Neumannův mlýn (Neumanns Mühle)


Publiziert von lainari , 4. November 2016 um 18:44.

Region: Welt » Tschechien » Lužické hory
Tour Datum:31 Oktober 2016
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CZ 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 300 m
Abstieg: 300 m
Strecke:17 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto bis U Jána
Kartennummer:1:50.000, KČT Nr. 14 Lužické hory

Buntes Herbstfinale im Lausitzer Gebirge
 
Mit dem Aufkommen der Gruselclowns kam auch der Gruselherbst. In unserer Region soll es der trübste Oktober seit zwanzig Jahren gewesen sein, verkündete man dieser Tage im Radio. Das bisher mehrheitlich grüne Laub der Bäume hat sich in der letzten Regenwoche schlagartig gefärbt und rieselt nur so herunter. Die Aussichten für das jetzige Wochenende mit Feiertagsverlängerung waren auch durchwachsen. So setzte ich alles auf eine Karte - die Böhmische…
In überschlägig bekanntem Gelände wollte ich im Bereich Lužické hory (Lausitzer Gebirge) einige Erkundungen durchführen und dabei auf etwa einem Drittel Wegstrecke Neuland begehen. Ich startete dazu motorisiert in den klaren, ersten Frostmorgen des Herbstes. Doch bereits nach wenigen Kilometern schlüpfte ich unter eine Wolken- und Nebeldecke. Dies bescherte mir dann bei Nová Huť (Neuhütte) einen gehörigen Schreck, als urplötzlich rechts neben mir ein großes Fahrzeug auf gleiche Höhe aufschloss - der Schnellzug nach Kolín. Als spurgeführtes Fahrzeug ohne Gegenverkehr gewann er dieses Rennen freilich. Ich stellte mein Auto schließlich als erstes des Tages in U Jána (Beim Johann) ab.
 
Motiviert losmarschiert, ging ich wenige Meter auf dem grün markierten Wanderweg entlang und verließ ihn an einem Wegknick geradeaus. Hier war ab und an eine getilgte gelbe Markierung erkennbar. Später schwenkte ich wieder auf den asphaltierten Forstweg mit der grünen Markierung ein, hatte also nur ein wenig abgekürzt. Nun kam ich zur 1938 gebauten Údolní nádrž Naděje (Talsperre Hoffnung) am Hamerský potok (Hammerbach). Diese diente ursprünglich zur kontinuierlicheren Wasserabgabe an die unterhalb im Tal liegenden Mühlen und Betriebe. Auf einem rot markierten Pfad wanderte ich nun das idyllische Údolí Hamerského potoka (Hammerbachtal) abwärts. Hier suchte ich nach zwei Mühlgräben. Den Beginn des ersten und längeren Exemplars entdeckte ich nicht. Dieser trieb einst die Sägemühle Mitter und Weiss am oberen Ortsrand von Hamr (Hammer) an. Das Wehr mit dem Einlauf des etwas kürzeren Antriebsgrabens des eingegangenen Eisenhammers in Ortsmitte konnte ich unschwer lokalisieren. Der relativ schmale mit Phonolithplatten abgedeckte Graben verliert sich jedoch recht schnell im Gelände, ist überwachsen, verfüllt und im Verlauf nicht mehr auffindbar. Dafür fand ich den einstigen Standort der oberen Mühle mit dem Auslass des oberen Mühlgrabens. Vorbei an der unteren Mühle von Mitter und Weiss mit dem hier dokumentierten Mühlgrabentunnel ging ich weiter talwärts. Hinter dem aufgegebenen Waldbad entdeckte ich am rechten Talhang ein Bergbaurelikt, einen Abbau an einer eisenführenden Sandsteinschicht. Meine Tour führte mich weiter vorbei an der Einschicht Antonínovo údolí (Antonithal/Antoniethal) mit dem alten Antriebs- und dem interessanteren Auslassgrabentunnel. Im Verlauf schwenkte ich nach links ab und passierte eine kleine Felsenkapelle. An der nächsten Straßenkreuzung hielt ich mich rechts und ging etwa 200 m an der Straße entlang. Nach dieser Distanz querte ein Flurweg die Straße. Rechts abgebogen, fand ich den Eingang eines Mühlgrabentunnels vor. Dieser Graben versorgte einst die Neumannův mlýn (Neumanns Mühle) bei Mařeničky (Klein-Mergthal) mit Aufschlagwasser. Der einzige Hinweis auf die heutige Wüstung den die aktuelle Wanderkarte an dieser Stelle bietet, ist der Eintrag „průchodný náhon“ (Oberwasserkanal-Durchlass). Der etwa 260 m lange Mühlgrabentunnel ist mit Einschränkungen befahrbar. Bei einem etwa in der Mitte befindlichen Abschlagsstollen hat ein Verbruch den Grabenlauf verschüttet. Der Tunnel weist einige Lichtlöcher auf, von denen eins den Zugang zum oberen Abschnitt ermöglicht. Über die Durchgängigkeit zum oberen Ende bin ich mir im Unklaren, da im Tunnel in diesem Bereich kein Wetterzug herrschte. Weil die Bauweise von Massivsandstein zu Quaderausbau mit teilweise angebrochener Phonolithplattenabdeckung (Firsthöhe etwa 1,20 m) wechselte und der obere Zugang etwa nur 80 cm hoch war, habe ich dies nicht ausgetestet. An einer Felsenkapelle legte ich eine Frühstückspause ein.
 
An der Straße ging ich danach zum Fahrweg zurück und lief darauf nach Mařenicky (Klein-Mergthal). Dort wanderte ich an der Talstraße weiter abwärts und hielt mich entlang der Straße nach Cvikov. Nach kurzer Zeit zweigte ein unmarkierter geschotterter Forstweg nach rechts ab. Hier konnte ich noch einmal die volle Pracht des herbstlichen Sonnenscheines genießen, bevor es sich leicht eintrübte. Im Verlauf traf ich auf einen blau markierten Wanderweg, der mich zuletzt entlang einer Straße nach Trávník (Glasert) führte. Von dort war es nicht mehr weit nach Naděje (Hoffnung). Am oberen Ende begeisterte mich links des Ortes der filigrane Křížová věž (Kreuzturm/Rabenstein). Ende des 19. Jh. schaffte der Bewohner des letzten Hauses etwa 30 Jahre lang jeden Abend eine Laterne auf den Felsen. Nach seinem Tode wurde dies jeweils zumindest zu Ostern weitergeführt, bis sich der Brauch schließlich verlor. Mit Blick auf den Felsen machte ich eine Mittagsrast. Auf einem unmarkierten Forstweg strebte ich danach bergwärts zur Ruine der Burg Milštejn (Mühlstein). Diese fand erstmals 1343 urkundlich Erwähnung und soll von den Herren von Ronov gegründet worden sein. Der Wechsel an die Berka von Dauba rief die Oberlausitzer Sechsstädte auf den Plan und ein wenig freundschaftlicher Besuch führte 1456 zur Beschädigung der Burg. Wieder aufgebaut, wurde sie noch bis etwa 1580 unterhalten. 1634 führten die Schweden die endgültige Zerstörung herbei. Der im 13. Jh. in der Umgebung begonnene Abbau von Quarzsandstein zur Mühlsteinproduktion wurde hernach intensiviert und führte zum Verschwinden fast aller Burgteile. Um den Felsen herum soll es drei Höhlen geben, von denen ich nur eine auffand. Die augenscheinlich enge Klufthöhle war feucht und bemoost, so dass ich keine Befahrung versuchte. Kurz auf dem rot markierten Weg laufend, lief ich vorbei an Samperův obrázek (Sampers Bildnis) weiter. Dieses erinnert an den Unfalltod des Forstarbeitersohnes Franz Samper aus Hoffnung. Ein unmarkierter asphaltierter Forstweg führte mich abkürzend zur grünen Trasse vom morgendlichen Hinweg. Hier kürzte ich nicht mehr über die getilgte gelbe Trasse ab, sondern trudelte auf dem Hauptweg bis U Jána aus. Als Abrundung besuchte ich noch das schlüpfrige Traumpaar Leptothrix ochracea (Bakterium) und Navicula pelliculosa (Alge) an der wenige Meter entfernten Sirný pramen (Schwefelquelle). Die Heimfahrt erfolgte vorbei an den vom feiertäglichen Massentourismus geplagten Destinationen der Böhmischen und Sächsischen Schweiz. Ich hatte auf meiner heutigen Tour überhaupt keine anderen Wanderer und Ausflügler angetroffen.
 
Die Gehzeit betrug pausenbereinigt 5 h 30 min.
Der Weg im Údolí Hamerského potoka und die Begehung des Mühlgrabens bei Mařenicky haben die Schwierigkeit T2, die übrige Strecke hat die Schwierigkeit T1.
Die Webseite www.luzicke-hory.cz ist eine wahre Fundgrube für Informationen und ist aufwändig mehrsprachig gestaltet.

Tourengänger: lainari


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