Radtour ins Vogelschutzgebiet Gülper See und zu Fuss auf den Kossätenberg


Publiziert von ABoehlen , 19. Oktober 2008 um 17:27.

Region: Welt » Deutschland » Norddeutsches Tiefland
Tour Datum:27 September 2008
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Mountainbike Schwierigkeit: L - Leicht fahrbar
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   Havelland   Ländchen Rhinow 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 50 m
Abstieg: 50 m
Strecke:Rathenow – Hohennauen – Parey – Gülpe – Prietzen – Wolsier – Spaatz – Kossätenberg – Wassersuppe – Hohennauen – Rathenow
Zufahrt zum Ausgangspunkt:RE2 von Berlin nach Rathenow
Unterkunftmöglichkeiten:Restaurant & Pension «Zur alten Stadtmauer» in Rathenow.
Kartennummer:Topographische Freizeitkarte 1:50’000 «Naturpark Westhavelland Nord» oder Topographische Karte DDR 1:50’000: N-33-109-C Havelberg / N-33-109-D Rhinow / N-33-121-B Rathenow

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Für einmal steht auf dieser Tour das Radfahren im Vordergrund. Dies ist ohnehin die idealste Variante, um das Havelland zu erkunden. Die Infrastruktur ist hervorragend. Während man sich hierzulande als Radfahrer bisweilen wie ein Störfaktor vorkommt, der bestenfalls geduldet wird, ist man auf 2 Rädern in und um Rathenow stets willkommen. Gehsteige sind fast immer mit einem Radstreifen versehen, oder dieser findet sich am Strassenrand. Bei Überlandstrassen ist oft sogar ein eigener Radweg vorhanden. Kurz: Mitten im Autoverkehr ist man hier fast nie unterwegs.

Wir folgen der Bundesstrasse 102 nordwärts, welche einen der besagten Radwege aufweist. Dichter Nebel umhüllt uns, der sich hartnäckig bis in die Mittagsstunden hält. In Hohennauen biegen wir auf das schwach befahrenen Strässchen ab, welches ins 70-Seelen Dörfchen Parey führt; leicht erhöht, einsam am Ufer der Havel gelegen. Vor dem Bau dieser Strasse, d.h. bis ins 19. Jahrhundert, war Parey oft von der Aussenwelt abgeschnitten, denn die Verbindungen nach Gülpe und Wolsier sind bei hohem Wasserstand nicht passierbar. Zur Zeit sind die Pegel der Flüsse aber tief, und so können wir ohne Probleme Richtung Gülpe weiterfahren. Es folgt nun einer der für diese Gegend typischen Plattenwege, dessen Befahren sich etwa gleich anfühlt, wie mit dem Auto auf der A1 zwischen Härkingen und Rothrist.

Von Gülpe an führt uns der «Storchenrundweg» an den Gülper See, früher auch Prietzener See oder Pretzimar genannt. Es ist dies eines der bedeutendsten Durchzug-, Rast und Überwinterungsgebiete für Wasservögel in Mitteleuropa und tatsächlich wimmelt es von Vögel aller Art, die sich im allmählich sich lichtenden Nebel gut beobachten lassen. Das ganze Gebiet um den See ist Naturschutzgebiet und darf nicht betreten werden, jedoch kann man vom Deich nahe der Strasse den See ausgezeichnet überblicken. Am Pt. 26.9 gibt es ausserdem einen Beobachtungsturm.

An der alten Bockwindmühle vorbei erreichen wir Prietzen, von wo unsere Route dem Kienberg entlang nach Wolsier führt. Dort biegen wir ostwärts ab und erreichen durch den Wald Spaatz, wo alte Flügelsignale einsam in den Himmel ragen. Der Verfall der ehemaligen Städtebahn stimmt wie schon in Rhinow auch hier bedenklich…

All diese kleinen Orte, deren Aussehen sich in den vergangenen Jahrzehnten kaum verändert hat, sind heute keine eigenen Gemeinden mehr, sondern haben unter dem neuen Namen Havelaue fusioniert.

Am Pt. 32.5 steigt links ein Sandweg in das Rhinower Ländchen hinauf. Wir lassen die Räder stehen und gehen zu Fuss weiter. Einsame, lichte Kiefernwälder dominieren das Landschaftsbild. Jetzt im hellen Sonnenschein bieten sie ein herrliches Bild. Nach etwas über einem Kilometer kommt links der Kossätenberg ins Blickfeld, dessen 72.5 m hoher, flacher Gipfel weglos über ein gewelltes Plateau erreichbar ist. Ein hölzernes Dreieck markiert den Messpunkt. Weit schweift von hier der Blick: Im Norden erhebt sich über dem Gespensterwald die ruhige Linie der Rhinower Berge mit dem charakteristischen Funkturm; nach Süden lassen sich die Silhouetten von Bismarck- und Kirchturm von Rathenow am Horizont ausmachen.

Unter einem Kossäten versteht man übrigens einen Bauern, der als Freier oder Halbfreier abhängig von einem Grundherrn war; etwas das es vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert gegeben hat.

Zurück an der Strasse geht setzen wir die Tour wieder auf 2 Rädern fort. Nächstes Ziel ist der rund 100 Einwohner zählende Ort Wassersuppe. Dazu lesen wir im Rathenower Wanderbuch Nr. 3 von 1908:

Der sonderbare Name Wassersuppe, der wohl stets eine gelinde Wirkung auf die Lachmuskeln ausüben wird, ist aus dem älteren Wort Watersip verstümmelt. Hinter dem Dorfe im Rhin, der Witzker und Hohennauener See verbindet, befand sich ein Wehr, durch welches das Wasser 'sieperte'. Die gegenwärtige Form des Namens indes – nomen est omen – bezeichnet nicht übel die Lage des Ortes zwischen Wasser und Sumpf.

Auch Wassersuppe ist heute keine eigene Gemeinde mehr, sondern bildet zusammen mit den Nachbarorten die Gemeinde Seeblick.

Auf der gepflästerten Strasse rumpeln wir durch die ausgestorben wirkende Hauptstrasse, die später in einen Feldweg übergeht, der dem Nordufer folgt. Der Kontrast zum Gülper See könnte nicht grösser sein: Dort ein geschütztes Vogelparadies, hier ein See, auf dem sich Boote aller Art tummeln. Aber trotz Ferienhäusern und Freizeitbooten ist die Gegend weit davon entfernt, überlaufen zu sein, auch an einem Wochenendtag wie heute.

In Hohennauen schliesst sich der Kreis. Für die letzten ca. 7 km benutzen wir wieder die Bundesstrasse 102, zurück nach Rathenow, wo diese Radtour nach 47 km ihr Ende findet.

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Tourengänger: ABoehlen, Stini


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