Pik Griebin - Fels- und Eisgrate über der 5000m-Marke
|
||||||||||||||||||
Eine fantastische und abenteuerliche Grattour auf zwei 5000er – ein eindrückliches Erlebnis
Der Nachbargipfel des Frontier Peak mit seinem langen, geschwungenen Eisgrat war uns tags zuvor sofort ins Auge gestochen – wäre er begehbar? Vom Gipfel müsste man eine ideale Aussicht haben und die Machbachkeit von anderen Touren abschätzen können. Leider hatte die Höhe (vielleicht in Kombination mit dem schlechten Wasser) meinen Kollegen komplett ausser Gefecht gesetzt, so dass ich nach einigem hin- und herwälzen im Schlafsack schliesslich alleine losziehe. Ein Alleingang auf einen wilden, undokumentierten 5000er weitab jeglicher Verbindung zur Aussenwelt, das war eigentlich nicht unbedingt mein Ziel. Entsprechend nehme ich mir vor, meine Risikobereitschaft sehr tief anzusetzen und sofort abzubrechen, falls es heikel werden würde.
Die Überschreitung der beiden Gipfel des Pik Griebin hat sich in eine unvergessliche Tour entwickelt, bei der ich wieder und wieder glaubte, aufgeben zu müssen und sich doch immer eine gute Lösung für den Weiterweg fand. Solche Gipfelerlebnisse gehören zum Eindrücklichsten: Ganz alleine mit sich und dem Berg auf einer Route, die nur die absolute Fokussierung zulässt.
Start um 6.40. Nach rund einer Stunde habe ich den Einstieg zur tags zuvor detektierten Geröllrinne erreicht, welche mich in die Nähe des Pik Griebin Ostgrates bringen soll. Schon nach wenigen Metern ist klar: Njet. Ich bin mich vom Bündner Schutt ja einiges gewöhnt, doch dies übertrifft alles – kein Schritt lässt sich machen, ohne dass sich alles langsam kriechend in Bewegung setzt. Ein Aufstieg wäre zwar nicht unmöglich, doch mit meinen Kraftreserven und der noch dürftigen Akklimatisation kaum zu schaffen. Also weiche ich auf eine Felsrippe rechterhand aus. Diese bietet zwar ab und zu feste Tritte, ist aber auch unglaublich brüchig und somit mühsam zu begehen. Sobald sie steiler wird muss ich mich doch mit Geröll zufrieden geben. Leider ist nun nur noch eine schmalere Rinne erreichbar, welche Schritt für Schritt mühsamer wird. Ein paar Meter im abrutschenden Schutt bergauf rennen, dann wieder keuchend verschnaufen. Einen solchen Aufstieg nimmt man schon auf 2000 Metern nur ungern in Kauf, auf Mont Blanc Höhe geht’s aber definitiv an die Substanz. Nach etwa 400 Höhenmetern Schinderei läuft das Geröllcouloir am Schneegrat aus. Ich bin mir über den Weiterweg im Unklaren, da ich nun zu früh, d.h. vor einem mit Türmen besetzten Teil, auf dem Grat angelangt bin. Eine Weile lässt sich im Fels weiterkraxeln, doch wo das extrem brüchige Gestein steiler wird, muss ich passen. Erstaunlich gut kann ich über Fels nach links zurück in die grosse Rinne absteigen. In dieser geht es in vergleichsweise stabilem, grobblockigen Geröll ziemlich angenehm weiter. Nach einigen weiteren kraftraubenden Querungen in der Südflanke erreiche ich den Grat auf ca. 5000 Metern an der angestrebten Stelle wieder. Den ersten Teil der leuchtenden Firnschneide umgehe ich noch im Schutt und montiere anschliessend die Steigeisen. Ohne Probleme geht es auch einen Vorgipfel, eine geräumige Schneekuppe.
Beim Anblick des weiteren Gratverlaufes stockt mir erst einmal der Atem – das war’s dann wohl mit dem Traum vom Gipfel… Mit ein paar rationalen Gedanken mache ich mir klar, dass es so wild nicht sein kann und wage die ersten Schritte auf den rund 100 Meter langen horizontalen Schneegrat, der in wunderschöner Linie zum nächsten Felsturm zieht. Obwohl der Grat schmal ist (rechts eine Blankeis-Flanke, links Wächten) ist die Begehung problemlos und der Firn ist gut gefroren, stabil und bietet den Eisen guten Halt. Wow, das ist Bergsteigen! Beim nächsten felsigen Gratstück hätte der Sportkletterer und Plaisir-Hochtourengänger wohl lauthals geflucht, denn es ist brüchig und ziemlich exponiert. Bei solchen Dingen bin ich aber im Element und schneller als erwartet stehe ich vor dem nächsten Schneegrat welcher sich elegant und steil zum Gipfel aufschwingt. Ist das immer noch save im Alleingang? Des Rätsels Lösung sticht mir sofort ins Auge: Ich klettere links über die Wächte ab und gelange so auf ein gutmütiges gut einen halben Meter breites Felsband zwischen der überhängenden Schneemauer und dem Ende der Südwand. Dieses leitet direkt zum höchsten Punkt – genial! Die Freude und die Erleichterung sind riesengross, die Aussicht unglaublich.
Natürlich hätte ich wieder auf derselben Route absteigen können. Dennoch bin ich erfreut, eine weniger steile Alternative zu sehen: Der Grat scheint sich relativ einfach weiter nach Süden verfolgen zu lassen. Damit ergibt sich die Möglichkeit einer Überschreitung mit anschliessendem Abstieg durch eine am Vortag erkannte Rinne. Vom Gipfel des Pik Griebin I kurz über Geröll hinab, bevor ich im Firn wieder auf die Steigeisen wechsle. Ein fantastischer Gang mit unvergleichlichen Tief- und Weitblicken führt nun über eine schöne, gewellte Schneeschneide, welche nur an einigen Stellen etwas steiler und schmaler ist. Ich komme gut vorwärts und steige schon bald die Schneeflanke zum Pik Griebin II hinauf, dessen Gipfel nach etwas Kraxelei im Fels erreicht wird.
Nachdem ich zurück in den Sattel gestiegen bin, kann ich in die Geröllrinne einsteigen. Das Schneefeld, welches die Nordseite der Rinne besetzt ist pickelhart und wäre nur mit Frontzacken begehbar. Das grobe Geröll erfordert Vorsicht im Abstieg und ist leider nicht sehr rutschfreudig. Dennoch gestaltet sich der Abstieg deutlich freundlicher als erwartet und schon bald stehe ich im grossen Gletscherkessel. Auf Toteis und der Seitenmoräne nehme ich den recht langen Rückweg ins Basecamp in Angriff, wo ich kurz nach Mittag eintreffe.
Der Nachbargipfel des Frontier Peak mit seinem langen, geschwungenen Eisgrat war uns tags zuvor sofort ins Auge gestochen – wäre er begehbar? Vom Gipfel müsste man eine ideale Aussicht haben und die Machbachkeit von anderen Touren abschätzen können. Leider hatte die Höhe (vielleicht in Kombination mit dem schlechten Wasser) meinen Kollegen komplett ausser Gefecht gesetzt, so dass ich nach einigem hin- und herwälzen im Schlafsack schliesslich alleine losziehe. Ein Alleingang auf einen wilden, undokumentierten 5000er weitab jeglicher Verbindung zur Aussenwelt, das war eigentlich nicht unbedingt mein Ziel. Entsprechend nehme ich mir vor, meine Risikobereitschaft sehr tief anzusetzen und sofort abzubrechen, falls es heikel werden würde.
Die Überschreitung der beiden Gipfel des Pik Griebin hat sich in eine unvergessliche Tour entwickelt, bei der ich wieder und wieder glaubte, aufgeben zu müssen und sich doch immer eine gute Lösung für den Weiterweg fand. Solche Gipfelerlebnisse gehören zum Eindrücklichsten: Ganz alleine mit sich und dem Berg auf einer Route, die nur die absolute Fokussierung zulässt.
Start um 6.40. Nach rund einer Stunde habe ich den Einstieg zur tags zuvor detektierten Geröllrinne erreicht, welche mich in die Nähe des Pik Griebin Ostgrates bringen soll. Schon nach wenigen Metern ist klar: Njet. Ich bin mich vom Bündner Schutt ja einiges gewöhnt, doch dies übertrifft alles – kein Schritt lässt sich machen, ohne dass sich alles langsam kriechend in Bewegung setzt. Ein Aufstieg wäre zwar nicht unmöglich, doch mit meinen Kraftreserven und der noch dürftigen Akklimatisation kaum zu schaffen. Also weiche ich auf eine Felsrippe rechterhand aus. Diese bietet zwar ab und zu feste Tritte, ist aber auch unglaublich brüchig und somit mühsam zu begehen. Sobald sie steiler wird muss ich mich doch mit Geröll zufrieden geben. Leider ist nun nur noch eine schmalere Rinne erreichbar, welche Schritt für Schritt mühsamer wird. Ein paar Meter im abrutschenden Schutt bergauf rennen, dann wieder keuchend verschnaufen. Einen solchen Aufstieg nimmt man schon auf 2000 Metern nur ungern in Kauf, auf Mont Blanc Höhe geht’s aber definitiv an die Substanz. Nach etwa 400 Höhenmetern Schinderei läuft das Geröllcouloir am Schneegrat aus. Ich bin mir über den Weiterweg im Unklaren, da ich nun zu früh, d.h. vor einem mit Türmen besetzten Teil, auf dem Grat angelangt bin. Eine Weile lässt sich im Fels weiterkraxeln, doch wo das extrem brüchige Gestein steiler wird, muss ich passen. Erstaunlich gut kann ich über Fels nach links zurück in die grosse Rinne absteigen. In dieser geht es in vergleichsweise stabilem, grobblockigen Geröll ziemlich angenehm weiter. Nach einigen weiteren kraftraubenden Querungen in der Südflanke erreiche ich den Grat auf ca. 5000 Metern an der angestrebten Stelle wieder. Den ersten Teil der leuchtenden Firnschneide umgehe ich noch im Schutt und montiere anschliessend die Steigeisen. Ohne Probleme geht es auch einen Vorgipfel, eine geräumige Schneekuppe.
Beim Anblick des weiteren Gratverlaufes stockt mir erst einmal der Atem – das war’s dann wohl mit dem Traum vom Gipfel… Mit ein paar rationalen Gedanken mache ich mir klar, dass es so wild nicht sein kann und wage die ersten Schritte auf den rund 100 Meter langen horizontalen Schneegrat, der in wunderschöner Linie zum nächsten Felsturm zieht. Obwohl der Grat schmal ist (rechts eine Blankeis-Flanke, links Wächten) ist die Begehung problemlos und der Firn ist gut gefroren, stabil und bietet den Eisen guten Halt. Wow, das ist Bergsteigen! Beim nächsten felsigen Gratstück hätte der Sportkletterer und Plaisir-Hochtourengänger wohl lauthals geflucht, denn es ist brüchig und ziemlich exponiert. Bei solchen Dingen bin ich aber im Element und schneller als erwartet stehe ich vor dem nächsten Schneegrat welcher sich elegant und steil zum Gipfel aufschwingt. Ist das immer noch save im Alleingang? Des Rätsels Lösung sticht mir sofort ins Auge: Ich klettere links über die Wächte ab und gelange so auf ein gutmütiges gut einen halben Meter breites Felsband zwischen der überhängenden Schneemauer und dem Ende der Südwand. Dieses leitet direkt zum höchsten Punkt – genial! Die Freude und die Erleichterung sind riesengross, die Aussicht unglaublich.
Natürlich hätte ich wieder auf derselben Route absteigen können. Dennoch bin ich erfreut, eine weniger steile Alternative zu sehen: Der Grat scheint sich relativ einfach weiter nach Süden verfolgen zu lassen. Damit ergibt sich die Möglichkeit einer Überschreitung mit anschliessendem Abstieg durch eine am Vortag erkannte Rinne. Vom Gipfel des Pik Griebin I kurz über Geröll hinab, bevor ich im Firn wieder auf die Steigeisen wechsle. Ein fantastischer Gang mit unvergleichlichen Tief- und Weitblicken führt nun über eine schöne, gewellte Schneeschneide, welche nur an einigen Stellen etwas steiler und schmaler ist. Ich komme gut vorwärts und steige schon bald die Schneeflanke zum Pik Griebin II hinauf, dessen Gipfel nach etwas Kraxelei im Fels erreicht wird.
Nachdem ich zurück in den Sattel gestiegen bin, kann ich in die Geröllrinne einsteigen. Das Schneefeld, welches die Nordseite der Rinne besetzt ist pickelhart und wäre nur mit Frontzacken begehbar. Das grobe Geröll erfordert Vorsicht im Abstieg und ist leider nicht sehr rutschfreudig. Dennoch gestaltet sich der Abstieg deutlich freundlicher als erwartet und schon bald stehe ich im grossen Gletscherkessel. Auf Toteis und der Seitenmoräne nehme ich den recht langen Rückweg ins Basecamp in Angriff, wo ich kurz nach Mittag eintreffe.
Hike partners:
Delta
Minimap
0Km
Click to draw, click on the last point to end drawing
Comments