UNESCO-Welterbe Stockholm

Die Lage Stockholms ist das eher zufällige Ergebnis eines tektonischen Vorgangs, der sich "Postglaziale Landhebung" nennt. Mit dem Abschmelzen der Eismassen vor rund 10'000 Jahren wurde Skandinavien leichter und begann sich deshalb zu heben. 

Durch diese Hebung, derzeit noch gut 2 cm pro Jahr, wurde der Mälar-See, vorher ein Arm der Ostsee, vor knapp 800 Jahren vom Meer abgeschnitten. Dadurch konnten die Wikinger mit ihren Schiffen den bisherigen Warenumschlagsplatz Birka auf der Insel Björkö nicht mehr anlaufen und brauchten einen neuen. Den sie dort bauten, wo sich das Wasser des Mälaren in die Ostsee ergiesst - das heutige Stockholm.

 

In und um Stockholm gibt es die UNESCO-Weltkulturerbestätten Schloss Drottningholm, die Wikingersiedlungen Birka und Hovgården und die Friedhofanlage Skogskyrkogården. Das Weltnaturerbe Schären(-inseln) Höga Kusten liegt weiter nördlich, obwohl vor Stockholm ebenfalls geschätzte 30'000 solcher Inseln liegen.

 

Das Stadtgebiet ist riesig, trotzdem sind die meisten Sehenswürdigkeiten vom Bahnhof Centralen aus zu Fuss oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln leicht erreichbar. Für den öffentlichen Verkehr ist eine Zeitkarte empfehlenswert. Sie sind günstig und gelten auf der U-Bahn (Tunnelbahn), der S-Bahn (Pendeltåg), den Bussen, der neuen Tramlinie und einigen Fähren.

 

Schloss Drottningholm (Drottning = Königin, Holm = Insel) ist eine barocke Anlage mit einem riesigen Park im französischen Stil. Verglichen mit zeitgenössischen Anlagen in Zentraleuropa ist das Schloss nicht besonders gross, viele seiner Räume wirken sogar ausgesprochen heimelig. Das Besondere daran sind zwei Gebäude ausserhalb, das chinesische Schlösschen (Kina slott) am Ende des Parks und das Theater (Drottningholms slottsteater).

Seit 1982 wohnt die schwedische Königsfamilie in einem Seitenflügel.

 

Skogskyrkogården (Skog = Wald, Kyrka = Kirche, Kyrkogård = Friedhof) ist ein park-ähnlicher Friedhof im Süden der Stadt. Speziell daran ist, dass er in den 20er-Jahren als Einheit geplant und erstellt wurde. Zu sehen gibts wenig. Schön fand ich, dass gleich nach dem Eingang das Krematorium mit den nur wenig getarnten Hochkaminen gebaut wurde - ein modernes Memento mori.
Auf dem Meditationshügel vis-à-vis wurde bei meinem Besuch weniger meditiert als Vorarbeiten für den Friedhof-Nachschub getroffen - es scheint ein beliebter Platz für Liebespärchen zu sein.

 

Birka und Hovgården sind eher abgelegen und nur per Schiff erreichbar. Es sind Ausgrabungsstätten; die Siedlung Birka und der Herrensitz auf Hovgården verfielen ab dem 12. Jhd., und da es Holzbauten waren, blieb wenig übrig. Allerdings sind die Funde und Erkenntnisse gut aufgearbeitet.

 

Meine Stadtspaziergänge führten mich u.a. nach Gamla Stan, zum historischen Museum, zum Rathaus (Stadshus) und, mittels Djurgarden-Fähre, zum Vasamuseum.

 

Gamla Stan, das historische Stadtzentrum, hat neben ein paar schönen Gassen und Häusern ein monströses Schloss (Kungliga Slottet), das zwischen 1692 und 1754 anstelle der abgebrannten Festung Tre Kronor errichtet wurde. Das Haus hat über 600 Zimmer, darunter einige prunkvolle Säle; einige Spezialausstellungen (zB. die Schatzkammer mit den Kroninsignien) sind sehenswert.

 

Die ständigen Ausstellungen im historischen Museum sind didaktisch modern aufgebaut, wenn einem auch die etwas penetranten "Gutmenschen"-Anmerkungen mit der Zeit leicht auf den Geist gehen. Sehenswert ist vor allem die vorgeschichtliche und die Wikinger-Abteilung.

 

Im Vasamuseum ist das 1628 gesunkene und 1961 gehobene Kriegsschiff ausgestellt. Das Schiff selber ist eindrücklich, interessant sind aber vor allem die darum herum thematisch aufgebauten Erläuterungen. 

 

Der absolute Höhepunkt für mich war das Stadshus. Das rote Gebäude mit dem markanten Turm dient für Stockholm als Bild-Symbol mit hohem Wiedererkennungswert. Zwischen 1911 und 1923 erbaut, ist es Sitz von Regierung und Parlament der Stadt. Ausserdem finden viele Festakte hier statt, so auch die Verleihung der Nobelpreise jeweils am 10. Dezember. Was von den Geladenen einiges an Härte abverlangt: Die meisten Säle des Gebäudes können kaum beheizt werden.

Gebaut wurde es in einem historizierenden Stil, ein Mix aus Burg, Schloss und venezianischem Palazzo. Die Backsteine liess man in einer Grösse herstellen, wie sie im Schutt der mittelalterlichen Tre-Kronor-Festung gefunden wurden. Deren Oberfläche wurde für die Wände des zweiten Innenhofs, der 'Blauen Halle', sogar einzeln behauen, damit sie älter aussehen.

 

Der Turm ist 106 m hoch, die dafür verbauten 2.5 Mio. Backsteine wiegen rund 24'000 t. Die Aussicht von der Plattform über die Stadt ist eindrücklich.

Der repräsantivste Raum ist der Goldene Saal (Gyllene salen), der vollständig mit Gold-Mosaiken ausgekleidet ist, die von einer byzantinischen Bildsprache inspiriert sind. An der fensterlosen Nordwand ist eine friedensstiftende "Königin des Mälarsees" dargestellt, eine passende Sage musste nachträglich dazu erfunden werden.

 

Stockholm ist eine äusserst fussgängerfreundliche Stadt mit vielen Parks und Gärten, Sehenswürdigkeiten und endlosen Uferlinien - ideal für Stadtwanderer.

Irènes Hotyoga-Blog über Stockholms Studios 1, 2, 3, 4, 5 und 6.