der teufelsritt auf den hexenberg


Publiziert von nikizulu , 18. Februar 2014 um 01:05.

Region: Welt » Slovakia » Oravské Beskydy
Tour Datum:16 Februar 2014
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT3 - Anspruchsvolle Schneeschuhwanderung
Wegpunkte:
Geo-Tags: SK   PL 
Zeitbedarf: 2 Tage

fact sheet:

schneeschuhtour auf den ribu babia hora 1725m (prominenz 1075m) in den oravské beskydy.

in der nacht 15.-16.02.2014; im alleingang.

anfahrt per ÖV; start im ort oravská polhora; auf- und abstieg via chata slaná voda; gipfel am 16.02.2014 erreicht.

guter harsch ab start; fernsicht.

wanderinfos: http://www.summitpost.org/babia-gora/153950
wanderkarten: VKÚ blatt 102 "orava, beskid żywiecki", SHOcart blatt 1086 "oravská magura"
wetterbericht: http://www.shmu.sk/sk/?page=1&id=meteo_gpredpoved_sk
lawinenbericht: http://stary-gopr.velacms.pl/avalanche/en/3
bahn- und busfahrplan: http://cp.atlas.sk/vlakbus/spojenie/
sprachführer: reiseknowhow: kauderwelsch slowakisch wort für wort

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tourenbericht:

etwas mehr als 4 jahre nach dem kurztrip in die nízke tatry, der meine goldenen zeiten der abenteuerlichen bergfahrten abseits der schon komplett ausgetretenen pfade eingeleitet hat (siehe zb die tourenberichte http://www.hikr.org/tour/post40615.html und http://www.hikr.org/tour/post45357.html !), also back to the roots, im hochwinter im alleingang nach nordosten, in die slowakei.

der ribu (zur erklärung, was es damit auf sich hat, siehe http://issuu.com/oetk/docs/oetk_magazin_4-2012/8 !) babia hora (slowakisch für hexenberg; polnischer name babia góra) soll es werden, ein an sich recht friedlicher berg in den beskiden, der von wien ungefähr so weit entfernt ist wie oberkärnten; so weit, so unspektakulär, wenn ich nicht, weil die hütte markowe szczawiny, die auf der polnischen seite auf halber höhe vom berg steht, schon komplett ausgebucht war, spontan beschlossen hätt, halt eben direkt von wien anzufahren, die nacht durchzugehen und so zum sonnenaufgang am gipfel zu stehen; - bei vollmond; im februar; allein; in den karpaten.

von den eltern vor werwölfen gewarnt, von freundin und freunden für einigermassen durchgeknallt befunden, und mit den miti ladini delle dolomiti, in denen die gefahr nicht von wölfen, bären und luchsen, die es auf der babia hora allesamt gibt, sondern von den fiesen murmeltieren (die es dort nicht gibt), ausgeht, im gepäck, fahr ich also - wie dekadent! - am samstag nachmittag gemütlich über bratislava und den umsteigebahnhof kral'ovany an den ausgangspunkt der tour, nach oravská polhora; wenig überraschend liegt ab der marchbrücke der österreicher/innen-anteil im zug bei 5%; ab bratislava bin ich dann der einzige nicht-slowake auf weiter flur; - ein hauch von abenteuer also, auch wenn die zeiten, in denen man in der slowakei mit den einheimischen leichter als hierzulande zum tratschen anfangen konnte, dank des siegeszugs von smartphone und laptop, auf die bei hin- und rückfahrt alle mitreisenden wortlos gestarrt haben, offenbar vorbei sind.

um 21:34 stolper ich also aus dem letzten kleinbus, setz mir die haube auf (der winter ist allerdings in diesem jahr auch in den beskiden ein witz) und marschier schnurstracks auf den berg zu; es liegt schnee - aber nur wenig - der vollmond leuchtet alles super aus, die 2 slowakischen kaffees wirken, ich komm also rasch voran und bin mir bald sicher, dass nix mehr schiefgehen kann.

knapp nach mitternacht erreich ich einen hölzernen unterstand, in dem die obligatorische dose heinz gebackene bohnen in tomatensauce gekocht wird, bevor ich noch knapp 2 stunden vor mich hin dös, damit ich nicht zu früh am gipfel ankomm; dann weiter durch den wald, der natürlich, wenn es im eigenen kopf nicht spukt und irrlichtert, ein ort ist, an dem man sich gefahrenlos bewegen kann, hinauf auf eine grosse lichtung (auf der übrigens einige der berühmten aufnahmen des in-die-ferne-schauenden karol wojtyła gemacht worden sind).

hier entfaltet sich dann auf einen schlag das ganze fantastische spektakel: im südwesten der gleissende vollmond, der die fast 1000m tiefer gelegenen felder der orava-region ausleuchtet; im südosten am horizont die bergkette der vysoké tatry mit dem gerlachovský štít, dem höchsten karpatenberg; - und dann geht im westen die venus auf, hinter der es dann rasch zu dämmern beginnt; ich merk, die zeit beginnt zu drängen, ich hetz den baumlosen hang hinauf, abwechselnd hoch zu den 3 miteinander konkurrierenden gestirnen und auf die zu überwindenden schneeverwehungen blickend; hinauf auf den kamm, im norden öffnet sich die aussicht auf das noch in ziemlicher finsternis liegende polnische karpatenvorland, und dann wird der blick nach osten frei, wo sich die sonne durch die blutrote morgenbewölkung kämpft; "porca puttana!" schnauf ich bei der ankunft am gipfel - wo schon 6 polnische bergsteiger/innen stehen, die den kürzeren weg von der szczawiny-hütte genommen haben; denen ist das natürlich - klassisch polnisch - komplett wurscht, welcher merkwürdige niemiec da heraufgestapft kommt; kein gruss, kein gar nix ... naja ...

alte bergsteigerweisheit: beim abstieg gehen mehr leute drauf als beim aufstieg; also vorsichtig, aber rasch rückzug über den aufstiegsweg; kurz vor 12:00 bin ich zurück am ausgangspunkt der tour, weitere 7 fade stunden mit schweigenden menschen in bussen und zügen später steig ich in bratislava in den triebwagen, der mich heim bringt; eine 20-köpfige arabische gruppe spricht deutsch, slowakische skins fotografieren sich stolz gegenseitig ihre von der letzten nacht blutunterlaufenen augen, der österreichische schaffner meint: "ich kann Ihnen kein ticket machen, die maschine ist kaputt, fahren's einfach mit!", ich grins, ruf zu haus an, und fahr in meiner lieblingssprache schnatternd und gestikulierend durch den regen über das finstere marchfeld heim nach wien.

Tourengänger: nikizulu


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