Silberplattenchopf Vl (2128 m): Gesamtüberschreitung


Autoren : ossi

Wegpunkte:  Silberplattenchopf Vl 2128 m (12) 
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Ausrichtung:---

Die Gesamtüberschreitung der Silberplattenchöpf war in grauer Vorzeit eine einigermassen beliebte Tour. Mittlerweile werden vor allem die Köpfe IV bis VI mit Ausstieg auf die Silberplatten überstiegen, die Köpfe I bis III fristen ein einsames Dasein. Der Einstieg befindet sich am Stoossattel, der von den Säntisalpen, der Tierwies oder über Laui-Schrenit erreicht werden kann.

Überschreitung der ersten drei Köpfe:
Die ersten drei Köpfe bieten T6-Gelände, wie es sich der etablierte T6-Wanderer wünscht. Absicherungsmöglichkeiten und Fels mögen den Ansprüchen an eine ordentliche Alpintour genügen: Der Fels ist splittrig sowie teilweise brüchig und abgesehen von zwei Abseilstellen findet man an Absicherung nichts. Mit etwas Spürsinn findet man die einfachste Route, immer wieder helfen auch einzelne Wildspuren weiter.


Der Aufschwung des ersten Kopfes wird nordseitig umgangen, bis ein gut gangbarer Kamin auf den Gipfel führt (T6). Der Abstieg in den Sattel zwischen den Köpfen I und II erfolgt über eine gut gestufte Grashalde (T5).

Die Linie auf den zweiten Kopf lässt sich vom ersten aus gut studieren und es wird schnell klar, dass es eigentlich nur eine gangbare Variante gibt (inkl. kleiner Untervariante;)). Diese allerdings ist insgesamt recht gut zu meistern (knapp T6). Siehe dazu auch die Bilderreihe. Der Abstieg in den Sattel II/III ist dann alles andere als amüsant: Nach einigen akrobatischen Turnübungen im Steilgras beschliesse ich, irgendwo eine Abseilstelle einzurichten. Tatsächlich finde ich an einem Gratzacken in der Verlängerung des Gipfels eine gute Reepschnur, die um den Zacken gelegt ist. Offensichtlich hatten andere dasselbe Bedürfnis.

Der ziemlich grimmige Turm des dritten Kopfes kann vom Sattel II/III aus nordseitig auf Trittspuren umgangen werden. Über Gras und einige Schrofen wird dann der dritte Kopf erreicht (ca. T6). Nun folgt man dem Grat, bis er senkrecht abbricht in die Scharte III/IV. Hier findet man eine überaus rostige Abseilgelegenheit (ein alter Normalhaken, der in der Erde steckt). Nachdem ich erneut einige gymnastische Verrenkungen gemacht habe mit dem Ziel, ohne abzuseilen in die Scharte zu kommen, entschliesse ich mich dann doch  fürs Abseilen (Allfällige Wiederholer nehmen doch bitte einen Normalhaken zur zusätzlichen Absicherung mit und natürlich einen Hammer). Für die Überschreitung der ersten drei Köpfe würde ein 30m-Seil reichen, für die nächsten drei Köpfe braucht man dann ein 50m-Seil.

Notausstieg: Von der Scharte III/IV kann zum Wanderweg abgestiegen werden (Stelle II). Ansonsten lässt sich die Strecke im Grunde in beide Richtungen begehen. Angenehmer dürfte es wohl sein, sich in die Scharte III/IV vorzukämpfen, weil dann im Abstieg abgeseilt werden kann.

Material: ev. Pickel fürs Gras, Seil zum Abseilen und Material zur Verstärkung der Abseilstände (Reepschnur, ev. Normalhaken und Hammer).

Überschreitung der Köpfe IV bis VI mit Ausstieg auf die Silberplatten:
Hier wechselt das Gelände und es erhält mehr WS/ZS-Charakter. Der Fels wird zunehmend fester und es herrscht vornehmlich Felskletterei im II. bis III. Grad vor. Weil dieser Teil der Route öfters begangen wird, findet man einige Bohrhaken und Stände, auch die Abseilstellen sehen schon viel erfreulicher aus. Insgesamt wird das Gelände aber noch ausgesetzter.

Der vierte Kopf wird recht einfach auf Trittspuren überstiegen in die Scharte IV/V (T5). Hier weisen zwei Bohrhaken den Weg zuerst senkrecht über Fels hoch (III), nach wenigen Metern dann leicht links haltend auf ein Grasband. Nun geht's einer herrlich festen Felskante entlang auf den Gipfel (Bohrhaken, II), von wo aus man an guter Abseilstelle acht Meter in den Sattel V/VI abseilt.

Vom Sattel V/VI wendet man sich der Südseite zu, wo zwei Bohrhaken stecken. Durch die Südwand geht's nun hoch auf den Grat (II bis III) und schliesslich über diesen auf den Gipfel (II). Hier seilt man abermals an guter Abseilstelle 22m nach Norden ab. Über einige Blöcke wird der Gipfelaufschwung der Silberplatten erreicht.

Eine markante Rippe führt durch den ganzen Gipfelaufschwung bis zur Silberplatten (ca. 70m). Die ganze Rippe lässt sich in bestem Fels erklettern (unten II+, oben II). Haken habe ich keine gefunden. Es lohnt sich also, etwas Sicherungmaterial mitzunehmen.

Notausstieg: Bis zum fünften Kopf ist es ratsam, in die Scharte III/IV zurückzussteigen. Dank einiger Haken könnte man vom fünften Turm auch abseilen in die Scharte IV/V. Ab der Scharte V/VI ist es wesentlich ratsamer, bis zum Gipfel der Silberplatten weiter zu steigen.

Material: Seil, einige Exen, etwas Klemmaterial und einige Schlingen. Das Topo im Alpinführer ist ausgezeichnet.

Persönliches Fazit: Uups, die Sache war wider Erwarten anspruchsvoller als vermutet. Die Tour ist dank der Geländewechsel sehr abwechslungsreich und wegen der ständigen Abseilerei kommt auch richtiges Expeditionsgefühl auf. Leider hatte ich keine Uhr dabei, schätze die Überschreitung aller Köpfe auf etwa vier bis fünf Stunden.

Tour im Alleingang



T6 WS+ III
T6 III
T6 III
30 Mai 20
Überschreitung Silberplattenchöpf · Bergamotte

Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden