An der Spree - Berlin


Publiziert von Max , 24. Februar 2017 um 00:02.

Region: Welt » Deutschland » Norddeutsches Tiefland
Tour Datum:17 Februar 2017
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 2 Tage
Strecke:16 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:S-Bahn, Haltestelle Bellevue
Zufahrt zum Ankunftspunkt:S-Bahn, Haltestelle Zoo
Kartennummer:google maps

Der Name Berlin stammt vom Slawischen berlo "feuchte Stelle" ab, vielleicht ein Hinweis auf die vielen kleinen Seen und Flüsse im Stadtgebiet und im angrenzenden Brandenburg. Was liegt da näher, als bei Nieselregen mit einer Flusswanderung zu starten und bekannte und weniger bekannte touristische Spots als willkommene Fluchtmöglichkeit zu nutzen?

Der Start erfolgt in Bellevue, ein klangvoller Name. Im Schloss Bellevue wohnt der Bundespräsident, ich wechsle auf die Nordseite der Spree, das Helgoländer Ufer und weiter zum Magnus-Hirschfeld-Ufer Richtung Hauptbahnhof. Über den Spreebogenpark geht's zum Parlamentsgebäude und weil es jetzt stärker regnet, passt mein erster Stopp ganz gut. Im Plenarsaal (Voranmeldung über die Homepage des Bundestages) geht's heiß her, Debatten über Managergehälter bzw. Abfindungen und Fußfesseln für Gefährder sorgen für Stimmung. Die Kuppel nehme ich auch noch mit, immerhin ist es dort trocken.

Weiter geht's durch's Brandenburger Tor. Unter den Linden, das war mal ein Prachtboulevard, jetzt gibt's hauptsächlich Kram für Touristen, deshalb verlasse ich am Bebelplatz den Boulevard. Hier verbrannten am 10. Mai 1933 die Nazis verfemte Bücher (Marx, Freud, Tucholsky, H. Mann, T. Mann usw.).

Zwei Blocks südlich davon, am Gendarmenmarkt mit dem Französischen und Deutschen Dom, steht das Konzerthaus Berlin. In dem Klassischen Konzertsaal wird gerade "The Yellow Shark" aufgeführt, Frank Zappas Ausflug in die Experimentelle Welt.

Der Checkpoint Charlie ist mein nächstes Ziel. Es geht eine ganze Weile an der Friedrichstraße Richtung Süden. Am ehemaligen Checkpoint steht die Black Box "Kalter Krieg" und nachdem es wieder zu regnen begonnen hat, schaue ich mir die Ausstellung an. Nun ja, wir befinden uns im Amerikanischen Sektor, der Duktus bezüglich gut und böse ist somit klar. 

Danach wende ich mich nach Westen, die Zimmerstraße entlang, am Trabi Museum vorbei zu einem Platz, der lange im Niemandsland an der Mauer lag und der nie mehr so richtig Beachtung fand. Hier an der Wilhelmstrasse stand das Reichssicherheitshauptamt. Sein Zweck bestand darin, staatliche Organe wie Polizei oder Kripo dem Nationalsozialistischen Gewaltapparat unterzuordnen. Das Museum "Topographie des Terrors" ist sehr gut besucht, den Audio Guide finde ich allerdings nicht ganz so spannend.

So langsam tun mir die Füße weh, aber es hilft ja nichts. Am Martin-Gropius-Bau vorbei (nicht zu verwechseln mit dem Bauhaus Gründer Walter Gropius) laufe ich an der Stresemannstraße zum Potsdamer Platz. Es ist gerade Berlinale und dies ist nicht zu übersehen. Die einst größte Baustelle Europas mit dem Sony Center ist..., nun ja, ziemlich groß und beherbergt unter anderem das Museum für Film und Fernsehen.

Ach ja, hab ich ganz vergessen. Wer noch nie auf einem schönen Wachturm der DDR Grenztruppen war, ganz in der Nähe in der Erna-Berger-Straße gibt's noch einen.

Der zweite Teil meiner Wanderung beginnt wieder in Bellevue, ebenfalls an der Spree entlang, diesmal allerdings Richtung Westen. Am Nordufer hat's eine Installation, die Straße der Erinnerung. Ohne Verkehrslärm geht's dahin, am Bundesratsufer entlang bis zur Hansabrücke, dort wechsle ich auf das südliche Ufer. Hin und wieder sehe ich blau-weisse Markierungen, ein offizieller Wanderweg?

Jedenfalls erreiche ich über den Sigmunds Hof den Tiergarten. Mit einem Zoo hat das Ganze nichts zu tun, der Grosse Tiergarten wurde bereits im 16. Jahrhundert angelegt und diente als Jagdrevier. Blickfang am Grossen Stern ist die Siegessäule, die man über einen Fussgängertunnel erreicht. Ein Straßenmusiker spielt passenderweise "Stairway to Heaven", die 60 Höhenmeter gönne ich mir. Vom Rocksaum der Goldelse, wie die Berliner die Viktoria nennen, hat man einen schönen Blick über das weitläufige Stadtbild, das kleine Museum im Sockel des Turms erzählt die Historie.

Über die Fasaneriealle gelange ich zum Landwehrkanal, überquere ihn und lande schliesslich an der Rückseite des Zoos. Ich sehe bereits die Turmruine der Gedächtniskirche, mein nächstes Ziel. Man kann sicher darüber streiten, ob die Nachkriegsbauten ins Ensemble passen. Als Mahnmal taugt der zerstörte Glockenturm jedenfalls sehr gut.

Jetzt braucht's was Profanes. Ich laufe die Tauentzienstrasse zum bekanntesten Kaufhaus des Landes und nehme in der legendären Feinkostabteilung des KaDeWe (Kaufhaus des Westens) meinen Lunch. In dem Kaufhaus geht's zu wie in einem Taubenschlag, scheinbar taucht es in allen Reiseführern auf. Am 10. November 1989 war's allerdings noch voller, als 200.000 DDR-Bürger den Konsumtempel stürmten.

Frisch gestärkt will ich nun den Kurfürstendamm entlang spazieren. Um ganz ehrlich zu sein, der ist ziemlich langweilig. Die Klamottenläden gibt's auf der ganzen Welt, erwähnenswert ist vielleicht noch das Museum "The Story of Berlin". Dort bekommt man das präsentiert, was man sich vorher mühsam erlatscht hat und als Zugabe einen Atomschutzbunker.

Also wende ich mich nach Norden und laufe zur Kantstrasse und dort wieder Richtung Bahnhof Zoo. Auf jeden Fall eine Stippvisite wert ist das Theater des Westens (Kantstr. 10). Dem Pariser Palais Garnier nachempfunden wirkt das Theater aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert äußerst elegant und mondän.

Am Bahnhof Zoo endet meine Tour. Berlin ist von der Fläche her fast neun mal so groß wie Paris. Vielleicht ist das der Grund, warum man von einem Spot zum anderen immer eine gewisse Wegstrecke zurückzulegen und am Abend schmerzende Füße hat.

 

Tourengänger: Max


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Kommentare (7)


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Menek hat gesagt:
Gesendet am 24. Februar 2017 um 10:08
Berlin is very good... Tchuss

Max hat gesagt: RE:
Gesendet am 26. Februar 2017 um 19:07
grazie :-)

Linard03 hat gesagt:
Gesendet am 24. Februar 2017 um 21:02
war gestern und heute (geschäftlich) in Berlin - immer wieder interessant ...

Max hat gesagt: RE:
Gesendet am 26. Februar 2017 um 19:10
stimmt, ganz meine Meinung!

scan hat gesagt:
Gesendet am 25. Februar 2017 um 16:06
Wir hatten uns letztes Jahr Berlin gegeben, ebenfalls in 2 Tagen die ganzen Sehenswürdigkeiten wie bei Dir. Letztendlich ist mir primär im Gedächtnis geblieben, dass man Berlin schon sehr deutlich ansieht, dass die politische Elite hier wohnt: Sehr viel neu, sauber, eine fast menschenleere und sinnfreie "Kanzler U-Bahn" und ein riesiger unterirdischer Hauptbahnhof. Da wirkt es dann fast schon lächerlich, wie lange um den S-Bahntunnel in München gestritten wurde, weil die Kohle nicht da ist.

Max hat gesagt: RE:
Gesendet am 26. Februar 2017 um 19:22
Nun, es stimmt natürlich, dass das Berlin aus den 80ern nichts mit dem heutigen gemein hat, vor allem in Mitte, dem jetzigen Regierungsviertel. Und ob die U55 ein sinnvolles Investment ist, da kann man sicher geteilter Meinung sein. Beim Münchener S-Bahntunnel allerdings auch. Vielleicht wäre der Südring die bessere und günstigere Alternative gewesen.

scan hat gesagt: RE:
Gesendet am 26. Februar 2017 um 19:38
Der Südring entlastet den Tunnel nicht. Das sagt jeder, der zum 3781. mal an der Hackerbrücke vergebens auf eine S-Bahn gewartet hat, weil der Tunnel mal wieder dicht war :-).



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