Sarek- Durchquerung


Publiziert von hikrchris , 2. Juli 2014 um 22:32.

Region: Welt » Schweden
Tour Datum:28 Juli 2013
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: S 
Zeitbedarf: 4 Tage
Strecke:Suorva - Aktse
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Vom nördlichen Kungsleden kommend bis nach Vakkotavare. Von dort aus ca.5 km bis Suorva getrampt. Und von dort aus durch den Stora Sjöfallets-NP ins Sarek gewandert.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:von den Hütten in Aktse knapp 20 km zu Fuß ostwärts bis zum nächsten Wanderparkplatz. Von dort aus wieder in die Zivilisation getrampt.
Unterkunftmöglichkeiten:Zelt
Kartennummer: BD 10 Sareks nationalpark

Im Sommer 2013 zog es mich in die Weiten Lapplands, genauer gesagt zu einem Abschnitt des nördlichen Kungsledens, sowie anschließend in den nahezu weglosen Sarek-Nationalpark. Im Folgenden werden nur die 4 Wandertage beschrieben, die ich im Sarek- und im angrenzenden Stora-Sjöfallets Nationalparkverbrachte. Über den Kungsleden gibt es schließlich genug Infos!

Nachdem ich mich also von Nikkaluokta bis nach Vakkotavare fünf Tage lang auf dem Kungsleden eingewandert und unterwegs noch schnell den Kebnekaise bestiegen hatte, beschloß ich nun auch noch einen Teil des Sarek-Nationalparks zu durchqueren.
Wenige Kilometer südöstlich von Vakkotavare gelangt man zum Wanderparkplatz Suorva, von wo aus man auf einem kleinen Trampelpfad auf das Fjell des Stora-Sjöfallets- und weiter bis in den Sarek-Nationalpark gelangen kann. Diesem kleinen Pfad folgte ich also:
Zunächst stieg der Weg recht zügig durch dichtes Gestrüpp auf etwa 800m an, bis schließlich die Baumgrenze erreicht war und ich mich auf einer Hochebene  wiederfand, wo der Trampelpfad auch endete und man sich fortan mit Karte und Kompass  zurechtfinden musste, was aber durch die durchweg gute Sicht kein großes Problem darstellte.
Nach nicht einmal einer Stunde auf dem Fjell, begegnete mir das erste Rentier, dem wenig später weitere folgen sollten. Als sich die ersten Gewitterwolken zeigten, war das Zelt aber ruckzuck aufgebaut. Gerade hineingekrochen, donnerte und blitzte es ganz gewaltig. Nach einer guten halben Stunde war der Spuk aber auch schon wieder vorbei.
Für den nächsten Tag hatte ich mir vorgenommen bis in den Sarek-NP vorzustoßen. Dazu war es nötig die Brücke über den Guhkesvakkjakka zu finden, welcher gleichzeitig die Nationalparkgrenze darstellt. Nach einigen schweißtreibenden Stunden bei schönstem Wanderwetter konnte ich von einen Bergrücken aus von oben erleichtert die Brücke ausmachen. Danach mussten noch ein paar kleinere Bäche durchwatet werden und schon konnte das Abenteuer Sarek beginnen!
Prompt zeigten sich auch die ersten Regenwolken, zunächst blieb es jedoch noch trocken. Der erste etwas längere Aufstieg wurde sogleich mit einem atemberaubenden Ausblick auf die Gipfel und Gletscher des Sarek belohnt. In der Ferne konnte ich bereits den Bjerikjaure erkennen, an welchem ich am Abend campieren sollte. Wieder begegneten mir einige Rentiere. Im Tal konnte ich sogar eine Herde mit sicherlich 50 Tieren ausmachen. Der erwartete Regen setzte kurz darauf ein. Während einer kleinen Regenpause baute ich schnell mein Zelt mit traumhaften Ausblick auf den erwähnten Bergsee auf. Nachts schreckte ich wiederum durch ein Gewitter auf, welches das vorherige an Heftigkeit sogar noch um Einiges übertraf.
Leider nicht ganz trocken musste am nächsten Tag das Zelt wieder zusammengepackt werden. Die Sicht war heute leider nicht mehr ganz so gut, wie an den beiden Tagen zuvor, was die Routenfindung nicht leichter machte.
Hatte ich gegenüber den beiden Schwedinnen, die mich freundlicher Weise bis nach Suorva mitnahmen und sich recht besorgt zeigten ("Sarek is nothing to play with, my friend"), noch großspurig behauptet, dass  ich schon wüsste, was ich da tue, war ich mir an diesem Morgen meiner Sache doch nicht mehr ganz so sicher. Ziel war es am heutigen Tage nämlich, auf  einen der wenigen Pfade zu treffen, welche den Sarek durchziehen und die auf meiner Wanderkarte verzeichnet waren.
Früh morgens gings zunächst noch trockenen Fußes los. Nach etwa einer Stunde begegneten mir die ersten Menschen, die ich seit zwei Tagen zu Gesicht bekam: Ein schwedisches Ehepaar mit ihrer Tochter, die sich per Helikopter in den Sarek hatten einfliegen lassen und ebenfalls auf Wanderschaft gehen wollten.  Es tat gut, sich mal wieder mit anderen Menschen auszutauschen und so suchten wir gemeinsam eine geeignete Stelle, um den nächstgrößeren Fluß zu durchqueren. Doch schon bald trennten sich unsere Wege wieder. Die drei zog es nach Norden, mich dagegen nach Südosten entlang des gewaltigen Rapaädnö.
Unter wiederholter Zuhilfenahme des Kompass stieg ich den nächsten Bergrücken empor, sodass ich laut Karte nun bald auf den nächsten Bergsee in knapp eintausend Meter Höhe treffen sollte. Erleichtert stellte ich fest, dass ich bereits den zuvor erwähnten Trampelpfad gefunden hatte, der sich fortan berghochschlängelte.
Ein traumhafter Ausblick über das Rapadalen entschädigte für die Quälereien des Aufstiegs. Nur schade, dass das Wetter nicht mitspielte. Der Nieselregen hatte sich mittlerweile nämlich in Dauerregen mit stürmischen Wind gesteigert. Längeres Pausieren bot sich also nicht an und so kämpfte ich am Snawajaure entlangwandernd gegen die peitschenden Böen an.
Nach weiteren Stunden kam mir eine Wandergruppe aus Finnland entgegen, welche trotz des doch immer bescheideneren Wetters ihre gute Laune nicht verloren hatte und mich bestens gestimmt über meine geplante Route ausfragten.
Von nun an ging es stetig berab, bis ich nach einiger Zeit in das urwaldartige Dickicht gelangte, welches das Rapadalen umschließt. Mittlerweile war ich bereits ziemlich durchnäßt. Meine Trekkinghose war gegen stärkeren Regen wohl doch nicht gewappnet und auch die Ärmel meiner Mammut-Jacke hätte ich lieber vorher nochmals imprägnieren sollen.
Viele Plätze zum Campieren boten sich entlang des Weg derweil nicht. Und obwohl bereits recht erschöpft, musste ich notgedrungen noch eine weitere Stunde weitermarschieren bis ich endlich unweit vom Ufer des Rapaädnö mein Zelt aufschlagen konnte. Mittlerweile war ich am heutigen Tage bereits ziemlich genau 10 Stunden nahezu ohne Pause gewandert.
Freudig stellte ich mit einem Blick auf die Karte fest, dass ich durch den heutigen Gewaltmarsch bereits so weit vorangekommen war, dass ich bereits am morgigen Tag den Skierfe sowie die Hütten von Aktse erreichen konnte statt wie geplant erst in zwei Tagen. Gut so, denn mein Proviant hatte sich in der Zwischenzeit bereits merklich reduziert.
Um zu dem vielbeschriebenen Berg Skierfe zu gelangen, musste ich jedoch wieder den Pfad am Ufer des Rapaädnö verlassen und mir selbst einen Weg suchen. Da das Marschieren und die Orientierung  sich im unteren Dickicht doch recht schwer gestalteten, beschloß ich nach etwa einer Stunde links vom Weg abzuzweigen und an einem Fluß entlang auf etwa 1000m emporzusteigen. War ich erstmal aus dem dichten Buschwerk hinausgelangt, konnte ich mir erstmal mittels Kompass und Karte einen Überblick verschaffen, wo es denn nun weitergehen sollte und machte mich auf, weiter gen Osten zu marschieren. Ich konnte nur hoffen, dass diese Route auch wirklich einigermaßen begehbar war. Allzu viele Informationen hatte ich hierzu nicht und waren auch der Karte nicht zu entnehmen.
Menschen begegnete ich auch nicht mehr. Dafür liefen mir immer wieder Rentiere über den Weg. Einmal fand ich mich sogar nur 10-20m entfernt von einer auf mich zulaufenden Herde wieder, die mir anscheinend keine große Beachtung schenkte und direkt an mir vorbei von dannen zog.
Ein absolutes Highlight dieser Tour!!!
Erschwert wurde das ansonsten gute Vorankommen nur durch zahlreiche Flußdurchquerungen, welche zudem stets mit einigen Höhenmetern Abstieg und anschließendem Aufstieg verbunden waren, sowie das oftmalige Umgehen von Sumpfgebieten.
Als ich einer weitere Anhöhe passierte, konnte ich endlich den Gipfel des Skierfe in der Ferne erkennen, unterhalb dessen ich wieder auf einen sogar gekennzeichneten Weg treffen konnte.
Es war erst früher Nachmittag. Die grob geschätzten 10 km Fußmarsch sollten doch zu schaffen sein, dachte ich mir. Schier endlos wanderte ich daher und der Berg schien kaum näher zu kommen. Glücklicherweise hatte sich das Wetter zum Guten gewendet und wunderschöne Ausblicke hinab ins Rapadalen sowie auf die gegenüberliegenden Gipfel und Gletscher waren eine mehr als angemessene Belohnung für die Strapazen.
Es war bereits später Abend, als ich mich aufmachte die letzte Steigung hinauf zum Plateau unterhalb des Skierfegipfels emporzustiegen, was allerdings kein Problem darstellte, da es auch noch Ende Juli in diesen Breiten kaum wirklich dunkel wird.
Oben angekommen, traf ich sogleich auf eine Gruppe schwedischer Wanderer, welche vom Kungsleden aus kommend den Skierfe bestiegen hatten. Erleichtert, endlich wieder in Sicherheit zu sein und wieder auf andere Menschen zu treffen, plauderten wir eine Weile bis ich mich nach einem geeigneten Zeltplatz umsah.
Am nächsten Morgen (das Wetter war wiederum umgeschlagen und es fing an zu regnen), stieg ich dann schließlich zu den Hütten von Aktse ab, wo ich auch wieder auf den Kungsleden traf.
Der hiesige Hüttenwirt zeigte mir aber einen anderen Weg nach Osten, auf dem ich nach etwa 20 km Fußmarsch wieder in die Zivilisation gelangen konnte. Nach vier Tagen mit traumhaften Ausblicke empfand ich das Wandern auf einem Forstweg durch ein riesiges Waldgebiet doch als recht eintönig und ich war froh, als ich am Nachmittag endlich den besagten Wanderparkplatz erreichte, von dem aus ich wieder in die Zivilisation trampen konnte.
Alles in allem war der Trip durch den Sarek eine unvergessliche Erfahrung und einfach ein fantastisches Naturerlebnis. Es sollte aber jedem klar sein, dass man im Falle einer Verletzung oder Sonstigem völlig auf sich allein gestellt ist (was aber ja auch irgendwie den Reiz des Ganzen ausmacht), vor allem, wenn man wie ich allein unterwegs ist. Überdurchschnittliche körperliche Fitness und der gekonnte Umgang mit Kompass und Karte sollten Grundvoraussetzung für eine solche Tour sein!

Tourengänger: hikrchris


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