Lafjellet (1161 m)


Publiziert von Curi , 19. August 2014 um 22:40.

Region: Welt » Norwegen
Tour Datum:10 August 2014
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: N 
Zeitbedarf: 5:15
Aufstieg: 830 m
Abstieg: 830 m
Strecke:9 km

Sonntagnachmittag - ruhig angehen lassen oder was unternehmen? Natürlich letzteres! Fast direkt gegenüber unserem Quartier erhebt sich ein Berg mit zwei Gipfeln, einem flacheren und einem spitzen: Lafjellet und Høgenyken. Wanderweg gibt es zwar keinen, aber Martin (der andere Martin) war vor zehn Jahren schon einmal mit einer Gruppe auf dem Lafjellet und hat Lust auf eine Wiederholung.


Unterhalb der beiden Gipfel liegt ein Kar, dessen Wände von unten gesehen einen sehr steilen Eindruck machen. Die Ostflanke links daneben hat zwar auch eine ordentliche Steigung und enthält ein paar Felsriegel, aber keinen, der über die gesamte Breite reicht. Für den Aufstieg peilen wir also direkt den Rand des Kares an. Zuerst gilt es aber noch, den Gürtel von Krüppelbirken zu durchqueren, der sich zwischen der Straße und dem eigentlichen Berg erstreckt; zwei geröllige Bachbetten in nur wenigen Metern Abstand sind als zusätzliche Hindernisse eingebaut. Nun, den einfachsten Durchstieg haben wir zweifellos nicht gefunden, aber mit etwas Handarbeit gelangen wir doch oben hinaus ins freie Gelände. Ab jetzt wird es richtig steil und strapaziös!


Immerhin: Die Aussicht wird bei jedem Blick zurück besser und besser, und irgendwann ist die erste Stufe geschafft. Für ein paar hundert Meter lässt es sich nun schon beinahe wieder angenehm gehen, ehe der letzte Gipfelaufbau wartet. In diesem Abschnitt hat man auch einen besseren Blick in das Kar, und da fällt eine leichte Schräge auf, die sich quer durchzieht und auf die Fortsetzung des Bergrückens führt, von dem aus dann ein Stück weiter östlich eine Schipiste samt Liftanlage abgeht. Nur direkt am Einstieg sieht es für wenige Meter etwas kniffliger aus, und Martin fällt jetzt auch wieder ein, dass er beim letzten Mal wohl auf dieser Route abgestiegen sein muss. Das nehmen wir uns also wieder so vor.


Erst will aber noch die etwa 200 Meter hohe Geröllpyramide bezwungen werden, auf der der große Gipfelsteinmann steht. Noch einmal ist volle Konzentration gefordert, denn man sieht es kaum einem Stein auf den ersten Blick an, ob er beim Betreten halten wird oder ins Rutschen kommt. Grundsätzlich gilt: Je größer der Stein, desto sicherer. Spätestens hier steht für mich fest, dass diese Tour zu den anstrengendsten überhaupt gehört, die ich bisher unternommen habe, obwohl sie ja in der Summe der Höhenmeter hinter den meisten in den bayerischen Alpen deutlich zurückbleibt. Nun, umso größer ist dann auch das Gipfelglück. Im Gipfelbuch, einem fleckigen Oktavheft in einem Schraubglas, versteckt in einem Steinhaufen, hinterlassen wir den sechsten Eintrag für 2014. Martin findet sogar seinen letzten von 2004 wieder, das Heftchen ist erst halb voll.


Wegen der fortgeschrittenen Tageszeit machen wir uns schon nach einer halben Stunde wieder auf den Weg. Da fährt mir noch im Abstieg vom Geröllkegel plötzlich ein Krampf in den linken Oberschenkel, so etwas hatte ich noch nie. Muss wohl bergauf zu lange nichts getrunken haben. Ich muss mich wieder hinsetzen und versuche, den Muskel locker zu klopfen. Leichte Verzweiflung kommt auf, aber irgendwann geht es gottseidank wieder, auch danach kehrt der Krampf nicht noch einmal zurück.


Wir finden richtig die schrofige Einstiegsstelle ins Kar, verpassen dann aber die von mir angedachte schräge Querung, stattdessen steigen wir einfach irgendwie weiter abwärts. Tatsächlich geht das einfacher, als es aussah; Kontakt mit blankem Fels lässt sich eigentlich durchgehend vermeiden, es findet sich immer ein grasiger Durchschlupf. Erst das allerletzte Stück wird doch so steil, dass ich dafür die "Rutschbahntechnik" bevorzuge. Dann erreichen wir den Boden des Kars. Nur sind wir jetzt schon ein ganzes Stück zu tief, um bequem zur Schipiste hinüberzuspazieren. Immerhin stoßen wir auf einen Trampelpfad, der ungefähr in unsere Richtung führt, vielleicht aber auch nur von Schafen hinterlassen wurde. So gelangen wir wieder an den oberen Rand des "Gemüsegürtels"; unsere Lust, uns da ein zweites Mal durchzukämpfen, hält sich in engen Grenzen. Da entdecke ich an einer der Birken einen Stofffetzen, und tatsächlich: Hier beginnt ein eindeutig von Menschen begangener und freigehaltener Steig talwärts. Ich glaube schon, doch noch auf einen offiziellen Wanderweg gestoßen zu sein, aber da macht mir das offenbar etwas exzentrische Verhältnis der Norweger zu Wegen im allgemeinen dann doch einen Strich durch die Rechnung. Nach einer größeren Lichtung gibt es wieder keine erkennbare Fortsetzung mehr. Wir entscheiden uns für eine etwas breitere Schneise, und als auch die endet, sind es nur noch hundert etwas dichter bewachsene Meter bis zu dem Mobilfunkmast, den wir schon am Anfang von der Straße aus gesehen haben. Das letzte Stück können wir einer Traktorspur folgen, dann sind wir endgültig unten. Das Abendessen ist inzwischen zwar eigentlich vorbei, aber die anderen haben uns zum Glück genug übriggelassen. Schön war's doch!

mit auf Tour: Martin K.


Tourengänger: Curi


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