Rund um den Velký (Dokeský) rybník (Hirschberger Großteich)


Publiziert von lainari , 16. September 2015 um 21:34.

Region: Welt » Tschechien » Dokeská pahorkatina
Tour Datum:13 September 2015
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CZ 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 340 m
Abstieg: 340 m
Strecke:18 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto oder Zug der ČD bis Staré Splavy oder Doksy
Kartennummer:1:50.000, KČT Nr. 15 Máchův kraj

Unterwegs im Land der Schlucken II
 
Was ist das untrüglichste Zeichen des Herbstbeginns? Nebel oder kühle Temperaturen? Mitnichten - im Supermarkt stapelt man Weihnachtsware ein!
Den mit schönem Wetter angekündigten heutigen Sonntag nutze ich für eine Tour in den Frühherbst. Dazu fahre ich nach Tschechien ins Dokeská pahorkatina (Hirschberger Hügelland). Saison- und Ferienende versprechen eine ruhige erholsame Runde. Die deutschen Radiosender beglücken den frühen Hörer mit trendigem, deutschsprachigem Jammerlappen-Sprechgesang - von Leuten, die irgendwann mal geträumt haben Künstler zu sein. Bevor ich gänzlich depri werde, bricht zum Glück der Empfang ab und ich habe einen Anlass eine Konserve zu konsumieren. Ich gönne mir was Süßes - Sina mit „Marzipan“. Von der Fernstraße 38 biege ich nach Staré Splavy (Thammühl) ab und erreiche meinen Startpunkt Staré Splavy - parkoviště (Thammühl - Parkplatz), der hinter dem Ort etwas versteckt im Wald liegt. Vom einstigen Großparkplatz ist etwa ein Drittel umzäunt und der verwilderte Rest ist frei befahrbar.
 
Ich setze mich zu Fuß in Bewegung. Am Parkplatzende bestätigt ein Wegweiser das Erreichen des Wanderweges. Eine blaue Markierung leitet mich durch sandigen Kiefernwald und vorbei an einem Niedermoor an eine Bergflanke. Ein blaues Dreieck weist den Weg zum Gipfel des bewaldeten Šroubený (Schraubenberg). Hier soll sich der Legende nach die Burg Rabenstein befunden haben. Ein Halsgraben und ein künstlich aufgesatteltes Gipfelplateau verleihen der Annahme Gewicht. Ich kehre hinunter zum Hauptweg zurück und komme zum Seedamm des Velký (Dokeský) rybník (Hirschberger Großteich) der zu Ehren des tschechischen Romantikers Karel Hynek Mácha heute Máchovo jezero (Mácha-See) genannt wird. Die gesamte Region wird dabei auch als Máchův kraj bezeichnet. Der riesige, vom Robečský potok (Robitzbach) durchflossene See ist eine künstliche Anlage aus dem Jahre 1366. Beim Bau des Dammes soll Kaiser Karl IV. höchstpersönlich Hand angelegt haben. Ob das die putzige Tradition der „Ersten Spatenstiche“ begründete, ist nicht überliefert. Der Abfluss wurde nicht durch den Damm, sondern wie in der Region üblich seitlich daneben durch massiven Sandstein geführt und wird auch Thammühler Schlucken genannt. Talwärts bezog eine Mühle ihr Aufschlagwasser aus dem Felsenkanal, womit der Ursprung des deutschen Namens der Ortschaft Staré Splavy (Thammühl) vollends geklärt wäre. Vor einer recht gepflegten Freizeitanlage pausiere ich am Seeufer, lasse die Beine baumeln und mir den lauen Wind um die Nase wehen. Anschließend durchquere ich den Ort entlang der Hauptstraße. Am Bahnhaltepunkt orientiere ich mich nach einer roten Wanderwegmarkierung. Der Weg führt in einiger Entfernung vom Ufer durch den Wald und passiert auf halber Strecke das Hotel **** „Port“. Am Bahnhof überquere ich die Bahngleise auf einer Brücke und gelange in die Ortslage Doksy (Hirschberg am See). Am Hauptplatz des hübschen Städtchens wechselt meine geplante Route auf eine gelbe Markierung. Diese zeigt mir den Weg aus der Stadt.
 
Der Weiterweg durch sandigen Kiefernwald ist an einigen Stellen mit losem Sand etwas beschwerlich, auf größtenteils festem Untergrund jedoch angenehm zu begehen. Ein mit einem gelben Dreieck markierter Stichweg führt zum Sandsteinfelsen Králův stolec (Königsthron). Es soll eine Stelle sein, die Kaiser Karl IV. als Rastplatz gern aufgesucht hat, wenn er in der Region war. Der Hauptweg bringt mich dann zum Břehyňský rybník (Heideteich). Auch dieser ist eine künstliche Anlage. Über den Erbauungszeitpunkt wird zwar gestritten, aber er sollte sinnvollerweise in Zusammenhang mit der Anlage des Velký rybník gesehen werden. Der Abfluss wurde hier ebenso durch massiven Sandstein geführt und trägt die Bezeichnung Břehyňská průrva (Heidemühler Schlucken). Der See und die Umgebung sind als Ausgleich für die starke touristische Nutzung des größeren Bruders komplett als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Die Siedlung Břehyně (Heidemühl) hat nur sehr wenige Häuser. Dahinter geht es wieder in sandigen Kiefernwald, wo derzeit auch die Heide blüht. Aus der ebenen Landschaft mit Kiefernforsten in unterschiedlichen Wuchshöhen ragen unterwegs unerwartet einzelne, bizarre Sandsteinfelsen hervor. Dann treffe ich erneut auf das Seeufer des Máchovo jezero. Dieses ist hier von Freizeitanlagen gesäumt. Ein mit einem gelben Dreieck markierter Stichweg führt ab der Verzweigung Pod Borným bergwärts und umläuft den Berg auf seinem Sandsteinsockel als schmaler Pfad etwa 50 hm unterhalb des Gipfels entgegen dem Uhrzeigersinn. Eine unmarkierte Steilrampe auf teilweise losem Erdboden führt von Norden in gerader Linie in die Gipfelregion. Der Basaltgipfel des bewaldeten Borný (Bornay) wird dann über eine kleine Blockhalde erreicht. Unmittelbar neben dem Gipfel ist ein Sendemast aufgestellt. Die Aussicht ist mehr als dürftig, doch ich belohne mich hier oben mit einer Mittagsrast. Ein Einheimischer hat sich mit einem Pilzkorb heraufgemüht. Auf Grund der diesjährigen Trockenheit ist auf dem hiesigen Sandboden jedoch nicht mit Pilzen zu rechnen. Er nimmt’s locker und verbucht den Ausflug als Sport. Bei seiner Frage nach der genauen Gipfelhöhe kann ich mit meiner tschechischen Wanderkarte Bonuspunkte holen. Wir verabschieden uns und ich kehre über den Anstiegsweg zum Ringweg zurück. Der Abstieg auf der Steilrampe gestaltet sich äußerst heikel. Unten angekommen vollende ich den möglichen Dreiviertelkreis. Unterwegs sehe ich einen moderater geneigten Fahrweg, der von Westen bis unterhalb des Sendemastes heranführt. Die Karte weiß nichts davon, aber einfach könnte auch jeder…
Am südwestlichen Ende des Ringweges gibt es eine Lichtung mit großartigem Ausblick auf den Máchovo jezero mit der darin liegenden Insel/Ruine Myšlín (Mäuseschloss) und auf die Landschaft Kokořínsko (Daubaer Schweiz). Ich trete den Rückweg an, biege dazu nach wenigen Metern nach links in ein markantes Sandsteintälchen hinunter, steige im Verlauf relativ direkt vom Berg ab und orientiere mich unten im Wald Richtung Ufer. Bevor ich dieses erreiche, halte ich mich rechts und komme auf einem Waldweg zur Zufahrtsstraße der Freizeitanlagen. Hier sehe ich die gelbe Markierung wieder und werde so zurück zum Ausgangspunkt Staré Splavy - parkoviště geführt.
 
Die pausenbereinigte Gehzeit betrug 5 h. Die Schwierigkeit liegt im Großteil bei T1 und im Bereich der Gipfel Králův stolec und Borný bei T2.

Tourengänger: lainari


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