Yosemite / Tuolumne Meadows - im Klettereldorado


Publiziert von Janine , 21. November 2008 um 18:29.

Region: Welt » United States » California
Tour Datum:17 August 2006
Wegpunkte:
Geo-Tags: USA   Yosemite National Parc   US-CA 

20.08.06, Tuolumne Meadows, Yosemite Nationalpark: Seit ein par Tagen bewegen wir uns im Hochplateau des Yosemite. Herrliche Landschaften mit Wiesen, Bächen und blauen Seen, eingebettet von riesigen Granitdomen. Absolut bezaubernd! Die Nächte sind kühl, und wir müssen uns warm anziehen (5° am frühen Morgen). Auf dem Porcupine-Campground gabe es schon 2 x Bären-Alarm. Adi hat dem Bär mit der Taschenlampe ins Gesicht gezündet. Alles an Food und Düften, muss in den Bear-Locker rein - sonst kommt der Bär (KEIN WITZ!). Zum Klettern haben wir ebenso super Routen gefunden. Adi machte bis jetzt immer den Lead, ich getraute mich nicht mehr voraus, es scheint auch hier mit der Bewertung wieder etwas schwieriger zu sein. Jedoch bin ich viel sicherer geworden und klettere das Meiste ohne grosse Zaudern nach. Trad-Klettern ist einfach schön, finden wir beide. Und meine neuen Red-Chilli-Kletterfinken sind nämlich auch super als die versohlten Mythos.

Vor 2 Tagen fuhren wir das 1. Mal ins Valley. Ich war seit Wochen in Vorfreude,  den El Capitan zu sehen, und auch den Half Dome. Oft habe ich schon Bilder gesehen und von den bekannten Big Walls gelesen. Warum auch immer Horden von Menschen mit Fernrohr und Kamera in die berühmten Felsen gaffen, obwohl sie wohl noch nie in ihrem Leben eine Seillänge geklettert sind? Man muss es selbst gesehen haben, um die Faszination dieser Monoliten zu verstehen. Mich jedenfalls hat El Capitan voll und ganz in seinen Bann gezogen - und ich verbrachte viele Stunden dazu, das Geschehen rund um am El Cap zu beobachten und kennen zu lernen. 

 

31.08.06, Oceano, Kalifornien - Unser Van muss in den grossen Service. Wir besuchen unseren Schweizer-Freund René, er macht bei unserem Van einen kurzen Eingriff, und das Wägelchen ist  wieder flott für die nächsten Meilen. Gleichzeitig checken wir das geshippte Windsurfmaterial aus Hood-River. Voller Erwartung und Freude, entpacken wir die neuen Segelchen, Masten, Gabelbäume, und huuups - die Jungs haben doch glatt einen Fehler gemacht uns uns Skinny-Extensions geliefert. Ab die Post...zurücksenden, und bitte richtig senden....schon bald wollen wir dann nach El Yaque zurück.

Eine Woche waren wir bereits im Yosemite Valley am klettern. Ein-zwei Risse waren  zum schreien, der Rest war wirklich schön. El Capitan ist imposant, die Wände sind der Wahn! Mal eine Big Wall zu klettern...why not...ein Projekt für später.
 
Auch Röschu und Stefu sind aus der Schweiz ins Valley angereist und wir weihen sie fürs erste kurz in die Infrastruktur ein. Da im Camp 4 (DER Klettercampground), eine 7-Tage-Regelung bis 15.9. besteht, müssen wir uns etwas einfallen lassen. Der Auto-Service in Kalifornien, mit einem Abstecher San Francisco, lässt sich so gut einschieben.

03.09.06: Nach dem Abstecher zum Auto-Service, besuchten wir San Francisco. Adi ist stark erkältet und in der Stadt bläst ein unsympathischer Wind. Wir spazieren durch China-Town zur Fisherman's Warft und fahren mit der Cable Car zurück. Natürlich auch die berühmte Zig-Zack-Strasse haben wir gesehen. Irgendwie fehlt mir aber für mehr die Stadt-Laune. Die Autofahrerei war ermüdend. Einmal mehr bereiteten wir uns NICHT auf das Reiseziel vor. So suchten wir die Zufahrt für den Campground vor San Franciso noch um halb elf Uhr nachts. Beide k.o. und Adi krank im Auto. In ein stinkiges Motel zu gehen, habe ich aber auch keinen Lust. Also, wird gesucht, bis wir den idyllischen Patz endlich finden und in tiefen Schlaf sinken. So drauflos zu fahren macht ja schon Spass - manchmal gehts aber auch an die Nerven, wenn dann gerade in diesen Momenten kein einziger Campground mehr kommt, wenn man ihn so nötig hätte. Und sonst, findet man sie wie Sand am Meer in der Gegend..

Nun sind wir aber wieder zurück im Valley. In 2 Tagen wollen wir zusammen mit Röschu und Stefu die Snake Dike auf den Half Dome klettern - hier ein par Texte aus dem Topo:

Approach
The 6-mile approach gains about 2500 feet
of elevation and is extremely strenuous.
Start early and plan for at least 3 hours of
hiking.
A dramatic setting with clean and exposed
climbing qualifies Snake Dike as one of the
most glorious moderate climbs on the
planet. The long and aesthetic approach
will take you past two beautiful waterfalls,
through the backcountry and past an
isolated lake to the southwest toe of Half
Dome. The route climbs an 800-foot
salmon-colored dike that wanders up the
dramatic southwest face of Half Dome. The
combination of a 6-mile hike to the base,
eight pitches of climbing, and a 9-mile
descent back to the Valley makes for a full
adventure and may require more than one day.

07.09.06: Tuolumne Meadows. Ein Ruhetag. Die letzten 2 Tage machten wir also diese Snake Dike. Der Zugang ins "Basiscamp" dauerte Stunden und war umso strenger mit laufender Nase, Halsweh und röchelndem Husten. Der ganze Gerümpel wie Klettermaterial, Zelt, Essen, Schlafsäcke usw. mussten wir heraufschleppen. Am ersten Tag wanderten wir bis zum Campground im Little Yosemite-Valley, Dauer ca. 4 Std. - und alles bergauf. Ich schlief kaum, die Mättelis sind einfach zu dünn und nicht für solche Expeditionen gemacht. Um 05.00 morgens standen wir auf, assen ein einfaches Zmorge und machten uns auf den Zustiegsweg zur Route. Der Weg führte über Felsbänder und Gestrüpp, und nach gut 2 Stunden waren wir endlich am Fuss des Half Doms. Die Kletterei war einfach und führte einer Dike entlang. Lange Runouts (unabsicherbare Strecken bis 30 Meter), waren normal und man darf sich hier keinen Fehler leisten. Ca. in der Mitte des Half Doms war die Route zu Ende, den Rest keuchten wir zu Fuss bis zum Top hinauf.

Es war schön, da oben zu sein - und vorallem, einen Teil davon zu klettern. Der Abstieg führt über eine Art Klettersteig, gesichert von Stahlseilen. Sehr steil, bis senkrecht und rutschig, muss man sich an die Seile halten, um hinabzusteigen. Dies ist der letzte Teil, des Half-Dome Trails, welche von Wanderer bezwungen wird, um AUF den Half Dome zu kommen.  Ich wunderte mich echt, so ungefährlich ist das Ganze nicht. 

Zurück auf dem Campground (ca. 3 1/2 Stunden), packten wir unsere Sachen zusammen und machten uns auf den letzten Teil der Strecke auf. Bis hinunter ins Valley schlotterten wohl allen ein wenig die Beine. Ich war wirklich k.o. und Adi krachte auch schier unter der Rucksacklast zusammen. Ich war echt dankbar, dass er den grössten Teil des Gepäcks gebuckelt hat - ich war einfach zu wenig gesund. Ein 14 Stunden-Trip ging zu Ende und wir freuten uns auf eine warme Dusche und dann aufs Schlafen gehen. Das Camp 4 war leider wieder full... Pech für uns. Nochmals 1 1/2 Stunden Autofahren und beide gereizt von der Müdigkeit... fuhren wir hinauf zur Tioga Road auf den  Porcupine Camp. ENDLICH: alle Lichter löschen und pfuuse, - schlafen ist einfach schön. 

18.09.06: Camp 4, Yosemite. Auf der Campsite 7 hausen wir seit 2 Wochen. WIR, das sind inzwischen Röschu + Stefu, Rini + Bütz, Tom-Jonas-Max, Adi und ich. Es hat sich ein Schweizer-Corner gebildet. Es dreht sich hier nun fast alles um Big Wall, technische Hilfsmittel, Haul-Bags und Portaledges sind alltäglich zu sehen, UND;es werden viel +Schäume+ (=Bier) getrunken nach den heissen Kletterpartien. Eigentlich sollte man unsere Abend-Runden verfilmen. So vieles wird geredet, erzählt, empfohlen, verbessert und korrigiert, annulliert od. geplant. Jeder hat seine Idee und jeder erlebt es anders. Jeder hat schon im Mountaineering-Shop eingekauft: da gab es z.B. eine Slick-Line von Adi, Leiterlis und Grigris und so komisches Hakenzeug bei Röschu + Stefu (Cam-Hooks, Bad-Hooks, Talon), Schlingeli hier und Schlingeli dort, FAZIT: das Big Wall Fieber ist ausgebrochen! Den einen gefällt das "mechen" mit Hilfsmitteln, andere wollen dann doch lieber clean mit Füssen und Händen klettern, andere meinen eine Big Wall möglichst frei klettern zu sei schneller, während andere das abstreiten, und Erfahrene berichten das wohl einzig Zählende von Big Walls: Es hat nix mit Klettern mit Händen und Füssen zu tun. Das Meiste wird mit technischen Hilfsmitteln geklettert. 

Adi und ich sehen das dann auch mit eigenen Augen. Wir begleiten Jonas, Max und Thomas zum Einstieg ihrer BIG-WALL, welche in einem technisch sehr schwierig absicherbarem Niveau liegt. Alle drei sind sehr erfahrene langjährige Kletterer und ein eingespieltes Team. Ich denke, auch das zahlt sich in einem solchen Abenteuer entscheidend aus: dass die Chemie untereinander stimmt. Die drei hoben am 21.09. vom Boden ab, und wollen in etwa 6 Tagen zurück sein. 6 Tage ohne festen Boden, ohne bequemen Stuhl, ohne einem richtigem Bett - hängen und mechen sie die Wand hoch. Kein Masseur, kein Mentaltrainer, kein Coach, kein Koch - wie bei all den Spitzensportlern ist dabei - nö, das machen sie alles selbst. Ausgesetzt bei  Hitze und Wind, das kommt noch dazu. Respect guys

Wir erleben, wie sich Kletterer aus aller Welt im Valley ansammeln und anfreunden. Es herrscht eine einzigartige Atmosphäre auf dem Camp 4


Bis 25. September 06 kletterten und rockten wir abwechslungsweise im Valley und oben auf dem Hochplateau des Yosemite. Für mich war es eines der schönsten Klettergebiete, mit vielen spannenden Begegnungen im Camp 4, umgeben von Top-Climbern aus aller Welt,  und überhaupt inmitten dieser wunderschönen Natur. Man muss diesen Ort und seine Plätze selbst mal erlebt haben..wenn frühmorgens um 03.00 ein Freudengeschrei übers Camp 4 geht, wenn wieder eine Big-Wall-Gruppe zurück kommt und seinen Erfolg lautstark verkündet, wenn Du nachts aufwachst und ein Lärm hörst den Du nicht einordnen kannst - und dann schaust Du aus dem Zelt: 2 Meter vor mir räumt ein riesiges Bären-Exemplar den Food aus dem Locker  - weil die Japaner nicht gut abgeschlossen haben - , wenn die Sonne morgens das Camp erwärmt, die Materialschlachten bei Big-Wall-Vorbereitungen, die Nervosität und Vorfreude, die Enttäuschungen, die Bobos und Schrunden vom Rissklettern, der lieblich-schlängelnde Yosemite-Fluss, die vielen gehetzten Touris, die warme Dusche im Curry-Village, die unendlich vielen Routen.... 
 


Tourengänger: Janine


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