Moment der Pause!
Pausenmomente haben was Gutes, die setzen neue Energien frei. Frohen Mutes konnten damit auch die letzten Kraxelstellen überwunden werden. Nach 2 Stunden standen wir am Ausstieg und schnauften erstmal durch. Das war spannend und definitiv nix für Klettersteigeinsteiger (zumindest der 2. bzw. erst recht der 3. Sektor)


(schon wieder ein..) Epilog:

Aus allen Wolken fiel das Schreiberlein als er am darauf folgenden Tag das Schweizer Klettersteig Büchlein aus dem Rother Verlag in den Händen hielt. Denn eben jene Via Farinetta wird dort als mittelschwer bzw. als Rot eingestuft. Noch unsinniger erscheint die Einstufung, wenn ein paar Seiten weiter der Evolene Klettersteig sowie der Klettersteig in Nax als schwierig bzw Schwarz eingestuft wird. Weder von der Länge, noch von den eigentlichen Kletterschwieirgkeiten passt dies auch nur ansatzweise zusammen.

Tourengänger: WoPo1961, webeBe


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Kommentare (8)


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Alpin_Rise hat gesagt: Von wegen Luft...
Gesendet am 6. November 2017 um 15:08
... unterm dem WoPopo und von wegen Bewertungen:
spricht Rother Kletterführer nicht nur von den ersten zwei Abschnitten? Der dritte Abschnitt wurde erst nachträglich dazu gebaut. Dieser ist der schwierigste Klettersteig den ich kenne und meiner Meinung für 80% des Klettersteigpublikum ungeeignet - anderer Meinung ist da höchstens die Air Zermatt, ein schönes "Joint-Venture"...

Standardwerk ist übrigens das "Klettersteige der Schweiz" aus dem AT-Verlag, auch wenn da die Bewertungen der Co-Autoren recht auseinanderklaffen.

Grautliere zum erfolgreichen Durchstieg!

G, Rise

WoPo1961 hat gesagt: RE:Von wegen Luft...
Gesendet am 6. November 2017 um 20:23
Hoi Mr. Rise,
vielen Dank für deinen Kommentar. Freut mich sehr wenn du mal ein paar Zeilen für den Schweizkappenträger übrig hast. Ich hab gerade nochmal im besagten Rother Klettesteigführer geblättert und nachgeschaut. Er hat in der genannten Beschreibung alle 3 Teile verwurstet, sowohl zeitlich wie auch von den Schwierigkeiten her. Danach ist übrigens der 3. Teil nur ein läppisches "D"!!!!!
Von den mehrfachen Air Zermatt Flügen um einige Klettersteighelden aus der Wand zu holen, hab ich auch schon gehört.
Also, werter Hikr-Kollege, ich wünsche dir einen tollen Spätherbst/Frühwinter.. und überhaupt: immer schön reinhauen!!

Grüße aus Flachlandhausen
WoPo

Alpin_Rise hat gesagt: Dunkelschwarz
Gesendet am 6. November 2017 um 21:58
Hoppla, da gibts nur drei Erklärungen: Druckfehler, Amnesie oder falsches Abschreiben aus dem Konkurrenzwerk.
In diesem Fall ist es gegenüber den Nutzenden nicht besonders nett, es haben wohl nicht alle so viel Humor wie du ;-) Derweil euch auch guten Spätfrühwinterherbst, der Schnee fällt!
G, Rise

Stijn hat gesagt: RE:Dunkelschwarz
Gesendet am 6. November 2017 um 23:18
Das mit dem Helikopter habe ich selbst vor drei Jahre ganz nah miterleben "dürfen"... Ich war ca. 90 Minuten in der Wand blockiert, bis die Air Glaciers eine erschöpfte Frau in der Gruppe vor mir evakuieren konnte...

Meine zwei Klettersteigführer (1. Auflage vom Alpinverlag Führer und 2. Auflage vom AT-Verlag/SAC-Führer, beide aus 2012) beschreiben ganz klar nur die erste zwei Teile, mit korrekte Bewertung (T4+ resp. D).

Der dritte Teil ist tatsächlich noch mal deutlich schwieriger. In der Schweiz kenne ich nur die Variante Difficile am Tre Signori Klettersteig, welche ich nochmal eine Stufe anspruchsvoller fand.

WoPo1961 hat gesagt: RE:Dunkelschwarz
Gesendet am 7. November 2017 um 16:31
Hoi Stijn,
puh, 90 Minuten dort in der Wand ausharren ist jetzt auch nicht grad das ganz große Vergnügen. Vielleicht sollte man doch über einen Kiosk im 3. Teil nachdenken. Die würden in solchen Momenten ein ganz dickes Geschäft machen :-)

Den besagten Rother-Klettersteigführer habe ich mir nach dem Einwand von Alpin_Rise nochmal eingehend studiert. Aber beschreibt tatsächlich alle 3 Teile und setzt den Klettersteig insgesamt in die mittelschwere Kategorie. Und genau DAS finde ich sehr fragwürdig. Wenn man sich dann nicht noch in anderen Informationsquellen schlau macht, kann es schnell mal zu "leichten" Komplikationen" kommen. (tags zuvor sind wir die beiden Klettersteige in Evolene und Nax gegangen. Beide werden im besagten Klettersteig-Büchlein als schwer eingestuft. Ich fange nicht bei jeder kleinsten Meinungsverschiedenheit an zu diskutieren, aber in diesem Fall finde diese Einteilungen im Vergleich sehr fragwürdig)
Vielen Dank für deinen Kommentar und deiner Anregung bzgl des Tre Signori Klettersteig!! Den haben wir uns vorgemerkt.
Grüße aus Flachlandhausen
WoPo

Alpin_Rise hat gesagt: RE:Dunkelschwarz
Gesendet am 14. November 2017 um 14:22
Update: Die neuste Ausgabe 2017 "Klettersteige der Schweiz" enthält den 3. Teil und stuft ihn als K6- ein, als anspruchsvollsten im ganzen Buch.
Tre Signori Difficile erhält ein K4-5.

Wie beim Alpinwandern scheint die Skala schwierig anzuwenden. Dazu scheint bei den Klettersteigen eine konsolidierte Praxis zu Fehlen.

G, Rise

WoPo1961 hat gesagt: RE:Dunkelschwarz
Gesendet am 15. November 2017 um 07:55
Irgendwie bin ich ja mittlerweile beruhigt, das der 3. Teil der Farinetta entsprechend kategorisiert wird. Dachte im Sommer schon, ich wäre jetzt schon in einem Alter wo mir Klettersteige soooo schwer fallen.
Der Rother-Verlag sollte vielleicht mal beim AT-Verlag diesbezüglich in die Lehre gehen, dann klappt es eventuell auch irgendwann mit den richtigen Einstufungen! Besten Dank noch mal fürs apdäten.
Grüße vom Schweizhutträger

WoPo1961 hat gesagt: RE:Dunkelschwarz
Gesendet am 7. November 2017 um 21:44
...der Schnee fällt bei uns......
.......meistens aus!!
Außer ne Schneeballschlacht können wir in Flachlandhausen aber auch nicht viel damit anfangen. Denn wenn er mal gefallen ist... ist er meistens auch ganz schnell wieder weg geschmolzen! In diesem Sinne
maatet juut, Mr Rice


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