Durch die Wüste zu den Nomaden


Publiziert von Delta Pro , 2. Juli 2017 um 09:35.

Region: Welt » Marokko » Sud
Tour Datum:15 Oktober 2001
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 300 m

Erlebnisbericht aus dem Land der Berber in Marokko

Um halb acht stehen wir auf uns geniessen ein Morgenessen nach Berberart. Süsser Minzentee und Fladenbrot, das in Olivenöl oder Konfitüre getaucht wird. Bald marschieren wir los. Unser Freund Mustapha will uns in die Wüste und zu den Nomaden führen. Gleich hinter der Siedlung steigen steile Felswände auf. Auf einem steinigen Pfad gewinnen wir an Höhe. Von einem Felsband aus geniessen wir den Ausblick. Das Dörfchen Ifri – es hat kaum 200 Einwohner – liegt direkt unter uns. Die Oase folgt dem Lauf des Ziz und bildet einen gewundenen tiefgrünen Lebensstreifen am Grunde der Schlucht, die auf allen Seiten von etwa 200 Meter hohen Felswänden eingefasst wird. Durch einen kleinen Nebencanyon steigen wir der Hochebene entgegen. Ab und zu entdecken wir verdorrte Pflanzen, die im Frühling zwischen dem roten Kalkstein wuchsen. Allmählich weitet sich der Blick und wir stehen auf einer steinigen Ebene, die von den scharfen Einschnitten der Canyons unterbrochen wird. Mit Falkenaugen entdeckt man in der Ferne ein Nomadenzelt in der Einöde.

Ohne Eile marschieren wir über die Steinwüste. Mustapha lehrt uns fleissig seine Sprache. Wir versuchen seine Sätze nachzusprechen und die Volklieder nachzusingen.  Vor zwei Tagen hat es geregnet, deshalb hat sich in einer Senke in See gebildet. Aus diesem schlammigen Tümpel scheinen die Nomaden zu trinken. Wir marschieren weiter, bis die Ebene in eine Schlucht abfällt, in die wir hinabklettern. Vor zwei Tagen muss noch ein reissender Strom hier geflossen sein. Dort sind die Felsen weiss und heben sich klar gegen die allgegenwärtigen roten Töne ab. Nun wird es aber Zeit zu den Nomaden zu gehen. Zwei wild bellende Hunde begrüssen uns schon von weitem. Die Köter kommen immer näher und umzingeln uns regelrecht. Mustapha kennt den Trick: Wir setzen uns auf den Boden und tun so, als ob wir die Hunde überhaupt nicht beachten würden. Und tatsächlich legen sich auch die Tiere nieder und lassen uns weiter ziehen. Da taucht in einer sanften Senke, geschützt vor dem Wind, aber doch mit Weitblick, das Nomadenzelt auf.

Nur zwei junge Frauen sind zu Hause; die Männer sind mit den Tieren weggezogen. Ein schwarzes Tuch überspannt den Wohnbereich. Eine Hälfte für die Tiere, die andere Hälfte für die Menschen und all deren Habe, was nicht viel ist. Die Frauen schütteln uns die Hand, ohne uns in die Augen zu blicken, das ist so Sitte. Dann gehen sie wieder demütig hinter das Zelt und bereiten uns einen Tee. Wir dürfen uns auf einen Teppich vor dem Zelt setzen und den Tee geniessen, der auf einem winzigen Tischchen serviert wird. Ein wenig Ruhe tut uns gut. Schliesslich sind wir schon mehr als drei Stunden gewandert. Zum Glück ist es bedeckt; nicht auszudenken, wie warm es hier im Sommer ist!

Durch einen anderen Canyon steigen wir wieder dem Ziz zu. Dieses Tal ist wildromantisch. In weiten Schleifen hat sich der jetzt ausgetrocknete Fluss seine Bahn durch die Kalkschichten gefressen. Senkrechte Felswände wechseln mit kleinen sandigen Ebenen ab. In den Wänden sehen wir auch Höhlen, in denen früher Nomaden gelebt haben. Unvermittelt stehen wir in einem Buschwald. Die Vegetation ist plötzlich sehr dicht. Hier tritt eine Quelle, die immer fliesst, an die Oberfläche. Wir waschen die Hände im kühlen, glasklaren Wasser. An diesem Ort können wir verstehen, wieso die Wüstenbewohner Wasser so lieben. Wir kommen hier mitten aus der kargen Einöde in ein Paradies, einen Garten Eden im wahrsten Sinne des Wortes. Im fruchtbaren Schlamm wachsen alle Arten von Pflanzen und Bäumen.

Leider keine Bilder


Tourengänger: Delta, Xinyca


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